Gericht entscheidet: Apple muss FBI beim Knacken eines Täter-iPhones unterstützen
Seit 2014, genauer gesagt seit iOS 8, speichert Apple keine Schlüssel mehr, die für die Entschlüsselung von iPhones verwendet werden können. Das Unternehmen verkauft dieses Feature gerne als Privatsphäre-Funktion und teilt auch öffentlich mit, dass es selbst keine Möglichkeit hat, die Inhalte der Nutzer einzusehen. Das gilt sowohl für Inhalte auf dem iPhone als auch für die Kommunikation via iMessage. Den Behörden ist das seit langer Zeit ein Dorn im Auge, sie fordern eine „Backdoor“ für Ermittlungen. Jetzt hat ein Gericht entschieden, dass Apple dem FBI zur Seite stehen muss, um das iPhone eines der San Bernadino-Schützen im Dezember in Kalifornien zu entschlüsseln.
Das Ganze spielt sich in Amerika ab, einem Land, dem man hinsichtlich 9/11 alles durchgehen lässt, wenn es nur einen Hauch von Terrorismusbekämpfung mit einfließen lässt. Und so scheut sich auch in diesem Fall von behördlicher Seite keiner, die Terrorismuskeule zu schwingen. Man darf nichts unversucht lassen, um den Fall aufzuklären, den Angehörigen der Opfer ist man dies schuldig.
Leider hat das FBI offenbar nicht die technischen Möglichkeiten, ein iPhone 5c – das besagte iPhone aus diesem Fall . zu entsperren. Apple hat diese Möglichkeiten nach eigenen Aussagen auch nicht, soll diese aber bereitstellen. Das heißt nun allerdings nicht, dass Apple doch in irgendeiner Kiste die Passcodes des Nutzers speichert, aber Apple könnte in einem solchen Fall zum Beispiel die Anzahl der möglichen Fehlversuche vor Löschung des Inhalts erhöhen.
Freiwillig hat Apple in diesem Fall bisher nicht geholfen, auch etwas, das dem FBI missfällt. Apple selbst hat nun 5 Tage Zeit, um dem Gericht mitzuteilen, ob geholfen wird oder die Hilfe eine unverhältnismäßige Belastung wäre. Dieses Urteil kann wegweisend sein, sowohl für Unternehmen wie Apple als auch für staatliche Behörden.
Besonders interessant ist in diesem konkreten Fall, dass die Behörden tatsächlich eine Erlaubnis haben, die Inhalte des iPhones zu durchsuchen, aber schlichtweg an der verwendeten Absicherung scheitern. Spricht erst einmal für Apple und die eingesetzte Technik. Und selbst wenn Apple nun beim „Bruteforcen“ behilflich ist, indem zum Beispiel die Anzahl der möglichen Eingaben erhöht wird, kann man eigentlich auch keinen Vorwurf machen.
Update: Apple entsperrt das iPhone nicht, stößt aber nun eine öffentliche Diskussion über Backdoors an.
Entweder Apple stellt sich komplett quer oder die bauen doch wieder ein Backdoor ein. Mir wäre die erste Variante lieber!
Ich weiß, es ist ein zweischneidiges Schwert, aber irgendwie habe ich immer wieder Bauchschmerzen damit, dass man sich unter dem Deckmantel des Datenschutzes im Grunde alles erlauben kann, ohne dafür belangt zu werden.
„Apple selbst hat nun 5 Tage Zeit, um dem Gericht mitzuteilen, ob geholfen wird oder die Hilfe eine unverhältnismäßige Belastung wäre.“
Hm… Also wenn ich das bei den IPhones richtig im Kopf habe wird ein Update des OS nur bei entsperrten Gerät ermöglicht – alternativen sind daher eine aktualisierte Firmware oder der DFU Modus um eine neue Firmware mit einer bspw. erhöhten Versuchsanzahl einzuspielen was aber unweigerlich auch einen Reset der Daten bedeuten würde..
Denke hier kann Apple einfach sagen „Geht nicht, sorry Leute“ und ich hoffe das tuen sie auch 🙂
@besucherpete: Im Deckmantel des Datenschutzes kann man genauso viel sich erlauben, wie sonst auch. Datenschutz ändert erstmal nichts.
Super schwierige Situation. Apple ist ja prinzipiell für die Verschlüsselung von Geräten und anfänglich die Hilfe zu verweigern war die einzig richtige und sinnvolle Entscheidung. Natürlich wird die Entschlossenheit zur Verschlüsselung aber damit auch stark auf die Probe gestellt, weil extrem viele Amis die Einstellung von Apple nicht gut heißen, wenn man damit verhindert einen Mörder dingfest zu machen.
Wenn sich Apple jetzt dazu entschließen sollte zu helfen, geben sie im Prinzip zu, dass die Verschlüsselung eine eigens geplante Backdoor hat. Das würde zu extrem viel Kritik in der Techszene führen. Auch große Firmenkunden würde das iPhone als Firmenhandy abtreten, wenn Apple als Hersteller Zugriff zu den Daten hat. Ich kann mir deshalb eigentlich nicht vorstellen, dass sie das machen.
Wenn sie aber sagen: Sorry, wir können euch nicht helfen. Dann wird ganz sicher in den USA der Shitstorm losgehen, dass man genau deshalb Verschlüsselung verbieten sollte. Das wiederum hätte einen extrem großen Schaden für uns alle, die Wert auf Verschlüsselung legen.
