Google Inbox: Bundles sind der heimliche Star
Nach einem meiner letzten Gespräche nahm ich mir vor: Ich schreibe noch einmal über Google Inbox, beziehungsweise die Funktion der Bundles. Grund war die Diskussion über die Mehrwerte von Google Inbox gegenüber dem klassischen Gmail. Wohlgemerkt die Vorteile, die ich habe. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich Mails schnell auf Wiedervorlage legen kann, Hauptgrund sind tatsächlich Bundles, die mich daran hindern, einen anderen Mail-Client gut finden zu können.
Bundles – oder Gruppierungen – sind eigentlich kein Hexenwerk, sind in anderen Clients vielleicht auch in anderer Form zu finden, doch da ich unterschiedliche Geräte und Systeme nutze, setze ich nur auf Schnittstellen und Software, die ich überall nutzen kann. Ein tolles Spark als Mail-Client unter macOS und iOS würde also rausfallen, da deren System für mich nicht auf Android funktionieren würde.
Google Inbox-Gruppierungen fassen Mails zusammen. Man kann wie früher noch E-Mails in Ordner schieben, man kann Inhalten dieser Ordner aber auch sagen, wie sie zusammengefasst und angezeigt werden. Gmail-Nutzer kennen diese Funktion übrigens als Automatismus, denn hier gibt es ja die smarten Ordner Soziale Netzwerke, Werbung, Benachrichtigungen und Foren. Bundles und Kategorien bei Inbox sind entweder automatische oder manuelle Sortierungen, wie Filter quasi. Ob diese Kategorien als ungelesen erscheinen oder nicht, obliegt dem Nutzer.
Ein paar Beispiele, warum Google Inbox-Gruppierungen für mich „funktionieren“. Ich bekomme durch Kommentare, Pressemitteilungen und Soziale Netzwerke monatlich sehr viele E-Mails. Und in den meisten Fällen lese ich die sogar. Nun würden beim beschriebenen Eingang theoretisch drei Ordner reichen. Kommentare, Netzwerke und Presse.
Per Filter könnte ich alle Mails in Ordner verschieben, sogar mit mehreren Labeln versehen und und und. Für jeden Krempel würde ich Benachrichtigungen bekommen. Als gelesen markieren wäre keine Option, da könnte ich was übersehen – und keine Benachrichtigungen sind auch keine Option. Und gerade wenn es schnell gehen muss – mobil unterwegs beispielsweise – will ich nicht nur die ganzen Ordner bei Gmail oder Inbox stöbern um zu schauen, ob etwas wichtig ist.
Fallbeispiel: Ich bekomme über das Blog Kommentare. Diese landen in dem Ordner „Kommentare“ – was bei Google ein Label ist. Ich will aber KEINE Benachrichtigung haben, die Mails aber als ungelesen SCHNELL im Zugriff haben – OHNE in den Ordner Kommentare zu müssen. Ausgefallene Wünsche, aber genau das, was Bundles erledigen.
Voraussetzung für eine Bundle-Funktion ist eine Mail, die man in einen Ordner filtert. In meinem Fall landen alle Mails mit dem Absender des Blogsystems im Ordner Kommentare. Wie man Filter mit Google Inbox einstellt, habe ich ja bereits ausführlich beschrieben.
In der Seitenleiste von Google Inbox findet man beim Hovern über einen Ordner ein Zahnrad vor, welches die Einstellungen öffnet.
Hier sieht man dann die Filteroptionen, aber auch die Möglichkeiten, Mails in der Inbox zu gruppieren.
Aktiviere ich den Punkt, „E-Mails in der Inbox gruppieren“, so greifen selbstverständlich noch alte Filter, nämlich der, dass die Nachrichten in den Ordner Kommentare sollen. Aber: Sie tauchen in der Inbox auf. Das Label wird also bei Vorhandensein von Nachrichten in der Inbox dargestellt, sodass ich zum Lesen meiner Mails nicht in den Ordner Kommentare hüpfen muss.
Die Inbox, also der Eingang, wird Schaltzentrale. Und bei keinem Bock zu lesen? Könnte man alle Mails auf Schlag archivieren. Man kann auch sammeln – so kann ich der Gruppierung sagen, dass sie sofort bei Maileingang aktiviert werden soll – oder einmal am Tag oder einmal in der Woche die Mails anzeigt. Allerdings sind mir meine Mails zu wichtig als dass ich diese verschieben würde. Aber natürlich kann es Gründe geben, eine bestimmte Gruppierung nur einmal am Tag zu sehen.
Das war aber für mich nur Clou Nummer 1 an der Gruppierung von Mails, denn wer Unmengen von Mails bekommt, will nicht jedes Mal eine Benachrichtigung bekommen. Aus diesem Grunde lasse ich zwar vieles in die Inbox spülen, bekomme aber keine Benachrichtigung über den Inbox-Client.
