Google PhotoScan ausprobiert: Analoge Fotos digitalisieren

photoscanEs ist schon irre, was in der Welt der Technik so passiert. Ich bin jetzt bald 40 und da hat man ja ne Menge durch in Sachen Technik. Man kennt noch TV-Geräte ohne Fernbedienung und mit drei Programmen, Schallplattenspieler, Telefone mit Kabel und Kameras, deren Bilder man im Laden entwickeln lassen musste. Wir druckten diese Fotos auf Papier und horteten sie in Ordnern, mit denen wir irgendwann andere Menschen quälten, sie zum Ansehen verdonnerten. Diese Fotos liegen heute noch bei vielen Leuten in irgendwelchen Schuhkartons oder sind in Alben eingeklebt. Irgendwie bin ich froh, dass ich nicht noch eine Ecke älter bin, denn dann hätte ich wahrscheinlich noch tausende Dias.

Noch heute liegen tausende Fotos bei den Menschen, nicht digitalisiert. Wer das Thema angeht, der hat mehrere Möglichkeiten. Die einfachste ist wahrscheinlich, die ganzen Fotos zu packen und diese durch einen externen Dienst digitalisieren zu lassen. Alternativ macht man sich die Arbeit mit einem Scanner. Da gibt es diverse Lösungen – und deren Ergebnisse sind sicherlich besser als die mit einem Smartphone erreichten. In Sachen Apps gibt es da gefühlte 100 Jahre schon Lösungen, die euch das Digitalisieren von Fotos versprechen. Meistens fotografieren diese Lösungen das Bild einfach ab, erkennen die Ecken und jagen einen Filter drüber.

fotos

Letzter Kandidat, den ich in der Mache hatte und für ganz ordentliche Ergebnisse sorgte: Unfade. Die neuste Lösung heißt PhotoScan und kommt von Google. Eine kostenlose App. Diese arbeitet ähnlich, verlangt aber pro Foto fünf Schnappschüsse. Initial muss man das Foto im Rahmen ausrichten und fotografieren, danach an vier Punkten fotografieren. Während man beim ersten Schuss den Auslöser selber drücken muss, geschieht dies bei den anderen vier Punkten automatisch, ähnlich einer Photosphere.

Interessant ist, dass auch in schlechten Lichtumgebungen die Lösung eingesetzt werden kann, Google rechnet den etwaig eingeschalteten Blitz später wieder raus. So kann man ein Foto nach dem anderen schießen und im Nachhinein – sofern nicht richtig erkannt – die Ecken begradigen. Die Ergebnisse sind bei spiegelnden und matten Fotos ok, aber irgendwie nicht ganz so gut, wie von mir erhofft.

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Mit der Kamera des iPhones machte ich diverse Tests mit und ohne Blitz. Gerade in Sachen „Haut“ war das immer so ein Thema, das wurde meines Erachtens immer zu sehr aufgehellt. Hier über diesem Absatz in der direkten Gegenüberstellung, bei manchen Fotos hatte ich das Problem sowohl mit als auch ohne Blitz. Hab dann auch mal das iPhone beiseite gelegt und das Pixel probiert – aber selbes Phänomen.

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Die aufgenommenen Fotos kann man dann lokal sichern, aber es dürfte sicherlich keine Überraschung sein, dass Google möchte, dass ihr auch Google Fotos verwendet. Google selber zaubert aus den Bildern rund 2000 Pixel große digitale Abzüge. Was ich mir vielleicht gewünscht hätte: Direkter Abgleich über einen Autofilter von Google Fotos. Dieser funktioniert meiner Meinung nach recht gut und brachte noch etwas lebendigere Farbe in die Fotos. Und wenn man schon in Google Fotos ist – nicht vergessen das Datum der Bilder zu bearbeiten, das kann die App nämlich nicht.

