Amazon Fire HDX 8.9 Testbericht: Amazons neuer Einkaufswagen in Tablet-Form

Dass Amazon in diesem Jahr sehr aktiv war, muss ich an dieser Stelle wohl niemandem erzählen. Nach der Einführung einer ganzen Reihe an Home-Entertainment-Geräten und einem Smartphone ließ Amazon seine bestehenden Steckenpferde – eReader und Tablets – nicht einfach links liegen, sondern machte bei den Produktpaletten einen verspäteten Frühjahrsputz.

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Um der zunehmenden Verwirrung bei der Kundschaft entgegenzuwirken, sollen fortan alle Entertainment-Systeme (zu denen auch die Tablets zählen) aus dem Hause Amazon den Namen “Fire” tragen und die eBook-Reader behalten den Namen “Kindle”. Klare Linien ziehen. Doch bis auf die Zugabe einer rückseitigen Kamera und einem leicht aufgeputschten Prozessor gibt es kaum Unterschiede zum aktuell rund 70 Euro günstigeren Vorgänger Kindle Fire HDX 8.9. Doch wie schneidet das aktuelle Modell an sich ab? Das lest Ihr in meinem Erfahrungsbericht zum neuen Fire HDX 8.9.

In diesem Power-Jahr von Amazon hat man sich das Wort “Premium” dick auf die Fahnen geschrieben. Nachdem man kürzlich einen Oberklasse-Kindle auf den Markt brachte, will Amazon nun mit seinem neuen Fire HDX 8.9 einen erneuten Angriffsversuch auf die bestehende Tablet-Konkurrenz wagen. So richtig vorankommen will das Tablet-Geschäft bei Amazon bislang ja nicht und ich bin, um es vorweg zu nehmen, auch nicht davon überzeugt, dass das neue Fire HDX 8.9 der Schlüssel zum Erfolg ist. Doch erst mal der Reihe nach.

Was steckt drin?

  • Display: 8,9-Zoll Full HD IPS-LCD (2560 x 1600, 339 ppi)
  • Prozessor: Qualcomm Snapdragon 8084 (2,5 GHz Quad-Core), 2 GB RAM
  • Grafikprozessor: Qualcomm Adreno 420
  • Speicher: 16 / 32 GB / 64 GB (nicht erweiterbar)
  • Kamera: Rückseite 8 MP mit LED-Blitz, Software-Bildstabilisierung / Blendenöffnung 5P f/2.2 / Front 720p
  • Betriebssystem: Amazon Sangria 4.0 auf Basis Android 4.4 KitKat
  • Akku: Bis zu 12 Stunden bei gemischter Nutzung / 18 Stunden nur lesen
  • Abmessungen: 231 mm x 158 mm x 7,8 mm, WLAN: 375 Gramm, WLAN + 4G LTE: 390 Gramm
  • Netzwerkunterstützung: 4G LTE / HSPA+ (3G)
  • Verbindungstechnologien: WLAN 802.11 a/b/g/n/ac, Bluetooth 4.0, A-GPS, USB 2.0
  • Farbe: Schwarz

Haptik und Optik

Auch wenn das neue Fire HDX 8.9 nicht den Rekord des dünnsten Tablets auf dem Markt einstellen kann, so ist es mit einer Dicke von gerade mal 7,8 mm auch kein wuchtiges Treibholz. Mit der Soft-Touch Oberfläche auf der Rückseite hat man zu jeder Zeit das Tablet fest im Griff und ich hatte nie das Gefühl, dass es mir jeden Moment aus der Hand fallen könnte. Die Rückseite ist mittlerweile Amazon-typisch zu den Kanten hin abgeflacht, was der Haptik einen weiteren dicken Pluspunkt gibt.

Zudem ist das Tablet mit 375 Gramm in der WLAN-Variante und 390 Gramm in der WLAN + LTE Variante sehr leicht, sodass längeres Lesen oder Filme schauen mit einer Hand kein großes Hanteltraining voraussetzen sollte. Ein nennenswert aber kaum bemerkbarer Unterschied: Das Vorjahresmodell war in der WLAN-Variante ein Gramm und das WLAN + LTE-Modell sechs Gramm leichter.

