Google Spaces und Pocket im Vergleich – Welcher Dienst kann was (besser)?

SpacesSeit Jahren bin ich auf der konstanten Suche nach den perfekten Tools, die mir den beruflichen und privaten Alltag erleichtern. Klar kann man immer noch das meiste mit Stift und Papier regeln, aber ich bin Fan der Idee eines papierlosen Büros. Meine Frau hingegen muss immer ein großes Stück weit überzeugt werden von Apps, Diensten und Tools, die ich gerne ausprobieren möchte. Sei es die gemeinsame Wunderlist für Erinnerungen vor dem Urlaub oder der Einkaufszettel, damit ich ja nicht die Lieblingschips vergesse. In besagtem Berufs- und Privatalltag haben sich bislang drei Tools fest bei mir verankert: Wunderlist, Evernote und der Read-it-later-Dienst Pocket.

Alle drei haben ausreichende kostenlose Funktionen, die den meisten genügen dürften. Alle drei haben aber auch einen Premium-Plan, der für ein paar Euro im Monat mehr Speicherplatz für Inhalte oder die Möglichkeit zum Teilen dieser Dinge mit Freunden und Kollegen anbietet.

Pocket war im Jahr 2014 der letzte Dienst dieser Drei, der Bezahlfunktionen einführte. Für 39,99 Euro im Jahr (nach Adam Ries sind das etwa 3,33 Euro im Monat) bekommt man seit jeher Features wie eine bessere Volltextsuche, eine permanente Bibliothek, vorgeschlagene Tags und eine werbefreie Nutzererfahrung geboten. Reichte für mich bislang nicht, um die Kröten zu investieren. Mir hat es bislang immer gereicht, die Artikel zu speichern und händisch mit Tags zu versehen. Die Hauptfunktion von Pocket war für mich eigentlich stets der Reader Mode für Webartikel. Dieser entfernt Werbung und sonstige ablenkende Elemente vom gespeicherten Artikel und zeigt das an, worauf es ankommt: Nur den Text.

Pocket

Pocket und ich sind immer noch dicke Freunde, doch ich bin ein Fan von systematischen Ablagen. Soll heißen, ich mag es nicht, wenn berufliche Artikel im gleichen Stream erscheinen, wie private Artikel. Das Tagging-System ist zwar ganz nett, hilft aber auch nichts, wenn alles wild durcheinandergewirbelt in der Timeline angezeigt wird. Wer hat schon Lust jedes Mal wild durch die App zu klicken, um die Tag-Sektion anzusteuern und nach dem passenden Schlagwort zu suchen. Ich jedenfalls nicht.

Trotzdem nutzte ich Pocket immer um Netzfundstücke aller Art zu speichern. Auch, wenn mich der „Haben-will-Virus“ mal wieder packt und ich einfach diesen geilen Artikel aus Shop XY nicht aus den Augen verlieren will. Der innere Monk in mir möchte solche Dinge nicht im overpowered Tool Evernote speichern, um den Überblick meiner Notizen nicht zu verlieren. Ergo: Pocket musste herhalten für all den Schrott, den ich so im Netz finde. An diesem Punkt könnt ihr den Absatz zur systematischen Ablage erneut lesen, um zu verstehen, was mich an Pocket nervt.

Nun kam Google um die Ecke und präsentierte kürzlich Spaces. Spaces ist ein kooperativer Hub, in dem man eben solche Netzfundstücke aller Art reinwerfen kann. Der große Vorteil hier gegenüber Pocket ist, dass man für jede Art von Fundstück einen neuen Space kreieren kann oder den Inhalt einfach in einen bestehenden Space werfen kann. Es ist vom Prinzip her ähnlich wie Pinterest mit seinen Pinnwänden. Die größten Vorteile liegen jedoch schnell auf der Hand: Spaces ist kooperativ mit Freunden und Verwandten nutzbar und man kann eine schier endlose Anzahl an Spaces kreieren – und das alles kostenlos.

Google Spaces_Hauptmenu?

Dass Google die Oberfläche intuitiv und schick gestaltet hat, muss ich an dieser Stelle nicht erwähnen. Spaces ist halt eines der weiteren Material Design-Referenzprodukte von Google und die Designsprache wird hier konsequent durchgezogen. Viel wichtiger ist, es ist sehr intuitiv und hat ein paar sehr coole Features an Bord. Beispielsweise die Kommentarfunktion, die zum jeweiligen gesicherten Inhalt eine Konversation zwischen allen ermöglicht, die Zugriff auf den Space haben. Finde ich ein Bild toll, das ich mir gerne an die Wand nageln würde, die Herzensdame findet es…sagen wir mal „nicht gut“, dann diskutiert man das halt direkt unter dem gespeicherten Inhalt im jeweiligen Space aus.

