Xbox One: Microsoft will Festplattenkapazität sparen und Downloadgrößen reduzieren

Microsoft hatte sich zum Launch der Xbox One in vielerlei Hinsicht in die Nesseln gesetzt: Noch heute müssen die Redmonder die Schlappen der Anfangszeit wieder aufarbeiten. So reagierten die Gamer auf den anfangs angekündigten Online-Zwang, die zunächst angedachten Sperren für den Verkauf von Gebrauchtspielen und auch die Auslieferung ausschließlich im Bundle mit Kinect ziemlich allergisch. Das Resultat ist, dass die PlayStation 4 dominiert. Doch Microsoft ist mittlerweile auf den rechten Weg zurückgekehrt und will das nun auch mit neuen Techniken beweisen, welche die Downloadgrößen von Spielen verkleinern sollen.

Schon die Xbox One X empfinde ich als einen neuen Trumpf von Microsoft: Die Konsole verspricht ein 1a Stück Technik zu werden – zum fairen Preis für die gebotene Leistung. Nun haben die Redmonder aber noch ein As im Ärmel, das mich beeindruckt hat: Man will die Downloadgrößen von Spielen und damit auch den Speicherplatz, den jene auf der Festplatte belegen, an der Konsole reduzieren. Die Ideen dazu klingen wirklich super. Denn ich erinnere mich noch gut an die 90 GByte, die ich trotz im Laden gekaufter Variante von „Halo: The Master Chief Collection“ erst einmal herunterladen musste.

Auch Microsoft hat bemerkt, dass das nicht ideal ist. Denn durch die Xbox One X werden die Spielegrößen noch wachsen: Zusätzliche 4K-Assets sind notwendig, um die Konsole auszureizen. Und jene benötigen auch mehr Speicherplatz. Dabei werden viele Besitzer einer Xbox One S aber stöhnen, denn sie können jene 4K-Assets ja gar nicht nutzen. Warum sollten sie jene dann also auf die Festplatte hieven? Das sieht auch Microsoft ein und will deswegen ermöglichen, dass die Spiele in Chunks aufgeteilt werden. Das wird etwa bei „Forza Motorsport 7“ so gehandhabt. Deswegen braucht ihr an einer Xbox One S die erwähnten 4K-Assets eben nicht herunterzuladen – und spart dadurch Festplattenspeicherplatz bzw. könnt den Download schneller beenden.

Microsoft hat Entwickler bereits über dieses System informiert, das man „Intelligent Delivery“ nennt. Übrigens soll das umgekehrt z. B. auch für Besitzer einer Xbox One X Vorteile haben: Denn sie können etwa auf die 1080p-Assets für die Xbox One S verzichten und müssen jene dann folglich nicht herunterladen. Das System arbeitet dabei schlauer, als man denken sollte: Denn wer das Spiel z. B. auf eine externe HDD installiert und dann von einer Xbox One S zu einer Xbox One X wechselt, soll dann eine Aufforderung erhalten die 4K-Assets noch zu beziehen. Microsoft scheint also an alle Szenarios zu denken.

Etwa sind weitere Optionen geplant: Beispielsweise könnten in vielen Games nur die Sprachen heruntergeladen werden, die wirklich benötigt werden. Ist euer System auf Deutsch eingestellt, lädt die Xbox One dann etwa nicht für „FIFA 18“ auch noch die spanischen Texte und Audio-Kommentare herunter, sondern tut jenes nur, wenn ihr das später noch wünscht. Auch das kann reichlich Daten sparen – speziell bei Sportspielen, wo es viele, unterschiedliche Kommentarsprachen gibt.

Microsoft stellt sogar noch mehr Möglichkeiten für die Chunks in Aussicht: Sagen wir, ihr habt ein Spiel gekauft, das einen Level-Editor bietet. Ihr benutzt jenen aber sowieso nicht – dann kann über Intelligent Delivery eingerichtet werden, dass der Editor nur auf eurer Festplatte landet, wenn ihr das möchtet. Oder ihr kauft ein Spiel mit Single- und Multiplayermodus, wollt aber nur einen von beiden zocken. Auch hier können die Entwickler das Spiel so in Chunks aufteilen, dass dann z. B. der Multiplayermodus nicht bezogen wird.

Umgekehrt ist auch machbar, dass ihr in einem Spiel meinetwegen beide Modi herunterladet, nach dem Durchspielen des Singleplayers aber nur noch im Multiplayer zockt. Dann könnt ihr den Singleplayer wieder von der Platte kicken. Voraussetzung ist jedoch immer, dass die jeweiligen Entwickler Intelligent Delivery auch für ihre Titel nutzen. Das könnte teilweise schwieriger sein, als es sich anhört: Etwa sind Singleplayer- und Multiplayer-Modi oft etliche Assets gemeinsam, so das eine klare Trennung vermutlich in vielen Fällen nicht ohne Weiteres möglich ist. Hier muss man sehen, wie die Entwickler mit den Potentialen umgehen.

Da die Datenmengen größer werden, unterstützt die Xbox One übrigens dann bald auch Retail-Spiele auf bis zu 15 (!) Disks. Das ist eine starke Nummer, denn bisher waren alle Games für sowohl die Sony PlayStation 4 als auch die Xbox One auf eine Disk beschränkt. Spiele auf über zehn Disks werden wir aber wohl trotzdem erst einmal nicht zu sehen bekommen: Entwickler, die ihre Games auf mehr als zwei Scheiben ausliefern wollen, müssen das nämlich erst mit Microsoft absprechen. Intelligent Delivery kann aber auch hier zum Zug kommen – dann könnte etwa der Singleplayer-Modus auf einer Disk landen und der Multiplayer-Modus auf einer anderen.

