Lenovo Moto G6 ausprobiert – der solide Alltagsbegleiter

Smartphones, die sich in der Mittelklasse ansiedeln wollen, gibt es viele da draußen. Wollte man in der Vergangenheit aus diesem Segment einen potenten Android auswählen, war die Moto G-Serie fast immer eine gute Wahl. Am 19. April dieses Jahres stellte Lenovo nun also gleich drei neue Smartphones dieser Modellreihe vor und möchte damit bei dem potentiellen Käufer ankommen. Ich hatte die Gelegenheit das Moto G6 eine Weile zu testen und möchte meine Erfahrungen mit dem Gerät mit euch teilen.

Lieferumfang, Design und Verarbeitung

In dem kleinen grünen Pappkarton findet man beim Auspacken die üblichen Dinge: Das Smartphone selbst, etwas bedrucktes Papier, ein SIM-Tool, ein USB-A-zu-USB-C-Kabel und einen 15W-Netzstecker mit dem Aufdruck TurboPower, denn hier kommt eine Schnellladetechnologie auf Basis von USB-PD zum Einsatz. Auch eine Silikon-Hülle hat es in die Verpackung geschafft, die ihren Zweck erfüllt, dem Smartphone jedoch jegliche Wertigkeit in Haptik und Optik nimmt.

Das wäre es dann auch schon mit dem Inhalt. Doch halt: Irgendetwas fehlt, oder? Lenovo packt keine Kopfhörer mit in den Karton. Viele von euch haben sicherlich schon ein paar Exemplare mit 3,5-mm-Klinke oder USB-C Zuhause und können auf diese zurückgreifen. Warum man dem Käufer jedoch keine mit in die Kiste legt, ist fraglich.

Kommen wir zum Design und der Verarbeitung des Gerätes. Schon beim Auspacken merkt man, dass der Hersteller hier kein 0815-Plastik verbaut und kein Einsteiger-Smartphone präsentieren möchte. Allen voran ist hier die Rückseite zu nennen, die, ähnlich wie bei anderen Geräten auch, aus an den Seiten gewölbten Gorilla Glass besteht. In der oberen Hälfte findet sich das Dual-Kamera-Modul inkl. Blitz, welches leicht vom Gehäuse absteht. Auf dem Rücken liegend, sorgt das Modul jedoch nicht für ein Kippeln des Smartphones.

Unter der Kamera hat das Motorola-Logo seinen Platz gefunden, ansonsten ist die Rückseite bis auf einen schief aufgebrachten Aufkleber komplett frei von anderen Dingen. Das Moto G6 wird von einem Rahmen aus Kunststoff mit einem „high glossy NCVM Coating“ umlaufen.

An der Oberseite hat man ein Mikro und den SIM-Karten-Slot für zwei Nano-SIM und micro-SD platziert, rechts findet sich die Lautstärke-Wippe und der Power-Button. Die Unterseite ziert der 3,5-mm-Klinkenanschluss und ein USB-C-Port, während die linke Seite komplett frei von Buttons oder anderen Anschlüssen ist.

Kommen wir zur Vorderseite des G6, die von dem großen 18:9-Display geprägt wird, darüber liegt die Front-Kamera, die Hörmuschel und Sensor-Technik. Unterhalb des Panels verbaut Lenovo einen schmalen Fingerabdrucksensor und ein Mikro.

Spätestens jetzt sollte euch aufgefallen sein, dass nirgends ein Lautsprecher zu sehen ist. Auch im G6 ist der Lautsprecher in der Hörmuschel gleichzeitig der, der den Ton ausgibt, wenn man Medien mit dem Smartphone konsumiert. Der wird zwar ordentlich laut und das Smartphone hat auch eine Dolby Audio-Funktion, die mehr Dynamik in den Klang bringt, in hohen Lautstärken rasselt er jedoch und ist mir zu unpräzise.

Alles in allem gibt es hier wenig zu kritisieren. Die Verarbeitung ist rundum sehr gut, das 153,8 x 72,3 x 8,3 mm große und 167 g schwere Gerät liegt gut in der Hand, es gibt keine Auffälligkeiten bei den Spaltmaßen oder ähnliches. Eine IP-Zertifizierung sucht ihr hier übrigens vergebens, denn Lenovo hat seine eigene Lösung. Eine Nano-Beschichtung soll dafür sorgen, dass Spritzwasser oder Regen dem Smartphone nichts anhaben kann. In den Pool solltet ihr das Gerät jedoch nicht schmeissen.

