Ecovacs Airbot Z1 ausprobiert: Der etwas andere Luftreiniger

Spätestens seit Beginn der Pandemie sind neben Webcams und anderem Zubehör für das heimische Homeoffice auch Luftreiniger in Mode gekommen. Ecovacs hat im Oktober des letzten Jahres den Airbot Z1 vorgestellt, der auch ein Luftreiniger ist, nur eben etwas anders. Im Gegensatz zu den klassischen Geräten, die stationär in einem Raum stehen und eben nur dort für frische Luft sorgen, kann der Airbot fahren. Ecovacs hat hier quasi sein Technologie-Know-How der Staubsauger genutzt und einen Luftreiniger gebaut, der kartiert, selbst navigiert und auch weiteren Schnickschnack wie einen Sprachassistenten und Aufwach-Modi mitbringt. Aber fangen wir von vorne an.

Der nicht ganz so kleine Kerl kommt in meinem Fall mit einer Ladestation, etwas Papierkram und einer weiteren mobilen Einheit zur Luftqualitätsmessung daher. Eingerichtet ist das Gerät dann ziemlich flott über die Ecovacs-App. Dazu zieht man hier an der Seite den HEPA-Filter der Klasse H13 aus der Halterung und es kommen ein Schieberegler für An/Aus, ein Reset-Button und eine kleine WLAN-LED zum Vorschein. Ein QR-Code wird dann in der App genutzt, um den Roboter zu verbinden und schlussendlich mit dem heimischen WLAN bekannt zu machen.

Bevor wir jedoch zur Praxiserfahrung kommen, schauen wir ein wenig auf die Technik. Wie auch bei den Robotern zum Staubsaugen, ist da allerlei von Ecovacs reingepackt worden. So gibt es etliche Sensoren und die sogenannte AIVI-3D-Technologie, die für verbesserte Hinderniserkennung sorgen soll. Dazu kommt TrueMapping 2.0, das per SLAM-Kartierungsalgorithmus viermal genauer bei kleinen Objekten sein soll als LDS.

All das macht es dem Airbot Z1 möglich, Hindernisse schon aus einer Entfernung von bis zu 10 Metern zu erkennen. Das ist gar nicht mal so unwichtig, denn das Gerät überwacht in Echtzeit die Feinstaub- und VOC-Belastung in eurer Raumluft und steuert auf Wunsch selbst an den Reinigungspunkt, um die Arbeit zu verrichten. Es gibt auch Upgrade-Komponenten, mit denen ihr dem Airbot Z1 noch mehr Features verpassen könnt.

Standardmäßig – so auch in meinem Fall – ist nur der HEPA-Filter mit an Bord. Ihr könnt in die Einheit aber auch noch einen nebelfreien Luftbefeuchter, eine UV-Sterilisationseinheit oder einen Lufterfrischer einsetzen und neue Funktionen in der App freischalten. Dann wird der Airbot Z1 zu einem Allrounder, der eben nicht nur in einem bestimmten Raum unterwegs ist.

In dem Gerät findet man außerdem noch sechs Mikrofone und zwei 7-Watt-Lautsprecher, mit denen ihr Musik hören könnt. Ihr könnt das Teil auch für IP-Anrufe nutzen. Die Kamera im Befeuchter kann auch ein Video aufzeichnen und ihr könnt auf Wunsch live zuschauen, ob das Kind beispielsweise im Schlafzimmer ruhig schläft. Ecovacs baut zudem noch eine eigene Yiko-Sprachsteuerung ein, mit der ihr per Sprache bestimmte Funktionen wie die Lüftersteuerung und mehr kontrollieren könnt. Yiko kennt man auch vom Deebot X1 Omni.

Doch wie funktioniert das Ganze nun in der Praxis? Einmal eingerichtet, habt ihr verschiedene Möglichkeiten zur Luftreinigung. Um Bereiche etc. ansteuern zu können, müsst ihr die Karte erstellen. Dazu startet ihr die erste Reinigung. Der Luftreiniger wird durch den Raum manövrieren und auch automatisch andere erkennen und dahin fahren. Hat er die Etage erledigt, benennt er die Räume automatisch selbst. Die KI wird das – das ist meine Annahme – wohl über die Ausstattung des Raumes „erahnen“.

Die Objekterkennung während des Vorganges und auch danach ist sehr gut. Das kann man von einem Gerät in der Klasse wohl auch erwarten und ist man von dem Hersteller auch von den Saugrobotern gewöhnt. Auch kleine Gegenstände, wie das Spielzeug unserer Katze, machten dem Gerät nichts aus. Da fährt er zielsicher herum. Dieses Herumfahren habt ihr aber nur bei der Kartierung. Im Reinigungsmodus sieht es dann etwas anders aus.

