Tedee Smart Lock ausprobiert – Nuki-Konkurrent mit viel Potenzial

Heute möchte ich euch etwas über ein polnisches Smart-Home-Produkt erzählen. Es geht um das Smart Lock von tedee, das sich aufmacht, es mit Nuki und Co. am Markt aufzunehmen. Erst seit dem Sommer ist man damit am Markt und verständlicherweise noch nicht mit einem so großen Ökosystem am Start. Aktuell gibt es von tedee eben jenes smartes Schloss, eine Bridge zur Kommunikation mit dem Internet und einen Schließzylinder, ohne den das Schloss – aktuell zumindest – noch nicht funktioniert. Einen Dongle-Schlüssel à la Nuki Fob, ein Keypad oder eine Fingerabdruck-Lösung sind noch nicht im Programm, aber in Planung.

Im Gegensatz zu Nuki kann tedee nicht einfach so an eure bestehende Haus- oder Wohnungstür montiert werden. Bei Nuki ist es beispielsweise so, dass ein Schlüssel von Innen in das Schloss eingesteckt wird, man eine Platte klebt und dann den Motor auf die Platte steckt, der quasi nichts anderes macht, als auf Wunsch den Schlüssel im Schloss zu drehen.

Bevor man hier mit dem Schloss loslegen kann, muss der mitgelieferte modulare GERDA SLR Zylinder eingebaut werden. Dazu lockert ihr die Stulpschraube in der Tür und nehmt diese heraus. Dann lässt sich auch euer alter Schließzylinder ohne Probleme mit einem Schlüssel aus der Tür ziehen. Nun messt ihr die Innen- und Außenabstände vom Loch des alten Zylinders und passt den neuen Zylinder mit den mitgelieferten Verlängerungsstücken auf die passende Größe an. Ich hatte Glück, denn ich konnte den Zylinder quasi direkt ins Schloss einbauen, die mitgelieferte Stulpschraube war aber zu lang. Kein Problem – einfach die bestehende genommen.

Das Besondere an dem GERDA-Zylinder ist, dass von Innen kein Schlüssel eingesteckt werden kann, da dort die Aufnahme für das Schloss zu finden ist. Mit dem Zylinder bekommt ihr auch drei Schlüssel. Wer mehr braucht, kann diese per Mail unter Angabe des Codes der Schlüssel-Karte nachordern. Bald soll auch eine Bestellung auf smartlock.de möglich sein.

Ist der Zylinder montiert und ihr habt geprüft, ob die Tür ordentlich schließt, kann das Schloss von tedee Innen aufgesetzt werden. Sollte das Schloss also mal nicht funktionieren, könnt ihr von draußen ganz normal per Schlüssel schließen. Von Innen wird dann per händischer Drehung des tedee Smart Lock der Zylinder betätigt.

Damit das smarte Schloss den Stift richtig drehen kann, muss die Madenschraube des Schlosses an der Kerbe des Stiftes im Zylinder ausgerichtet werden, was kein Problem ist. Nun das Schloss so aufsetzen, dass es sich am Zylinder abstützen und nicht frei drehen kann. Madenschraube per mitgeliefertem Inbus festziehen, erledigt. Schon ist das Schloss montiert.

Denkt daran vorher schon einmal eine komplette Ladung des Schlosses vorzunehmen. Im Gegensatz zu Nuki wird hier auf einen eingebauten 3.000 mAh Akku gesetzt, der bald per Service gewechselt werden kann, sollte mal was sein. Geladen wird per Micro-USB. Das zwei Meter lange mitgelieferte Kabel hat einen magnetischen Stecker à la MagSafe. Dadurch wird verhindert, dass das Kabel zur Stolperfalle wird, sollte das Schloss drehen oder gerade jemand zur Tür hereinwollen.

