Be My Eyes: Diese App hilft oder macht euch zum Helfenden

In den USA macht sich gerade eine Non-Profit-App (zudem Open Source) aus Dänemark auf den Weg in die Herzen der Menschen. Was sie macht, ist wirklich eine schöne Sache, denn sie möchte Menschen mit Sehbehinderung helfen. Zwar bringen heutige Smartphones schon gute Hilfen mit, um diesen Menschen eine Nutzung zu ermöglichen, doch ab und an ist ein menschliches Auge als Hilfe sicherlich einfacher.

Be my Eyes ist quasi ein Netzwerk aus Menschen, die keine Sehbehinderung haben und solchen, die eine haben. Benötigt der Mensch mit Sehbehinderung Hilfe, dann kann er per Klick auf einen Button einen Videochat initiieren. Hierbei werden immer Menschen ohne Sehbehinderung mit denen verknüpft, die gerade Hilfe benötigen. Das Smartphone wird dabei zu den Augen, die der Mensch mit Sehschwäche derzeit benötigt.

Be My Eyes_Credits Emil Jupin

Der Sehende sieht also via Videochat die Umgebung des anderen und kann helfend zur Seite springen. Das können diverse Sachen sein, zum Beispiel das Lesen eines Plans im Bahnhof oder das Eruieren, ob die Milch sauer ist. Für mich haben die Macher und Helfer einen satten Schwung Karmapunkte im Leben verdient und ich wünschte mir noch mehr Apps, die das Leben einfach besser machen und vereinfachen. Bislang ist die App für iOS zu haben, knapp 10.000 Menschen stehen 915 Menschen mit Sehschwäche zur Verfügung.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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16 Kommentare

  1. Schöne Sache. Man denkt ja immer, dass es eigentlich keine wirklich innovativen neuen App-Ideen geben könnte.

    Und bevor es wieder losgeht: iOS hat unbestreitbarerweise hervorragende Unterstützung für Menschen mit Behinderungen, da ist es naheliegend, dass diese Platform hier den Vorzug bekommt. Android Support kommt bestimmt bald hinterher.

  2. „Hierbei werden immer Menschen mit Sehbehinderung mit denen verknüpft, die gerade Hilfe benötigen.“ Ich glaube da ist ein Fehler drin.

  3. @Jemand: ist schon fixed

  4. Die eigentliche App wird ja im Video kaum gezeigt, ist denn auch vorgesehen, dass man seine Sprachpräferenzen eingibt? Weil 10.000 englischsprachige Helfer bringen einem nicht des Englischen mächtigen genau so viel wie gar keiner… 😉

    Jedenfalls eine sehr interessante Idee; wäre z.B. eines der wenigen Dinge, die ich mir für Glass vorstellen könnte.

  5. Habs auch gestern schon installiert, mal sehen wann der erst „Anruf“ reinkommt. Bin gespannt und hoffe helfen zu können.

  6. @borsti67: die App erkennt auto. deine Systemsprache und verbindet dich nur mit Anfragen gleicher Sprache. Du kannst manuell aber mehr Sprachen hinzufügen.

  7. name nachname says:

    natürlich ist die app an sich eine sehr schöne idee…viel schöner an der ganzen sache finde ich, dass diese non-profit-orientiert und open source ist…es gibt sie scheinbar doch noch, die guten menschen, die einfach helfen, ohne finanzielle hintergedanken…wobei sich das leider heutzutage auch kaum einer mehr leisten kann, da leistungsdruck immer größer und die gehälter immer kleiner werden…

  8. @name nachname: Das ist aber ein ziemlich verallgemeinerte Aussage zu den Gehältern. Ich will gar nicht bestreiten, dass wir dahingehend Probleme habe, gerade im Niedriglohnsektor.
    Alle Menschen in meinem Umfeld, die zum Erstellen so einer App fähig sind, haben aber defintiv kein Problem mit sinkenden Gehältern.
    Es hilft auch dem Kampf gegen soziale Ungerechtigkeiten nichts, wenn man immer so tut, als ginge es allen Menschen immer schlechter. Gerade das ist ja nicht das Wesen der sozialen Ungerechtigkeit. Es spricht aber nichts dagegen, dass das auch Menschen mit guten Gehältern schlecht finden.