Aber auch reine Notizen und eigene Fotos können erstellt, bzw. von der eigenen Festplatte hochgeladen werden. Im Desktop-Browser und unter Android kann man zudem Fotos aus dem Cloudspeicher von Google Fotos auswählen, unter iOS kann man leider nur aus den eigenen Bildern und der iCloud Mediathek posten. Etwas inkonsequent ist das nächste Feature. Google hat nämlich sinnigerweise in Google Spaces auch die Google Suche integriert. Heißt, man kann direkt aus Google Spaces heraus die Google Suche anwerfen und Inhalte direkt speichern – leider nur mobil. Im Browser benötigt man die zugehörige Chrome-Erweiterung. Auf dem Smartphone ist die Suche eben in der Google Spaces App direkt integriert. Finde ich besser gelöst, aber kann ja noch bald auch für den Desktop folgen.

Google_Spaces_iOS_Sharing_Menu

Die mobile Integration habe ich bislang nur unter iOS getestet und muss sagen, sie läuft fantastisch. Über das Sharing-Menü von iOS kann ich Inhalte aus dem Browser oder anderen Apps wie Tweetbot in einen Space kloppen und somit für später speichern. Die App selbst ist schnell und gut aufgeräumt. Mag ich. Ach der Part des kooperativen Space-beackerns ist reibungslos. Space erstellen oder vorhandenen öffnen, auf die Einladen-Schaltfläche klicken und eine spezielle Space-URL per App seiner Wahl versenden. Euer Gegenüber benötigt für Spaces natürlich ein Google-Konto, was die Kiste Google-typisch leider etwas einschränkt und einen Nachteil gegenüber Pocket birgt.

Auch die Aussagen zur Privatsphäre der Spaces ist, genauso wie bei Google Fotos, etwas schwammig. Denn eure Spaces sind nicht privat. Jeder, der über die URL zum Space verfügt, kann die Inhalte natürlich sehen. Eine komplette Privatschaltung des Ganzen gibt es aktuell nicht. Aber falls jemand eurem Space beitritt, bekommt ihr sofort eine Benachrichtigung und könnt die Person gegebenenfalls wieder entfernen. Trotzdem nicht die optimalste Lösung.

Google Spaces_Space

Spaces ist unterm Strich nichts anderes als ein Dump für Inhalte aus dem Netz, die zu unwichtig sind, um sie in einem Dienst wie Pocket oder ähnliches zu speichern. Nicht mehr und nicht weniger. Aber ist Google Spaces nun mit Pocket vergleichbar oder sogar besser? Schwer zu sagen. Beide Apps speichern Webinhalte und das sehr gut. Pocket ist auf das Lesen von Artikeln ausgerichtet, Spaces nur zum speichern von Webinhalten. Klar, hier kann man sich auch seine interessanten Webartikel sichern, doch Pocket hat nach wie vor den immensen Vorteil des Reader Modes. Dies besitzt Google Spaces nicht.

In punkto Übersicht gewinnt für mich Google Spaces. Das Tagging-System im Einzelstream erklärte ich bereits und auch die Kopfschmerzen, die es mir bereitet. Die Spaces sind farblich anpassbar und jeder Space kann ein eigenes Titelbild haben, was die Übersicht noch weiter verbessert. Eine gute Suchfunktion besitzen beide Tools, ein Vorteil liegt hier für mich jedoch auch bei Spaces, da ein kleines Vorschaubild in den Suchergebnissen angezeigt wird zur besseren Unterscheidung. Vorteil von Pocket ist dort jedoch, dass Artikel auch noch im Archiv liegen, wenn der Ursprungsartikel bereits offline ist – allerdings auch nur, wenn ihr Premium-Nutzer seid. Und wo wir gerade beim Thema Offline sind: Pocket bietet den weiteren Vorteil, dass man Artikel im WLAN-Netz offline im Reader-Modus speichern kann, um sie nachher in der Bahn oder sonstwo lesen zu können, ohne Daten zu verbrauchen oder auf eine stabile Verbindung setzen muss. Diese Funktion steht wiederum auch Free-Usern zur Verfügung.

