Blog-Software Ghost: Ein Blick hinein
Gestern haben wir euch hier bereits von der neuen Blog-Software Ghost berichtet, die mit großem Vertrauensvorsprung durch Kickstarter finanziert worden ist. Ziel ist eine Alternative für alle Interessierten gegenüber WordPress zu schaffen, die vor allem das Ziel haben Inhalte schnell zu veröffentlichen und keine überladene Lösung benötigen.
Den öffentlichen Start habe ich genutzt um mir einmal näher anzuschauen, welche Funktionen Ghost aktuell bereits besitzt und ob es in absehbarer Zeit tatsächlich zu einer beachtenswerten Alternative gegenüber dem derzeitigen Platzhirsch WordPress aufsteigen kann.
Erster kleiner Nachteil für alle, denen bereits die Installation in den Fingern juckt: John O’Nolan hat sich bei der zugrunde liegenden Technologie für Node.js entschieden, während WordPress auf PHP setzt. Relativ günstige Standard-Hosting-Pakete können demzufolge nicht mit Ghost installiert werden, auch wenn es einige wenige Ausnahmen geben wird.
Es ist aber nicht so, als wäre diese Problematik nicht bekannt und so gibt es von der Firma Bitnami fertige Installationsdateien für euer lokales System, VMware oder die Möglichkeit es einfach bei Amazon oder Windows Azure zu installieren.
Es wird laut Ankündigung weitere Hosting-Anbieter geben, die fertige Installationen anbieten. Wer genug technisches Wissen besitzt kann es sich natürlich nach der offiziellen Anleitung selbst installieren – kein Hexenwerk, aber für viele zu umständlich.
Ist die Hürde der Installation geschafft geht es an die Einrichtung des Benutzers. Die bereitgestellten Installer fragen Benutzername/Passwort direkt ab, ansonsten kann man ihn aber auch über http://server/ghost/signup anlegen. Auch hier direkt eine Einschränkung für größere Blogs: Mehrere Benutzer bzw. mehrere Autoren sind aktuell nicht möglich, steht aber zumindest auf der Liste der geplanten Funktionen.
Die Kernfunktionalität für das Schreiben der Beiträge funktioniert dafür sehr gut. Ich bin Fan von Markdown und schreibe gelegentlich einige Blogposts in der leicht erlernbaren Auszeichnungssprache. Leicht lesbar, plattformunabhängig, einfache Syntax sind einige Vorteile, die in Ghost die Grundlage für alle Beiträge darstellen. Niemand braucht allerdings große Sorgen zu haben, wenn er noch kein Markdown kann. Direkt im Editor gibt es eine Erklärung inklusive einer praktischen Erklärung der belegten Tastenkürzel.
Besonders wichtig sind mir Links einfügen, welche direkt beim Kopieren in klickbare Links umgewandelt werden, sowie das Bilder einfügen. Fügt einfach einen Platzhalter für das Bild per Strg + Shift + I ein und dann könnt ihr, wie es heutzutage üblich ist, per Drag & Drop das Bild in den Editor ziehen und Ghost lädt das Bild automatisch hoch. Die Livevorschau auf der rechten Seite aktualisiert sehr schnell und gibt dadurch einen guten Eindruck vom späteren Beitrag.
Ein größerer Makel ist mir noch bei Videoeinbettungen von YouTube oder Vimeo aufgefallen. Zwar funktioniert der Einbettungscode im Editor, veröffentlicht man den Beitrag ist das Video verschwunden, was auch auf der langen Liste der geplanten Funktionen in der Zukunft steht.
Weiterhin muss man aktuell u.a. verzichten auf:
- Beiträge planen
- automatische Sicherung + offline arbeiten
- Versionskontrolle
- SEO-Einstellungen
- Featured Posts auf der Startseite
- Mehrsprachigkeit
- Suche
Hier wird schnell klar, dass wohl die wenigsten bei dem derzeitigen Stand ihre Blogs migrieren werden, dafür fehlt zumindest mir noch zu viel an Funktionalität. Aber natürlich steht man auch erst ganz am Anfang und sollte dem Projekt eine Chance geben. Jeder kann dazu beitragen Ghost zu verbessern und Pull Requests auf Github einreichen.
