Xiaomi Mi 10 Pro im Test

Ende März wurden die Smartphones Xiaomi Mi 10 und das Mi 10 Pro auch für den deutschen Markt vorgestellt. Grund für uns, einen Blick auf das neue Android-Flaggschiff zu werfen. Was steckt drin in den Geräten?

Die Xiaomi Mi 10 und Mi 10 Pro setzen beide auf AMOLED-Bildschirme mit jeweils 6,67 Zoll Diagonale bei 2.340 x 1.080 Pixeln (FHD+). Die Displays unterstützen außerdem HDR10+ und operieren mit 90 Hz und einer 180-Hz-Abtastrate für Touch-Eingaben. Ähnlich wie das Xiaomi Mi Note 10 verwenden die Mi 10 und Mi 10 Pro gekrümmte Screens, die sich sozusagen um den Rahmen schmiegen. Auch das neue Punch-Hole-Design der Frontkamera am linken Bildschirmrand dürfte für Kontroversen sorgen.

Die Xiaomi Mi 10 und Mi 10 Pro setzen auf den Qualcomm Snapdragon 865 als SoC, unterstützen Wireless-Charging und setzen für den Haupt-Sensor der rückseitigen Kamera auf 108 Megapixel. Die weitere Kamera-Ausstattung unterscheidet sich aber. So bietet etwa nur das Mi 10 Pro eine dedizierte Telephoto-Linse.

Ab Werk dient bei den Xiaomi Mi 10 und Mi 10 Pro bereits Android 10 mit Xiaomis Oberfläche MIUI 11 als Betriebssystem. Bei den Mi 10 und Mi 10 Pro verbaut man Akkus mit jeweils 4.780 bzw. 4.500 mAh beim Mi 10 Pro. Zudem ist beim Xiaomi Mi 10 Pro die Schnellaufladung mit bis zu 50 Watt (kabelgebunden) bzw. 30 Watt (kabellos) möglich. Auch Reverse Wireless Charging (10 Watt) zur Aufladung anderer Geräte über die Rückseite des Smartphones findet Unterstützung.

Die Xiaomi Mi 10 und Mi 10 Pro bieten auch bereits Wi-Fi 6 alias Wi-Fi 802.11 ax und können 4K-Videos mit bis zu 60 fps aufzeichnen. Wie schon beim direkten Vorgängermodell fehlen leider sowohl ein microSD-Kartenslot als auch ein Port für 3,5-mm-Audio. Ebenso schon fast ein Aufreger für viele: die Geräte verfügen über keinen zweiten Slot für eine SIM-Karte, dabei war dies ja fast immer ein Merkmal und ein Grund für Xiaomi-Smartphones.

Wie in der Überschrift angekündigt, habe ich mir das Xiaomi Mi 10 Pro zur Brust genommen, es durfte mich unterwegs und daheim begleiten. Ich werde euch schildern, was mir so bei der Benutzung auffiel, was mir gefiel und was nicht so.

Fangen wir offensichtlich an: Das Xiaomi Mi 10 Pro hat zwar eine verdammt gute Ausstattung, ist aber auch recht teuer, wenn man Xiaomis Geschichte im Auge hat und zudem die Aussagen des Unternehmens kennt, nur wenig mit der Hardware verdienen zu wollen.

So kostet das Xiaomi Mi 10 in Deutschland mit 8 GByte RAM und 128 GByte Speicherplatz 799 Euro. Falls ihr wiederum den Speicherplatz verdoppeln wollt, auf 256 GByte, dann sollt ihr 899 Euro löhnen. Denkt man da an das Mi 9 zurück, das zum Start 2019 in Europa für unschlagbare 449 Euro den Besitzer gewechselt hat, dann wirkt das Xiaomi Mi 10 nun preislich deutlich weniger wie ein Preis- / Leistungs-Kracher und mehr wie „ein Smartphone-Flaggschiff wie jedes andere“. Das Xiaomi Mi 10 Pro kostet im Übrigen mit 8 GByte RAM und 256 GByte Kapazität satte 999 Euro.

Ich habe das Modell in der Farbe Sonnenwendgrau. Sieht schick aus und das sorgt dafür, dass ich auf der Rückseite keine Fingerabdrücke deutlich sehe. Eine Sache, die ich schätze. Auf der anderen Seite hat man halt das Display, welches abgerundet ist. Für sich betrachtet ist das Xiaomi Mi 10 Pro schon ein „Klopper“ in der Hand. Xiaomi setzt auf die klassischen Entsperrmechanismen über Muster, hat aber natürlich auch einen Fingerabdruckleser im Display verbaut. Den empfinde ich als ausreichend flott, bin mir aber sicher, schon noch schnellere Ausführungen unter dem Daumen gehabt zu haben. Zusätzlich kann man sich aber auch über Face Unlock ins Smartphone einloggen, das nutze ich immer ganz gerne. Powertaste drücken, Gesicht scannen lassen – drin. In den Einstellungen kann man auch festlegen, ob man noch zusätzlich den Sperrbildschirm beiseite räumen muss oder ob man direkt auf dem Home-Bildschirm landet. Gutes Anfassgefühl, aber eben ein großes Smartphone mit 210 Gramm Gewicht.

