Turtle Beach Velocity One Flight ausprobiert: Controller für den „Microsoft Flight Simulator“

Turtle Beach hatte seinen speziellen Controller Velocity One Flight bereits im Juni 2021 für den PC und die Xbox Series X|S angekündigt. Ich erkundigte mich damals flott nach einem Testmuster, da ich damit nicht nur euch und mich selbst, sondern auch meinen 71 Jahre alten Vater erfreuen wollte, der sich sehr für Flugzeuge interessiert. Der ist beileibe kein Gamer, aber mit so einem Flugsimulator-Controller wurde bei ihm dann doch Begeisterung geweckt. Aber lohnt sich der Turtle Beach Velocity One Flight zu seinem Preis von satten 379,99 Euro?

Wer so viel Geld für ein Eingabegerät ausgibt, das im Wesentlichen auf ein einzelnes Spiel ausgelegt ist, der muss schon ein Enthusiast sein. Dabei bietet der Controller viele Besonderheiten, wie einen Schubquadranten mit eigenem Neigungstrimmrad sowie das Steuerrad mit integrierter Seitenrudersteuerung. Auch ein Headset-Anschluss ist integriert. Über den Controller ist auch eine 180°-Drehung des Steuerhorns möglich. Dadurch sollen sanftere Korrekturen als mit dem Controller möglich sein.

Die Doppelhebel- und Vernier-Steuerung mit 10 anpassbaren Tasten und anpassbare Schubhebel sollen die Vielfalt abrunden. Es gibt sogar eine Statusanzeige mit Meldungen. Die Farbe der Hintergrundbeleuchtung könnt ihr wählen und wechselt zwischen zwei verschiedenen Panels. Mit jeweils zwei POV/HAT-Switches sind die Controller ausgestattet, um ein möglichst schnelles Umschalten zwischen verschiedenen Kameraperspektiven zu ermöglichen. 18 zusätzliche anpassbare Tasten sollen Hobby-Piloten abholen.

Das ist schon eine ganze Menge Holz, wie euch auch das obige Video noch einmal verdeutlichen kann. Da sollte man also auch keineswegs unterschätzen, dass es eine Einarbeitungszeit braucht, um mit dem Velocity Flight One überhaupt klarzukommen. Im Übrigen wird der Controller nicht kabellos betrieben, sondern via USB mit Konsole oder PC verbunden. Auch gibt es die Möglichkeit den Controller am Tisch über eine Klammer per Inbusschlüssel zu fixieren.

Das ist ziemlich hilfreich, wenn ihr mit dem Steuerknüppel für harte Schwenks oder gar Rollen hantiert, denn das kann die ganze Konstruktion sonst durchaus zum Wackeln bringen. Wer den Velocity One Flight aber nicht festklammern möchte, kann auch eine Art Tape unter dem Gerät befestigen, dass den Halt verbessert. Letzteres verschmutzt jedoch mit der Zeit und wird dann wohl beizeiten ausgewechselt werden müssen.

Ausstattung und Verarbeitung

Der Velocity One Flight wirkt gemessen an seinem Preis auch wertig konstruiert. Etwa wird der Steuerknüppel sogar durch einen Metallstab gehalten. Auch die Regler machen einen guten Eindruck. Das Display wirkt wiederum nicht besonders hochauflösend (320 x 230 Pixel) und recht grell. Außerdem fehlten im Testzeitraum noch Features: Laut Turtle Beach sollen dort auch Warnungen aufploppen, wenn etwa der Treibstoff zur Neige geht. Aktuell funktioniert das noch nicht, soll aber noch nachgereicht werden.

Ein USB-Kabel verbindet die beiden Einheiten des Velocity One Flight. Das zweite Kabel führt zu PC bzw. Konsole.

Der Controller besteht dabei aus zwei Einheiten, die ihrerseits mit einem USB-Kabel verbunden werden. Einmal geht es um die Steuereinheit und dann um jene mit den vier großen Hebeln. Die Hebel sitzen mir dabei etwas zu leichtgängig. Wer da etwa in der Eile etwas korrigieren möchte, sollte immer mit Gefühl vorgehen, sonst reißt man die Hebel rasch zu stark herunter oder hoch. Auch die Vernier-Steuerung, wie sie in leichten Flugzeugen verwendet wird, fühlt sich zu wenig nach dem ausgerufenen Preis an. Bei hartem Einsatz kann ich mir vorstellen, dass dort schnell Abnutzung auftritt.

Insgesamt ist der Velocity One Flight also an der Steuerknüppel-Einheit (Yoke) besser verarbeitet. Man setzt im Inneren im Übrigen auf einen 12-Achsen-Hall-Effekt-Sensor, was für Präzision und geringe Abnutzung sorgt. Optisch und auch haptisch geht mir die zweite Einheit (Quadrant) hingegen zu sehr in die Ecke „Spielzeug“. Da hätte zum ausgerufenen Preis doch etwas mehr drin sein dürfen. Der Gesamteindruck ist zusammengenommen aber immer noch gut.

Besonderheiten des Velocity One Flight

Ihr müsst dabei nach dem Anschließen des Turtle Beach Velocity One Flight angeben, welche Plattform ihr nutzt, also ob PC oder Konsole, und könnt aus drei Profilen zur Steuerung wählen (Standard, einmotorige Flugzeuge und Zwei-Motor-Jets). Solltet ihr nicht zufrieden sein, könnt ihr die Tastenbelegung aber eben anpassen. Es geht zwar auch ohne, empfohlen wird aber seitens des Herstellers, aus dem Microsoft Store die App „Turtle Beach Control Center“ zu beziehen, die dann auch Firmware-Updates zum Nachreichen von Funktionen erlaubt.