  9. name nachname says:

    @matthias…evtl. gibt es mehr chancen im it-sektor, was höhere oder gleichbleibende gehälter, sowie relativ sichere arbeitsplätze angeht. doch in den meisten, „normalen“ berufen sieht es da meist schon anders aus. pflege, handwerk, einzelhandel, bürojobs, kuriere..diese berufsgruppen kämpfen mit immer niedrigeren löhnen und immer mehr steigendem jobabbau..zum teil in einigen bereichen natürlich auch aufgrund der it, da nun eine person den job von 3 übernehmen kann (dies geht schon seit über 10 jahren so)…

    für junge menschen ist apps zu programmieren etc. pp vielleicht sogar ne gute sache, aber sag das doch mal einem 50 jährigen, der zu einer zeit gelernt hat, in der es mit der it halt nicht so weit war, dass er, um selbst im jobsektor wettbewerbsfähig zu sein, eine neue ausbildung mit anschließendem studium machen sollte…dieser mensch, der wahrscheinlich seit über 30 jahren in die sozialkassen eingezahlt hat etc.pp müsste jetzt nicht nur einen schweren weg gehen, sondern dabei auch noch seinen über 30 jahre lang erarbeiteten lebensstandard aufgeben und stark einschränken…usw. usf.

  10. name nachname says:

    @matthias..

    weil es einer berufsgruppe (it´lern) besser oder gleichbleibend geht, darf man nicht vergessen, dass es in den meisten berufsgruppen massiven jobabbau, sowie niedrigere löhne als früher gibt…büroangestellte, kurierfahrer, pflegekräfte, einzelhandelskaufleute etc. kämpfen seit jahren mit jobangst und niedrigeren löhnen..

    von daher kann man schon von steigendem leistungsdruck bei niedrigeren gehältern sprechen, was den gesamtgesellschaftlichen zustand angeht…

    auch durch die it gibt es bereits einige berufsgruppen gar nicht mehr…sag doch mal einem 50 jährigem, dessen job heute eine maschine oder ein computer macht oder dessen job eingespart wurde, weil nun einer den job von 3 machen kann, der 30-35 jahre lang gearbeitet und in die sozialkasse eingezahlt hat, dass er doch nochmal eine ausbildung machen oder studieren sollte, um auf dem arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu sein. das er seinen sich in den 30-35 jahren erarbeiteten lebensstandard halt zurückschrauben soll, um sich ein studium leisten oder vom azubi-gehalt leben zu können.

    wie dem auch sei..es geht ja hier eigentlich um die app, die eine gute sache ist!

  11. Alles super, leider liegt der App ein „Denkfehler“ zu Grunde, zumindest langfristig gesehen. Menschen mit Behinderungen bestehen zur Recht darauf, dass wir unsere Umwelt so gestalten, dass sie die Hürden selbstständig meistern können – gerne auch mit technischer Hilfe. Bei der App ist es z.B. so, dass ein Hilfesuchender ständig abwägen muss, ob sein aktuelles Problem wirklich so bedeutend ist, das man damit einen anderen Menschen damit „belästigen“ muss.

    Man könnte eine App bauen, mit deren Hilfe sich körperlich starke Menschen aus der näheren Umgebung herbeinavigieren lassen, um z.B. einen Rollstuhlnutzer Treppen hochzutragen. Allerdings würde dann für Hausbesitzer der Druck wegfallen, den Zugang barrierefrei zu ermöglichen („Wieso, geht doch auch mit ne App“) und es bestünde weiterhin eine App(!)hängigkeit von anderen Menschen (und was, wenn mal keine starken Appnutzer in der Umgebung sind oder nach einiger Zeit schlicht die Schlepplust verlieren?) – so wird das nichts mit der Integration 🙁

    Die Lebenswelt muss möglichst barrierefrei gestaltet werden, die beschriebene App ist letztlich auch nur eine (menschliche) Krücke die Menschen mit Behinderungen in Abhängigkeit belässt, statt Selbstermächtigung zu ermöglichen.

