Anycubic Photon Mono X 6K Resin-3D-Drucker im Test

Anycubics neuer Photon Mono X 6K verspricht nicht nur eine hohe Druck-Auflösung, sondern auch ein schnelle Druckzeiten. Mit bis zu 80 mm/h soll der rund 600 Euro teure 3D-Drucker Objekte aus Kunstharz zaubern. Die 6K-Auflösung kann dabei kleinste Details von nur 34 µm abbilden. Für einen Test habe ich genauer hingesehen.

Beim Nachfolger des Photon Mono X handelt es sich um einen großformatigen Resin-3D-Drucker mit einem Druckvolumen von 197 x 122 x 245 mm. Äußerlich hat sich beim Mono X 6K im Vergleich zum Vorgänger fast nichts geändert. Im Inneren sitzt eine noch stärkere UV-Lichtquelle und auch das monochrome LC-Display ist nicht nur hochauflösender, sondern auch etwas größer als beim Vorgänger.

Anycubic Mono X 6K – Technische Daten

  • Eingesetzte Technologie mSLA, LCD-Kunstharz-Drucker
  • Maximales Druckvolumen 24,5 * 19,7 * 12,2 cm = 5,88 L
  • Aufstellgröße 47,5 * 29 * 27 cm
  • Lichtquelle 405 nm Matrix-LED mit bis zu 6.500 µW/cm²
  • Maskierung LCD-Panel 5760 * 3600 Pixel
  • Lichtdurchlässigkeit 6 %
  • Kontrastverhältnis 350:1
  • Horizontale Auflösung ? 34 µm
  • Angegebene maximale Druckgeschwindigkeit 80 mm/h
  • Netzteil AC/DC 110 V – 240 V (AC) zu 24 V 144 Watt (DC)
  • Verbindungen USB-A (2.0) & WLAN
  • Controllboard Eigenentwicklung Anycubic
  • Steuerung 3.5-Zoll-Touchsceen
  • Android- oder iOS-App
  • Preis laut Hersteller 649 US-Dollar

Verpackung und Lieferumfang

Beim sogenannten Resin-Druck (auch mSLA-3D-Druckverfahren) wird ein UV-Licht-härtendes Kunstharz durch ein LCD-Panel belichtet. Die dadurch entstehende Photopolymerisation erzeugt schichtweise ein neues Objekt. Es wird mit flüssigem Druckmaterial (Resin) gedruckt. Im Gegensatz zu FDM-Druckern, die über eine Spule mit festem Druckmaterial versorgt werden, dieses schmelzen und über eine Düse auf das Druckbett aufbringen, wird der Druck hier über mehrere Schichten „zusammengebacken“

Der Resin Druck bietet Vor- aber auch Nachteile. Zum einen hat das LCD-Panel des Photon Mono X 6K eine Auflösung von 5760 × 3600 Pixeln. Hierdurch kann man feinere Schichten drucken, als es mit einem herkömmlichen FDM-Drucker möglich wäre. Nachteil: Man ist in der Größe des Druckbettes begrenzt.  Der Anycubic Mono X 6K kommt jedenfalls in einem schlichten Karton an. Im Lieferumfang befindet sich alles, was für den Gebrauch notwendig ist;

  • Drucker, Netzteil, Kabel
  • WLAN-Antenne
  • Bedienungsanleitung
  • Papier für die Druckbett Nivellierung
  • Ersatz UV-Screen Schutz + Alkoholtuch
  • Schrauben und passende Inbusschlüssel
  • Metallspachtel für das Druckbett
  • Plastikspachtel für den Harztank
  • Einmal-Resin-Filter
  • Handschuhe
  • Masken
  • USB-Stick: (druckbereitesTestmodell, Bedienungsanleitung, Photon Workshop Slicer inkl. Anleitung)

Was fehlt, sind kompatibles Resin und ggf. Isopropyl-Alkohol zum Reinigen. Alternativ zum Waschen der Drucke mit Isopropyl-Alkohol könnt ihr auf mit Wasser waschbares Resin zurückgreifen. Das kostet zwar mehr, rechnet sich aber auf Dauer und ihr habt weniger Probleme die Reste zu entsorgen. Ich persönlich bevorzuge diese Variante, da dieses Resin weniger riecht. Auch fallen die Alkoholausdünstungen weg. Aber egal für welches Resin ihr euch entscheidet, tragt Handschuhe und eine Maske wenn ihr direkt mit dem Material arbeitet.

