Withings Cardio ausprobiert

artikel_withings_cardioDass ich mehr wiege als ich sollte, dass wissen langjährige Leser sicher, alternativ sprechen Fotos auf Twitter, Instagram oder auch Facebook diesen für mich unschönen Fakt aus. Ich bin dauerhaft im Kampf mit mir selber, bin aber keiner, der sich quält, oder Anlässe auslässt, nur um auf die eigene Linie zu achten. Ich ernähre mich frisch und gesund, aber offensichtlich kam in den letzten Jahren mehr Energiezufuhr rein als ich sie verbrauchte. Knapp 10 Kilo habe ich in den letzten sechs Jahren zugenommen. Was sich noch überschaubar anhört, war in der Zwischenzeit höher eingependelt, irgendwann riss ich mal eine Reißleine. Dennoch – es sind halt 6 Kilo mehr als im letzten Jahr, als ich mal über meinen geliebten Feind – Enemy Mine – sprach.

Wer den Beitrag nicht kennt, der kann gerne reinschauen – ist sehr viel Selbstkritik mit drin, aber auch eine Kernaussage. Ich halte nicht viel von der nahenden Quantifizierung des Ichs, ich muss nicht jeden Krempel tracken. Wer das für sich entscheidet – toll – meins ist es halt nicht. Und wenn es das wäre, würde ich auch niemanden missionieren wollen. Und so ist seit Jahren mein geliebter Feind das einzige Werkzeug, welches ich richtig gut finde. Meine Waage von Withings, die meinen Gewichtsverlauf für mich trackt. Das Werkzeug von Withings, welches ich wirklich gut finde – und offenbar der Bereich, in dem noch fleißig entwickelt wird, denn die anderen Smart Home-Lösungen wie Kameras sind in Sachen Software eher naja.

withings

Doch nun hat Withings – mittlerweile von Nokia aufgekauft – die nächste Generation der Waagen am Start. Die habe ich mir mal kurz angeschaut. Die neue Lösung hört auf den Namen Withings Cardio. Die kostet erst einmal 180 Euro und muss sich zu diesem Preis natürlich fragen lassen, was sie denn besonderes können soll. Eine Waage kostet heutzutage nicht mehr die Welt und wer will, der kann sein Gewicht in Apps oder Tabellen einfügen, um Blick über den Verlauf zu haben. Was kann die Withings Cardio denn nun? Sie will mir zeigen, was ich wiege – aber ferner hat man sich das Buzzword „Herzgesundheit“ auf die Fahnen geschrieben. Stellt man sich nämlich auf die Waage, dann wird nicht nur das Gewicht gemessen, sondern auch die Pulswellengeschwindigkeit.

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Die Pulswellengeschwindigkeit beschreibt die Geschwindigkeit der vom Herzschlag ausgehenden Vibrationen entlang der Arterienwand. Die PWG gilt als bestmögliches Kriterium zur Beurteilung der Herzgesundheit, ein hoher Wert kann beispielsweise Arterienverhärtung und Bluthochdruck bedeuten.

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Neben der Pulswellengeschwindigkeit zeigt sich die neue Waage auch sonst recht auskunftsfreudig, was den Körper angeht. Gewicht und BMI werden von einer Analyse der kompletten Körperzusammensetzung begleitet, man weiß also auch, welchen Anteil Fett, Wasser, Muskeln und Knochen im Körper haben. Auch hier dient die App wieder als Schnittstelle zur Auswertung.

Die Einrichtung der Waage ist schnell erledigt, initial nimmt sie mittels Bluetooth Kontakt und kann dann mit dem WLAN verbunden werden. Schlecht: die Waage will keine 5 GHz-Netze annehmen, ihr müsst sie also mit einem 2,4 GHz-Netz verbinden. (Übrigens: In die Waage gehören keine Batterien, ein Akku ist dran. Aufgeladen werden kann via microUSB-Kabel, welches beiliegt).