Technik, Performance und Akkulaufzeit

Von Außen macht das G6 schon einmal einen guten Eindruck, wie sieht es also mit den inneren Werten aus? Das 5,7 Zoll große FullHD+ Max Vision-Display prägt, wie oben schon erwähnt, das Bild. Es löst mit 2.160 x 1.080 Pixeln auf und kommt somit auf 424 ppi, was ausreichend hoch ist. Die Helligkeit des IPS-LCD ist ordentlich, selbst bei starker Sonneneinstrahlung hat man wenig Probleme mit der Lesbarkeit. Auch sonst ist das Display mehr als in Ordnung, die Blickwinkelstabilität ist sehr gut und Farben werden knackig jedoch nicht zu übersättigt dargestellt.

Damit die Inhalte auch ordentlich über das Display wuseln können, sieht Lenovo den Qualcomm Snapdragon 450 Prozessor mit acht Kernen vor, die mit bis zu 1,8 GHz takten und eine Adreno 506 GPU mit im Gepäck haben. Die mir vorliegende Version des G6 hat 3 GB Arbeitsspeicher und 32GB internen Speicher zur Verfügung. Gefühlt bin ich damit gut durch den Tag gekommen, ab und an gibt es jedoch ein paar Ruckler im System. Auch Hardware-intensivere Spiele wie Asphalt Nitro machen dem Gerät ordentlich zu schaffen. Wer Power unter der Haube sucht, ist hier schon mal falsch. Doch was heißt das in Zahlen ausgedrückt?

Im 3DMark Sling Shot Extreme – OpenGL ES 3.1 Benchmark erreicht das Gerät 443 Punkte, bei Sling Shot Extreme – Vulkan sind es 392. Der Geekbench spuckt ein Ergebnis von 748 im Single-Core Score und 3882 im Multi-Core Score aus, das sind Werte die unter dem Niveau des OnePlus 3 liegen. Zu guter Letzt bleibt mir an dieser Stelle noch der AnTuTu-Benchmark zu nennen, bei dem das G6 mit 71249 Punkten davon kommt.

Auch die Technik zur Datenübertragung sei nicht vergessen. Das Moto G6 besitzt Bluetooth 4.2, funkt im WLAN a/b/g/n und einen NFC-Chip, der euch die üblichen Möglichkeiten bietet. muss ohne NFC auskommen. Allein das könnte für viele ein Kaufkriterium sein und das G6 somit ausschließen. Drahtlose Bezahlung wird in Zukunft damit also nicht möglich sein.

Zum Schluss noch ein paar Worte zum Akku, der für viele Interessierte sicherlich der interessanteste Punkt an der Hardware ist. Der 3000 mAh große Akku bringt euch auf jeden Fall durch einen sehr aktiven Tag. Mit überdurchschnittlicher Nutzung hatte ich am Ende eines Tages immer noch knapp 20 Prozent übrig, was ordentlich ist. Je nach Nutzung werdet ihr länger oder kürzer auskommen. Der Turbo-Lader sorgt in knapp eineinhalb Stunden dafür, dass das Smartphone komplett geladen ist, wenn euch doch mal der Saft ausgeht.

Software, Telefonie & Fingerabdrucksensor

An der Software kann ich persönlich nichts aussetzen, da Lenovo bei seinen Moto-Geräten bekanntlich wenig an Stock-Android ändert. Hier und da findet man eine kleine Anpassung oder zusätzliche App / Funktion, aber im Großen und Ganzen hat man es mit Vanilla-Android in Version 8.0 zu tun. Schade, dass der Hersteller hier nicht gleich 8.1 einsetzt. Ich hoffe, dass man es schafft, zeitnah Updates auszuliefern.

Übrigens sucht man auch Bloatware auf dem G6 vergebens, eine Strategie die nicht jeder Hersteller so fährt. Lediglich LinkedIn, Outlook und der Dolby-EQ haben es auf das Smartphone geschafft.

Das G6 hat noch ein paar intelligente Funktionen und zusätzliche Gesten an Bord. So kann man beispielsweise mit drei Fingern wischen, um einen Screenshot zu machen. Auch das bekannte schnelle Drehen um die vertikale Achse ist wieder mit dabei, um die Kamera zu starten. Funktionen wie das Nacht-Display zum Reduzieren des blauen Lichts, der Energiesparmodus und andere kennt man ebenfalls bereits von anderen Smartphones. Alle zusätzlichen Features lassen sich zentral in der Moto-App verwalten.

Der Fingerabdrucksensor liegt als Home Button (kein richtiger Button) unterhalb des Displays und ist auf einem Niveau mit Touch ID. Das Entsperren geht schnell und man braucht auch nicht mehrere Versuche, bis der Abdruck erkannt wird. Daumen hoch dafür.

Kommen wir zum Thema Telefonie und Datenverbindung. Die Datenverbindung ist gut und ich konnte in puncto Empfangsqualität keine Unterschiede zu meinen anderen Geräten (iPhone 7, iPhone X) feststellen. Auch in Sachen Telefonie gibt es nichts zu meckern. Die Gesprächsqualität ist sehr gut und Nebengeräusche werden ebenfalls gut herausgefiltert.

