Moleskine: Die smarte Evolution des Notizbuchs?

Moleskine_ArtikelIch bin ein Freund des papierlosen Büros – zumindest, soweit es möglich ist. Allerlei Dokumente, die da so täglich ins Haus kommen, werden durch einen Dokumentenscanner (Fujitsu ix500) gejagt und in verschiedene Evernote-Notizbücher mit entsprechender Verschlagwortung abgelegt. Dieser Workflow hat sich jetzt über die Jahre im Privatleben so ergeben, nun folgt die stets vorhandene Diskrepanz zur allgemeinen Digitalisierung und dem immerwährenden Wunsch des papierlosen Büros: Auf der Arbeit habe ich bei Besprechungen oder Projekten immer noch mein Notizbuch dabei und notiere brav per Hand, was ich später in andere Systeme übertrage – am Anfang steht also – aller Vorsätze zum Trotze – das Papier. Notizbuch-Pionier Moleskine kommt nun mit einer Lösung daher, die beides kombinieren soll und vielleicht meinen (und auch Euren) persönlichen Workflow auch bei der Arbeit optimieren kann – und bringt das „smarte“ Notizbuch.

Im Zentrum dieser neuen Lösung und des Startersets, welches Moleskine als Smart Writing Set betitelt, ist der Pen+. Dieser ist nichts anderes als ein Neo smartpen N2 mit Re-Branding – der ein oder andere wird diesen vielleicht noch aus einer Kickstarter-Kampagne aus 2014 kennen. Der Stift selbst ist aus Aluminium, flachen und griffigen Seiten und enthält einen Sensor, der brav genau das erkennen soll, was Ihr in das spezielle Moleskine-Notizbuch schreibt. Speziell daher, weil es natürlich nicht ein herkömmliches Moleskine-Notizbuch darstellt, sondern eben eins, auf dem Ihr zwar genauso papiertechnisch unterwegs seid, aber auch eine integrierte Digitalisierung mit an Bord habt. Dieses ist aber durch die sogenannte Ncoded-Technologie, die im Papier steckt und mit dem Pen+ erst dafür sorgt, dass alles brav digitalisiert wird. Alles natürlich ein wenig spezieller und mit Hilfe eines speziellen Notizbuchs, dem sogenannten Paper Tablet. Dies ist im Starterset dabei und schlägt – sofern es voll ist und Ihr ein neues benötigt – als „Zubehörteil“ mit 29,90 EUR zu Buche.

Optisch ist dieses nah an den „Originalen“ dran, hat aber runde Ecken und ist in Sachen Größe auch nicht hosentaschentauglich – das sind die normalgrossen, herkömmlichen Notizbücher im DIN A5-Format auch nicht, wer aber auf eine kleinere Variante spekuliert, geht aber bei Interesse aktuell noch leer aus.

Die Datenübertragung zu Euren Android- oder iDevices findet per Bluetooth statt und wird über die entsprechenden Apps gesteuert – Moleskin schickt dafür die neue Notizen-App für iOS und Neo Notes für Android auf die die Reise. Zusammen mit dem Stift und Euch als Human Interface werden die handgeschriebenen Daten somit digitalisiert. Während die Apps die Notizen on-the-fly umsetzen soll, kann man beispielsweise durch den Speicher des Pen+ (dieser soll bis zu 1000 Seiten fassen) bei Bedarf erst einmal arbeiten und erst bei Bedarf abgleichen. Verfasste Notizen können zu Reintext konvertiert und farblich angepasst oder auch zu den üblichen Verdächtigen Evernote, Adobe, Google Drive oder iCloud exportiert werden.

Nach dem Auspacken des Sets soll der Stift bis zu 30 Minuten aufgeladen werden und kann dann via Bluetooth gekoppelt werden. Schreiben kann man, indem man ihn entweder manuell anschaltet oder eben – schreibt! Natürlich hat auch Moleskine hier nicht das Notizbuch neu erfunden, ist man doch schon seit einiger Zeit mit den Livescribe 3-Notizbüchern oder den bekannteren Modellen mit dem Evernote-Logo draussen unterwegs. Die Idee hinter dem Smart Writing Set hingegen ist in meinen Augen aber eher die Summe der Elemente des Workflows, der nach der Digitalisierung erfolgt: Ich schreibe auf Papier und muss das Dokument anschließend nicht einscannen und ablegen, sondern kann das in einem Zug erledigen – eben wie bei Livescribe, eigentlich ideal.