Die Montage der Bridge geht zügig von der Hand. Einfach das Netzteil aufstecken und in der Steckdose platzieren. An dieser Stelle sei erwähnt, dass alle Komponenten eine einwandfreie Verarbeitung aufweisen. Das Schloss ist verdammt klein und deutlich wertiger als etwa der Konkurrent von Nuki. Die Bridge ist nur dazu da, das Schloss auch außerhalb der Bluetooth-Reichweite verfügbar zu machen. Man benötigt diese also nicht unbedingt.

Auch zum Zylinder gibt es Neuigkeiten. tedee hat mittlerweile Wellen für Zylinder von Drittanbietern entwickelt. Das bedeutet, dass man nun über Sicherheitsfachhändler auch Sicherheitszylinder von ABUS, KESO, EVVA, DormaKaba, DOM, ISEO und demnächst auch BKS so umrüsten lassen kann, dass das tedee damit kompatibel wird. Dann kann man das Schloss auch für gleichschließende Zylinder verwenden. Das gilt dann nicht nur für neue, sondern auch für bestehende Zylinder dieser Marken. Man ist also auf den GERDA-Zylinder nicht zwingend angewiesen.

Außerdem wird tedee demnächst auch einen Adapter präsentieren, der auf den bestehenden Zylinder aufgesetzt werden kann. Es wird ein Schlüssel so abgeschnitten, dass er dann in den Adapter gesteckt werden kann und das Schloss den eingesteckten Schlüssel dreht. Also eine Lösung für alle mit bestehenden Zylindern.

Die Hardware-Einrichtung ist erledigt, kommen wir zur Einrichtung der App.

https://play.google.com/store/apps/details?id=tedee.mobile

https://apps.apple.com/tt/app/tedee/id1481874162

Ihr kommt nicht umhin ein Konto bei tedee anzulegen, wenn ihr das Schloss nutzen wollt. Ist das erledigt, beginnt ihr – gesetzt den Fall ihr habt auch das Set – am besten mit der Einrichtung der Bridge. Gebt dazu den Aktivierungscode ein oder scannt den QR-Code am Rücken der Bridge. Die wird dann zügig gefunden und macht eventuell noch ein Update der Firmware. Nun könnt ihr das Schloss in der App hinzufügen, auch hier muss der QR-Code gescannt oder der Aktivierungscode eingegeben werden. Ist das Gerät erkannt und die Firmware-Aktualisierung erledigt, muss das Schloss noch gesagt bekommen, wann der Zylinder komplett zu und wann komplett offen ist. Dazu folgt ihr einfach dem Guide und dreht in die gewünschte Richtung bis zur vorgegebenen Position.

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Seid ihr damit fertig, könnt ihr über die App das Schloss auswählen und landet dort in einer sehr aufgeräumten Benutzeroberläche. Groß ist der Status des Schlosses zu sehen, darunter befinden sich zwei Buttons zum Öffnen und Schließen des Schlosses, das übrigens sicher über Bluetooth 5.0 von der Bridge oder dem Handy angesprochen wird. Die Kommunikation erfolgt dabei über TLS 1.3 und eine 256-Bit-Verschlüsselung. Es ist also schwerlich möglich, den Datenverkehr zu sniffen.

Auch auf den Cloud-Zugang per Bridge seid ihr bald nicht mehr angewiesen. Aktuell wir nur eine Cloud-API bereitgestellt – die Doku findet ihr hier – bald wird es aber auch eine lokale API geben, über die man das Schloss in Lösungen des eigenen Netzwerks einbinden kann. Coole Sache und damit vor allem für diejenigen interessant, die sich von Unternehmen und deren Infrastruktur lösen aber dennoch ein smartes Zuhause betreiben wollen.

Die Benutzeroberfläche der App hält noch drei weitere Schaltflächen bereit. Über den linken Button könnt ihr den Zugang oder die Kontrolle zum Schloss mit jemandem teilen. Dabei gebt ihr an, wie lange der „digitale Schlüssel“ – was es ja quasi ist – gültig sein soll und welche Zugriffstufe der- oder diejenige bekommt. Ihr könnt dabei zwischen Admin (kann Einstellungen ändern etc.) und Gast (kann nur Öffnen / Schließen) unterscheiden und somit genau so viel freigeben, wie ihr möchtet.

