„Crackdown 3“ Kampagne angespielt: Zerstörungsorgie im Neonlicht

Mitte 2018 konnte Microsoft von „Crackdown 3“ auf der E3 wenig aussagekräftiges Material zeigen. Als vor einigen Tagen freundlicherweise ein Review-Code bei mir eintrudelte, war ich einigermaßen überrascht. Denn ich hatte den Exklusivtitel überhaupt nicht mehr auf dem Schirm. Kommt es nur mir so vor, oder gab es irgendwie im Vorfeld kaum Rummel um diesen Action-Titel für die Xbox One und Windows-PCs? Dabei ist immerhin ein anständiges Game herausgekommen!

„Crackdown 3“ ist ein Open-World-Titel und, wie der Name unschwer vermuten lässt, der dritte Teil der Reihe. Letztere nahm 2007 auf der Xbox 360 ihren Anfang und dümpelte dann nach meinem Eindruck etwas vor sich hin. Während ich etwa damals auch ohne Xbox 360 immer interessiert auf Titel wie wie „Forza“-Reihe, „Fable“ und natürlich „Halo“ blickte, nahm ich „Crackdown'“ bestenfalls am Rande wahr. Daran dürfte auch der dritte Teil nichts ändern, denn wenn man den Exklusivtitel von Microsoft den Pendants von Sony gegenüberstellt, also etwa „God of War“, „Horizon Zero Dawn“ oder „Spider-Man“, dann wird „Crackdown 3“ schnell klein mit Hut.

Nun gut, dass Microsoft im Bereich First-Party-Spiele weder quantitativ noch qualitativ mit Sony mithalten kann, ist ein Aspekt, denn ja sogar die Redmonder selbst indirekt des Öfteren eingeräumt haben. Deswegen hat man auch zuletzt zahlreiche Spieleentwickler geschluckt, um sich da nicht nur breiter, sondern auch besser aufzustellen. Leider ist „Crackdown 3“ auch ein gutes Beispiel dafür, warum das notwendig ist. So reiht sich der solide aber eben nicht gerade Begeisterung weckende Titel eher gleichberechtigt neben einem „Quantum Break“ oder einem „Sea of Thieves“ ein als neben Krachern wie „Forza Horizon 4“.

Offenbar bin ich nicht der einzige, der das so sieht. Denn in den internationalen Wertungen rangiert „Crackdown 3“ nun für einen Triple-A-Exklusivtitel mit beispielsweise einem Metascore von gerade einmal 60 mehr schlecht als recht. Ist das Spiel also ein Flop? Das finde ich persönlich nicht. Dennoch fällt es auch mir schwer, hier eine Kaufempfehlung auszusprechen. Zeit ist kostbar und um sowohl eure Zeit als auch euer Geld buhlen aktuell schon zu Anfang des Jahres viele hochkarätige Games: Und da will ich nichts beschönigen: Wenn ich die Wahl habe, ob ich „Kingom Hearts III“, „Resident Evil 2“ oder eben das neue „Crackdown 3“ weiterzocke, dann fällt es mir leicht mich da zu entscheiden.

Zumal es nicht ruhiger wird: Am 8. März erscheint mit „Devil May Cry 5“ der nächste große Triple-A-Titel, den ich mir auch gerne anschauen möchte – auch hier fürs Blog. Da ist „Crackdown 3“ irgendwie auf meiner persönlichen Liste ein kleines Lichtlein, wenn ich auch daran denke mit welchen anderen Games ich im Rückstand bin. „Dragon Quest XI“ mal zu Ende durchspielen? Wäre ja auch eine Idee, oder? Doch woran mangelt es „Crackdown 3“? Die kurze Antwort: Abwechslung. Die lange Antwort? Nun, das sind viele Kleinigkeiten.

Fangen wir bei der Grafik an: „Crackdown 3“ ist auf der Xbox One X alles andere als hässlich und läuft mit 30 fps sowie einer dynamischen Auflösung, die oft natives 4K zeigt. Allerdings ist das Art Design… nun ja, ich finde es ziemlich austauschbar. Man trampelt, springt und fährt durch eine steril wirkende Zukunftsmetropole mit sehr viel Grau, das durch gleißende Neonlichter, bevorzug in knalligem Pink bzw. Purpur, aufgelockert wird. Doch diese generische Spielwelt bleibt nicht im Gedächtnis. Denke ich da an ein „Assassin’s Creed Odyssey“ zurück oder gar an ein unheimlich lebendiges „Red Dead Redemption 2“, dann stimmt mich die Spielwelt von „Crackdown 3“ fast schon traurig. Sie lädt mich einfach nicht ein darin zu verweilen. Vielmehr taucht in meinem Kopf eine Stimme auf, die sagt: „Puh, warum reitest du nicht stattdessen in ‚RDR 2‘ durch die Prärie, statt auf kahle Häuserschluchten zu blicken?“.

