Wir haben die 2010er-Jahre: 5 Top-Filme bei Netflix

Früher klang das Jahr 2000 arg futuristisch: Das sieht man etwa an vielen Kinofilmen aus den 1980er-Jahren, deren forsche Zukunftsprognosen uns für die aktuelle Zeit bereits Weltraumkolonien, fliegende Autos oder Hologramme in jedem Haushalt vorausgesagt haben. Dafür ließ man sich damals Neuerungen wie das omnipräsente World Wide Web oder Smartphones nicht träumen. Nun sind wir schon im Jahr 2019 angekommen, so dass bereits die nächste Dekade naht. Ein guter Zeitpunkt, um ein wenig auf die Filme der 2010er-Jahre zurück zu blicken.

Wer schon länger hier im Blog mitliest, kennt vielleicht mein Muster: Ich stöbere mal bei den beiden Streaming-Anbietern Amazon Prime Video und Netflix, um jeweils fünf Filme herauszufischen, die mich innerhalb einer bestimmten Dekade besonders beeindruckt haben. Klar, das bedeutet meine Empfehlungen sind subjektiv. Ich gehe hier also nicht nach den besten Kritikerwertungen oder den höchsten Einspielergebnissen. Entsprechend würdet ihr vielleicht völlig andere Streifen heraussuchen – da freue ich mich (und sicherlich auch andere Leser) sehr über eure Tipps in den Kommentaren!

Eventuell hat ja der ein oder andere von euch Lust mal in den ein oder anderen der hier genannten 5 Filme hineinzuschauen. Eher zufällig sind bei mir jetzt nicht so die typischen Blockbuster in der Liste gelandet, sondern Filme, die bei diversen Preisverleihungen hart punkten konnten, aber dennoch auch im Kino ein großes Publikum fanden. Aber lest (und seht) selbst.

5. Birdman

Tim Burtons „Batman“ aus dem Jahr 1989 ist bis heute einer meiner absoluten Lieblingsfilme und Michael Keaton folglich einer der Helden meiner Kindheit. Dank „Birdman“ zählt er auch heute wieder zu meinen Lieblingsschauspielern. Im Film des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Iñárritu spielt Keaton auch ein klein wenig sich selbst: Ein leicht abgehalfter Hollywood-Schauspieler namens Riggan Thomson, der durch den Superhelden-Film „Birdman“ bekannt wurde, will beweisen, dass er mehr kann als in bescheuerten Kostümen umherstratzen.

Doch sein Broadway-Projekt, mit dem er seine Karriere wieder auf Kurs bringen will, droht unter anderem am exzentrischen Darsteller-Ensemble zu scheitern. Dazu kommt, dass Thomson immer wieder eine Art innere Stimme hört: Sein Alter Ego Birdman hält nichts von seinem künstlerischen Projekt und sieht die Zukunft in weiteren Hollywood-Krachern.

Birdman ist auf der Metaebene ein mehr als vielschichtiger Blick auf Hollywood: Zum einen kommt Kritik an den Effektgewittern durch, welche oft nur leer Hülsen als Charaktere zeigen, zum anderen bekommt auch die versnobbte Indie-Kultur ihr Fett weg, indem angedeutet wird, dass ein Schauspieler, der es zuvor ordentlich krachen ließ, vielleicht durchaus subtilere Töne anschlagen könnte – wenn man ihn ließe.

Doch nicht nur Keaton ist hier mit brillanter Darstellung ein Highlight des Films. „Birdman“ wurde so gefilmt, als sei fast der gesamte Film in nur einem einzigen, ununterbrochenen Take entstanden. Dadurch erinnert der Film selbst tatsächlich oft an ein Theaterstück. Neben Keaton sind hier übrigens auch weitere Größen wie Edward Norton, Emma Stone oder Zach Galifianakis vor der Kamera zu sehen. Zu Recht räumte dieser Film bei Kritikern und Preisverleihungen ab und spielte bei einem Budget von nur 18 Mio. US-Dollar über 103 Mi. US-Dollar ein. Sehr empfehlenswerter Streifen, der auf allen Ebenen unterhält und angenehm aus dem Einheitsbrei heraussticht.

4. Life of Pi

Im Nachhinein wurde Ang Lees „Life of Pi“ bei Erscheinen im Jahr 2012 vielleicht etwas zu sehr abgefeiert: Auch wenn ich den Film immer noch sehr schätze, so birgt er doch, vor allem im letzten Drittel einige leicht melodramatische oder sogar kitschige Elemente. Dennoch birgt der Film einen Twist, der damals nicht nur mich offenbar emotional mitgenommen hat. Denn die bildgewaltige Erzählung von einem Schiffbruch mit Tiger räumte bei Kritikern und Publikum gewaltig ab. Speziell in 3D ist der Film eine Wucht – aber auch die 2D-Version bei Netflix ist ein Tipp!