Was beim Teilen der Zugänge auffällt: Die Benutzer bekommen – zumindest in meinen getesteten zwei Beispielen – keine Mail. Wenn diese allerdings ein Konto mit der Mail-Adresse der Einladung einrichten, ist der Zugang direkt in der App vorhanden. Nur eben ohne Nachricht, was ich etwas seltsam finde. Hier könnte tedee noch nachbessern.

In den Einstellungen – der Button in der Mitte – könnt ihr die Firmware aktualisieren und noch weitere Funktionen festlegen:

  • Automatisch Schließen: Das Schloss verriegelt beim Verlassen des Hauses hinter euch. Dazu die Taste auf der Vorderseite etwa eine Sekunde gedrückt halten und die Tür zuziehen.
  • Auto-Unlock: Hierbei nutzt tedee das Geofencing, um festzustellen, wann ihr dem Schloss näher kommt und entriegelt automatisch für euch.
  • Türfalle einziehen: Diese Option lässt nicht nur die Tür entriegeln, sondern zieht auch die Falle für eine gewünschte Zeit auf – beispielsweise wenn ihr nur eine Knauf-Tür habt – um die Tür aufspringen zu lassen.
  • Schließen-Taste: Die Oberfläche von tedee ist gleichzeitig eine Taste, die bei Betätigung das Schloss verriegelt.

Ganz rechts gibt es noch einen Button, der euch zum Log führt. Dort seht ihr hübsch aufbereitet, wer wann welche Operation durchgeführt hat.

Ich bin selbst Nuki-Nutzer und muss sagen, dass mich tedee wirklich begeistert. Die Installation und Einrichtung ging kinderleicht von der Hand, obwohl ich etwas Bammel vor der Zylinder-Installation hatte. Die Geräte wurden fehlerfrei erkannt, die App ist wirklich prima und was mir extrem gut gefällt ist die Kompaktheit des Schlosses im Vergleich zu etwa Nuki. Außerdem ist es um Einiges leiser als der Konkurrent, schließt schneller und hat dabei sichtlich weniger Mühe. Der Motor hat 1,6 Newtonmeter ist für Mehrfachverriegelung geeignet und scheint kräftiger zu sein, als jener der Konkurrenz.

Solltet ihr Alexa nutzen (hier der Skill), hat tedee auch dafür einen Skill entwickelt, der ebenfalls flott funktioniert. Nahezu ohne Verzug setzt Alexa den Befehl auf dem Schloss um. Einzig die Öffnen-Funktion ist aktuell nicht über den Skill verfügbar. Aktuell kann man nur den Status abfragen oder die Tür verschließen. Apple-User können einen Siri-Shortcut für das Öffnen und Schließen festlegen und dann per Siri über die Apple Watch oder das iPhone befehligen. Auch das funktionierte reibungslos. Die HomeKit-Integration ist in Arbeit, man munkelt, dass da noch in diesem Jahr etwas passieren soll. Geht meiner Meinung nach aber auch ohne, wenn die Kurzbefehle so geschmeidig funktionieren.

tedee legt mit dem Smart Lock in Kombination mit der Bridge und dem Zylinder einen sehr guten Start hin, der Nuki und Co. sicherlich etwas schwitzen lässt. Konkurrenz belebt das Geschäft und tedee sollte man da offensichtlich nicht unterschätzen. Einziger Nachteil – neben dem nicht ganz billigen Preis – ist der Fakt, dass ihr aktuell noch den Zylinder wechseln müsst.