Bis zu einem gewissen Grad ist das auch Geschmackssache. Mich erinnert die Sci-Fi-Spielwelt am stärksten an ein „Saints Row IV“. Leider betrifft die mangelnde Abwechslung aber ohnehin nicht nur die (sonst technisch einwandfreie) Optik, sondern vor allem auch das Gameplay. Denn was das Missionsdesign betrifft, ist man hier noch in der letzten Konsolengeneration stecken geblieben. So bleibt die Story hauchdünn: Man muss der geheimnisvollen Organisation Terra Nova eins auf die Mütze geben, welche der Welt den Saft abdrehen will. In Missionen umgesetzt bedeutet das, man hangelt sich innerhalb der tristen Stadt New Providence von Missionsziel zu Missionsziel.

Wirkliche Informationen braucht man aber im Vorfeld so gut wie nie: Umballern was sich bewegt, lautet eigentlich immer das Motto. Da trägt selbst der ehemalige Football-Spieler Terry Crews als Protagonist wenig zur Atmosphäre bei, der hin und wieder mal einen Kommentar ablassen darf. „Crackdown 3“ kann sich dabei nicht so recht entscheiden, ob es sich völlig dem Over-the-top-Charme einer Serie wie „Saints Row“ verschreiben will oder ernst genommen möchte wie ein „Quantum Break“. Als Resultat landet man irgendwo in der Mitte und wirkt schlichtweg ziel- und identitätslos.

Während ich mich also in einer langweiligen, urbanen Umgebung von Punkt A zu Punkt B ballere, kommt über weite Strecken wenig Spaß auf. Dabei unterhält „Crackdown 3“ durchaus mit krawalligen Bosskämpfen und den wachsenden Kräften des Hauptcharakters Commander Jaxon, der am Ende durch die Stadt springt wie ein Flummi und Feinde in Windeseile in Schutt und Asche legt. Bei solchen Zerstörungsorgien kann „Crackdown 3“ dann doch durchaus stellenweise echt Laune machen. Problem: Kürzlich ist „Just Cause 4“ erschienen, das auch nicht das Maß aller Dinge ist, aber sich dem B-Movie-Charme doch etwas deutlicher hingibt und dadurch kurzweiliger unterhält.

Was ich hier schreibe, klingt alles eher negativ, ist aber gar nicht so gemeint: „Crackdown 3“ ist kein schlechtes Game – aber es ragt eben auch nicht aus der Maße heraus. Technisch ist der Titel sauber umgesetzt, doch das monotone Gampeplay gekoppelt mit dem einfallslosen Art Design sorgt dafür, dass ich das Spiel nur als leichte Unterhaltung für diejenigen empfehlen kann, die sich nach dem nächsten Open-World-Titel sehnen und die von mir genannten Konsorten wie „Red Dead Redemption 2“ und Co. schon allesamt durchgezockt haben.

Mit seiner Spielzeit von ca. 10 Stunden für die Kampagne ist „Crackdown 3“ allerdings auch rasch wieder vorbei. Was dann bleibt, ist der Multiplayer-Modus „Wrecking Zone“. Letzterer punktet mit deutlich stärker zerstörbaren Umgebungen als im Hauptspiel, da hier die Cloud bzw. Microsoft Azure mit Berechnungen nachhilft. Ich bin allerdings kein großer Multiplayer-Fan, so dass dieser Modus für mich persönlich nicht so interessant ist. Eigentlich wurden die zerstörbaren Umgebungen in ersten Trailern zu „Crackdown 3“ insgesamt sehr ins Zentrum gerückt. Dass sie nun nur im Multiplayer-Modus eine Rolle spielen, ist ein bisschen schade.

In „Crackdown 3“ ballert man sich in der Singleplayer-Kampagne von Außenposten zu Außenposten, nimmt Mini-Bosse auseinander und erobert die Stadt zurück, während man nach und nach neue Fähigkeiten erlangt. Am Ende habe ich mich gefühlt, als würde ich die Ziele eher für die Statistik abarbeiten. Stellt euch die Sidequests aus den „Assassin’s Creed „-Games gewürzt mit etwas Krawall aus „Just Cause“ vor, mischt das mit einer Spielwelt wie in „Saints Row IV“ und ihr erhaltet „Crackdown 3“.