Die obere Leiste der Rückseite, auf der sich die Kamera und die Lautsprecher befinden, ist ebenso wie das zentrierte Amazon-Logo mit einer Klavierlack-Schicht überzogen. Das wertet optisch sehr gut auf und da das Tablet für den Landscape-Modus gemacht ist, muss man sich nicht um dauerhafte Fingerabdrücke sorgen. Solltet Ihr das Tablet jedoch bevorzugt im Portrait-Modus nutzen, so solltet Ihr euch am besten ein Microfaser-Tuch als Haustier halten.

Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist die Positionierung der Power- und Lautstärketasten auf der Rückseite auf Zeigefingerhöhe. Wer bereits das Vorgängermodell in der Hand hatte, dürfte diese zwar kennen, ich jedoch hatte bislang noch nicht das Vergnügen. Und nach einer kurzen Eingewöhnung ergaben die Tasten Sinn. Erst hatte ich Angst, ich würde die Knöpfe viel zu leicht aus Versehen betätigen, doch dem war nicht so, da sie einen guten Druckpunkt besitzen. Ein leichter Nachteil der Knöpfe ist jedoch, dass sie plan mit der Oberfläche sind, sodass sie oft schwer blind zu finden sind. Ein minimales Einlassen ins Gehäuse und eine bessere Trennung der Lautstärkeknöpfe hätte mir besser gefallen.

Die Front hingegen zeigt einem, dass Amazon das HDX 8.9 zur Benutzung im Landscape-Modus gebaut hat, denn die Frontkamera mit 720p-Auflösung sitzt zentriert auf der langen Seite des Bildschirmrahmens.

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Das Display

Das Display des neuen HDX ist ein IPS-Display mit wirklich großartigen Blickwinkeln. Hier verwäscht absolut gar nichts, selbst wenn man es extrem stark anwinkelt. Amazon hat sich vor allem Mühe gegeben, dass die Farbwiedergabe naturgetreu und realistisch wirkt und wirbt sogar mit einer 100% sRGB-Farbtongenauigkeit. Und ich muss sagen, Amazon übertreibt hier kein bisschen. Das Display ist eines der besten, das ich je vor mir hatte.

Zu dieser tollen Farbwiedergabe gesellen sich noch Spitzen-Bildkontraste und eine sehr hohe Bildschirmhelligkeit bei 400 cd/m². Klar spiegelt die Frontseite des Amazon Fire HDX 8.9, doch durch den Einbau von Polarisationsfiltern grenzt Amazon die Spiegelung sehr gut ein. Wenn man sich draußen bei hellem Tageslicht mit dem Tablet aufhält wird es sicherlich noch um einiges mehr spiegeln, aber durch den hohen Helligkeitswert und den verbauten Polarisationsfiltern ist das HDX 8.9 definitiv in der Lage den Bildschirm-Content problemlos erkennbar wiederzugeben.

Das neue Fire HDX 8.9 kommt erneut mit einem Full HD-Display daher, mit der zum Vorjahresmodell identischen Auflösung von 2560 x 1600 Pixeln und einer Pixeldichte von 339 ppi. Das Display ist gestochen scharf und eigentlich macht es Spaß hierauf Filme und Bilder anzusehen oder sogar Games zu spielen.

Warum “eigentlich”? Nun, das HDX 8.9 hat ein dickes Manko und das sind die Touch-Sensoren unter dem Display. Diese sind leider auch aus normaler Betrachtungsentfernung viel zu gut zu erkennen und machen mich rasend. Zunächst dachte ich, dass ich es irgendwie hingekriegt habe, viele kleine Mikro-Kratzer auf das Display zu bringen, doch bei genauerer Betrachtung sah ich dann die vielen kleinen punktuellen Sensoren unter dem Display. Vor allem bei weißen Hintergründen oder App-Icons waren sie zu sehen und das ist ein absolutes No-Go und hat mir die ansonsten tadellose Erfahrung mit dem Display gehörig versaut.

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Der Akku

Amazon tut sich in seinen Marketing-Texten gehörig schwer eine klare Angabe zu der genauen Akku-Kapazität zu machen. Dies scheint man sich bei Apple abgeguckt zu haben und nennt daher lediglich eine Akku-Laufzeit. Diese soll bis zu 12 Stunden lesen, über WLAN surfen, Videos schauen oder Musik hören aushalten und bis zu 18 Stunden Akku-Laufzeit, wenn nur gelesen wird. Da ich es genau wissen wollte, habe ich den Akkutest via PCMark for Android angestellt.