Design und Verarbeitung

Der Drucker benötigt mit einer Größe von 270 mm x 290 mm x 475 mm (L x B x H) eine Menge Platz. Auch das Eigengewicht von rund 10,75 kg spricht für sich. Bei den Materialien setzt Anycubic auf Metall-Basis und eine gelbe Haube, um eure Drucke vor direkten UV-Strahlen zu schützen. Der Mono X besteht aus einer Basiseinheit mit auf Linearschienen gelagerter Z-Achse, einer abnehmbaren Druckplattform, einem großen Resin-Tank und der angesprochenen Kunststoffabdeckung. Die Verarbeitung des 3D-Druckers ist hochwertig.

An der Front befindet sich der typische Farb-Touchscreen, der präzise und reaktionsschnell arbeitet. Mit wenigen Klicks gelangt ihr zu allen wichtigen Einstellungen. Bei der Auswahl eines Modells für den Drucks werden kleine Thumbnails der einzelnen Druckdateien angezeigt. So kann man neben dem Namen auch am Bild erkennen, welches Objekt gedruckt werden soll. Die Druckplatte hat eine texturierte Oberfläche, damit das gehärtete Resin besser haftet. Selbst große bzw. schwere Objekte können so während eines Druckes nicht abfallen.

Einschalten, leveln, loslegen

Der Mono X 6K kommt vollständig zusammengebaut an. Entsprechend simpel fällt die Inbetriebnahme aus: Einfach auspacken, anschließen und das Leveln der Druckplattform durchführen. Die Bedienungsanleitung erklärt mit Abbildungen und Instruktionen die einzelnen Schritte. Wer trotzdem feststeckt, findet Tutorials auf dem YouTube-Kanal von Anycubic. Vor dem ersten Druck müsst ihr den Drucker leveln um den optimalen Abstand zwischen LCD und Druckplatte zu erhalten. Nur so haften eure Drucke an der Platte.

Nehmt dazu das beigefügte Blatt zur Hand und entfernt den Resin-Tank. Legt danach das Blatt auf das LC-Display und fahrt die Druckplatte nach unten, bis die Platte das Blatt festhält. Fahrt die Z-Achse mit der Druckplatte nun in 0,1mm-Schritten höher bis ihr das Blatt ohne Gewalt zwischen LCD und Druckplatte herausziehen könnt. Speichert diese Position dann als „Home“ bzw. „Z=0“. Fahrt die Druckplatte dann wieder hoch, sodass ihr den Tank wieder auf das Display stellen könnt. Dabei darf die transparente FPE-Folie am Boden des Tanks nicht beschädigt werden. Das gleiche gilt für das LCD-Panel. Befestigt den Resin-Tank dann über die beiden Schrauben rechts und links und füllt euer Druckmaterial in den Tank. Nach diesen Schritten ist der Photon Mono X 6K bereit um deinen ersten Testdruck zu starten.

Optional könnt ihr eine WLAN-Verbindung einrichten, um fortan über die App Druckaufträge zu starten oder den Druckstatus zu überwachen. Allerdings ist die Anbindung unschön, so kann der Drucker lediglich im 2,4-GHz-Netz funken und eure SSID und das Passwort dürfen keine Sonderzeichen verwenden. Zur Verbindung muss eine Textdatei (wlan.txt) auf dem beiliegenden USB-Stick mit dem eigenen Netzwerknamen und Passwort abgespeichert werden. Den Stick steckt ihr dann in den 3D-Drucker, um ihn wie einen Druckauftrag zu starten. Daraufhin verbindet sich der Mono X automatisch mit eurem Netzwerk.

Druck fertig – so geht’s weiter

Nach jedem Druck müsst ihr das überschüssige Resin loswerden – mit Alkohol oder Wasser. Wascht euer Druckstück ab, seid aber vorsichtig denn das Resin ist noch nicht komplett ausgehärtet und der Druck kann sich verbiegen bzw. im schlimmsten Fall brechen. Löst dazu das Druckstück von der Druckplatte und pinselt es anschließend in einer Schüssel ab (mit Wasser oder Alkohol). Tragt auch hierbei Handschuhe und eine Maske.