Nun muss man Google wieder rügen. Denn es gibt Dinge, die das Unternehmen offenbar nicht in den Griff bekommt. Standardmäßig landen Mails also in Gruppierungen im Eingang, hinterlassen dabei aber eine Benachrichtigung. Dies ist nicht in Google Inbox im Web abstellbar.
Stattdessen muss man zum mobilen Client greifen und dort die Gruppierung bearbeiten. Einfach auf das Label gehen, oben rechts das Zahnrad anklicken und in den Einstellungen des Labels festlegen, dass man keine Benachrichtigung haben möchte.
Lange Rede – kurzer Sinn: Für Ordnung sorgen bei mir Gruppierungen in Google Inbox. Mails bestimmter Absender werden mit einem Label versehen, tauchen ungelesen unter diesem in der Inbox auf, stören mich aber nicht durch eine Benachrichtigung. Ein wahrer Segen.
Der funktionale Unterschied zu Labels in Gmail scheint mir ziemlich subtil zu sein. Ich kann doch in Gmail bestimmte Mails auch in Labels sortieren lassen und dann festlegen, ob die Mails dieses Labels noch in der Inbox auftauchen oder nicht. Der einzige Unterschied wäre dann, dass bestimmte Mails in der Inbox von mobilen Benachrichtigungen ausgenommen werden?
Sehe in diesem Workflow keine große Änderung zum ‚klassischen‘ Vorgehen mit Gmail, Mails in Labels zu bündeln und dann das Label halt einmal am Tag/in der Woche abzuarbeiten.
Für mich sind die wichtigste Punkt bei einem Mailclient:
Dass er mit keinerlei Intelligenz daherkommt. So wie vor 15 Jahren.
– Ich will eine lineare Inbox, auf die ich Sortierregeln anwenden kann. „Wenn $SUBJECT enthält [BLA] verschiebe in Ordner ‚Vom Chef‘, setze ‚gelesen’“. Auf keinen Fall soll da irgendwas vorsortiert werden.
– Ich will alle Mails für ewig behalten. Ich habe meine Mail aus den letzten 17 Jahren. Ich archiviere meine Mails inklusive erkanntem Spam. Ein Mailclient muss dem Rechnung tragen und auch mit mehreren GB großen Postfächern schnell umgehen können.
– Es gibt keine „wichtigen“ oder „unwichtigen“ Mails. Alles wird von mir gelesen und bearbeitet. Sollte ich keine Regel angelegt haben, ist die Mail wichtig.
– Webmail ist für mich vollkommen irrelevant. Ist mir zuviel rumgehühner in einer viel zu lahmen Umgebung. Ebenso mobile Devices — auf meinem Handy habe ich GMail oder K9 nicht mal eingerichtet. Mail findet für mich ausschliesslich am Desktop statt. Wer mobil was von mir will, muss WhatsApp, Hangout, SMS oder Anruf nutzen.
Die Filter von denen du redest kannst du eigentlich über das Gmail Webinterface einrichten und dann in jedem IMAP Client.
Einzig mit Sieve wäre es noch einfacher da es da direkt über den Mail Client direkt gehen würde.
Ich benutze Inbox auch seitdem Google es rausgebracht hat. Anfangs im Web noch im Wechsel mit dem GMail-Interface, inzwischen aber praktisch nicht mehr.
Die Bundles sind wirklich genial, besonders natürlich Käufe und Reisen, weil die Zusatzfunktionen bieten wie die Schnellübersicht über die Reise oder ein Standard-Format zur Darstellung des Kaufs mit Preis, Lieferdatum und Link zum Verfolgen der Sendung.
Übrigens, ich glaube, in den USA bietet Inbox noch viel mehr. Ich bekomme derzeit zB täglich den Newsletter der Washington Post, und die hat daraufhin ganz automatisch ein eigenes Bundle bekommen (allerdings seltsamerweise nur in der Inbox selbst, nicht in der Label-Liste). Wenn man draufklickt, bekommt man ähnlich wie bei Reisen eine Übersicht, und zwar hier jeweils die vier wichtigsten Themen aus dem letzten Newsletter, mit Überschrift, Foto und Teaser. Darunter dann alle Mails.
Was ich aber weiterhin gewöhnungsbedürftig finde ist das Abhaken, bzw. ich habe es einfach nicht verstanden:
– In manchen Labels / Bundles passiert nichts, wenn ich Mails darin abhake, außer natürlich dass sie bei ihnen das entsprechende Häkchen angezeigt wird
– Bei anderen Labels / Bundles fallen sie dagegen raus, und dann weiß ich nicht mehr, wie ich sie vernünftig wiederfinde. In GMail behält natürlich auch eine archivierte Mail ihr Label, so dass ich sie zwar nicht mehr im Posteingang, aber natürlich noch unter dem Label finde. In Inbox ist das irgendwie anders.
Wer kann mir die Logik hier mal erklären?
ich selbst nutze weder Gmail noch inbox, ich will nicht, dass google meine emails ließt.