„Life of Pi“ zählt jedenfalls visuell zu den bisher eindringlichsten Filmen, die ich wohl jemals gesehen habe. Der Film erzählt seine Geschichte im besten Sinne über die Bilder, welche zum Teil einer Traumwelt zu entstammen scheinen. Wer diesen Streifen noch nicht gesehen hat, ist am besten beraten, wenn er möglichst wenig recherchiert und sich einfach an einem entspannten Abend „Life of Pi“ hingibt.

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3. Grand Budapest Hotel

Ich liebe Wes Anderson. Na gut, weniger den Mann als seine Filme. Ich besitze alle seine Filme auf Blu-ray, teilweise als US-Importe in den Criterion Editions, und bin riesiger Fan seines Stils. Wie dieser Regisseur mit Symmetrie, schrägen Kulissen, einprägsamen 1960er-Jahre-Soundtracks und stets hochkarätigen Darsteller-Ensembles jongliert, ist eine Nummer für sich. Außerdem ist Anderson einer der wenigen Regisseure, bei denen man wirklich nur wenige Minuten in einen Film reinzappen müsste und sofort weiß: „Das muss ein Film von Wes Anderson sein!“

„Grand Budapest Hotel“ war dabei wohl Andersons bisher größer Erfolg, denn bei Kosten von ca. 25 Mio. US-Dollar spielte diese schräge Komödie rund 175 Mio. US-Dollar ein. Die Story ist dabei schwer zu beschreiben, denn sie ist absichtlich sehr absurd gehalten. In einer fiktiven Republik in Osteuropa ist das Grand Budapest Hotel der zentrale Schauplatz.

Im Hotel weiß sich der Concierge M. Gustave sowohl die Gunst der weiblichen als auch der männlichen Gäste zu sichern. Das führt allerdings auch zu Problemen, als eine alte Witwe und Geliebte von Gustave verstirbt und der Concierge sich mit ihren gierigen Erben herumschlagen muss.

„Grand Budapest Hotel“ ist ein typischer Wes-Anderson-Film: bis zum Bersten gefüllt mit Aufnahmen, die allesamt als Poster an der Wand hängen könnten, schrägen Charakteren und allerlei absurder Komik. Und auch für diesen extrem untypischen Hollywood-Film hat Anderson eine Darstellerriege versammelt, die bis in die Nebenrollen große Namen versammelt: Ralph Fiennes als Gustave ist nur einer. Da wären noch Willem Dafoe, Bill Murray, Jude Law, Jeff Goldblum, Edward Norton, Owen Wilson, Tilda Swinton, Saoirse Ronan, Harvey Keitel, Adrien Brody… Kein Wunder, denn viele bekannte Schauspieler arbeiten nur allzu gerne für verhältnismäßig geringe Gagen mit Anderson, weil sie den besonderen Stil des Filmemachers schätzen.

Meiner Meinung nach ist „Grand Budapest Hotel“ die perfekte Eintrittskarte in die Welt von Wes Anderson. Wer dann auf den Geschmack gekommen ist, sollte meiner Ansicht nach direkt mit „Rushmore“, „Der fantastische Mr. Fox“ und „Die Royal Tenenbaums“ weitermachen – es lohnt sich!

2. X-Men: Zukunft ist Vergangenheit

Ausnahmen bestätigten die Regel: Auch ein knalliger Blockbuster hat sich in meine Liste „verirrt“. Comicverfilmungen stehen bei mir seit jeher hoch im Kurs, allerdings empfinde ich nur wenige Genrevertreter als rundum gelungen. Etwa mag ich die aktuellen Marvel-Filme, aber kaum jemand wird sie wohl als mehr betrachten als schnelles Fast Food für zwischendurch, das man konsumiert, zufrieden ist, aber auch rasch wieder aus dem Gedächtnis streicht. Die Reihe „X-Men“ habe ich schon immer als Ausnahme empfunden.

Teil 1 etwa hat viel dazu beigetragen, dass ernsthaftere Comic-Verfilmungen überhaupt erst salonfähig geworden sind. „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ schlägt ebenfalls in die Kerbe und erzählt eine gar nicht mal so dumme Story, welche alte Haudegen wie Patrick Stewart und Hugh Jackman aus der ursprünglichen Trilogie mit dem neuen Cast um James McAvoy und Michael Fassbender vereint. Das Ergebnis ist ein Film, dessen Zeitreise-Geschichte erfreulich logisch und konsequent umgesetzt wurde und parallel nicht nur auf krawallige Action setzt, sondern auch nachdenkliche Charaktermomente bietet.