Wie auch bei den Vorgängern kann es dann direkt losgehen. Nutzer können sich Profile einrichten und dann auf die Waage stellen. Hier gibt es dann die erwähnten Informationen zu sehen, die dann via WLAN ins Netz und damit an die App gesendet werden.

withings cardio

Diese zeigt sich weiterhin informativ und anpassbar. So lassen sich via App die gewünschten Informationen anzeigen, die da wären: Gewicht, Gewichtsverlauf, Fettmasse, Gesamtkörperwasser, Wetter, Herzfrequenz, Knochenmasse, Muskelmasse und die Schritte. Innerhalb der App lassen sich die anzuzeigenden Informationen frei bewegen, de- oder eben aktivieren. Auch das Einstellen der Waage ist machbar – sie zeigt auf Wunsch sogar die Wettervoraussage an – eine Info, die zumindest ich nicht benötige. Im täglichen Gebrauch zeigte sich die Waage in meinem Fall recht genau. Einmal auf die Waage gestellt, wurden oben erwähnte Werte ermittelt. Innerhalb der App kann man sich dann genau vor Augen führen, wie es um einen bestellt ist.

Mit diesen Informationen habe ich persönlich immer meine Probleme, da die Konstitution eines Menschen halt nicht in wenigen Werten über eine Waage erfassbar ist. Hier muss man sich auch selber anschauen, in sich gehen und die Zahlen für sich bewerten. In meinem Fall sprach die Waage bei den täglichen Messungen von einer verbesserungswürdigen Herzfrequenz. Die Herzfrequenz selber lag zwischen 90 und 99 BPM, ein Bereich, der für Menschen mit nicht ausreichender Bewegung bezeichnend ist. Ein Wert von 50 bis 85 sollte hier als normal angesehen werden.

Die Pulswellengeschwindigkeit wird übrigens erst nach ein paar Tagen der Nutzung korrekt angezeigt, hier nimmt sich Withings die Analyse von fünf Messungen heraus. Der Wert, gemessen in Metern pro Sekunde, wird dann auf dem Dashboard präsentiert. Hier bekommt der Nutzer direkt eine Ansicht, ob er im grünen Bereich liegt. Ein Wert von knapp unter 6 bis knapp über 8 Meter pro Sekunde wird als normal angesehen, ein Weniger ist das Optimum. Mit 6,3 m/s liege ich da im normalen Bereich.

Generell sollte man hier einen Verlauf, nicht aber den Moment beobachten, wenn man schon Wert auf diese Werte legt.

So kann so eine Waage erschreckende Unterschiede präsentieren, wenn man nach dem Sport oder dem Hochflitzen einer Treppe auf sie steigt. Von daher sollte man sich vielleicht an die Tipps für Messungen halten, die die Waage mitgibt. Zur Messgenauigkeit in Sachen Gewicht. Hier hat Withings offenbar nachgearbeitet. Alte Modelle haben einige schlechte Bewertungen erhalten, da sie nicht genau arbeiteten. So beklagten Kunden Gewichtsunterschiede bei Messungen, die nur wenige Augenblicke auseinander lagen. Ich habe zu diesem Zweck über mehrere Tage meine zwei Waagen gleichzeitig betragen. Während mein uraltes Modell teilweise 300 Gramm abweicht, so kommt dies bei der Withings Cardio nicht mehr vor, hier schwankt es um 100 Gramm, wenn überhaupt.