Für mich persönlich wäre das trotz der Zeiten, in denen es bereits viele Produkte gibt, die ausschliesslich digital arbeiten – ausgehend von Geräten wie dem Samsung Galaxy Note, dem iPad Pro oder dem Surface Pro – immer noch ein interessanter Mehrwert: Trotz allem Hang zur Technik bin ich in einigen Dingen selbst noch eher klassisch angehaucht und mache mir erste Notizen immer noch gerne auf Papier, während ich auch ein richtiges Buch einem eBook bevorzuge – aber das ist ein anderes Thema 🙂 !

Schlussendlich sind die von Moleskine genannten 199 US-Dollar natürlich eine Hausnummer, in Euros ausgedrückt kommen wir laut Shop auf 229 EUR inklusive Mehrwertsteuer und 4,50 EUR Versand, wobei hier noch die Zollgebühren zu berücksichtigen sind. Ein Ersatz-Notizbuch schlägt mit 29,90 EUR zu Buche und ist damit schon deutlich teurer als die bisherigen – nennen wir sie einmal „offline“-Notizbücher. Ich finde das System dahinter spannend und würde es gerne einmal ausprobieren, aber für mich steht auch hier fest, dass der Nutzen einer solchen Lösung mit den eigenen Ansprüchen steht und fällt. Interessant wirkt das Smart Writing Set allemal, es muss aber auch in Bezug auf den tägliche Nutzen seinen Preis in Produktivität und Arbeitserleichterung aufwiegen und das ist halt – wie so vieles andere – ein höchst individueller Faktor.

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Digital Native, der trotzdem gerne das Mittelalter erlebt hätte und chronischer Device-Switcher. Multimediafreak. England-Fan. Freier Autor & Tech Blogger. Hobbyphilosoph. Musik-Enthusiast. Zyniker. Hoffnungsvoller Idealist. Gladbacher Borusse und hauptberuflicher IT-Consultant.

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43 Kommentare

  1. Ich zitiere mal: „Livescribe 3-Notizbüchern oder den bekannteren Modellen mit dem Evernote-Logo draussen unterwegs. Die Idee hinter dem Smart Writing Set hingegen ist in meinen Augen aber eher die Summe der Elemente des Workflows, der nach der Digitalisierung erfolgt: Ich schreibe auf Papier und muss das Dokument anschließend nicht einscannen und ablegen, sondern kann das in einem Zug erledigen.“

    Wieso erwähnst du erst Livescribe und dann schreibst du so, als wäre der Workflow im Smart Writing Set ein völlig anderer, obwohl er absolut identisch ist?

    Moleskine hat hier ganz schamlos und nahezu 1:1 bei Livescribe abgekupfert. Einzige Änderung: Von Moleskine gibt es nur ein einziges, Tablet genanntes Notizbuch, während man bei Livescribe zumindest auch A4-Größen und sogar Flip-Notizblöcke nutzen kann.

  2. Moleskine ist vieles, sicher aber kein ‚Notizbuch-Pionier‘. Da hat die Marketingmasche der ehemaligen Italiener und heutigen Franzosen wohl gut gearbeitet.

  3. No-Way. Dann schon lieber ein iPad Pro mini mit Pen.

  4. Deliberation says:

    Hach ja, Moleskine mit Evernote oder Livescribe oder Galaxy Note oder iPad mit Eingabestift oder oder oder. Was ich in den letzten Jahren schon Geld ausgegeben habe, nur um Meeting-Notizen zu digitalisieren. Letztlich bin ich bei einem Produkt stehengeblieben: Onenote. Nichts, was ich bisher ausprobiert und teilweise echt teuer bezahlt habe, ersetzt für mich das direkt Eintippen in Onenote (oder einem beliebigen anderen Programm dieser Art). Handschriftenerkennung funktioniert in meinem Fall schlecht bis mittelmäßig und die Stifteingabe fühlt sich einfach nicht komfortabel an. Nur durch das direkte Eintippen habe ich nun Meeting-Notizen, die ich schnell durchsuchen und effizient nutzen kann.