Nach dem Waschen müsst ihr das ganze nun noch UV-härten. Am einfachsten ist es, den Druck direkt in die Sonne zu legen, wer es etwas schneller mag, kann auch eine UV Lampe nutzen um das Resin vollständig auszuhärten. Wer es komfortabler will, kann sich auch eine Wash&Cure Station zulegen, die die einzelnen Schritte für euch übernimmt. Es ist eine Art Waschmaschine mit anschließendem UV-Bad. Alles was ihr mach müsst, ist den Druck in das Waschzuber legen, Reinigungszeit einstellen, danach den Druck aus dem Zuber nehmen und unter den eingebauten UV-Lampen aushärten lassen. Eine solche Station bekommt ihr für um die 90 Euro Sie ist aber jeden Cent wert. Es gibt auch ein paar DIY-Projekte die auf eine UV-Lampe zum Aushärten von Nagellack zurückgreifen.

Egal ob ihr mit Alkohol der Wasser wascht, verbraucht ihr pro 2 kg Resin ca. 4 L Alkohol/Wasser. Die Reinigungsflüssigkeit ist dann mit Resin-Resten gesättigt und trübe. Also wohin damit? Härtet die Flüssigkeit aus, das darin enthaltene Resin bindet sich und flockt. Es kann anschließend mit einem Lackfilter ausgefiltert werden. So könnt ihr den Alkohol noch weiterverwenden. Sollte er wirklich komplett gesättigt sein, füllt ihn in ab und bringt ihn in die Schadstoffsammlung. Das ausgehärtete Resin kann man im normalen Restmüll entsorgen.

Die Druckqualität

Ich wollte meine eigenen Modelle drucken und habe mich hierzu den verschiedenen kostenlosen Quellen im Netz bedient. Sei es Thingiverse, Cults3D oder myMinifactory – man findet dort eigentlich nichts, was es nicht gibt. Neben funktionalen Modellen wie Klammern, Haltern, Kugellagern oder gar Erwachsenenspielzeug auch Kunst oder Modelle die z. B. für Tabletops genutzt werden können.

Genau für solche Figuren ist der Resin-Druck eigentlich ideal, da er die kleinsten Details sehr präzise abbilden kann. Ich habe mich für ein paar Modelle aus der Reihe „Scan the World“ entschieden, bei der unter anderem 3D-Scans klassischer Skulpturen zur Verfügung stehen. Die heruntergeladenen Elemente habe ich dann in der mitgelieferten Software umgewandelt und dem Drucker sein Ding machen lassen. Der Mono X 6K hat sehr gute Arbeit geleistet. Mit Antialiasing auf höchster Stufe lassen sich kaum Schichten erkennen. Da ich vorher einen Resin-Drucker eines anderen Herstellers benutzt habe war ich positiv überrascht. Auch die Geschwindigkeit beeindruckt. Mein alter Drucker hätte für wesentlich kleinere Drucke ein Vielfaches an Zeit gebraucht.


Sobald der Mono X 6K arbeitet, laufen vier Lüfter zum Kühlen der Matrix-LEDs an. Dazu kommt der Motor, der die Z-Achse dauerhaft hebt und senkt. Es entsteht kein richtiger „Lärm“, aber eine monotone Beschallung, die auf Dauer nervt. Noch störender ist der Geruch. Hier kommt es jedoch stark auf das verwendete Resin an. Generell würde ich aber davon abraten, den Anycubic Mono X 6K (oder auch jeden anderen Resin-Drucker) direkt neben euch zu stellen. Nutzt einen Raum, den ihr gut lüften könnt – aber Vorsicht, zu kalt ist schlecht für den Druck.Wenn ihr mehr 3D-Drucke sehen wollt, dann schaut einfach auf meinem Instagram-Profil vorbei.

Fazit – Der Anycubic Photon Mono X 6K ist schnell und genau

Resin-Druck hat den Ruf zu stinken und viel Müll zu produzieren. Zudem soll er langsam sein und einen hohen Arbeitsaufwand verlangen. Meine Erfahrung und der Test zeigen, dass man einige Punkte überdenken sollte. Der Anycubic Photon Mono X 6K arbeitet schnell und liefert eine sehr gute Qualität.