Ein Fazit zur Waage? Kann ich persönlich gar nicht abgeben. Ja, es ist toll, diese Werte präsentiert zu bekommen. Dass man vielleicht ein Gefühl für Informationen abseits des reinen Gewichtes bekommt. Dennoch muss man – unabhängig vom Kaufpreis, der stolze 180 Euro beträgt – einiges bedenken. Die Waage ist kein Arzt, kann aber Tendenzen aufzeigen. Ein regelmäßiger Check bei Menschen, die eh zu Herz- oder Kreislauferkrankungen neigen, ist unersetzlich. Und alle anderen, die einfach nur zu viel Kilos auf die Waage bringen, ist dies auch sicherlich ohne dieses Gadget bewusst. Ich selber nutze gerne eine Waage, die mein Gewicht automatisch in eine App bringt und mir einen Verlauf anzeigt. Das kann unterstützen. Mehr aber auch nicht. Für alles andere bin selber verantwortlich.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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14 Kommentare

  1. kleiner Tipp vom Züchter says:

    Ed gibt auch false Memory Therapy. Da werden Dir falsche Erinnerungen eingeredet, so das Du Schuldgefühle bekommst, die sich vom Fressen abhalten, Dir wird dann schlecht – wenn dass richtig konditioniert wued

  2. Ich hab noch das allererste Modell der Withings, langlebig sind die Dinger also.

    Auch wenn das jetzt wie ein typischer Panikmache-Kommentar zum Thema Gesundheit klingt. Bei einem Ruhepuls von 90-100 (über längeren Zeitraum konstant) würde ich mir echt Gedanken machen und mal zum Arzt gehen. Selbst wenn die Waage nicht 100%ig zuverlässig misst, man weiß ja nicht in welche Richtung. Lohnt sich denke ich, mal richtig nachzumessen.

  3. Eine Waage kann nur dann mit Strom richtig den Fettgehalt messen, wenn die Waage Handgriffe hat. Sonst läuft der Strom nicht durch den ganzen Körper, nicht mal der Bauch wird gemessen, sondern nur ein Bein rauf und das andere runter. Aus dem Körperfettanteil berechnen sich dann viele andere Werte, die dann natürlich ebenfalls falsch sind.

  4. Abgesehen vom Gewicht sind die Daten schon aufgrund des genutzten Mechanismus alles andere als genau. Und selbst das Gewicht wird nicht richtig angezeigt?

    So angenehm es ja sein mag, dass das Gewicht automatisch übertragen wird (ich nutze für manuelle Einträge seit 2011 die Android App Libra und bin mehr als zufrieden), das scheint ja der einzige Vorteil zu sein. Fett, Muskelmasse und Co werden nur unter Idealbedingungen halbwegs korrekt via elektronischer Messung über die Füße erkannt. In der Praxis haben diese bestenfalls wenig Bezug zur Realität, wie ein Vergleich mit dem Check beim Internisten zeigt.

    All diese Daten zeigt meine elektronische Waage zwar auch an, aber mich interessiert nur das Gewicht. Sie hat um die 15 Euro gekostet, misst das Gewicht mit hoher Genauigkeit soweit Test Messungen bei Arzt und Co das bestätigt haben und ich habe in fast fünf Jahren bisher nur einmal daa Set AA Batterien wechseln müssen.

    tl;dr: wer sein Gewicht regelmäßig messen möchte, muss keine Unsummen ausgeben. Die weiteren „Features“ sind, wie im Artikel geschrieben, bestenfalls als Tendenz anzusehen.

    PS: es sollte so langsam bei den meisten angekommen sein, dass das Gewicht alleine nur einen marginalen Indikator für Gesundheit darstellt. Wenn man die Extreme vermeidet, praktisch gar keinen. Das sieht beim Ruhepuls/Pulswellengeschwindigkeiten schon anders aus, aber ist auch deutlich schwieriger, unter vernünftigen Bedingungen zu messen. Für alles andere gibt es wieder Möglichkeiten, die Tendenzen aufzeigen, welche man sich anschauen kann, bspw den Finger auf die Smartphone Kamera ein paar Sekunden nach dem aufwachen. Oder eben ganz klassisch, die analoge Messung via Handgelenk (ohne tracker oder smartwatch).

