Google+ wird eingestellt, Nutzer erhalten künftig mehr Kontrolle über ihre Daten bei Google


Na, wen habt Ihr seinerzeit so eingekreist, als Google+ der kurz aufflackernde Stern am Social Network Himmel war? Schon sehr schnell erhielt das Netzwerk den Ruf der Geisterstadt. Wohl nicht ganz zu Unrecht. Denn wie Google aktuell bekanntgibt, wird Google+ für Consumer eingestellt. Das hat mehrere Gründe, unter anderem eben die wenige Nutzung. 90 Prozent der Nutzersessions sind kürzer als 5 Sekunden. Also nicht einmal diejenigen, die Google+ überhaupt besuchen, verweilen dort lange.

Aber es geht auch um Datenschutz. Ein Bug gab zu viele Informationen über Nutzer preis. Eine Schnittstelle für Google+-Apps gab jene heraus, entdeckt und behoben wurde der Fehler im März 2018. Zu den Daten gehören Name, E-Mail-Adresse, Beruf, Geschlecht und Alter. Andere Daten der Profile waren nicht betroffen.

Google kann nicht genau sagen, wieviele Accounts von diesem Bug betroffen waren, da API-Logs aus Privatsphäregründen nur für zwei Wochen aufbewahrt werden. Google hat also in den zwei Wochen vor dem Fix analysiert und schätzt, dass bis zu 500.000 Google+-Accounts betroffen sind und bis zu 438 Apps die Schnittstellen genutzt haben.

Google hat unterdessen keine Beweise dafür gefunden, dass Entwickler davon wussten und den Fehler ausgenutzt haben. Ebenso liegen Google keine Beweise vor, dass irgendwelche Profil-Daten missbraucht wurden.

In 10 Monaten, Ende August 2019, wird Google+ dann Geschichte sein. Man möchte den Nutzern Zeit für die Änderungen geben, denn mit dem Verschwinden von Google+ gehen auch weitere Änderungen bezüglich der Account-Sicherheit einher. Auch wird man Nutzern die Möglichkeit für den Download ihrer Daten geben, wahrscheinlich über Google Takeout.

Spannend sind aber weitere Änderungen, die unter anderem Gmail und die Kontaktabfrage unter Android betreffen. Künftig wird man Apps einen feiner abgestimmten Zugriff auf Accountdaten gewähren können. möchte eine App beispielsweise Zugriff auf Kalender und Google Drive, kann man dann auch nur eines der beiden erlauben.

So wird das dann aussehen:

Bei Gmail werden Apps künftig weniger Möglichkeiten haben. Nur Apps, die direkt mit Mails interagieren, also Mail-Clients, erhalten Zugriff auf die Daten. Außerdem müssen Entwickler neue Regeln für den Umgang mit Mails implementieren.

Anruflisten und SMS Erlaubnis wird es künftig für Apps auch nur noch in Ausnahmefällen geben. Nämlich dann, wenn der Nutzer sie als Standard-Apps für Telefonie oder SMS auswählt. Ausnahmen wird es hier geben, diese werden aber rar sein.

Zu guter Letzt wird auch die Android Contacts API entschlackt. Apps können über sie keine Daten wie die zuletzt verwendeten Kontakte mehr anfordern. Das wird bei manchen Apps sicher etwas störend sein, aber Privatsphäre geht in diesem Fall wohl ausnahmsweise mal vor.

Google kündigt zudem an, dass in den kommenden Monaten weitere Schnittstellen mit besseren Kontrollen für die Nutzer versehen werden. Oder sich Entwickler eben an neue Regeln halten müssen. Alles mehr Richtung Datenschutz, offenbar möchte Google hier etwas Vertrauen aufbauen. Es hat halt schon immer etwas sehr komisches, wenn ein oftmals als „Datenkrake“ tituliertes Unternehmen so etwas vom Stapel lässt. Nicht, dass es nicht angebracht wäre, aber Ihr versteht was ich meine.

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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67 Kommentare

  1. Ich habe mich damals sehr darüber geärgert, dass man für Kommentare bei YouTube zwangsweise einen G+ Account haben musste (der relativ offensichtliche Versuch eine größere Anzahl Nutzer zu einem G+ Account zu zwingen), daher kann ich mir eine gewisse Häme nicht verkneifen, wenn Google diesen mir verhassten Dienst jetzt platt macht.