Tja, und wo wir beim Anfassgefühl sind, lasst uns gleich mal beim Display bleiben. Es ist gekrümmt. Manche behaupten, das stört nicht – ich sehe dies anders. Mich stören diese Displays meist. Und so hatte ich auch hier beim Xiaomi Mi 10 Pro Fehleingaben durch Handballen oder Finger, die am Rand aufliegen. Absoluter Nerv. Xiaomi ist sich auch dieses Umstands bewusst, denn sonst hätte man nicht in der Software verankert, dass man den Bereich definieren kann, über den diese Fehleingaben nicht erkannt werden. Man kann also eine Software-Barriere legen, was nicht perfekt ist, aber eben besser als nichts. Für mich bleibt: Plane Displays sind besser – und wenn gekrümmt, dann so, dass nicht dauerhaft fehlerhaft Eingaben erkannt werden.

Das Display selbst macht Spaß. Schön groß, tolle Farben und auf Wunsch hohe Helligkeit und 90 Hz sind nett. Bedient wird per Geste oder klassisch über Buttons – allerdings gibt es drum herum keine Benachrichtigung-LED, aber dafür habt ihr optional die Möglichkeit, ein Always-On-Display zu aktivieren. Bei den Farben reichte mir der Standard, wie immer ist es aber so, dass man in den Einstellungen des Smartphones so ziemlich alles regeln kann bezüglich Helligkeit und Farbe. Und wer knapp am Akku ist, kann auch von 90 Hz auf 60 Hz runter regeln.

In Sachen der Leistung kann ich dem Mi 10 Pro kein schlechtes Zeugnis ausstellen. Wobei ich fairerweise erwähnen möchte, dass ich mit meinen aktuellen Apps und Spielen auch kein Smartphone groß ins Schwitzen brachte, welches mit dem Chip der Vorgängerversion ausgestattet ist. Also ich konnte da ehrlich gesagt im Alltag nichts spüren.

Weiteres: Das Xiaomi Mi 10 Pro hat Stereo-Sound. Das sorgt für ein klangliches Rundumgefühl, wobei man die kleinen Quäker natürlich nicht überbewerten sollte. Dennoch: gut gelungen. Netzwerk: 5G ist verbaut, konnte aber nicht bei mir getestet werden. In Sachen WLAN hat man alles drin, was fein ist, auch starke Antennen. Wenn ich einen meiner Access Points im Obergeschoss entferne, habe ich mit dem iPhone eher wenig WLAN, das Mi 10 Pro hingegen kam damit gut hin. Die Gesprächsqualität war jederzeit gut, sofern das Netz generell denn stimmte.

Die Kamera des Mi 10 Pro habe ich natürlich auch getestet. Bis zu 108 MP sind möglich, die werden standardmäßig nicht genutzt, können aber auf Wunsch in der Kamera-App aktiviert werden. Die Tageslichtaufnahmen waren – nicht wirklich überraschend – auch gut. Allerdings empfand ich die Fotos – AI-Spielereien und so hatte ich deaktiviert – in manchen Momenten als ein wenig zu hell. Ebenfalls fiel mir auf, dass Fotos mit Rottönen weniger satt dargestellt wurden. Ein Beispiel für gleich zwei dieser Probleme:

Möchte man am Abend Fotos schießen, so ist dies auch möglich, das Mi 10 Pro kommt meines Erachtens aber nicht an Fotos heran, die ein iPhone 11, diverse Huawei-Smartphones oder das Pixel 4 machen. Schaue ich global über meine Sammlung der mit dem Mi 10 Pro geschossenen Fotos, dann kann dennoch eher viel Gutes über die Kamera sagen. Zu fotografierende Elemente können bis zu 5x optisch herangezoomt werden, digital ist ein 50-facher Zoom möglich. Sicher nett für irgendwelche Spielereien, aber auch nicht zu überbewerten, da am Ende natürlich fast alle Details auf der Strecke bleiben.

Beispiele des Zooms:

Und die Anlage auf dem Dach des Hauses am Ende der Straße:

Bei zu hartem Zoom kommt es auch gelegentlich zu Dopplungen:

Ansonsten bleibt zu sagen: Für die Fotos, die ich als normaler Anwender so mache, Orte, Dinge und die Familie unterwegs fotografieren, ist die Kamera richtig gut, gibt den Daumen nach oben. Alles wirkt sehr natürlich. Auch Porträtfotos sind toll machbar, sowohl mit der Haupt- als auch der Frontkamera kommt ein schönes, gleichmäßiges Bokeh raus. Wo wir bei der Kamera sind: Schade, dass man lediglich die rückseitige Kamera mit 4K-Aufnahmemöglichkeit (8K bis 6 Minuten) versehen hat.