Die allgemeinen Einstellungen sind ebenfalls noch relativ übersichtlich, für eine schlanke Alternative aber wohl für viele ausreichend. Ihr könnt ein Blogtitel und eine Beschreibung angeben, sowie ein Logo und ein Coverbild für die Startseite hochladen. Ebenfalls sind die angezeigten Beiträge pro Seite einstellbar.
Unten habt ihr noch die Option zur Auswahl eines Theme, allerdings ist in der Standardinstallation nur casper vom Entwickler auswählbar. Selbstverständlich können eigene Themes entwickelt werden, es gibt sogar einen Marktplatz mit fertigen Themes – sowohl gratis als auch kostenpflichtig. Die Auswahl ist aber noch sehr spartanisch.
Zum Abschluss gibt es noch die persönlichen Einstellungen. Dort findet man die erwarteten Optionen, einer kurzen Biographie, Webseite, Ort und die Möglichkeit sein Passwort zu ändern.
Zusammenfassend gefällt mir Ghost trotz der vielen fehlenden Funktionen gut. Bisher verwendete ich für Blogposts mit Markdown eine Kombination aus Lightpaper für Android und Sublime Text am Desktop. Für eine echte Alternative zu WordPress fehlt noch einiges, die aktuelle Roadmap geht zumindest in eine konkrete Richtung und ich werde die weitere Entwicklung aufmerksam beobachten.
Möchte hier mal kurz Widersprechen, es gibt durchaus günstige Hosting – Lösungen. http://www.uberspace.de, pay what you want und auch nodes.js möglich. Ja ich bin ein Fanboy 🙂
Ich finde Mou sehr schön für Markdown.
Ich kann die technische Entscheidung für node.js ein Stück weit nachvollzogen . damit bleibt das Ding aber definitiv in der Nerd-Ecke, statt zum Universal-Blogsystem aufzusteigen, und teilt das Schicksal vieler ambitionierter Ruby- Python. Oder sonst was Projekte. Der Einsteiger hat Domain und Webspace beim Massenhoster, und da gibts PHP. Alles andere erfordert Klimmzüge. Das Hosting-Angebot ist da gut gemeint, hilft aber nicht wirklich – wo ist dann der Unterschied zu Blogger oder wordpress.com?
Habe gestern ebenfalls Ghost mit Uberspace aufgesetzt. Node.js ist vorinstalliert und 3 Tutorials für die Installation im Wiki des Webhosters verlinkt.
Was jedoch für den Produktiveinsatz am wichtigsten ist: Statische Seiten. Schließlich benötigen wir in Deutschland ein Impressum.
Habe versucht einen statischen Link in den Footer einzubauen, auch Canonical-Tag für den Header, aber anscheinend erkennt Ghost die geänderte Datei nicht. Neu starten? Vielleicht. Kann ich nur grade nicht testen.
Ich bin der gleichen Meinung, wie Zaphod_42.
Einen PHP-Webspace kann sich jeder in 3 Minuten schießen, aber ne Amazon EC2 Instanz oder uberspace bekommt der Standard-Smartphone-Nutzer nicht so schnell hin.
Außerdem liest man sehr schön in dem Artikel, dass der Funktionsumfang für Pro’s nicht reicht. Fazit:
Pro-User: bekommt die Installation hin, aber zu wenig Funktion
DAU: scheitert schon an der Installation
Also für mich ist mit meinen momentanen Ansprüchen ein selbst gehostetes (auch kostenloses) Blog einfach zu aufwendig. Egal ob WP oder sonst wo. Und wem es da ähnlich wie mir geht, wird vermutlich jeder Zeit zu Blogger, WP und Konsorten greifen. Denn kostenlos auf WP-Servern zu hosten und dennoch einen gewissen Funktionsumfang zu haben, der sofort einsatzbereit ist, ist zumindest für mich optimal. Und ich glaube, es gibt noch mehr Menschen, die eher meine Ansprüche, Anforderungen, Bedürfnisse haben, als professionelle Blogger, die vielleicht sehr darauf angewiesen sind, möglichst schnell einen Beitrag zu veröffentlichen.