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Wie erwähnt: die sind ok, aber auch nicht zu vergleichen mit gescannten Bildern. Es ist eine Bequemlichkeitsgeschichte, wenn man diese Lösung nutzt. Vielleicht ist eine solche digitale Kopie besser als keine – zumal die App kostenlos ist. Ein externer Dienst und ein Scanner kosten.

Letzten Endes habe ich Glück im Unglück. Ich muss wohl entweder sehr häßlich gewesen sein oder bei uns legte niemand Wert auf Fotos – es gibt nur sehr wenige Fotos von mir als Kind. Was jeder Heranwachsende erst einmal pauschal peinlich findet, ist in späteren Jahren sehr spannend zu sehen. Nicht nur wie sich  der Mensch verändert, sondern alles außen herum. Eine Zeitreise. Deswegen: Macht Fotos. Sichert diese. Wir haben heute so viele Möglichkeiten mehr unsere Umwelt digital zu konservieren.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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22 Kommentare

  1. Dafür habe ich schon länger Microsofts OfficeLens ( https://goo.gl/W2weks ) 🙂

  2. Daumen hoch für diesen simplen und guten Bericht 🙂

  3. Nee, am Smartphone ist mir das zu friemelig. Bevorzuge für solche Dinge einen Flachbettscanner und lieber ein paar Minuten pro Foto in einer Bildbearbeitungssoftware am PC. Da kann ich auch konzentrierter und effektiver arbeiten. Und man wird nicht so aprupt von anderen unterbrochen beim Arbeiten. Ein Smartphone in der Hand zu haben, ist leider kein Zeichen, damit gerade produktiv arbeiten zu wollen. Was häufig zur Folge hat, dass man angesprochen, abgelenkt und somit unterbrochen wird. Was dann wieder die ganze Sache unnötig in die Länge zieht. Jedenfalls ist das meine Erfahrung.

  4. @icancompute: du meine Güte. Wo scannst du denn alte Fotos, das du so eine Angst haben musst, angesprochen zu werden? Gut, der Flachbrettscanner ist natürlich nen richtig gutes Schutzschild.

  5. Tolle Lösung für unterwegs!
    Es wäre interessant zu wissen, ob diese Software auch gewellte oder leicht gerollte Bilder entzerrt.
    Und dann musste ich leider feststellen, dass die App auf keinem meiner Geräte läuft, z.B. nicht auf meinem Sony Z Ultra.
    Falls es um diese App geht (der Link gestern funktionierte bei mir gar nicht):
    https://play.google.com/store/apps/details?id=com.google.android.apps.photos.scanner

  6. Alle meine Testfotos sind äusserst unscharf (Galaxy Note 4). Gestern bei Kunstlicht und heute bei Tageslicht dasselbe Ergebnis.

  7. Geniale App. Tolle Scans mit Pixel XL.

  8. @Caschy
    Im Vergleich mit Unfade – wer liefert da nach Deiner Meinung die besseren Bilder?
    Wollte mir Unfade eigentlich kaufen.

    Scanner hat wohl noch die beste Qualität.
    Leider sind viele Bilder in Alben festgeklebt, da muss man abfotografieren

  9. Nur zur Ergänzung: Die beste Art von Backup für Fotos ist – die Analogisierung. Ein Papierfoto im Karton hält natürlich Jahrzehnte länger als so ein paar Pixel auf einer SD-Karte. Ich liebe meinen Fotokarton, den ich gerne immer wieder hervor hole. Man sollte dann natürlich auch nicht jeden Scheiß fotografieren.

    Thomas

  10. Ich hatte ja gehofft das der Epson FastFoto FF-640 in Deutschland auch irgendwann erscheint. Schaut aktuell nicht so aus, daher werde ich den wohl irgendwann mal aus USA importieren. Aber erst wenn ich mal meine 40GB Digital-Fotos organisiert habe. Scanner deswegen, weil ich die Fotos ungern aus der Hand geben möchte. Die Post verliert, die Maschine frisst … dafür ist der ideelle Wert zu hoch. Und Fotos scannen ist in der Menge dann auch nicht mehr billiger als der Scanner. Und den kann man wenigsten noch an Freunde/Bekannte verleihen.

