HDR-Gaming unter Windows 11: Anleitung zum Unglücklichsein?

Kürzlich habe ich euch meinen Neueinstieg in den Bereich der Gaming-PCs beschrieben. Da ich täglich mindestens 8 Stunden am Rechner arbeite, bin ich eigentlich zum reinen Konsolero geworden. Doch Nvidia gab mir einen Schubser und stellte mir für die redaktionelle Arbeit einen Gaming-Rechner zur Verfügung – natürlich ohne Auflagen für die Berichterstattung. Mein Interesse gilt dabei weniger dem Zocken am Monitor. Vielmehr wollte ich für euch einmal prüfen, wie es beispielsweise um HDR-Gaming in Kombination mit einem halbwegs aktuellen Fernsehgerät steht. Vielleicht findet der ein oder andere da ja ein paar Hilfestellungen in dieser Anleitung.

Einschränkend muss ich sagen: Je nach Fernsehgerät kann es Unterschiede im Procedere geben, das ihr durchlaufen müsst, damit HDR-Gaming möglichst zufriedenstellend funktioniert. Unter Windows ist da leider aktuell noch etwas Wildwuchs gegeben. Ich selbst habe für diese Anleitung diesen Gaming-PC von Dubaro (zur Verfügung gestellt von Nvidia) und meinen selbst erworbenen LG OLED E9 verwendet. Viele Punkte, die ich hier beschreibe, sind aber allgemeingültig.

Schritt 1: Schaltet den TV in den PC-Modus

Zwischen PCs und anderen Zuspielern gibt es Unterschiede. Beispielsweise arbeiten PCs normalerweise mit voller Chroma-Darstellung (4:4:4). Dies liefert das Gros der Fernsehgeräte aber nicht automatisch. Ich beschrieb schon zur Veröffentlichung der aktuellen Spielekonsolen, wie ihr an LG-TVs den PC-Modus einrichtet, der dann eine optimierte Darstellung liefert. Daher raffe ich den Vorgang an dieser Stelle.

Über den roten Stift am rechten, oberen Bildschirmrand, könnt ihr die Eingänge bearbeiten.

Ihr könnt an LG-OLEDs über die Home-Taste und die anschließende Auswahl des „Home-Dashboards“ in einen Unterbereich navigieren. Dort seht ihr den Eingang mit weiteren Informationen. Klickt nun oben rechts auf „Bearbeiten“ (Stift-Symbol mit roter Unterlegung). Wählt den HDMI-Eingang, an dem euer Rechner hängt und klickt auf das dortige Symbol. Jetzt könnt ihr auch andere Icons auswählen. Anschließend wählt ihr das Notebook, welches für den PC-Modus steht. Damit ist auch schon der erste Meilenstein erreicht. An anderen TV-Geräten, etwa von Samsung, sollte es ebenfalls ähnliche Modi geben, welche auf PCs zugeschnitten sind.

Schritt 2: HDR in Windows 11 aktivieren

Microsoft selbst erklärt in diesem Support-Eintrag, wie ihr HDR unter Windows 11 aktiviert und gängige Probleme behebt. Voraussetzung zur Aktivierung ist natürlich, dass eure Grafikkarte und euer TV die HDR-Darstellung beherrschen. Fernsehgeräte ohne HDR-Unterstützung gibt es allerdings kaum noch – auch wenn die Qualität natürlich stark abweichen kann. Was Grafikkarten betrifft, so solltet ihr ab den GeForce GTX 950 und AMD Radeon R9 380 auf der sicheren Seite sein. Bei den ältesten Modellen ist zu bedenken, dass HDR dort lediglich via HDMI zu empfehlen ist. Das liegt daran, dass die Grafikkarten noch DisplayPort 1.2 beansprucht haben. HDR-Unterstützung wurde jedoch erst ab DisplayPort 1.4 vollwertig eingearbeitet.