  5. Kauf dir ein Surface oder ein ipad pro. Die folge kosten sind geringer

    • Oliver Pifferi says:

      Unabhängig davon, dass ich diese Lösung nur gerne einmal live sehen würde, wär mir das Surface Pro 4 zumindest für reine Notizen ein wenig zu teuer – da kann das Gerät – wie auch ein iPad Pro – mehr als „nur“ Notizen sammeln. Hast aber im Prinzip recht, wenn ich 30 Notizbücher nachkaufe, rechnet sich das nun mal gar nicht mehr 😉 !

  6. Wurde der Artikel nicht überprüft? Einige Rechtschreibfehler und von der Satzlogik her ist so manches komisch.

    „Speziell daher, weil es natürlich nicht ein herkömmliches Moleskine-Notizbuch darstellt, sondern eben eins, auf dem Ihr genauso papiertechnisch unterwegs seid und auch schreiben könnt. “ macht z.B. in der Form wenig Sinn. Gemeint ist wohl eher, dass es speziell ist, weil man es eben auch digitalisieren kann?

    Dann wird anfangs im Text ein Preis von 29,90 genannt und später dann „Schlussendlich sind 199 US-Dollar natürlich eine Hausnummer […]“, was klingt, als sei diese Summe vorher im Text schon genannt worden. Merwürdiger Stil.

  7. Oliver Pifferi says:

    @janta90 – Natürlich erfolgt eine Überprüfung der Artikel. Welche Rechtschreibfehler im Speziellen sind Dir denn aufgefallen? Das mit dem Sinn ist soweit richtig, habe ich geändert – danke!

    Die 29,90 beziehen sich auf neue Ersatznotizbücher, während die 199 US Dollar, respektive 229 EUR sich auf das komplette Set beziehen, der Stift und die Idee dahinter bezahlt man dann ja auch schliesslich. Alles für jeweils 29,90 wär‘ ein toller Schnapper 🙂 !

  8. Gut geschrieben lässt sich schön lesen.

    Wäre mir an sich zu teuer, würde Papier auch vorziehen. Leider habe ich eine sehr unleserlich Handschrift. Daher Digital nicht zu gebrauchen.

  9. Ich habe schon viele Versuche unternommen, meine handschriftlichen Notizen direkt digital zu erfassen. Das hat immer mehr oder weniger gut und komfotable funktioniert, aber die richtig Lösung war es nie. Egal welcher Eingabestift und Kombinaiton mit ner passendne APP es fürs Tablet war, die funktionieren zwar aber eben nicht wirklich gut.
    Am läuft es dann doch darauf hinaus, zu jeder Besprechung das Notebook mitzunehmen und direkt in OneNote zu schreiben.

    Vor kurzen konnte ich mal das iPad Pro mit dem Stift testen, da muss ich sagen, da Apple mal was wirklich gutes rausgebracht. Die beiden Geräte funktionieren wunderbar zusammen und das auch mit unterschiedlichesten App zur Texteingabe,
    Das heisst aber nicht, das die Stift-Lösung von Apple das Non-Plus-Ultra ist, die hat auch ihre Schwächen, z.b. die Ergonomie vom Stift ist noch erheblich verbesserungswürdig.

  10. Habe mir das Set gekauft und bin seit drei Tagen am Hantieren damit. Es ist gegenüber dem Note 4 und dem Surface Pro 4 schon etwas anderes, auf Papier zu schreiben – und die „Aufnahme“ des Stifts funktioniert tadellos. – Schön ist es auch, dass man nicht exklusiv an das Moleskine-Notizbch gebunden ist, sondern sich mit dem kostenlosen N Toaster nach Lust und Laune eigenes Papier ausdrucken kann: http://www.neosmartpen.com/en/products/n_toaster – selbstverständlich auch in A4 und Querformat… – insgesamt eine zwar nicht billige, aber interessante/faszinierende Ergänzung; bin gespannt, welche Anwendungsmöglichkeiten sich für Schule und Ausbildung ergeben…-)

  11. Für mich deutlich zu teuer. Und dann auch nur eine Größe. Da bleibe ich lieber offline 🙂 Muss nicht alles digital haben.

  12. Hört sich interessant an. Aber mir kommt der Stift ziemlich „fett“ vor. Kann man den längere Zeit komfortabel halten?

