Magic: The Gathering „Gilden von Ravnica“ angespielt

Bei Magic: The Gathering gibt es eine Rückkehr zu feiern: In „Gilden von Ravnica“ kehrt man zur namensgebenden Stadt Ravnica zurück, welche 2005 bereits für den Block mit „Ravnica: Stadt der Gilden“, „Gildenbund“ und „Zwietracht“ Pate stand. Es stehen dabei die fünf Gilden Dimir, Izzet, Golgari, Boros, and Selesnya im Mittelpunkt. Dabei ermöglicht es die neue Edition, sowohl alte Decks mit den neuen Gilden-Karten aufzupeppen als natürlich auch neue Strategien auszutüfteln.

Neu ist in dieser Edition die Fähigkeit Surveil bzw. auf Deutsch Überwachen. Kostet immer extra Mana, wenn ihr eine Karte ausspielt und erlaubt euch einen Blick auf eine dem Mana entsprechende Anzahl oberer Karten aus eurer Bibliothek zu werfen. Ihr könnt die betrachteten Karten dann auf den Friedhof bugsieren oder aber in beliebiger Reihenfolge oben auf die Bibliothek legen. Hilft euch also im Grunde schneller an die jeweils begehrten Karten zu kommen.

Auf den ersten Blick ähnelt Surveil / Überwachen der bereits bekannten Fähigkeit Scry / Hellsicht, welche allerdings Karten nicht in den Friedhof, sondern auf Wunsch an die unterste Stelle der Bibliothek schickt. Das kann durchaus einen spielentscheidenden Unterschied ausmachen.

Neu ist ebenfalls noch Jump-start / Katalyse. Diese Fähigkeit findet sich in „Gilden von Ravnica“ auf Spontanzaubern und Hexereien. Sie ermöglicht euch den jeweiligen Zauberspruch auch aus dem Friedhof heraus zu wirken. Dafür müsst ihr allerdings zusätzlich zu den jeweiligen Manakosten auch eine Karte abwerfen. Anschließend wandert euer Spontanzauber bzw. eure Hexerei aber ins Exil. Ständig wieder und wieder mit derselben Karte Katalyse einsetzen funktioniert demnach nicht. Durch diese Fähigkeit könnt ihr aber in der Praxis viele Sprüche entweder zweimal wirken oder aber durch Überwachen auf den Friedhof geknallte Karten doch noch ausspielen.

Katalyse kann auch eine feine Sache sein, falls ihr im späteren Spielverlauf zu viele Länder auf der Hand habt, die ihr ohnehin nicht benötigt. Jene dann abzulegen, um einen Spruch aus dem Friedhof nochmal einsetzen zu können, ist sicherlich ein lohnenswerter Deal. Oder ihr legt eben um eine Katalyse-Karte zu wirken eine andere ab, die ihr später dann ja auch aus dem Friedhof wirken könnt. Ihr seht also schon, hier lassen sich recht komplexe Strategien durch die Verbindung aus Überwachen und Katalyse austüfteln.

Dann hätten wir da auch noch Undergrowth / Totenwelt. Diese Fähigkeit kann sowohl auf Kreaturen (z. B. „Lotleth-Riese“) als auch etwa Spontanzaubern (etwa „Nekrotische Wunde“) zum Einsatz kommen. Totenwelt bündelt dabei äußerst unterschiedliche Effekte, die primär gemeinsam, dass ihre Stärke davon abhängt, wie viele Kreaturkarten sich auf eurem Friedhof befinden. Beispielsweise fügt der „Lotleth-Riese“ einem Gegner pro Kreatur in eurem Friedhof einen Schadenspunkt zu. Je mehr Gerippe ihr also dort ansammelt, desto mächtiger wird der Effekt.

Insofern sind natürlich auch zwischen Totenwelt und Überwachen auf jeden Fall Synergieeffekte möglich: Kreaturen mit Überwachen in den Friedhof hieven und damit den Effekt der Totenwelt aufpeppen. Insofern sind die Karten, welche Totenwelt als Fähigkeit einbinden, vor allem im späteren Spielverlauf wertvoll.

Die nächste Fähigkeit nennt sich Mentor und trägt diese Bezeichnung zur Abwechslung sowohl auf Deutsch als auch Englisch gleichermaßen. Greift eine Kreatur mit der Fähigkeit Mentor an, dann dürft ihr eine+1/+1-Marke auf eine Kreatur eurer Wahl legen, die ebenfalls angreift. Einschränkung: Sie muss eine niedrigere Stärke aufweisen, als die Kreatur mit Mentor. Hier lassen sich natürlich nette Ereignisketten stricken, wenn mehrere Kreaturen mit Mentor angreifen und sich potentiell vielleicht sogar langfristig gegenseitig verstärken.