Wenn ich das richtig sehe ist es eine lose:lose Situation nicht nur für Apple, sondern für uns alle. Ich hoffe das da jetzt einige smarte Kerlchen am Tisch sitzen, um für die bestmögliche Entscheidung im Namen von Apple und von uns allen zu sorgen.
Das ging schnell: http://www.apple.com/customer-letter/
Kurzfassung: Apple weigert sich das Urteil umzusetzen.
@mini: Ok, dann sag ich das mal anders: Ich finde nicht gut, dass Täter nicht ermittelt werden können, weil man z.B. eben nicht an die Inhalte von Smartphones u.ä. kommt.
@besucherpete: Wer legt fest, dass DU KEIN Täter bist?
„Und so scheut sich auch in diesem Fall von behördlicher Seite keiner, die Terrorismuskeule zu schwingen“ > Häh? Da muss nix geschwungen werden, Das WAR Terrorismus.
„Besonders interessant ist in diesem konkreten Fall, dass die Behörden tatsächlich eine Erlaubnis haben, die Inhalte des iPhones zu durchsuchen…“ > na klar, bei einem Verbrechen ist das ja wohl das Mindeste!
Wie immer ein heikles Thema und ich finde Datensicherheit recht wichtig, aber wenn es sich mit großer Sicherheit um einen oder um den Täter handelt, so sollte Apple oder auch jeder andere Hersteller tatkräftig dazu beitragen diesen zu überführen.
Und wenn es einen richterlichen Beschluss gibt, dann wird es auch einen belegten bzw. nachweislichen Verdacht geben, denn sonst würde kaum ein Richter einen Beschluss unterzeichnen oder solch ein Urteil fällen.
Und davon abgesehen finde ich wenn der- oder diejenige nicht schuldig wäre bzw. nichts zu verbergen hätte, so würde der/die Beschuldigte wohl selbst sein Handy entsperren um seine Unschuldigkeit zu untermauern.
@Martin: Niemand, aber wenn mal jemand auf den Gedanken käme, würde ich mich auch nicht weigern, zur Aufklärung beizutragen.
@Patrick Bäder
Weshalb solltest du etwas entschlüsseln wo deine PRIVATEN Daten drauf sind?
Damit dann Staatliche Behörden etc. in deinen PRIVATEN Daten rum stöbern können und tun und lassen können was sie wollen?
Ansonsten hat sich die USA ja auch nicht davor gescheut Leute nach Guantanamo zu schicken und dann zu foltern, ob sie am Ende schuldig waren oder nicht juckt da drüben „glaube“ auch keinen.
Wenn das FBI nicht fähige Leute hat, müssen sie sich halt klügere und bessere Leute einkaufen. Alles andere würde ja heißen Apple müsste in jedes Gerät Backdoors einbauen, somit wäre wiederum jede Verschlüsselung etc. obsolet. ^^
Ist doch alles nur Propaganda. Apple wird dazu „verurteilt“, dem FBI behilflich zu sein. Apple fehlen aber die technischen Mittel. Alles lobt Apple nun für den gelungenen Datenschutz. „Homeland“ hat jetzt einen Grund um eine Backdoor zu fordern. Das geschieht natürlich im Rahmen des PATRIOT Acts, ist also Geheim und niemand erfährt etwas davon. Apple ist so fett und dick, glaubt ihr wirklich das die nicht mit der US Regierung und den Behörden verstrickt sind? Alles nur ein Schauspiel um die doofen Kunden in Sicherheit zu wiegen. Aber wer nichts zu verbergen hat… 🙂
@Patrick Bäder
Zitat: „Und davon abgesehen finde ich wenn der- oder diejenige nicht schuldig wäre bzw. nichts zu verbergen hätte, so würde der/die Beschuldigte wohl selbst sein Handy entsperren um seine Unschuldigkeit zu untermauern.“
Das ist so süß. Unglaublich wie naiv Menschen sein können. Kannst du dir nicht vorstellen, das du unschuldig in eine Situation gerätst, in der der Inhalt deines Smartphones dich belasten würde? Mit Daten ist das so eine Sache. Je mehr man hat, desto mehr Szenarien lassen sich daraus „herausanalysieren“. Ob diese Szenarien, Vermutungen und Verdachtsmomente, der Wahrheit entsprechen steht allerdings auf einem anderen Blatt. Erst einmal bist du verdächtig und wenn du verdächtig bist du auch irgendwie schuldig 🙂
Die einzige Lösung für diese verzwickten Situationen ist: Verschlüsselung so einbauen, dass der Hersteller bereitwillig jede erdenkliche Hilfe anbieten kann, ohne dass die Verschlüsselung gebrochen werden kann. OpenSource ist da schon mal gut: Da kann der Hersteller der Regierung sagen: So haben wir es gemacht, so könnt ihr es knacken, Mehr können wir nicht tun.
Dann alles dafür tun, dass ein paar Grundprinzipien erhalten bleiben, wie beispielsweise, dass niemand in Beugehaft genommen werden darf, um an den Schlüssel zu kommen. Und schon sind alle fein raus.
In Terrorregimen und Bananenrepubliken bleibt davon natürlich nicht viel übrig…