Das dürfte vor allem für viele Mieter schwierig werden, weil oft Schließsysteme verbaut werden, vorher besser der Vermieter gefragt wird, etc. Da tedee aber auch dafür schon eine Lösung in der Hand hat, wird auch dieser kleine Nachteil bald verschwunden sein. Ansonsten bleibt mir wenig zu kritiseren. Design des Produktes und der App sind bekanntlich Geschmackssache aber auch da habe ich persönlich nichts auszusetzen. Solltet ihr gerade auf der Suche nach einer smarten Schließlösung sein, dann schaut euch tedee unbedingt näher an.

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei Twitter, Instagram, XING und Linkedin, oder via Mail

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70 Kommentare

  1. Danke.
    Kerbe und Bohrung sind für mich kein Problem.
    Kann sehr gut mit meinem Proxxon (Dremel) umgehen.

  2. Rico Weigand says:

    Wenn ich diese „smarten“ Zutrittslösungen sehe, bin ich immer etwas skeptisch. Ich kenne mich auf dem Zutritts-Markt etwas aus und frage mich immer, ob es so sinnvoll ist, den Zugang zu den eigenen vier Wänden mit dem Internet zu verbinden. Es gibt bereits Lösungen, um per Bluetooth über Smartphones Türen zu öffnen. Außerdem gibt es Transponder-Verfahren, die mit hohen Verschlüsselungsstandards arbeiten. Alleine aus Versicherungstechnischen Gründen würde ich aber von einer Verbindung zu Servern außerhalb des eigenen Hauses abraten.

  3. Wenn man von außen mit dem Schlüssel öffnet, dreht man dann Motor und Getriebe mit, oder gibt es einen Freilauf?

  4. Eh, ja, gute Beschreibung. Aber Praxis-Erfahrungen wären mir lieber gewesen. Die technischen Daten kann ich auch so einsehen. Funktioniert das Schloss in der Praxis jetzt zuverlässig? Hakt es mal? Hat es mal komplett gestreikt? Das sind doch die interessanten Dinge.

    Und: Konkurrenz hin oder her. An Nuki kommt meiner Meinung nach aktuell keiner vorbei. Die sind halt jetzt schon lange am Markt und haben viel Zubehör. Bei tedee gibt es aktuell nur das Schloss. Das mag ja kleiner und leiser sein, aber auch komplizierter einzubauen – und aktuell gibt es nix an Zubehör. Und dann ist es auch noch teurer. Also warum zur Hölle sollte ich tedee kaufen?

  5. Hallo liebe Smartlock Gemeinde!
    Das Tedee Smartlock kommt aktuell in diversen Bewertungen recht gut weg und hat damit auch mein Interesse geweckt.
    Allerdings benötige ich eine Variante mit Zwave um es in meine Smart Home Automation einbinden zu können (Szene „Elektronisches Abschließen“ > Prüfung ob Fenster und Türen zu > Verbraucher abschalten > Kamera aktivieren > Alarm aktivieren > Schloss abschließen).
    Nur mit Bluetooth bzw. Internetbridge werde ich mein Danalock V3 Zwave nicht ersetzen.

    Mit besten Grüßen!

  6. Hallo zusammen,

    ich nutze auch NUKI seit 2 Jahren und bin mittlerweile zufrieden. Jedoch halte ich tedee als (neue) Alternative für sehr interessant! Hauptsächlich wegen des Designs.

    Die Funktionalität scheint sehr ähnlich zu sein und sobald weiteres Zubehör á la NUKI-FOB bereitsteht, freut es mich umso mehr. Was ich jedoch Stand heute vermisse, kann tedee erkenne, ob die Haustür offen steht? Dafür nutzt NUKI ja einen „Türsensor“. Dies ist für mich recht nützlich, da meine Kinder schon mal die Tür nicht richtig schließen oder wir auch die Tür so einstellen können, dass sie einfach aufgedrückt und geschlossen werden kann (ohne Schlüssel). Da passiert es auch schon mal, dass durch Wind oder was auch immer die Tür unwissentlich wieder aufdrückt und offen steht.

    Danke und viele Grüße
    Konstantin

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