Ihr habt die Auswahl zwischen der stationären Reinigung, der mobilen Reinigung, bei der jeder Raum abgefahren wird, einem bestimmten Bereich/Raum oder der Punktreinigung. Standardmäßig wird man wohl nahezu immer mit der mobilen Reinigung arbeiten oder vielleicht gezielt die Küche ansteuern lassen, wenn man gekocht hat.

Da ich im Altbau wohne und überall nicht ganz so flache Schwellen sind, hat der Roboter hier als Testszenario zwei Räume zur Verfügung. Startet man die mobile Reinigung, ist das Gerät nicht permanent in Bewegung, sondern fährt vorher festgelegte Reinigungspunkte pro Raum an. Der Robo verbleibt dann so lange, bis ein gewisses Luftvolumen durch den Roboter geflossen ist und die gezielten Werte erreicht sind. Das geht flott und dabei ist er auch nicht wirklich laut. 40 dB erreicht er maximal. Das nimmt man nicht wirklich wahr.

Wie erwähnt, ist per se auch ein zusätzlicher Sensor dabei, der in anderen Räumen platziert und über USB-C mit Strom betrieben werden kann. Dieser liefert die Werte der anderen Räume an den Roboter. Auf Wunsch könnt ihr den Roboter dann so einstellen, dass er automatisch in die Gänge kommt, sobald die Werte in einem Raum nicht mehr das Soll erfüllen.

Reinigungspläne etc. sind natürlich auch möglich. Auch bei der punktuellen Reinigung steuert er das Ziel selbstbewusst an. Die Sprachsteuerung oder die Lautsprecher im Gerät kamen nach dem anfänglichen Test und der guten Performance kaum noch zum Tragen. Auch die Videofunktion ist zwar ganz nett, wird aber bei uns kaum genutzt. Bei so einem Gerät will ich im Idealfall so wenig wie möglich damit zu tun haben. Damit stehe ich wahrscheinlich nicht allein da.

Im Großen und Ganzen gibt es aus meiner Sicht nichts zu meckern. Schade ist, dass Lufterfrischer, UV-Reiniger und Co. separat erworben werden müssen und bei der UVP von 1.500 Euro nicht per se dabei sind. Der Luftbefeuchter kostet 100 Euro, ein Lufterfrischer schlägt beispielsweise mit 19 Euro zu Buche. Wenn man sich auf Amazon umschaut, findet man das Gerät für 1.300 Euro. Das ist immer noch eine Stange Geld, kann sich aber lohnen, wenn man beispielsweise ein Allergiker-Haushalt ist und eben auch Befeuchter und Co. nutzt.

Gute Luftreiniger gibt es zwar für 200 Euro, aber die muss man eben in einen Raum stellen und braucht mehrere davon. Dyson-Geräte sind schnell bei 600 Euro pro Stück. Nun kann sich jeder anhand der Räume im Haus und den Gegebenheiten wie Schwellen und Co. selbst ausrechnen, ob es sich lohnt oder eben nicht.

Klar, der Ecovacs Airbot Z1 kommt mit zusätzlichen Gimmicks, die ganz nett sind, welche das Gros der Nutzer aber höchstwahrscheinlich nicht so aktiv nutzt, dass es wirklich ins Gewicht fallen würde. Meiner Meinung nach macht man mit dem Gerät jedoch nichts falsch, wenn man auf ein mobiles Gerät aus ist. Vielleicht wartet man mit der Anschaffung aber noch ein wenig, denn Ecovacs ist hier der Pionier und wird sicher nicht der letzte Hersteller sein, der mit der Idee um die Ecke kommt. Vielleicht sehen wir demnächst auch Pendants von Roborock und Co.?

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei Twitter, Instagram, XING und Linkedin, oder via Mail. PayPal-Kaffeespende an den Autor

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15 Kommentare

  1. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie beknackt ich dieses Ding finde.

    • Ein 1.500€ Firstworld Problemsolver eben.

      • Ich hab einen Lufterfrischer, der kostet mich garnicht – nennt sich Fenster und kann man öfters mal am Tag für paar Minuten öffen.
        Ich halte von diesen ganzen Luftreiniger garnichts, die sind überflüssig.

  2. Ich kenne jemanden, der gleich zwei Dyson-Luftreiniger einsetzt und Luftprobleme bekommt, wenn die Geräte „schlechte Luft“ anzeigen. Ohne Gerät zeigen sich keine Symptome. Beim Rauchen (ja, der ist aktiver Raucher) gibt’s auch keine Probleme. Nur wenn die Geräte sich melden, geht’s los.