Eine Rückkehr feiert zudem die Fähigkeit Convoke alias Einberufen. Karten mit einberufen können vergünstigt ausgespielt werden, wenn ihr eure Kreaturen auf dem Spielfeld tappt. Pro getappter Kreatur sinken die Manakosten eines Zauberspruchs jeweils um einen Punkt. Getappte Kreaturen liefern dabei quasi entweder farbloses Mana oder ein Mana ihrer eigenen Farbe. Im Idealfall könnt ihr also, bei passender Kreaturenbasis, Zaubersprüche ohne zusätzliches Mana ausspielen. Einberufen kann das Spiel also potentiell stark beschleunigen. Ihr könnt dabei sogar Kreaturen tappen, die noch unter Summoning Sickness leiden, also gerade erst ins Spiel gekommen sind.

Leider feiern auch die für mich unsäglichen Split-Cards eine Rückkehr. Dabei handelt es sich um abgrundtief häßliche Karten, die sozusagen zwei Sprüche in einem darstellen. Ihr könnt dabei beim Ausspielen eine der beiden Varianten flexibel wählen und aussprechen. Als Gameplay-Mechanik ist das natürlich durchaus eine nette Sache und es gibt hier mächtige Karten, weil ihr eben je nach Spielsituation den passenden Effekt wählen dürft. Aber das Layout ist einfach schrecklich. Aus diesem Grund werde ich mich mit den Split-Cards einfach nie anfreunden können.

Hier gibt es dann auch wieder Karten, die ihr mit Hybrid-Mana aussprechen könnt. Das ist nichts kompliziertes und meint, dass ihr euch etwa bei „Erschleichen“ aussucht, ob ihr blaues oder schwarzes Mana bzw. eine Kombination aus beiden Farben einsetzt. Auch das erleichtert natürlich das Aussprechen.

Ich selbst bin übrigens 2005, zu Ravnica-Zeiten, nach einiger Abstinenz wieder neu bei Magic: The Gathering eingestiegen. Insofern weckt die ganze Gilden-Struktur bei mir natürlich Erinnerungen. Wiederum erscheint mir die Edition allerdings in den Artworks etwas konventioneller und weniger liebevoll, als zuletzt beispielsweise „Dominaria“. Jene Edition hat mir aber auch einfach besonders gut gefallen, so dass es schwer ist da heranzukommen. Dafür ist sehr nett, dass Boostern und Decks nun auch Codes beiliegen, um etwa die digitalen Pendants der jeweiligen Inhalte auch in MTG: Arena freizuschalten.

Auch sind die neuen Spielmechaniken, speziell Überwachen und Katalyse, sehr auf weit verzweigte Synergien ausgelegt, was es Einsteigern etwas schwerer machen dürfte starke Decks aufzubauen. Für Veteranen wiederum, speziell Spieler mit Decks, die sehr auf den Friedhof abzielen („Zombies“!), ergeben sich so aber natürlich auch viele Chancen bereits bestehende Portfolios sinnvoll zu erweitern. Jedenfalls sehe ich persönlich „Gilden von Ravnica“ wieder mehr als einen Liebesbrief an Veteranen und weniger sein Set für Neueinsteiger.

Das ergibt aber auch Sinn, denn zuletzt kam ja mit dem Core Set 2019 wieder ein umfangreiches Set auf den Markt, das für neue Spieler die Anlaufstelle sein sollte. „Gilden von Ravnica“ markiert jedenfalls einen schönen Schlusstrich unter ein interessantes Magic-Jahr, das auch viele Neustrukturierungen bedingt hat. Die neue Edition enthält sehr starke Karten wie „Trophäe der Meuchlerin“ und dürfte sicherlich viele Freunde finden. 2019 geht es dann mit „Ravnica Allegiance“ weiter.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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2 Kommentare

  1. Ein Magic Fan sieht nicht die Jahreszahl sondern den Block Zyklus und da ist G.O.R der Anfang. Ich liebe das Vorthos Meta und bin gespannt wie es mit der Story weitergeht da ja die Gilden mit einem PW an der Spitze auf Bolas Seite und die anderen auf Seite von Ravnica sind. Wobei es bei VrASka noch ein AS im Ärmel von Jace ist wie wir seit Ixalan wissen und Bolas nicht weiß 😉

    Dass DIMIR die eig. typisch „Böse“ rüberkommen hier eine Heldenrolle übernehmen können finde ich spannend. Boros und Seylesnia sind dagegen die naiven Systemtreuen… Subtile politische Metaphern sollte man vl nicht zu sehr rein interpretieren…

    (Fortsetzung dann unter dem nächsten Teil des Blocks)

  2. Hier seit dem CoreSet2019 stark dabei und mit GOR wurden nette Mechaniken eingebracht die vieles Ermöglichen.

    Jedoch ist die Fähigkeit Surveil nicht korrekt erklärt. Hier kommt es nicht auf die gezahlten Manakosten an. sondern hängt einfach von der Karte ab.

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