Dabei habe ich WLAN die ganze Zeit eingeschaltet gelassen und die Bildschirmhelligkeit auf 50 Prozent gestellt. Schließlich erhielt ich ein Testergebnis von 8 Stunden und 48 Minuten. Hierbei muss beachtet werden, dass der Test nicht nur Surfen und Lesen emuliert, sondern auch Bildbearbeitung, Filme und Co. Kein schlechter Wert und sogar über dem, den das HTC Nexus 9 bietet – doch dazu werdet ihr sicherlich bald im Test von Caschy etwas lesen.

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Performance

Das neue Fire HDX 8.9 hat ein kleineres Prozessor-Update erhalten. Werkelte im letzten Jahr noch ein Qualcomm Snapdragon 800 mit einer Adreno 330 Grafikeinheit im Kindle Fire HDX 8.9, so sorgt im neuen Fire HDX 8.9 im Jahr 2014 mit einem Snapdragon 8084 und einer Adreno 420 Grafikeinheit für die nötige Power. Und während die Differenz für den Nutzer wohl eher marginal bemerkbar sein dürfte, so kann man sich sicher sein, dass beide Geräte einen großartigen Job leisten.

Während meiner gesamten Nutzungsdauer des Fire HDX 8.9 habe ich keinen einzigen Ruckler erlebt und jedes Spiel und jede App, die ich auf das Teil geworfen habe lief ohne Framedrops, Laggs oder ähnliches. Hier hat Amazon die Software sehr gut rundgeschliffen und mit der Hardware abgestimmt. Käufer dürften hierbei ihre wahre Freude haben.

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Die Kamera

Da Amazon dem Fire HDX 8.9 eine 8 Megapixel Rückkamera spendiert hat, nehme ich diesen Punkt mit auf. Jedoch sollte man keine Freudensprünge machen, denn die Kamera ist lediglich Mittelmaß. Ich packe hier mal Testbilder der Kamera rein, nur damit Ihr sehen könnt, womit Ihr es zu tun habt. Die Frontkamera gibt ebenfalls kein besseres Bild ab. Aber wie so oft sei gesagt: Für ein Videotelefonat via Skype dürfte es seinen Zweck erfüllen.

Videaufzeichnungen sind ebenfalls mit beiden Kameras möglich. Während die Rükseite in 1080p auflöst, nimmt die Frontkamera Filme in 720p auf.

Software und Besonderheiten

Amazon setzt seit jeher auf Android als Grundgerüst für seine Eigeninterpretation von User Interface, das in der vierten Version “Sangria” gerufen wird.

Sangria bringt ein paar tolle Features mit sich, wie zum Beispiel ASAP. ASAP (Advanced Streaming and Prediction) sorgt für ein nahtloses Starten von Filmen und Serien aus dem Prime Instant Video-Katalog. ASAP lernt aus den Nutzergewohnheiten und erkennt intelligent, welche Vorlieben man bei Filmen und Serien hat. Dieser Algorithmus erkennt also, welcher Film mich wohl interessiert und ich möglicherweise im nächsten Moment angucken möchte und puffert diesen Film vor.

X-Ray ist ein Second-Screen und Info-Zentrale für Filme und TV-Serien. Sobald der Film läuft, tippe ich auf den Bildschirm und an der linken Seite werden mir live die Schauspieler und Musiktitel angezeigt, die gerade zu sehen sind. Wenn man aber beispielsweise auf dem Fire TV oder der Playstation einen Film via Instant Video ansieht, so kann man sein Fire HDX 8.9 als Second Screen nutzen, ohne das Filmerlebnis mit On-Screen-Menüs zu beeinträchtigen.

Auch kann man den aktuell laufenden Film zwischen den Bildschirmen duplizieren. Man kennt das ja: Ein spannender Film läuft und das Popcorn ist alle. Jetzt muss man an der spannendsten Stelle die Fernbedienung suchen, pausieren, in die Küche laufen und das Popcorn zubereiten. Dazwischen warten alle Personen darauf, dass der spannende Film endlich weiterläuft. Mit dem duplizierten Bildschirm läuft der Film synchron auf dem Tablet und dem Fernseher gleichzeitig, sodass einer das Popcorn zubereiten kann, ohne die anderen warten zu lassen oder selbst was zu verpassen.

Firefly ist ein Feature, das einige vielleicht schon bei der Vorstellung des Fire Phones gehört haben. Sieht man ein Produkt vor sich, kann man es leicht mit der Firefly-Funktion scannen. Wenn das Produkt erkannt wird, kann man es (natürlich) bei Amazon kaufen, wenn man möchte. Dabei ist es egal, ob das Produkt vor einem eine Dose Cola oder ein Gemälde ist. Wer schon mal die App Google Goggles benutzt hat, dürfte mit dem Prinzip vertraut sein. Gleiches gilt für Musik die gerade läuft, die Shazam-ähnlich via Firefly gescannt und gekauft werden kann.