  13. @Matthias: Der Tipp mit dem N-Toaster ist interessant und das funktioniert wirklich problemlos? Weißt Du auch, mit welchen Stiften N-Toaster noch funktioniert? Wobei ein gebundenes Buch schöner ist. Aber wenn es nur um das digitalisieren geht reicht ein ausgedrucktes Blatt völlig.

  14. Ich bin auch so eine, die gerne noch mit einem Notizbuch arbeitet. Für die Arbeit wär’s super. Wird mein AG aber wahrscheinlich nicht zahlen. Und mir selbst ist es noch zu teuer.

  15. Deanna Troi says:

    Nutzt jemand hier die Android App?
    Ich habe gerade letzte Woche die verschiedenen Möglichkeiten von Livescribe bis zum Neo N2 recherchiert. Auch wenn die Stifte meist funktionieren, haben fast alle Android Apps gruselige Bewertungen.
    Der Livescribe würde mich sehr interessieren, aber scheinbar wird die App überhaupt nicht mehr weiterentwickelt und hängt Welten hinter der iOS App hinterher.

  16. Schreibe in Besprechungen meine ToDos auch noch auf nem „normalen“ Moleskine mit. Wird dann ansprechend digitalisiert. Manchmal nervig, aber mir nicht so wichtig das zu ändern.

  17. Artur Schmidt says:

    Ich nutze meine Moleskines (Kalender plus separates Notizbuch) jeden Tag.
    Jedoch bewusst ANALOG!!!
    Das Thema Datensicherheit wird von Moleskine bewusst nicht angesprochen, da diese nicht existent ist. Für diverse Berufsgruppen vielleicht praktisch, aber nicht sicher.

  18. Oliver Pifferi says:

    @bakedbeanz42, @Matthias Heil Danke für den Tipp, sieht sehr interessant aus!

    @chrisd83 Ja, der Stift wirkt sehr mächtig. Testgerät ist angefragt, allerdings kann es „einige Monate“ dauern, bis man da auf uns zukommt :-/ !

  19. Ich skizziere viel. Wireframes für Apps und Webseiten, Cover, Ideen für Logos, etc. Benutzt hab ich dafür ne billigen Moleskine-Kopie oder einzelne Zettel die dann in nem Schuhkarton unter dem Schreibtisch gelandet sind (der ist jetzt rappelvoll).
    Moleskine+LiveScribe und die Evernote-Lösung habe ich ausprobiert, bietet aber für mich keinen Mehrwert weil ich für die meisten Entwürfe/Skizzen keine physische Kopie brauche. Von nem Surface Pro ganz zu schweigen, da bietet selbst ein iPad mit passivem Stylus eine bessere Experience.
    Seit ein paar Jahren nehme ich für diese Dinge einen 5-Euro-Stylus und eine 0815 App wie Paper, manchmal auch Tayasui, Procreate oder seit iOS 9 die Notizen App. Vor dem Hintergrund war das iPad Pro 9,7″ genau das worauf ich gewartet habe.

    Schrift/Notizen tippe ich seit Jahren mit der Hand (teilweise sogar mit Bluetooth-Tastatur am iPhone/iPad) weil mich bis jetzt keine OCR für Handschrift überzeugen konnte. Ich hoffe ihr bekommt ein Testgerät und könnt dazu was schreiben.

    Ich denke die meisten brauchen in ihrem Workflow keine Kopie auf Papier. Ich denke nicht dass das viel Erfolg haben wird.

  20. Wenn man das Geld hat und viel mit Papier macht – why not. Aber eigentlich entstanden Livescribe (und Neo-Pen) in einer Zeit, als die Kameras der Smartphones noch nicht so gut waren, man meist nur Fotos machte und Scanner-Apps viel Gefummel waren.

    Daher meine persönliche Billig-Alternative:
    Schönes Karo-Leuchtturm-Softcover (kann man biegen, aufgeklappt DIN-A4, aus meiner Sicht besseres Papier als Moleskine und ist preiswerter) + Scan-App (Scannable, da blitzschnelle und genaue Erfassung) + Evernote = scharfer Scan, Karomuster entfernt, auch bei Krakel-Schreibschrift von Evernote im Such-Index aufgenommen, Erfassung wenige Sekunden. Vor allem: Mein Smartphone habe ich ohnehin immer dabei, Stift und Papier finden sich auch überall.

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