  5. Ich finde es immer interessant, was nur durch den Kontakt mit den Fußsohlen eine Waage alles über einen wissen will. Und frage mich dann unweigerlich, wie genau solche Angaben sein können.

  6. @Marc: stimmt, aber mit consumer grade Artikeln für ein paar hundert Euro oder weniger kann man nichts wirklich vernünftig messen, ob Griffe oder nicht.

    Nicht, dass man exakte Werte zwingend brauchen würde…

    Wobei, in zehn Jahren spielt das eh keine Rolle mehr, da sind ausreichend Daten vorhanden, um selbst mit ungenauen Geräten Probleme aufzudecken.

  7. Caschy, fährst du gerne Rad? Wenn j, schon mal überlegt dir ein Rennrad zuzulegen und zwei, drei mal die Woche 50km zu fahren? Das verbrät verdammt viele Kalorien, so dass man (wenn man sich eh schon überwiegend gesund ernährt) sich beim Essen nicht größer einschränken muss. Klappt bei mir wunderbar!

  8. Ach was @caschy, Du bist nur zu kurz für Dein Gewicht.

    Rein von der technischen Seite kann das mit dem Messen so nie funktionieren. Immer wenn so ein neues Technikgedöhns auf den Markt kommt, können wir in unserem Techniklabor vor Lachen den ganzen Tag kaum zum Arbeiten.

    Alles Technik für den Mainstream-Markt. Verständlich, man muss ja was verkaufen. Und zwar im Verhältnis zu den wirklich funktionierenden Messverfahren BILLIG.

    Also Caschy, hochhackige Schuhe an und das mit dem Gewicht passt wieder.

  9. Naja, zumindest den Körperfettanteil sollte ein Wage noch zusätzlich zum Gewicht anzeigen.

    Ansonsten kann es passieren, das man sich wundert, warum man trotz Sport zu- und nicht abnimmt.
    Auflösung: Der Körper baut beim Sport zusätzliche Muskeln auf, die aber schwerer sind, als das gleichzeitig abgebaute Fett. Ohne die Anzeige des Körperfettanteil würde man da wahrscheinlich erst einmal ein wenig verzweifeln.

  10. @Heiko
    Aber soweit ich das gesehen hat, zeigt doch die Waage den Körperfettanteil an.

  11. Heiko: zu dumm, dass diese Waage, wie auch all die anderen, bei den Messungen um mindestens 5 Prozent danebenliegen dürfte.

  12. Ich gehe hier mit Caschy konform. Ich besitze solche Geräte nicht ob der Genauigkeit – sondern um starke Abweichungen und Tendenzen mitzubekommen.

    Ansonsten ist meine Meinung, dass sich jemand, der die Situation des Anderen nicht genau kennt und sich nicht fundiert in Medizin, Ernährung, Psychologiie und geeigneten sportlichen Aktivitäten auskennt auch mit seiner Meinung und seinen Tipps zurückhalten sollte.

    Jeder Körper hat andere Norm-Bereiche und Stoffwechsel – und jede Psyche bietet andere Motivations-Herausforderungen für geeignete Maßnahmen um eventuelle Defizite auszugleichen.

    Oberflächliche Tipps und Bewertungen helfen dabei genauso sinnvoll, wie der Versuch, einem Withings-Produkt die Sinnhaftigkeit abzusprechen, weil es nicht dieselbe Genauigkeit bietet, wie wesentlich teurere medizinische Bewertungen der Situation (Zeitaufwand, Gerätekosten, Fachpersonal zur Auswertung).

  13. Es ist sooooo einfach: nach 15h keine Kohlehydrate mehr essen. Und fertig.
    Wiegen nur einmal in der Woche, da der Körper natürlichen Gewichtsschwankungen unterworfen ist, die man ansonsten falsch interpretiert.
    Körperfettanteil messen muß man auch nicht, wenn man weiß, daß Muskeln mehr wiegen als Fett.
    Hast du Muckis, darfst du etwas mehr wiegen.

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