Da das Fire HDX 8.9 als Familien-Tablet gedacht ist, kann man über das FreeTime-Feature Einschränkungen für Kinder einfügen. So müssen die Kids beispielsweise eine bestimmte Anzahl an Seiten eines Buches lesen, bevor sie Zugriff auf die Kinderserien auf Amazon Prime Instant Video erhalten.

Fazit

Bei der Nutzeroberfläche scheiden sich die Geister. Ich persönlich tue mich, trotz der aufgeräumten Struktur, relativ schwer verschiedene Menüs oder Funktionen einfach zu finden.

Einer der größten Vorteile eines Fire-Tablets besteht für mich darin, dass Amazon Prime Instant Video in das System eingebacken ist und ich meine Filme und Serien sogar für unterwegs offline in Full HD-Qualität speichern kann, sodasss ich auf keine Datenverbindung angewiesen bin. Die restlichen Services von Amazon wie den Cloud-Speicher nutze ich nicht.

Auch wenn das Display des neuen Fire HDX 8.9 knackig, scharf und hell ist, so ist die Sache mit den sichtbaren Touch-Sensoren ein dicker Minuspunkt bei mir, über den man nicht einfach so hinweg sehen kann.

Wer seit längerem mit dem Ökosystem von Amazon verheiratet und mit diesem zufrieden ist, wird auch sicherlich mit dem Fire HDX 8.9 glücklich werden. Denn so richtig Sinn ergibt das Tablet erst, wenn man auch Prime-Kunde ist und somit Zugang zur Amazon Kindle-Leihbibliothek sowie Amazon Prime Instant Video hat. Wenn keiner dieser Punkte auf Euch zutrifft, solltet Ihr einen Bogen um das Fire HDX 8.9 machen.

Zu guter Letzt steht noch der Preis im Raum. Die Minimalkonfiguration, bestehend aus 16 GB, WLAN only und MIT Werbeeinblendungen geht bei 379 Euro los. Will man das beste Modell (64 GB, 4G+LTE, OHNE Werbeeinblendung) haben, so ist man mit 594 Euro dabei.

Besitzer des Amazon Kindle Fire HDX 8.9 aus dem letzten Jahr sollten keinen Panikverkauf veranstalten, denn das Upgrade ist es nicht wert und schon mal gar nicht die Neupreis-Differenz von 70 Euro zwischen der ersten und zweiten Generation Fire HDX 8.9.

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Nerdlicht in einer dieser hippen Startup-Städte vor Anker. Macht was mit Medien... Auch bei den üblichen Kandidaten des sozialen Interwebs auffindbar: Google+, Twitter, Xing, LinkedIn und Instagram. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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8 Kommentare

  1. Hey cashy, kannst du vllt Angaben machen, wie viel Speicherplatz Serien aus Prime belegen… Ist zwar sicherlich unterschiedlich, aber dass man zumindest eine Idee hat…
    Dankeschön!

  2. Sry Pascal, habe erst nach dem Absender gesehen, dass du der Autor bist…!

  3. Pascal Wuttke says:

    Hey pter,

    kein DIng 🙂 Also ich habe mir mal testweise Ghostbusters 2 in 1080p aufs Tablet gezogen und er sagt 7,70 GB. Der Film geht 110 Minuten. So als Richtwert. Wird also eng bei der 16 GB Variante, die ich zum Beispiel im Testgerät habe. Zwar nimmt das System lediglich 564 MB ein und auch die System-Apps sind mit 164 MB überschaubar, aber beim zweiten Film meckert er schon, mein Speicher sei voll.

  4. Pascal Wuttke says:

    P.S.: Vergessen zu sagen, du kannst jedoch die Download-Qualität voreinstellen. Drei Optionen stehen dir offen: SD (480p), und eben 720p HD und 1080p HD.

  5. Interessant wäre ob auch der das Fire HDX also die nicht 8,9 variante das gleiche Problem mit den erkennbaren Sensoren hat

  6. Wenn es möglich wäre, „normales“ Android draufzuspielen und dies dann gut liefe, wär’s ein 1a Tablet.
    So aber leider uninteressant – schade um die prima Hardware!

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