Ich nutze auch Inbox, aber was ich wirklich faszinierend finde: Das hatte Operas Mailclient M2 schon vor 10 Jahren. Der konnte sogar eine Zahl einblenden, welche die Anzahl der ungelesenen Mails in dem Filter (so nannten die das, mehr ist es ja eigentlich nicht) visualisierte. Mal schauen wann Inbox dazu in der Lage ist … 😉
Ich stimme dir zu, Caschy! Allerdings würde ich gerne bestimmen können, wann 1x die Woche in meine Inbox gruppiert wird. Geht leider nicht 🙁
Alleine, die Funktion alle Buchungen etc. bei Reisen zu „bundeln“ finde ich super praktisch. Hatte vor Inbox immer den Apple Client benutzt. Jetzt auf allen Geräten ausschließlich Inbox.
Auch Dinge wie Sendungsstatus etc. sind einfach praktisch.
Nachteil ist eben, dass Google alle Mails „liest“. Aber sind wir mal ehrlich. Ich glaube es gibt nicht viele Anbieter die das nicht tun…
@st Was willst du mit so einem Kommentar bezwecken? Und warum willst du nicht die Vorzüge der von Google analysierten Mails nutzen?
Ich sehe es auch als einen Nachteil an, wenn Google mehr über mich weiss — sie können mich dann gezielter Bewerben und ziehen mir das Geld aus der Tasche. MEine Daten vermarkten sie auch. Ich nutze einen eigenen Mailserver, Musikserver, Webserver etc.
Was ich allerdings auch nicht verstehe: Warum Leute in Diskussionsforen über DInge schreiben, die sie weder mögen noch nutzen.
Seien es PHP-Releases, Google-Tools oder was-auch-immer, ständig schlagen Leute in Foren auf und schreiben „Ich nutze das nicht“ und machen das Topic kaputt..
@ratti: Du archivierst den Spam der letzten 17 Jahre? 😀 Ich hab schon viel gehört/gelesen, aber das ist der knaller 😀
Also da musste ich auch laut lachen 😀 😀 😀
@chris83 Ist doch völlig klar. Mit der Viagra-Werbung konnte @ratti bisher nix Anfangen aber wer weiß das schon, irgendwann sind die Angebote vielleicht interessant und dann kann man einen Preisvergleich über die letzten 17 Jahre machen. Also ich sehe nur Vorteile!
Na solange er es nicht auch noch ausdruckt und in ordnern abheftet passt doch alles 🙂
@Peh: Stimmt, wenn man es so betrachtet, sehr clever 🙂
@ratti Ich sehe es als Vorteil an Werbung zu bekommen, die mich interessiert. Und mein Geld gebe noch immer ich aus, nicht Google. Oder wie meinst du, ziehen sie dir Geld aus der Tasche?
> Spam der letzten 17 Jahre?
Zum später nachschlagen. 😀
Ne, Quatsch. Ich habe die Befürchtung, durch einen FIlterfehler mal eine geschäftliche Mail zu übersehen, also gehen die alle mit ins Backup. Und nachträglich wieder rauspulen ist mehr Arbeit als das einfach mitzschleppen. Aber Löschen wäre mir zu riskant.
> Und mein Geld gebe noch immer ich aus, nicht Google.
Erstens:
1000 Euro verdienen. 800 ausgeben für „was ich brauche“. 200 Euro übrig. —> Sparen.
1000 Euro verdienen. Werbung sehen für alles, was mit meinen Hobbies zu tun hat, oder was meine Tochter interessieren könnte, oder was auch mal ganz praktisch wäre, oder coole Gadgets, —> 1000 Euro ausgeben.
Zweitens:
Werbung nervt. Werbung nervt so kolossal, dass ich noch Hass drauf habe. Früher hatten wir keine Werbung im Netz, dann haben Anbieter mit Werbung Geld verdient und konnten mit dem Kapital all diejenigen verdrängen, die das so locker zum Spaß gemacht haben. Jetzt haben wir nur noch Kommerznetz. Ich will das Web des Jahres 2000 wiederhaben, das Werbung kaputt gemacht hat.
@ratti: Woher soll denn der ganze Inhalt im Netzt kommen. Die Menschen die ihn machen wollen ja auch Geld verdienen, genau so wie du mit deinem Job Geld verdienst. Über die Ausführung der Werbung kann man gerne und viel streiten aber das es welche gibt ist völlig legitim.
@caschy
Geil, Danke. jetzt habe ich doch mal nen Grund um Inbox zu testen.
@Tidi
Die Inhalte, die mich _wirklich_ interessieren, werden von Menschen gemacht, die nicht primär mit diesen inhalten Geld verdienen möchten
> Woher soll denn der ganze Inhalt im Netzt kommen.
Das Netz war früher randvoll mit Inhalten, auch bevor damit Geld verdient wurde — gemacht von Menschen, die damit auch gar kein Geld verdienen wollten. Händisch vernetzt über Webringe und Linklisten statt SEO-Scheisse.