Die Kamera des Moto G6

Auf der Rückseite des Smartphones sitzt das Kamera-Modul, das mit einer 12 und einer 5 Megapixel-Kamera mit einer lichtstarken Blende von f/1.8 ausgestattet ist. Die Dual-Kamera besitzt übrigens nicht die Möglichkeit auf Weitwinkel oder Tele umzuschalten oder Monochrome zu benutzen, sondern kommt mit zwei RGB-Sensoren, die für den Porträt-Modus benötigt werden.

Im Einsatz zeigt sich die Kamera nicht wirklich als konsistenter Performer, mal gelingen wirklich gute Bilder, mal sind die Fotos total daneben und kaum brauchbar. Auch der Autofokus langt oft daneben und ich hatte öfter meine liebe Mühe, das Motiv scharf zu stellen. Hat man ein Foto in den Speicher gebannt, lassen sich außerdem deutliche Darstellungsunterschiede am Smartphone und am Desktop feststellen. Auf dem G6 sehen die Fotos meist unterbelichtet aus, am Desktop jedoch wesentlich besser. Aber kommen wir zur Qualität der Bilder.

Schaut man etwas näher hin, wird man feststellen, dass die Farben ab und an nicht natürlich, sondern eher grell und übersättigt wirken. Während man das über Bearbeitung noch in den Griff bekommen kann, ist die Überzeichnung jedoch ein Problem, welches schwerlich über Lightroom und Co. wegzubekommen ist. Auch bei der Tiefenschärfe kommt die Kamera nicht wirklich klar und stellt Bereiche teilweise scharf dar, die eigentlich gar nicht im Fokus sind. Solltet ihr Wert auf den Porträt-Modus und entsprechend hohe Qualität legen, schaut euch bei anderen Smartphones um. Sobald es etwas dunkler wird, stellt sich weiterhin ziemlich schnell Rauschen ein, bis das Bild dann irgendwann nicht mehr brauchbar wird.

Bei den Testbildern, die ihr in meinem Google Fotos Album findet, seht ihr, dass ich teilweise mehrere Anläufe benötigt habe, um ein Bild mit ordentlicher Belichtung und Kontrasten hinzubekommen. Was mich in der Benutzung wirklich hart genervt hat: Die Kamera startet sehr langsam. Schnappschüsse sind nahezu nicht möglich, da der Moment vorbei ist, bis die Kamera startbereit ist. Landschaften und ruhige Motive sind aber kein Problem, da hat man schließlich genug Zeit.

Die Selfie-Kamera löst mit 8 Megapixeln auf und sollte für das Selbstbildnis zwischendurch locker ausreichen. Videos werden mit maximal 1080p (FHD) aufgenommen, die Qualität ist ausreichend aber nicht vom Hocker reissend.

Bis auf das langsame Starten ist die Kamera-App vom Funktionsumfang her wirklich gut. Neben diversen Modi wie Porträt, Ausschnitt, Spotfarbe, Panorama, Textscanner und Gesichtsfilter findet sich auch ein manueller Modus, der euch die volle Kontrolle über die Aufnahme gibt.

Fazit zum Moto G6

Das Moto G6 ist gemessen am Preis ein gutes Smartphone mit einem ordentlichen Preis-Leistungsverhältnis und kommt mit einer guten Ausstattung und in einem hochwertigen Kleid zum Kunden. Das große Display macht einen sehr guten Eindruck und nützliche Software-Features können den Alltag erleichtern. Punktabzüge gibt es für mich bei der Hardware, die nicht für anstrengendere Aufgaben ausgelegt ist und auch die Kamera könnte etwas schneller sein, die Fotos sind auf einem ordentlichen Niveau, wenn die Lichtverhältnisse stimmen.

Das G6 ist das meiner Meinung nach richtige Smartphone für Gelegenheits-Spieler und Menschen, die ab und an mal einen Schnappschuss machen möchten. Smartphone-Fotografen und Power-User werden mit dem Smartphone von Lenovo jedoch nicht glücklich, hier bieten sich etwas teurere Alternativen wie das Honor 9 oder auch ein Xiaomi Mi6 an.

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei Twitter, Instagram, XING und Linkedin, oder via Mail

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57 Kommentare

  1. Danke ! Die Option hatte/habe ich wie erwähnt nicht…

  2. Hier einmal der Größenunterschied S7 zu G6+

    https://imgur.com/a/tZwkc3f

    Auch sehr hilfreich ist es, dass sich die Navbar unten komplett ausblenden und die Funktionen mit Wischgesten über den Fingerabdrucksensor erreichen lassen.

  3. Gerade für 149 Euro bei Saturn und Amazon zu haben.

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