Mit den Materialien und einer Wash&Cure Station kann man zudem Müll und Zeit einsparen. Im Test hat die Qualität der gedruckten Objekte überzeugt. Die mitgelieferte Software Anycubic Photon Workshop erfüllt ihren Zweck, ist aber langsam – kann aber problemlos gegen eine andere getauscht werden. Wer einen großformatigen Resin-Drucker sucht, ist bei dem Anycubic Mono X 6K gut aufgehoben. Er bietet fast alles was das Herz begehrt. Wer von einem anderen Modell wechseln möchte, sollte nicht lange überlegen.

Aktuell wird der Mono X 6K in Wellen angeboten, da der Hersteller mit Chipmangel kämpft. Mit Glück solltet ihr aber einen Drucker bekommen, vereinzelt taucht er auch bei Amazon auf. Gegen Q2 2022 soll sich die Lage entspannen und der Drucker überall erhältlich sein. Anycubic gibt den UVP mit 599 Euro an. Durch wechselnde Aktionen wird er bei manchen Händlern schon zu einem günstigeren Preis angeboten.

Über unseren Gastautor:

Torsten Schmitt

Baujahr 1976 – Früh im Internet, nie rausgekommen. Ein Ge.erd: Halb Geek, halb Nerd // Schreibt ziemlich viele Dinge ins Netz // Chefpilot bei techkrams.de // Freelancer für alles Digitales.

Twitter: @Pixelaffe

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Der Gastautor ist ein toller Autor. Denn er ist das Alter Ego derjenigen, die hier ab und zu für frischen Wind sorgen. Unregelmäßig, oftmals nur 1x. Der Gastautor eben.

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13 Kommentare

  1. Ein Traum für Modellbauer, würde mich Reizen da wieder reinzukommen in 1:87, ob da die Qualität geht?

  2. Stimmt der Satz?
    Dabei darf die transparente FPE-Folie am Boden des Tanks beschädigt werden.

    Sollte das nicht heissen: Nicht beschädigt werden?

  3. Geile Technik, und auch echt super schnell im Vergleich zu FDM Druckern.

    Aber ist mir dann doch viel zu viel Sauerei und Nacharbeit.

  4. Hat sich inzwischen bei den Resinen was getan? Ich hab vor gut einem Jahr nach kurzer Zeit wieder aufgehört, weil es zum einen kein lebensmitteltaugliches Resin gab und weil alle Drucke, die outdoor genutzt werden, mit der Zeit durch das UV-Licht der Sonne verspröden.

    • Ja und Nein. Das handelsübliche Resin ist immer noch so. UV- Schutz Lebensmittelechtheit bekommste nur über ein Coating hin. Es gibt aber auch Spezialresin für z.B. Dentaltechnik, da biste aber bei einem Preis von ca. 100 Euro pro 500ml

  5. Ist der Artikel als bezahlte Werbung zu verstehen? Oder ist der Author wirklich ein unabhängiger Autor und es wirklich die persönliche Meinung? Nur damit das doch sehr positiv beschriebene richtig eingeordnet werden kann.

    • Moin! Hier gibt es keine bezahlten Testberichte. Torsten ist auch Blogger, mir persönlich seit Jahren bekannt, quasi Freund des Hauses, der sich bereit erklärt hat, die Kisten zu testen, weil es eines seiner Hobbys ist. Er ist jemand, der klar schreibt, wenn etwas Müll ist. So wie du es auch von uns gewohnt sein darfst 🙂

      • Super, danke für die Aufklärung. So kann ich das besser einordnen. Und mir ggf. sogar das „Ding“ holen!

    • Hi, es ist ein Testbericht, Ich nutze den Drucker seit ca. 2 Monaten und betreibe seit kurzem auch einen eigenen Blog zu dem Thema.

  6. Moin!
    Toller Beitrag. Wie sieht es mit der Zuverlässigkeit und Wiederholbarkeit aus? Kann der Drucker Problemfrei drucken, oder gibt es doch immer wieder Probleme? Vor allem nach vielen Betriebsstunden. Freue mich über Langzeiterfahrungen. Danke

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