In Sachen Plattform-Verfügbarkeit und Integration hat Pocket allerdings ganz klar die Nase vorn. Während Google Spaces aktuell nur für iOS, Android und das Web zur Verfügung steht, ist Pocket in den letzten Jahren überall hingewandert. Wer möchte, kann sich beispielsweise einen offiziellen Mac-Client laden (für Windows sind Third-Party-Apps verfügbar) oder Apps zur Aufbereitung von Inhalten für den Kindle holen.

Ich persönlich bin schon jetzt sehr angetan von Google Spaces und hoffe, dass der Dienst keine Karteileiche von Google wird. Für das „mal eben irgendwo abspeichern“-Szenario ist der Dienst super und er bietet eine intuitive, aufgeräumte Nutzeroberfläche. Wer einen Dienst braucht, der wirklich nur interessante Artikel zum Lesen speichert und diese schick und ablenkungsfrei aufbereitet, der wird sicherlich mit Pocket besser fahren. Ein klares X ist besser als Y kann man hier also nicht zwingend anwenden.

Google Spaces gibt’s für Android, iOS und das Web.

Pocket gibt’s für offiziell für Android, iOS, Mac OS und viele weitere Plattformen.

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Nerdlicht in einer dieser hippen Startup-Städte vor Anker. Macht was mit Medien... Auch bei den üblichen Kandidaten des sozialen Interwebs auffindbar: Google+, Twitter, Xing, LinkedIn und Instagram. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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13 Kommentare

  1. hm, klang zunächst mal interessant.

    “ Über das Sharing-Menü von iOS kann ich Inhalte aus dem Browser oder anderen Apps wie Tweetbot in einen Space kloppen und somit für später speichern. “
    ===> Das klappt mit Android auch.

    Aber… die von Dir hier beschriebenen Aktivitäten nutze ich schon längst in Google Notizen (aka Keep) Seit kurzem gibt es auch hier eine Browser Erweiterung für Chrome damit ich jeden gerade besuchten Link direkt dort hin verfrachten kann – in Android ging das über die „Teilen“ Funktion schon länger. Auch Bilder, eigene Texte, etc. kann ich in Notizen nutzen.
    Taggen, farblich sortieren, etc… alles geht hier schon längst
    Einzig die gemeinsame Nutzung mit anderen ist hier nicht gegeben…

  2. Danke für den Vergleich, Pascal. Wir haben in der Nutzung von Wunderlist, Evernote, Pocket viele Gemeinsamkeiten – ziemlich offensichtlich auch in der Art ihrer Nutzung ;-).

    Drei Gedanken:

    1. Ich finde, die Frage muss nicht „entweder oder “ heißen. Du hast für Spaces ja zu recht den Pinterest-Vergleich gezogen. Genau so sehe ich es: Pocket ist mein Privat-Archiv und verlängerter Arm von Evernote. Spaces kann ich on top verwenden, wenn ich darüber hinaus meine Netz-Fundstücke mit der Außenwelt teilen will. In dem Fall wäre Spaces ein soziales Netzwerk – genau wie Pinterest, nur für Text anstelle von Bildern.

    2. Feedly bietet mit Feedly Collection übrigens einen Dienst mit ähnlichem Prinzip an: Meine eigentlich privaten RSS-Feed-Sourcen kann ich als Collection mit der Öffentlichkeit teilen und kategorisieren. Ohne Zweifel besser gelöst bei Feedly: ich kann hier zwischen privaten und öffentlich in ein und demselben Bereich unterscheiden. Bedauerlich, dass Spaces das nicht kann. (Auch Pocket bietet inzwischen ja etwas ähnliches – ich nutze es nur nicht.)

    3. Apropos Feedly: Vor dem Speichern (und späteren Lesen) in Pocket steht bei mir in 90% der Fälle das Lesen meiner RSS-Feed-Sources – in meinem Fall Feedly. (RSS-Feeds Nutzen zu meinem Unverständnis zwar scheinbar nur noch die Wenigsten, ok, kann man ja auch anders machen.) Jedenfalls wissen wir alle, was zu dem Feedly-Boom geführt hat. Richtig, das war die für viele völlig überraschende Einstellung des Google Readers. Dass Google mit Places nun einen neuen Dienst ins Leben ruft, der sich bestens mit Reader verstanden hätte – wirft bei mir v.a. zwei Fragen auf: 1. Warum, Google? 2. Wie lange hat Places bei euch noch Zukunft, oder verliert ihr irgendwann wieder die Lust?