Ansonsten ist das Flight Management Display (FMD) im Grunde eure Schaltzentrale. Darüber könnt ihr auch ohne weitere Software die Tastenbelegung optimieren und testen. Das ab Werk recht grelle Display lässt sich auch in der Helligkeit reduzieren. Praktisch ist, dass sich hier sogar ein Trainingsmodus aktivieren lässt, der es erlaubt, die einzelnen Bedienelemente auszuprobieren und so firmer in der Verwendung zu werden. Mir ist es allerdings dennoch regelmäßig im Testzeitraum passiert, dass ich auf das mitgelieferte A3-Faltblatt blicken musste, um die Funktionen der Buttons und Regler zu überprüfen. Das ist eine Hilfestellung, die nicht zu unterschätzen ist.

Das sogenannte Status Indicator Panel (SID) ermöglicht es euch, zwei Folien aufzuklemmen, die verschiedene Dinge beinhalten und mit 12 LEDs im Hintergrund beleuchtet werden.

Praxistest eines Laien

Ich muss zugeben, dass ich mich mit dem Ausprobieren des Turtle Beach Velocity One Flight fast etwas übernommen habe. Deswegen habe ich in der Headline auch bewusst auf das Wort „Test“ verzichtet, da es hier eher um einen Erfahrungsbericht geht. So erfordert der Controller wirklich viel Einarbeitung und Fingerspitzengefühl. So behaupte ich, wer ab und an mal den „Microsoft Flight Simulator“ anschmeißt, wird von dem Eingabegerät jedes Mal aufs Neue überfordert sein. Ich selbst bin durchaus Core-Gamer und zocke jede Woche an der Konsole, doch mit dem Velocity One Flight ist es ein wenig wie mit diversen kompetitiven Shootern: Wer nicht regelmäßig dranbleibt, übt und sich Zeit nimmt, hat keine Chance sich einzufinden.

Der Quick Flight Guide ist für Anfänger lebensnotwendig.

Dazu ist der Funktionsumfang des Eingabegeräts einfach zu immens. Ich selbst habe etwa im Testzeitraum viel Konzentration benötigt, um mich immer wieder an die Funktionen zu erinnern. Daher nutzte ich dann auch als Konfigurationsmodus stets „Standard“, um den Hauch einer Chance zu haben. Allerdings ist diese Tiefe und Vielfältigkeit eben etwas, das die Zielgruppe reizen wird, die wirklich fast 400 Euro für den Velocity One Flight in die Hand nehmen will.

Neigungstrimmrad, Vernier-Steuerung, Quadrantenhebel und Co. – bis man damit klarkommt, vergeht Zeit. Doch klar ist auch: Der „Microsoft Flight Simulator“ ist eben ohnehin komplex in der Steuerung, denn auch am regulären Xbox-Controller sind quasi alle Buttons doppelt und dreifach belegt. Da kann der Velocity Flight One nach der Einfindungsphase eine echte Hilfe sein und den Spielspaß erhöhen sowie Manöver ermöglichen, die mit dem überbelegten Standard-Controller der Xbox-Konsolen gar nicht durchführbar wären.

Ergonomisch gibt es nur die oben genannten, leichten Kritikpunkt, die sich primär auf die Leichtgängigkeit der Quadranten-Elemente beziehen. Generell ist der Velocity One Flight aber im Spieleinsatz sauber zu bedienen – eben die genannte Eingewöhnung vorausgesetzt. Und es ist natürlich ein völlig anderes Fluggefühl, wenn man mit dem Steuerknüppel und den Schubreglern manövriert. Das macht schon jede Menge Laune und in Momenten vergisst man, dass man im Wohnzimmer und nicht im Cockpit über den Wolken schwebt.

Fazit

Der Turtle Beach Velocity One Flight ist ein gelungener Einstieg des Herstellers in den Markt für Simulationsgeräte. Kleineres Verbesserungspotenzial gibt es bei Optik und Haptik noch. Erstere erinnert etwas zu sehr an Spielzeug, letztere könnte in erster Linie beim Quadrant-Element verbessert werden. Das Gesamtbild stimmt jedoch und das integrierte Display bietet jede Menge Hilfestellungen. Etwa ist der eigene Trainingsmodus eine enorme Erleichterung.

Bedenken sollte aber jeder, der abwägt, die ca. 380 Euro für das Eingabegerät auf den Tisch zu legen, dass der echte Spaß mit dem Velocity One Flight erst nach einer längeren Eingewöhnungsphase beginnt. Für Gelegenheitsspieler ist der Flight-Controller meiner Ansicht nach zu komplex und zu teuer. Wer aber echter Fan des „Microsoft Flight Simulator“ ist, wird die Anpassungsmöglichkeiten und die erhöhte Präzision schnell zu schätzen wissen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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4 Kommentare

  1. Wenn ich mir den Bericht so durchlesen, dann denke ich eher nicht, daß es was für deinen Dad ist, sofern er nicht 30 Jahre lang geflogen ist.

  2. Interessantes Zubehör, nur leider für mich der den FS eher zum Welt entdecken spielt und nicht des realistischen Fliegens wegen zu teuer und komplex.

    In Anbetracht der Maße auch eher für den Schreibtisch und nicht fürs Wohnzimmer gedacht.

    Wer aber den FS des Fliegens wegen spielt wie z.B. ein Arbeitskollege von mir, für den wäre das genau das Richtige.

    In dem Sinne, frohe Weihnachten und danke für den Einblick.

  3. Steuerhorn (Yoke) und Steuerknüppel (Center Stick/Sidestick/Joystick) sind unterschiedliche Steuergeräte. Das VelocityOne ist ersteres

  4. Was hält dein Vater jetzt davon?

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