    • ditto. Bei Google muss man halt immer und bei allem damit rechnen, das die das einfach einstampfen.

  2. Alles gut! Jetzt noch FB und Twitter bitte! Wobei, die zuerst wäre mir lieber gewesen…

  3. Warum wird verschwiegen, daß Google die Lücke verheimlicht hat auf Druck der Rechtsabteilung?

  4. Schade, auch ich war gern auf G+ unterwegs, teils ganze Abende. Dass dies alles nur 5s gewesen sein sollen?! 😉
    FB und Twitter sind keine Alternative. OK, was solls! Ist halt Google. Da werden immer mal wieder spannende Projekte eingestampft. Habe ich Lebenszeit für andere Sachen zurückgewonnen. Auch nicht schlecht.

    Ach so: Dann erwarte ich aber auch, dass Google eine Möglichkeit zum Löschen der App auf dem Smartphone anbietet. Sonst hängt da eine App-Leiche im System rum. Aktuell geht das nicht ohne Root.

    • Auf welchem Smartphone? Auf einem OnePlus kann man sie ohne Probleme löschen.

      G+ hätte durchaus bleiben können, war für viele Techniksachen eine gute Adresse. Der Aufwand für die Pflege stand aber wohl für Google in keinem Verhältnis zu den Nutzerzahlen.

      Und weil das oben jemand erwähnt hat, ich wunder mich auch, dass Mastodon für Technikfreunde keine Alternative zu sein scheint.

      • Mastodon ist in sofern keine Alternative, da es eher wie Twitter funktioniert. Bei beiden Gibt es schon mal eine Zeichenbeschränkung. Die fällt bei Mastodon mit 500 Zeichen zwar großzügiger aus aber das ist mir noch lange nicht genug. Dann ist mir der Funktionsumfang beispielsweise viel zu gering. Es gibt nur den Stream und das wars. Keine Gruppen / Communities, keine Sammlungen oder Ähnliches. Gut man kann Listen anlegen aber dann bleibt noch immer die Zeichenbeschränkung. Da kommt keine vernünftige Diskussion zustande oder komplexere Fragen können auch nicht gestellt werden.

      • noch LG G4

    • Einen nicht beschreibbaren Bereich kann man natürlich auch nicht löschen. Du kannst die App aber disablen, dann ist sie wie weg…. die paar MB Speicher bekommst du natürlich nicht wieder, hattest du aber auch nie…

      • > Einen nicht beschreibbaren Bereich kann man natürlich auch nicht löschen.
        > Du kannst die App aber disablen, dann ist sie wie weg….

        Zweimal falsch. 🙂

        Zunächst mal ist der Bereich nicht „nicht beschreibbar“, es fehlen dem User schlicht die Rechte, aber auf einem gerooteten Smartphone geht das durchaus. Ich rate davon ab, solange man noch OTA-Updates installieren will, die scheitern dann an der Prüfsumme, trotzdem: Wenn der Hersteller eine in der Firmware enthalte App entfernen will, dann geht das ohne weiteres.

        Das „disablen“ einer App wiegt viel schwerer. Nein – kannst Du nicht.

        „Deaktivieren“ macht nur genau eine Kleinigkeit: Es entfernt die App aus dem Autostartprozess des Telefons. Mehr nicht. Dass Du sie danach im Launcher nicht mehr siehst, ist eine reine Bequemlichkeitsfunktion — die App ist nach wie vor: Da und lauffähig.

        Du kannst spasseshalber mal eine zentrale App deaktivieren wie z.B. GoogleGames. Dazu musst Du sie beenden, und danach ist der „Beenden“-Button grau.

        Wenn Du anschliessend ein Spiel spielst, dass die Games-Libraries nutzt, dann wirst Du nach einiger Zeit feststellen, dass der Button nicht mehr grau ist — Teile der deaktivierten App wurden aufgerufen, und daher läuft sie wieder.

        Ohne Löschen-als-root wirst Du solche Apps nicht los.

  5. Google Plus ist wie Windows Phone. Hat nie wirklich gelebt und war schon lange vor der offiziellen Einstellung ein vollkommen totes System.