    Einziges Problem was ich dann noch habe sind die Negative, die sind zum scannen lassen relativ teuer und zum selber scannen auch eher mühsam. Da muss man sich wohl mal die Mühe machen und nur die raussuchen wos keine Abzüge gibt.

    Im Gegenzug möchte ich aber auch von meinen digitalen die schönsten als Abzug haben. Wenns mich heut mim Moped aufstellt dann weiß niemand wo die Fotos sind. Und eine Kiste voller Foto taucht eher wieder auf als ein paar GB auf irgend einer HDD oder in der Cloud

  11. @Thomas: Und während du außerhalb deines Hauses von irgendwelchen Fotos erzählst, kann jeder Andere sie einfach herzeigen.

  12. @icancompute: Tut mir leid, wenn ich dir damit zu nahe trete, aber wenn ich dein Profilbild sehe, muss ich immer an „HALT STOP“-Andreas von Frauentausch denken (https://i.ytimg.com/vi/bVHJUAymSdk/hqdefault.jpg)

  13. Bin recht enttäuscht von der App. Hatte gehofft, das Google bissel mir dem machine learning Zauberstab winkt und die Fotos ordentlich aufhübscht. Pustekuchen.
    Noch immer gibt es keine Alternative zur Handarbeit.

  14. @Thomas
    ich hab wirklich viele (auch sinnlose) Bilder, da mach ich 1-2-3 mal im Jahr eine Bestellung im Foto Drucker Service miner Wahl und gut ist. Ein reiner Digitaler Speicher wäre mir persönlich viel zu unsicher für solche Dinge. 1000 Bilder sind nicht wirklich teuer 😉

  15. Im Mini-Test bei mir war die Qualität ganz in Ordnung; Spiegelungen allerdings kaum rausgerechnet, und die Auflösung VIEL zu gering. Warum 2,7 MPixel wenn meine Kamera 16 MP macht und ich vier Fotos brauche?? Ich dachte, das Mehrfachfotografieren dient (unter anderem) dazu, die Auflösung zu erHÖHEN! Also MINDESTENS 16 MPixel als Ergebnis. Oder meinetwegen auch 16 glatt, weil das eh das Limit für Google Fotos ist (jedenfalls solange man keinen Speicherplatz verbrauchen möchte).
    2,7 MP reichen ja nicht mal für einen Fotodruck im 13x18er Format…

  16. Ich finde schon, dass eine solche App großes Potenzial hat. Ergebnisse sind auf meinem S7 allerdings auch nicht überzeugend. Ohne Blitz unscharf, mit Blitz unrealistische Farben. Artefakte und geringe Auflösung bei beiden. Da liefert sogar TinyScanner bessere Ergebnisse.

    Nun ist das ja auch die erste Version. Mal sehen was noch kommt.

  17. Die Ergebnisse sind leider enttäuschend, und das mit einem S7. Die App erhöht eigenmächtig viel zu sehr Kontrast und Sättigung, was in der Nachbearbeitung ohne noch mehr Verluste kaum mehr zu heilen ist. Dann ist mir der Scanner doch weiterhin lieber. App deinstalliert, vielleicht kommt ja noch was Brauchbares mit neuen Versionen.

  18. Ich habe es gestern mal mit dem Galaxy S6 edge probiert. Von der Grundidee super, die Spiegelungen werden auch toll herausgefiltert, allerdings passen die Farben nicht und die Fotos sind zu klein und sehr unscharf. Schade.

  19. Dias sind eigentlich noch immer eine feine Sache, so wie Quentin Tarantino’s 70-mm-Roadshow zu „The Hateful 8“ – wer mal in einer Photoausstellung einen Cibachrome-Abzug gesehen hat, der weiß, daß Digitalphotos noch lange brauchen werden, um dorthin zu kommen…

  20. Welche Anbieter zum digitalisieren sind denn empfehlenswert?

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