Der Akku des Mi 10 Pro von Xiaomi ist 4.500 mAh stark. Ich kam damit gut zwei Tage hin, also die „übliche Benutzung“ inklusive Social Media, ohne Gaming. Da spielt das Xiaomi Mi 10 Pro schon für mich weit vorne mit. Zumal das Gerät dann auch mit dem beigelegten 65-Watt-Lader wieder flott geladen ist. Nach nem Stündchen ist man dann wieder auf Kurs. Wireless Charging beherrscht das Gerät sogar mit 30 Watt, hier kann ich euch mangels kompatiblem Lader aber keine Werte liefern.

Preisliche Oberklasse – ich erwähnte es eingangs schon. Xiaomi rangiert da, wo alle rangieren wollen. Preisklassen, die man damals Apple nachsagte, sind mittlerweile von allen flankiert. Oppo, OnePlus, Huawei, Samsung – und natürlich jetzt auch Xiaomi. Dabei sind es vielleicht Kleinigkeiten, die in dieser Preisklasse den Unterschied machen. Wasserdicht? Ist es offiziell nicht, zumindest hat man an einer Zertifizierung gespart, auch wenn dies in Sachen Garantie auch nicht zwingend ein Pluspunkt ist. Zwar setzt man schon auf schnelles Aufladen, Reverse Charging, Bluetooth 5.1 und WiFi 6 – USB 3.1 lässt man aber vermissen – wie eben auch Dual-SIM. Da fehlt es dann an manchen Ecken zum absolut kompromisslosen Gerät.

Was bleibt am Ende? Trotz aller Kritik ein tolles, sehr gutes Smartphone. Das Design gefällt, obwohl es beim Tippen auf dem Tisch durch den Kamerabuckel stark kippelt. Die Verarbeitung ist wirklich gut. Das Display ist top, aber auch groß – das Gerät entsprechend schwer. Leistungstechnisch kann man auch überzeugen – was angesichts des Preises auch das Mindeste ist. Von den „fairen Preisen“, die man sonst für sich selbst verargumentierte, ist man weit weg. Aber auch mittlerweile in guter Gesellschaft. Die „Gut-und-günstig-Kundschaft“, die man sich in den letzten Jahren ranzüchtete, wird man mit diesem Gerät nicht erreichen. Wird man verschmerzen können, man hat ja viele Geräte aus allen Preisklassen in der Auslage. Brot-und-Butter-Smartphones sind eben andere. Gut für Xiaomi: Der direkte Wettbewerb mit Huawei muss derzeit nicht mehr in Deutschland, Europa und anderen Teilen der Welt angetreten werden, da der Play Store, bzw. sein Fehlen auf Huawei-Geräten derzeit arg ins Gewicht fällt.

Technische Daten des Xiaomi Mi 10 Pro

  • Display: 6,67 Zoll, AMOLED, 2.340 x 1.080 Pixel, Corning Gorilla Glass 6, 90 Hz, 180 Hz Touch-Erkennung, HDR10+, DCI-P3
  • SoC. Qualcomm Snapdragon 865, Octa-Core (1x 2,84 GHz Kryo 585 & 3x 2,42 GHz Kryo 585 & 4x 1,8 GHz Kryo 585)
  • GPU: Adreno 650
  • RAM: 8 GByte
  • Speicherplatz: 256 GByte (nicht erweiterbar, UFS 3.0)
  • Betriebssystem: Android 10 mit MIUI 11
  • Quad-Hauptkamera: 108 MP (Weitwinkel, f/1.69 OIS) + 12 MP (Short Telephoto f/2.0) + 20 MP (Ultraweitwinkel, f/2.2) + 8MP (Long Telephoto f/2)
  • Frontkamera: 20 MP (f/2.0)
  • Video: 8K, 4K mit 60fps, 960 fps Zeitlupe
  • Akku: 4.500 mAh mit 50 Watt Schnellaufladung bzw. 30 Watt Wireless Charging und Reverse Wireless Charging mit 10 Watt
  • Schnittstellen: Wi-Fi 802.11 ax, Bluetooth 5.0, GPS, NFC, Infrarot, USB Typ-C, Fingerabdruckscanner unter dem Bildschirm, 4G / 5G LTE, Single-SIM

Xiaomi Mi 10 Pro bei Media Markt

Xiaomi MI 10 Pro bei Trading Shenzen

Xiaomi MI 10 Pro bei Saturn

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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46 Kommentare

  1. Ich werde leider nirgends fündig, vlt. kannst du mir diese Frage beanworten 🙂

    Anscheinend haben alle Xiaomi’s lediglich eine USB2 Schnittstelle, wenn auch im USBC-Gewandt. Ich schließe gerne mein Smartphone am PC an (Elgato Capture Card) und übertrage dort die Spiele (Streaming etc.). Nun hatte ich noch nie die Gelegenheit ein USB2-Smartphone zu testen, ob der Datendurchsatz reicht. Hast du da evtl. eine Möglichkeit das zu testen (z.B. USBC zu HDMI am TV anschließen)?

    Viele Grüße
    Andreas

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