Ich bekomme bis heute direkt beim Ansehen des Trailers Gänsehaut. „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ ist für mich nicht nur eine der besten Comic-Verfilmungen überhaupt, sondern insgesamt einer meiner Lieblingsfilme. Weder artet der Film in den Klamauk einiger Marvel-Filme aus, die sich für mich ab und an eher wie Parodien anfühlen, noch versumpft man in der Freudlosigkeit der DC-Filme. Wie kaum ein anderer Superhelden-Film bewältigt „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ den perfekten Spagat und ist für mich persönlich die beste Comic-Verfilmung der letzten Jahre.

1. Drive

Der dänische Regisseur Nicolas Winding Refn macht es einem leicht, denn im Grunde muss man nur einen seiner bisherigen Filme gesehen haben: „Drive“. Doch dieser Streifen mit Ryan Gosling hat es in sich und wurde unerwarteterweise nicht nur vom Publikum positiv aufgenommen, sondern trotz seiner schonungslosen Gewalt auch von Kritikern. Und ganz ehrlich: Wenn ein Drama in knallrosa Schrift mit Modern-Eighties-Musik seinen Titel einblendet, dann muss der Film einfach ordentlich Eier haben, um mit so etwas durchzukommen. Und genau das hat „Drive“.

Ryan Gosling spielt einen wortkargen und namenlos bleibenden Fahrer, der tagsüber als Stuntman arbeitet und in der Nacht für Gangster den Fahrer mimt. Dabei hat er klare Regeln – er ballert nicht herum, er wartet nur ein bestimmtes Zeitfenster und er macht nichts anders als seinen Job: fahren. Das beherrscht er perfekt, so dass ihm bald mehr Aufmerksamkeit durch das organisierte Verbrechen zuteil wird als ihm lieb ist. Das hängt auch mit seiner neuen Nachbarin, gespielt von Carey Mulligan, zusammen, deren Ehemann im Gefängnis sitzt und dessen Sohn im Fahrer zunächst eine Art Vaterfigur entdeckt. Doch als der leibliche Vater entlassen wird, beginnen die Tumulte.

Dabei umschifft „Drive“ aber geschickt ausgelutschte Klischees derartiger Dramen und Action-Filme. Die Dialoge sind spartanisch gehalten. Gosling spricht nur wenige Sätze, stattdessen verlässt man sich auf seine Präsenz und perfekt gefilmte Szenen in einem Los Angeles, das bewusst zeitlos inszeniert wurde bzw. an die 1980er-Jahre erinnert. Dazu passt auch der grandiose Soundtrack mit kleinen Hits wie „A Real Hero“ von Electric Youth oder „Under Your Spell“ von Desire“, welche auch die Handlung widerspiegeln.

Regisseur Winding Refn beschreibt „Drive“ selbst als eine Art modernes Märchen, jedenfalls wenn es um die unbeschönigte Brutalität geht – der Film ist keineswegs ohne Grund ab 18 Jahren freigegeben. Laut Winding Refn sei der Fahrer wie ein Ritter, der zwar durchaus für Edelmut stehe, aber auch gnadenlos zuschlage, wenn er es für angemessen halte. Mich hat „Drive“ nachhaltig beeindruckt und die Erfahrung wird im Grunde nur mit jedem Ansehen intensiver – solltet ihr meiner Meinung nach unbedingt bei Netflix reinschauen. Danach wandert vielleicht auch der Soundtrack direkt in eure Spotify-Playlist.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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7 Kommentare

  1. Bin ein Fan der X-Men-Reihe und X-Men: Days of Future Past hat mich sehr positiv überrascht, definitiv mein Favorit unter allen Comic-Verfilmungen die ich bis jetzt gesehen habe, die Besetzung ist natürlich erstklassig.

  2. Keine Ahnung warum, aber mit Drive bin ich nicht warm geworden, auch wenn er mir zig Male empfohlen wurde.

  3. Birdman habe ich mir auf die Liste gesetzt, danke, den wollte ich immer schon mal sehen. Grand Budapest Hotel mag ich sehr. Der X-Men ist ok, Popcornkino, kann man einmal schauen und dann vergessen. Life of Pi und besonders Drive finde ich überbewertet, die Filme geben mir beide nichts.

  4. Grand Budapest Hotel hat auch meine Süße und mich begeistert. Birdman hab ich mal auf meine Liste gesetzt, die beiden anderen außer X-Men gibts nicht mehr bei Netflix.

  5. Drive… Amen

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