Wie schon erwähnt: „Crackdown 3“ ist ein Spiel, das durchaus in Ordnung geht – bei der aktuellen Auswahl absolut hochkarätiger Triple-A-Games ist das aber zu wenig. Wer auf Open-World-Ballereien mit Sci-Fi-Einschlag steht, kann durchaus einen Blick auf den Titel schmeißen. Ich würde aber empfehlen dann in Zukunft in einem Sale zuzugreifen. Anders mag es aussehen, wenn man mit ein paar Kumpels vorwiegend Bock auf den Multiplayer-Modus hat. Da stecke ich eben nicht so drin. Doch die Story-Kampagne besteht aus simplen Sammelorgien und anspruchslosen Ballereien, die relativ wenig eigenen Charme zeigen.

Microsoft kann tolle Exklusivtitel entwickeln: Marken wie „Halo“, „Forza“ oder auch „Gears of War“ beweisen das. Ich denke aber nur wenige Gamer wären traurig, würde man „Crackdown“ nach drei soliden aber wenig Aufsehen erregenden Titeln nun in den Ruhestand schicken.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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2 Kommentare

  1. Warum so ein langer Artikel. Mit „…es reiht sich neben Seas of Thieves ein…“ ist doch alles gesagt.Es handelt sich also um langweiligen Mist.

  2. Vielleicht ein kleiner „Fanboy“ hier…aber irgendwie bleibt dieser Bericht, hinter seinen Möglichkeiten zurück. Man merkt leider, dass Du die Vorgänger kein einziges Mal gespielt hast. (…ich biete Dir das „Du“ an, da ich glaube der Ältere bin ;)…) Das die Crackdown Reihe nur so vor sich hin dümpelte, liegt einfach daran, dass die BPjM beide Teile auf den Index setzte bzw. Teil1 kurz erhältlich war und Teil2 schon gar nicht mehr zu einer Prüfung vorgelegt wurde. Dadurch durften die Spiele auch nicht mehr beworben werden, was nun einmal zum weniger hohen Bekanntheitsgrad als z.B. „HALO“ sein übriges beigetragen hat. Wenn man diese Spiele wollte, musste man diese sich aus Österreich oder anderen EU Ländern holen.
    Crackdown 3 bleibt sich und seiner Linie treu. Es ist so ein bisschen wie „nach Hause“ kommen. Alles ist an seinem Platz, man findet sich sofort zurecht und wird nicht von 3000 Nebenaufgaben erschlagen, weil (wie Du ja richtig sagtest) das ganze Spiel eine einzige Nebenaufgabe ist. Aber noch einmal: Das war die Serie meiner Meinung nach schon immer. Auch gebe ich Dir Recht, dass wenn mit der riesigen Zerstörung geworben wird und dann man diese (wie auch schon recht schnell gesagt wurde) dann nur noch im Multiplayer erleben kann, auch keine neuen Käufer anlocken wird. Was Schade ist, dass Du nicht erwähnst, dass man Koopdie Story zocken kann, dann macht das Ganze noch einmal eine Ecke mehr Spass. Auch finde ich, dass Deine Vergleiche mit RDR2 oder Horizon hinken. Beides großartige Spiele, die aber letztendlich ein ganz anderes, ich nenne es jetzt mal Storytelling haben, als C3. C3 möchte das auch gar nicht. Einfach Hirn aus, Popcorn mampfen und gut, so wie Du es vielleicht bei Filmen wie „Expendables“ o.ä. auch machen würdest, einfach weil Du weißt was auf Dich zukommt. Das man den „SALE“ abwarten soll, all diejenigen, die kein vorherigen Teil gespielt haben oder vielleicht auch erstmal andere Spiele zocken wollen, passt schon. Aber ganz ehrlich, mit GamePass für 2€ die ersten Beiden Monate, kann man sich auch mal Crackdown3 anschauen. Letztendlich ist es bei diesem Spiel wie damals mit „DUKE NUKEM FOREVER“: man hat ewig darauf gewartet, zigmal wurde es verschoben und als es endlich nach 20 Jahren oder so rauskam, war es eher „MÄH“. Es war einfach nicht mehr zeitgemäß und letztendlich hat man es aber trotzdem gezockt, weil es eben der DUKE war und man so lang darauf gewartet hat und wenn man ehrlich ist, hatte man auch seinen Spass damit.
    Von den Games mit denen ich im Rückstand bin möchte ich gar nicht erst anfangen, aber da macht es C3 richtig, man kann das Spiel ein,zwei Stündchen zocken ohne die ganze Zeit das Gefühl zu haben „Hoffentlich verpasse ich nichts“ (geht mit immer bei RDR2 so), lässt in C3 ein wenig die Sau raus und kann dann immer noch was „anspruchvolleres“ zocken oder sich mal wieder um die Familie kümmern.

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