    • Das nennt man den „Nocebo-Effekt“. Also praktisch den umgedrehten Placebo-Effekt. Am bekanntesten ist der Nocebo-Effekt in der Variante „Elektrosmog“, aber das funktioniert prinzipiell mit allem, sobald die Leute sich einreden, dass es sie krank macht. Bei Elektrosmog-Sensiblen Menschen hat man im Versuch in 100% abgeschirmten Räumen festgestellt, dass die tatsächlich sogar körperliche Reaktionen auf Elektrosmog zeigen, wenn man ihnen sagt, dass sie welchem ausgesetzt sind. Sogar im Hirnscan zeigt sich dann ein aktiviertes Schmerzzentrum und ähnliches.
      Das gleiche ist es bei deinem Bekannten: Er hat sich fest eingeredet, dass schlechte Luft ihm Probleme macht und wann immer nun glaubt schlechter Luft ausgesetzt zu sein, bekommt er tatsächlich Probleme.
      Beim Placebo-Effekt nutzt man das genau anders herum: Man erzählt den Leuten, dass es gegen ihre Beschwerden hilft und dann hilft es ihnen tatsächlich, wenn sie fest genug daran glauben.
      Deinem Kumpel könnte man vielleicht auch helfen, wenn man ihn z.B. überzeugt dass eine Topfpflanze im Raum alles das aus der Schlechten Luft raus filtert, was ihn belastet. Wenn er es wirklich glaubt, braucht er nur noch eine Topfpflanze und sein Problem ist gelöst. Viel billiger als diese Dyson-Schrottdinger mit dem miesen Kundenservice wenn der Schrott vorzeitig das zeitliche segnet.

    • Ein Raucher der Lustreiniger einsetzt? What?

  3. Die Dinger werden immer wichtiger, immer mehr Leute heizen mit Holz. Bald haben wir schlechter Luft als in Peking zur Rushhour.
    Dank den neuen heizungsvorschriften werden es sich noch mehr.

    • So ein Quatsch. Einfach mal nachrechnen, wie viel Holzpellets dafür gebraucht werden würden… nein, Pelletheizungen sind eine Randerscheinung die auch nicht wieder groß wird, dazu sind die auch viel zu teuer im Betrieb. Wer wäre heute noch so blöd eine Pelletheizung einzubauen, wenn es doch Wärmepumpen gibt?
      Und ja, es gibt sogar genügend viele Wärmepumpen. Vaillant alleine kann mit der neuen Fabrik den gesamten Deutschen Markt sättigen, dazu kommen die anderen deutschen Hersteller sowie die Asiaten… die Preise sind auch im Sturzflug, der Preisvorteil der Wärmepumpen wird nur noch besser von Monat zu Monat.

      • Die Leute lassen sich jeden Mist aufschwatzen wie Pelletheizungen und Strom-Wärmepumpen …

        • Nun, mit warmen Worten lässt sich kein Haus heizen. Ich würde mir auch gern eine Wärmepumpe nebst PV einbauen lassen. Allein der nicht vorhandene Reichtum verneint dies.
          Insofern muss ich noch mit meinem gasbetriebenen Brennwertgerät und dem Holzofen heizen.

          Zum Thema, bei den derzeitigen Stromkosten würde ich mir einen Luftreiniger nun nicht ins Haus stellen. Mal davon abgesehen das ich den Sinn des Gerätes bezweifle.
          Ich bevorzuge klassisches Lüften.

      • Ist kein Quatsch. Holzbrand ist heute bereits Feinstaubursache Nummer eins in Ballungsräumen, noch vor dem Straßenverkehr.

    • Früher hat man sich mit einem Bier in der Hand an Lager- und Osterfeuer getroffen und das Leben genossen.

      Heute hat man Angst um sein Leben, geht in den persönlichen Safe Space und macht schnell den Luftreiniger an. Welche Emmissionen an anderer Stelle durch den Stromverbrauch und die Herstellung des Gerätes entstehen ist egal, das passiert ja ganz weit weg und das Problem anderer Leute! 😉

  4. Versprüht der auch Domestos und putzt die Türklinken ab? 😀

  5. Interessantes Gerät, auch wenn man es nicht unbedingt kauft.
    Technische Innovationen, werden es künftig schwer in Deutschland haben. Viele denken sie leben hier (immer noch) auf einer Insel der Glückseligen.
    Gut, dass es noch andere Menschen gibt, die sich mit der Luftverschmutzung im eigenen Wohnbereich beschäftigen:
    https://aaqr.org/articles/aaqr-19-06-oa-0293

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