    • Der Vergleich mit Windows Phone ist garnicht so schlecht. Allerdings hatten beide Plattformen mehr als nur eine Handvoll Nutzer. Aber heutzutage gilt ja nur noch, wenn man 1 Milliarde Nutzer hat. Wenn ein Produkt „nur“ ein paar Millionen Nutzer hat (und soviele waren es sowohl bei Windows Phone als auch bei G+), ist das einem Konzern wie Google (oder eben Microsoft) schlicht nicht genug.
      Sehr schade (für beide genannten).

  6. Habe mich gestern beim durchstöbern des Google Kalender noch gefragt wann es soweit ist. Dort sind von vielen G+ Kontakten die Geburtstage eingetragen, was mich schon ziemlich genervt hat. Eventuell kann man die auch so auf einen Schlag löschen?

  7. G+ wird in einer abgewandelten Form auch für die Firmen-Seiten verwendet, z.B. die man auf Maps sieht. Diese werden erhalten bleiben, ein Netzwerk in der Form ist das dann leider nicht. Man nutzt die G+-Technik für eigene Beiräge (Seiten heissen die da) und Kunden-Kontakte.

  8. Nun steht das Plus hinter Google schon bald für ein Grabkreuz. 🙁

    So wird mein Blogbeitrag vom 1. Oktober schon fast zu einem prophetischen, denn darin habe ich geschrieben, was das Potenzial von Google+ war und weshalb es dieses nicht einsetzen konnte (https://www.dac.website/…/das-naechste-grosse-ding…/). War nur eine Frage der Zeit, dass der Laden ganz dicht gemacht wird. Drum getrauert habe ich bereits damals, als das Potenzial begraben und das Ende absehbar wurde.

  9. Ich bin anscheinend nicht der Einzige, dessen ehemals florierende Facebook-Timeline inzwischen praktisch „leer“ ist. Facebook soll ja inzwischen erhebliche Probleme haben, weil junge Menschen massenhaft in andere Dienste abwandern und sogar die App deinstallieren.

    Ich bedauere das, weil ich die „Das mache ich gerade“-Artikel bei Facebook inhaltlich deutlich spannender fand als die Parade von Herbstlaubfotos auf Insta oder die „Was geht?“-Sprechblasen bei WhatsApp, aber scheinen sehr viele anders zu sehen. Die Zeit der Communities mit geschriebenen Texten über 2 Sätze Länge scheint generell vorbei zu sein.

    Wir sehen uns bei MySpace! 🙂

  10. Schade, benutze ich doch G+ täglich und länger als jeweils 5s…
    FB&Co. sind für mich keine Alternative.

    Ich hoffe auf eine Reaktion wie es beim Ende von Googles RSS-Dienst war: es kamen fast gleichwertige Anbieter aus den Löchern und man konnte gut weiter mit arbeiten…

    Schauen wir mal, wie es weiter geht.
    .

  11. Google hätte einfach G+ als Beitragsaggregator positionieren müssen:
    – Posten nach FB/Twitter/Tumblr wie Instagram
    – IFTTT Schnittstelle

    Dann würden Leute den Mehrwerk erkennen

  12. Ich bin überrascht von der „Überrascht-sein-Wirkung“ der User hier. Auch ohne Datenpanne war das Aus von Google+ langfristig absehbar. Ich bin zwar kein Experte hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit eines sozialen Netzwerkes, aber naja……Google+ hat zwar viele registrierte User, davon ist aber wirklich nur ein sehr sehr geringer Anteil wirklich aktiv. Kann mir nicht vorstellen dass eine Plattform mit so wenig aktiven User wirklich profitabel oder lohnenswert ist für Google.

    Klar kann man an dieser Stelle den Tech-Nerds noch „Diaspora“ und „Mastadon“ empfehlen, aber ich bin der Meinung dass man auf diesen Plattformen noch ein viel größeres „Ghosttown-Gefühl“ hat als bei Google+. Ich denke kurzfristig/mittelfristig wird man keine große Alternative finden für Facebook und Twitter.

    • „Ghosttown-Gefühl“ – ich finde das toll, wenn weniger, dafür aber mehrheitlich sinnigere Beiträge den Weg finden.

      Was Masse bringt sieht man als Beispiel am deutschen Parlament: mehr Abgeordnete bedeuten nicht bessere Politik 😉

      Klasse statt Masse…
      .