Laut Microsoft können die Entwickler ihre Disks für unterschiedliche Länder dann auch unterschiedlich mastern lassen – selbst wenn grundlegend die gleichen Daten enthalten sind. Beispielsweise könnte in Deutschland dann die deutsche Sprachausgabe bei einem JRPG auf der ersten Disk landen und sofort mitinstalliert werden, während der japanische Ton auf der zweiten Disk als Alternative wartet. In Japan könnte es dann umgekehrt laufen.

Klingt alles naheliegend und gut durchdacht: Bleibt zu hoffen, dass die Entwickler später in der Praxis Intelligent Delivery auch intelligent nutzen. Beispielsweise würde ich mir schon wünschen, dass ich bei einem Sportspiel vielleicht erst einmal die englische Sprachausgabe installiere, die deutsche aber trotz englischsprachiger Systemeinstellungen dennoch noch nachinstallieren kann – ohne meine ganze Systemsprache zu ändern. Ich bin jedenfalls gespannt und begrüße die neuen Schritte von Microsoft sehr.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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4 Kommentare

  1. Schöner wäre es natürlich, wenn man bei der Xbox One externen und internen Speicher parallel verwenden könnte, oder die Aufrüstung des internen Speichers deutlich komfortabler wäre. Denn die XBox krankt meines Erachtens an zwei grundlegenden Stellen.

    Zum einen der sehr magere Speicherplatz, bzw. die absurd großen Spiele. Selbst die große Variante mit 2TByte ist schon bei eher durchschnittlicher Spielesammlung schneller voll als man „Speicher“ sagen kann. Selbst einfachste Spiele werden schnell 40GByte groß und auch meine alten 360-Titel belegen in der Regel um die 10GByte. Den Start direkt von der Disk hat Microsoft ja blöderweise abgeschafft und einfach mal ungenutzte Spiele deinstallieren und bei Bedarf zu installieren ist leider auch keine Lösung, da die Installation jedes Mal viele Stunden dauert. Das Laufwerk ist schon nicht das schnellste und nicht selten müssen pro Spiel auch noch mal dutzende GByte aus dem Internet gezogen werden. Schon bei ner 16MBit-Leitung ist das alles kein Spaß mehr. Wenn ich mir ein neues Spiel kaufe, installiere ich es immer abends, damit ich am nächsten Morgen spielen kann. Die Zeit, dass ein Kumpel mit nem neuen Spiel vorbei kommt und man es einfach mal schnell zusammen zockt, ist zumindest bei Microsoft definitiv vorbei.

    Der zweite Punkt ist die Geschwindigkeit der originalen Festplatte. Da verbastelt Microsoft nämlich nicht nur ne stinknormale 2,5″-Platte, sondern auch noch die langsamsten Modelle die man am Markt bekommen konnte. Will man die Platte verständlicherweise gegen eine SSD tauschen, wird man vor unnötige Schwierigkeiten gestellt, weil Microsoft das Betriebssystem auf derselben Platte unterbringt und eine frische Reinstallation auf eine fabrikneue Platte nicht als Option anbietet. Man muss also die vorhandene Platte erst mal umständlich am PC clonen. Das klappt bei Sony einfach bequemer, doch schon alleine wegen der XBox-Exklusivität der Forza-Reihe, kommt eine PS als Alternative gar nicht in Frage.

  2. André Westphal says:

    Bei dem ersten Punkt gebe ich dir recht, solche Probleme hat man an der PS4 nicht: Die Installationen dauerten bei mir an der Xbox One S auch immer Stunden, weil parallel riesige Downloads aus dem Netz gezogen wurden – Halo: The Master Chief Collection etwa mehr als 90 GByte. Das liegt wohl noch an Microsofts ursprünglicher Planung die Konsole mal als Always-On-Plattform zu gestalten, dieses seltsame Zusammenspiel.

    Die Xbox One X wird ja zumindest deutlich schnellere Festplatten nutzen, bin sehr gespannt, wie sich das auf Installationen im Detail auswirkt.

  3. Wenn man eine Disk Version eines Spiels hat, einfach die LAN/WLAN Verbindung kappen. Dann wird parallel nichts aus dem Netz installiert.

  4. Matthias Heinz says:

    Ein netter Ansatz, geändert werden sollte auf jeden Fall etwas.

    Ich hab mir vor Kurzem die PS4 Pro zusätzlich zur One zugelegt und war doch sehr überrascht wie schnell ich doch nach Einlegen der Disc loslegen konnte. Ich hab das in der Tat als sehr angenehm empfunden, im Vergleich zur Xbox, wo das ja doch immer etwas langwierig ist.

    Ob eine schnellere Festplattengeschwindigkeit hier große Vorteile bringt, ich bin da eher skeptisch, denn die Lesegeschwindigkeit eines optischen Laufwerks dürfte auch eine langsame Festplatte noch deutlich übertreffen, der Rest hängt dann vom Internetzugang ab, wobei man aber selbst mit einer 50 oder 100 MBit Leitungen auch schon einige Zeit warten muss bis das Spiel installiert ist. Aufgrund der größeren Datenmengen bei 4K wird die One X wohl daran auch nichts ändern, sonst hätte MS sich das Alles mit dem Aufteilen wohl gar nicht erst überlegt.

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