Für mich ist mein Blog auf den WP-Servern jedenfalls genau das richtige. Und auf dieser Basis werde ich sicherlich auch nicht das System wechseln, sollte sich für mich der Aufwand einer ‚Expansion‘ meines Blogs ergeben. Damit stehe ich dann sicherlich auch wieder nicht alleine da.
Klasse Artikel. Sehr sinnvoll, denn ich denke, gerade im jetzigen Stadium von Ghost macht es kaum Sinn, es sich selbst zu installieren. Zu groß der Aufwand, zu gering der Nutzen.
Zaphod_42 hat in jedem Fall Recht. Vergleichen wir Ghost mit WordPress, könnte man eine WordPress-Installation einem Affen beibringen. Ich finde auch den kommerzeillen Gedanken hinter Ghost etwas blöd. Sicher ist die Software selbst kostenlos, aber was zur Hölle haben „Premium-Themes“ in ’nem Start-Up-Projekt zu suchen? 🙂
Das Markdown könnte man sicher portieren, damit ist Ghost für mich redundant.
Ich denke dass Node.js derzeit das Kriterium sein könnte wenn es um die Verbreitung von Ghost gehen könnte… – oder andersrum – der Erfolg von WordPress liegt u.a. auch an der leichten Verbreitung durch PHP… – denn das hat jeder Hoster eigentlich mittlerweile im Standart-Basis-Billig-Version vorhanden…
Es gibt ja auch Alternativen zu WordPress, die auf PHP basieren. Textpattern würde mir da z.B. einfallen. Warum es letztlich WordPress wurde? Kann ich nicht beantworten.
Damit solch Entwicklungen wie Node.js Verbreitung finden braucht es aber auch Software auf dem Markt, die darauf baut. Deshalb ist es dann halt auch positiv, wenn ein alternatives Projekt auf alternative Techniken aufbaut und eben nicht wieder PHP als Basis nimmt. Denn weitere PHP-Plattformen braucht es am Markt dann halt auch nicht.
Und so extrem schwer wäre die Installation dann plötzlich auch nicht mehr, wenn Webhoster halt auch Node.js vorinstalliert anbieten würden. Zumal ja auch Installer geplant sind…
Wobei Nodes.js allein von der technischen Seite her schon sehr interessant ist.
Wer das ohnehin schon am laufen hat und einsetzt, für den könnte Ghost durchaus eine alternative zu WP darstellen. Als Blog Neuling finde ich das sehr interessant, da mir WP überhaupt nicht gefällt. Aber nun habe ich meine eigene Software dafür benutzt. Ist also ohnehin zu spät 🙂
Mein Kollege Daniel Hüsken hat grad mal was zur Installation unter Windows geschrieben, und was es dabei besonderes zu beachten gilt (steht direkt im oberen Teil)
http://marketpress.de/2013/ghost-installation-unter-windows-tipps/
Vielleicht hilft es dem ein oder anderen
Mann kann’s auch vom Anbieter oder von den Partner hosten lassen, mit eigener Domain. Viele die Berührungsängste vor node.js haben werden auch kaum ne PHP-Software selbst aufsetzen, auch wenn die einfacher zu finden sind.
Daumen hoch für Arne!
Eine weitere WordPresse-Alternative ist Nibbleblog: http://chamaeleonmedia.ch/allgemein/wordpress-alternative-ohne-datenbank-nibbleblog/
Es läuft ohne Datenbank und ist wirklich schlank. Schade, daß im obigen Artikel nicht zu erfahren ist, ob Ghost eine DB braucht.
Nibbleblog nutze ich auch und bin völlig zufrieden damit. Keine Ahnung, ob Ghost eine Datenbank benötigt oder nicht. Wäre aber interessant zu erfahren, ohne jetzt Stunden lang Google befragen zu müssen!