      • @Al Cid:
        Da gebe ich dir grundsätzlich Recht, aber manchmal entsteht die Klasse auch durch die Masse. Wenn ich auf einer Plattform angemeldet bin mit wenig registrierten Usern, dann ist es oftmals schwierig Leute mit den gleichen Interessen zu finden für mögliche Diskussionen. Sprich: Die „Klasse“ kann gar nicht erst entstehen, da die notwendigen Leute dafür fehlen.

        Bei „Diaspora“ sieht man das sehr deutlich. Die Plattform ist echt gut gemacht, aber es fehlt einfach an Usern, die diese Plattform mit Themen füllen könnten. Wie es mittlerweile bei „Mastadon“ aussieht, das kann ich nicht sagen.

  13. Ich habe für meine Portale zwar grundsätzlich immer eine Google+ Seite angelegt, vor allem auch in Hinsicht auf ein paar NoFollow Backlinks von Google, diesen Eintrag aber meist nicht mehr großartig gepflegt. Privat habe ich das erst recht nicht genutzt, wüsste auch keinen von meinen bekannten der dort ein Profil hatte.

    Alles in allem: Wurde Zeit, kein Verlust!

  14. Habe die Petition auch unterschrieben – fürchte nur, es wird nichts ändern…
    Habe G+ als Alternative zur Homepage genutzt – und das täglich und sicher länger als 5 Sekunden.

  15. Jakob Kühne says:

    Passiert. Auch wenn ich es geliebt habe. Da ich es hauptsächlich als News Feed genutzt habe, werde ich mich wohl mit Google News zufrieden geben müssen, aber mir wird die Möglichkeit die News zu Kommentieren/darüber zu Diskutieren fehlen. Bei jeder Newsseite einen Account machen ist ja auch nicht das was man will, außer man ist oft auf den Seiten (wie ich [wir alle?] hier bei Caschy). Aber vielleicht kommt so eine Funktion noch in Google News, auch wenn ich es nicht glaube.

    Bevor wieder jemand mit Twitter kommt. Twitter ist und bleibt keine Alternative. Twitter hat auch seine Daseinsberechtigung, aber nicht ansatzweise vergleichbar. Ich finde Facebook zwar auf gut Deutsch sch**ße, aber wenn dann ist Facebook (leider) noch eine Alternative. Das gleiche gilt auch für Mastadon, weil das hier so oft erwähnt ist. Ich nutze Mastadon sogar, aber es ist beim besten Willen keine Google+ Alternative.

    Die Petition unterschreibe ich zwar gerne, aber Google ist ein profitorientiertes Unternehmen, so wie alle großen IT Firmen, kann mir nicht vorstellen, dass das etwas bringen wird.

  16. mblaster4711 says:

    Zum Glück weiß ich noch wie ich meine sozialen Kontakte pflege. Meine Sozial-Network ist da wo man mit Leuten persönlich zusammen kommt und für die weiter entfernten gibt es immer noch Telefon, Skype oder E-Mail.

    R.I.P Google+

  17. Bleiben die G+ Beiträge, Fotos im Albumarchiv erhalten oder werden diese auch gelöscht? bzw wie kann man das G+Albumarchiv nach Fotos oder Drive verschieben?

  18. da wird sich Discord sicher ueber zulauf freuen koennen. Viele Seiten/Foren von Communitys nutzen bereits Discord fuer fast alles was so anfaellt in einer Community. Ich glaube das G+ nichts hat was nicht auch ueber Discord machbar ist.

    Was gibt es sonst fuer alternativen? Facebook halt… aber das gab es schon vor G+ und trotzdem gibt es aktive Communitys auf G+.

  19. Was gäbe es denn sonst noch für Alternativen, wenn Google+ dann in zehn Monaten endgültig schließt?
    Facebook steht nicht zur Debatte und für Discord bin ich wohl nicht die Zielgruppe.
    Diesen Diaspora-Pod Pluspora hab ich ausprobiert, ist ganz nett, aber hundertprozentig überzeugt hat es mich dann auch nicht – es wirkt ein wenig angestaubt.

    Vorschläge?

    • Es gibt beispielsweise noch MeWe.com oder auch Minds.com. Ab März 2019 glaube ich gesellt sich noch open-book.org dazu

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