    Für eine Übergangszeit bis zur idealen barrierefreien Welt vielleicht ein Kompromiss, allerdings mit der Gefahr, dass die Bereitschaft in Richtig Ideal zu gehen, nachlässt.

  12. @ str:

    zugegeben, deine argumente sind nicht gänzlich von der hand zu weisen, und ja – da gibt es sicherlich noch viel zu tun in sachen barrierefreie umgebung schaffen. aber was bitte nützt eine langfristige, strategische denkweise, wenn ein mensch mit behinderung gerade jetzt hilfe benötigt und die auch gerne in anspruch nehmen möchte?

    würdest du den rollstuhlnutzer vor der treppe stehen lassen mit dem hinweis: „da müssen sie sich halt beim architekten, hausmeister und bei der hausverwaltung beschweren…!“, damit die dann vielleicht nach einem oder drölf jahren investitions-, planungs- und umbau-phase dann vielleicht doch mal ne rampe da hin setzen? wenn überhaupt.

    selbstständigkeit ist ganz sicher und ohne zweifel ein aspekt von immenser wichtigkeit für menschen mit behinderung. aber genau so wie es hilfesuchende geben wird, die vermeintlich unsicher abwägen, ob sie mit ihrem problem einen wildfremden menschen behelligen oder besser nicht, wird es auch welche geben, die das prinzip verstehen und daher auch gerne nutzen (denn jeder der wildfremden menschen, die sich dort als helfer registrieren, helfen gern, sei das problem auch noch so geringfügig). ausserdem fällt es einem hilfesuchenden ggf sogar leichter, eine anonyme, fremde person per telefon um hilfe zu bitten, den plan am bahnhof zu lesen, als direkt einen vor ort anwesenden anzusprechen (der dort selbst hektisch zum nächsten gleis eilt und gar keine zeit hat zu helfen).

    ausserdem kann genau so eine app auch zusätzlich auf entsprechende mißstände aufmerksam machen, wenn die richtigen als multiplikatoren darüber berichten (wie cachy und co). inspiriert durch diese app und die auftretenden hilfe-fälle druckt der milchtüten-hersteller vielleicht seine haltbarkeitsdaten künftig auch per blindenschrifttauglicher prägung in den karton. vielleicht wird das angebot weiter ausgebaut von innovativen apps, die den hilfesuchenden blinden per gps, textausgabe und vibration zielsicher zu einem schalter im bahnhof navigiert, wo ihm geholfen werden kann, oder sein telefon erhält die infos per ibeacon / NFC / bluetooth und liest ihm den fahrplan vor?

    ich glaube nicht, dass allgemeine mißstände bei der barrierefreiheit durch das unterlassen von kurzfristiger hilfe im alltag verbessert werden. im gegenteil. daher halte ich diese app für wertvoll und mehr als einen kompromiss zur idealen barrierefreien welt (die es sowieso so nie geben wird – eher findet die medizin ein mittel gegen blindheit)…

  13. so, nach knapp 3 monaten mit dieser app kann ich ein erstes fazit ziehen: das ding ist richtig gut und sinnvoll. ich hatte etwas mehr als ein halbes dutzend anfragen von hilfebedürftigen. 3 oder 4 mal kam die verbindung nicht zustande, weil entweder ein anderer helfer die anfrage schneller entgegennehmen konnte, oder unter umständen meine internet-verbindung unterwegs mit 3g oder edge nicht ganz ausreichend war. aber 3 mal konnte die verbindung problemlos hergestellt werden (wlan oder LTE), bild- und tonübertragung funktionierten einwandfrei und ich konnte sehbehinderten menschen in unterschiedlichsten fällen helfen, zum beispiel bei der auswahl der richtigen gardrobe (der betroffene wollte die farbe des präsentierten hemdes wissen) oder ein anderer (nach eigener angabe geburtsblind) wollte sichergehen, dass er gerade eine flasche wasser in der hand hat und nicht ein anderes getränk. dazu kann man in der app gut erkennen, wie das netzwerk von blinden und sehenden immer weiter wächst. also ich halte nach wie vor diese app für eine geniale idee, freue mich, wenn ich helfen kann und habe den eindruck, dass sich die hilfebedürftigen auch sehr über den support freuen. daumen hoch.

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