  3. Wie würdet ihr eure gesammelten Links in der Wunderlist hinterlegen? Wunderlist ist mein Tool der Wahl was Tasks, Notizen etc. angehen und ich würde dort auch gern meine Links hinterlegen die ich später lesen oder bei Bedarf im Zugriff haben möchte.

  4. Naja Google wird die gespeicherten Artikel auch wieder schön für Werbung nutzen und das Benutzerprofil weiter ausbauen. Daher: Nein danke zur Datenkrake.

  5. @pascal Du kannst den Link zu einem Space entfernen/ deaktivieren. Und falls du Leute zu dem Space wieder hinzufügen willst, wieder einen neuen erstellen lassen.

  6. Was ich später lesen will, wird bei mir ein Todo in TodoIst, da kann ich mich erinnern lassen. Dies sogar dann an einem Ort, an dem ich für gewöhnlich Zeit habe zu lesen. Und dann verwende ich den Reader-Modus des Browsers. Und Offline brauche ich nicht, kommt zu selten vor. Und damit werde ich meinem Ziel gerecht, möglichst wenige Tools. Bei mir Evernote und eben TodoIst.

  7. @Klaus: auch Notizen kann man mit Anderen teilen/bearbeiten, nur hat man keinen separaten Chat(Kommentare) zur Notiz.

  8. Es ist wie damals die Gretchenfrage: alles in Ordnern sortieren oder taggen? google hat uns die Antwort gegeben mit Google Mail. Alle wollten und wollen nur noch taggen. Am Ende entscheidet bei mir immer der geringe Aufwand beim Erstellen von Inhalten und der Wiederauffinden-Aspekt. Insofern favorisiere ich immer die Tagging Methode. Alles in irgendwelche mehr oder weniger sinnvollen Spaces/Ordner/Ablagen ablegen macht am Ende nur viel Arbeit und hilft der Übersicht eben nicht!

  9. Sorry @Cashy – aber diese Frage muss ich jetzt stellen: Redest Du mit Deiner Frau auch Face to Face … Wenn ich auf die Idee kommen würde, mit meiner Frau über Einrichtung online/in einer App zu reden, dann würde sie mich raus schmeißen.
    😉

  10. Gibt es eigentlich dafür eine gute self-hosted Alternative?

  11. ich hab lange Jahre den Dienst toread.cc genutzt, der die Seiten per javascript direkt zu meinem gmail account geschickt hat.
    (also nicht die URL, sondern wirklich den ganzen Text,)
    das war fantastisch, weil ich keinen zusätzlichen Dienst bzw Archiv neben gmail brauchte (weder evernote noch sonstwas).
    leider ist der Dienst eingestellt worden, aus reiner Verzweifelung raus, obwohl ich nicht mehr glaube, dass auch hier jemand eine alternative kennt:
    kennt jemand einen ähnlichen Dienst?

  12. Spaces nutze ich ganz anders… Zudem hats weder RSS noch IFTTT Integration – Ist viel mehr auf Community ausgelegt… Wie Photos mit Videos & Bildern nur halt mit Links und Bildern… Und YT Videos … Wäre zb gut promotet wenn es tiefer in YT Kanäle für die Communitys integriert würde… Ohne weitere Integration/natives Sharing (Twitter, G+ via API) ists eh fast unbrauchbare DUMPHALDE

  13. Klaus hat zum Thema Google KEEP gesagt: Zitat: „Einzig die gemeinsame Nutzung mit anderen ist hier nicht gegeben… “ Da muss ich dich freundlich berichtigen. Das geht, Du kannst bei Keep mit anderen kolaborieren und Notizen freigeben ! Das mache ich und meine Frau zB für eine gemeinsame EInkaufsliste so und da bin ich/wir glaiub nicht die Einzigen Also Ja doch Du kannst Google Keep Dokumente freigeben und mit anderen zusammen bearbeiten !

    Achja und das mit dem Pocket Ersatz als SPACES muss ich sagen. WIsst Ihr eigentlich, dass Google mit SAVES einen weiteren DIenst der ebenfalls fragwürdig ist am Start hat ? Mann kan auch da Bilder und Links speichern und mit Tags versehen. Es ist echt lächerlich was in dem Verein so alles abgeht. Weiss da die Linke Hand überhaupt noch was die Recht macht ?! Schaut es euch mal an der DIenst heisst Google SAVE und ist auf den ersten Blick ein typischer Pocket Ersatz: um eben Links und Bilder zu verlinken (speichern) und zu vertaggen: https://www.google.com/save/me?hl=en-US

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