HDR unter Windows 11 zu aktivieren, sollte kinderleicht sein: Wechselt zu Einstellungen > System > Anzeige. Wenn mehrere Bildschirme mit dem PC verbunden sind, wählt oben die HDR-fähige Anzeige aus. Aktiviert nun einfach das Verwenden von HDR.

Obacht: Das hört sich einfach an, ist es aber nicht immer. Beispielsweise hatte ich das Problem, dass bei aktivierter HDR-Darstellung anfangs die Auflösung auf sagenhafte 1.024 x 768 Pixel reduziert wurde – inklusive falschem Bildformat also. Sollte so ein Bug bei auch auftreten, kann ein möglicher Lösungsweg ins Control Panel eurer Grafikkarte führen.

Auch dort könnt ihr nämlich die Auflösungseinstellungen ändern. Klappt es also nicht in den Windows-Systemeinstellungen, funktioniert es bei so einem typischen Problem vielleicht dort. In meinem Fall bewirkte es nichts. Doch oft ist die simpelste Lösung die beste: HDMI-Kabel raus gerupft, neu eingesteckt – et voilà, ich erreichte endlich eine 4K-Darstellung mit HDR bei 120 Hz. Solche HDMI-Handshake-Probleme kommen leider allzu oft vor, behaltet das also auch für euch im Kopf.

Schritt 3: Die richtigen Bildeinstellungen

Ungünstigerweise gibt es unter Windows 11 immer noch reichlich Stolpersteine für die korrekte HDR-Darstellung. Als Vergleich: Sowohl an PlayStation 5 als auch Xbox Series X könnt ihr einrichten, dass Spiele originalgetreu dargestellt werden. Die Konsole schaltet also für SDR-Games automatisch HDR aus, für HDR-kompatible Titel wird HDR umgekehrt vollautomatisch hochgefahren. Bedauerlicherweise funktioniert genau das unter Windows 11 nicht einwandfrei. Habt ihr in den Systemeinstellungen grundsätzlich HDR aktiviert, werden auch SDR-Spiele zu HDR konvertiert – zumindest geschah dies bei meinem Testsystem beispielsweise mit „Guardians of the Galaxy“ – auch wenn ich im Menü des Spiels HDR deaktivierte.

Falls ihr denkt, ich hätte dies durch Aktivierung von Auto-HDR in den Windows-Settings hervorgerufen: Nein, dies war bewusst deaktiviert. Als Ergebnis wandert ein SDR-Spiel also in Windows schnell in einen HDR-Container, was zu einer völlig falschen Farb-, Helligkeits- und Kontrastdarstellung führt. Ihr solltet also vor dem Start von SDR-Spielen HDR im Anzeige-Menü von Windows manuell ausknipsen. Wollt ihr gezielt SDR-Games zu HDR umwandeln, dann aktiviert in der Tat das eben erwähnte Auto-HDR.

Selbst bei HDR für kompatible Spiele solltet ihr auf die Darstellung achten: Aktuell gibt es für Windows 11 noch keine HDR-Kalibrierungs-App, wie sie etwa die Xbox Series X|S bereithalten. Microsoft plant so eine App allerdings für den Jahresverlauf. Derzeit solltet ihr daher in jedem Titel, der euch eine Anpassung anbietet, versuchen, für euer Display eine individuelle Abstimmung „nach Augenmaß“ vorzunehmen – siehe obiger Screen aus „Guardians of the Galaxy“. Damit das wiederum auch wirklich greift, benötigt es jedoch eine bestimmte TV-Einstellung.

Schritt 4: Verlasst euch auf HGiG

Normalerweise sieht es nämlich so aus, dass nicht nur euer PC bestimmte Bildeinstellungen vornehmen will, auch der TV oder Monitor versucht, das empfangene Bild im Hintergrund für seine Fähigkeiten anzupassen. Dieser Vorgang nennt sich Tonemapping. Das Display prüft vereinfacht gesagt, was es darstellen soll, gleicht die Anforderungen mit seinen eigenen Fähigkeiten ab, und skaliert dann. Problem: Oft kommt es zu doppeltem Tonemapping.

Heißt, erst führt euer Zuspieler, in diesem Falle der Gaming-PC, Tonemapping durch, der TV geht ein zweites Mal ran. Durch dieses doppelte Tonemapping wird das Bild am Ende verfälscht. Helle Bereiche können also ausbleichen, in dunklen Segmenten saufen Details ab. Kann auch dem Gameplay logischerweise schaden, wenn ihr beispielsweise Feinde nicht mehr erkennen könnt.

Vermeiden könnt ihr doppeltes Tonemapping, indem ihr in den TV-Einstellungen HGiG aktiviert. Je nach Hersteller findet sich das in unterschiedlichen Unterbereichen. Bei LG etwa unter den „Experteneinstellungen“ bei „Dynamic Tone Mapping“. Bei aktiviertem HGiG führt euer Display nämlich kein Tonemapping mehr durch, sondern überlässt dies dem Zuspieler. Dadurch greifen dann auch korrekt die HDR-Anpassungen, die ihr im jeweiligen Spiel vorgenommen habt. Sonst kann euer Bildschirm jene durch das doppelte Tonemapping sozusagen „überschreiben“ und sie bleiben wirkungslos.

Fazit

Über diese Einstellungen solltet ihr es schon einmal erreichen, eine halbwegs brauchbare HDR-Wiedergabe zu erzielen. Die Qualität hängt aber freilich auch von eurem Monitor bzw. TV und dem jeweiligen Game ab. Verbesserungspotenzial gibt es unter Windows 11 aber noch reichlich. Es ist zu begrüßen, dass sich Microsoft da an seiner eigenen Xbox-Konsolen-Reihe orientieren möchte. Ich reiche euch da sicherlich einen Bericht nach, sobald die versprochene App zur HDR-Kalibrierung ausgerollt worden ist.

Solltet ihr noch Fragen zu meinem Test-Set-up, der HDR-Darstellung oder anderen Feineinstellungen haben, dann meldet euch gerne in den Kommentaren!

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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2 Kommentare

  1. Um aus seinen Konsolen, einem Windows PC und seinem LG OLED das Maximum rauszuholen, empfehle ich gerne den Reddit Thread: https://www.reddit.com/r/OLED_Gaming/comments/mbpiwy/lg_oled_gamingpc_monitor_recommended_settings/?utm_source=share&utm_medium=ios_app&utm_name=iossmf Umfangreich bis zum Umfallen aber mit maximalen Ergebnissen.

  2. NanoPolymer says:

    Allein 4K und VRR ist nach wie vor nicht immer ohne Probleme nutzbar.
    Ältere Titel haben vielfältige Probleme wegen fehlender Unterstützung.

    Aktuell oft fehlt mir eine Auflösungsskalierung in Spielen.
    GUI nativ, Rest reduziert auf FullHD oder leicht höher.

    Das mit den Variablen Frames wird auch immer mehr ein Problem wenn man nicht pro Titel dann Hand anlegen will.
    Letztens auf einen 300 Hz Display (unfreiwillig) einen Titel gestartet und der Rechner fährt erst mal hoch.
    Alles auf 120 oder weniger begrenzen ging entweder nur über Windows auf 60 Hz stellen oder ein extra Profil in der Grafikkarte anlegen.

    HDR lass ich direkt mal ganz. Geräte die für FPS Games oder generell schnellere Games geeignet sind gibt es auch nicht so viele. PC Monitore haben meist nur HDR400/600 was ja nix ist. Und jedes Update ist ein Spaß.

    Wenn ich könnt würde ich bei FullHD/60 Hz bleiben xD
    Aber ist es irgendwie auch nicht. Heißt also durchhalten bis das alles mal „Standard“ ist.

    Das hätte von Anfang an so gebaut sein müssen das man als Benutzer keinen einzigen Schalter betätigen können kann. Maximal an oder aus, alles andere muss automatisch passieren. Zu oft muss man viel zu viel eingreifen, weil mal wieder was nicht richtig ausgehandelt wird. Das verstehen leider nicht alle.

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