Vernünftig: Kamera-App von Google wird „ehrlicher“

In vielen Testberichten der letzten Jahre schrieb ich es: Viele Hersteller aktivieren ab Werk für die Selfie-Fotografie Filter. Glatte Haut, dünner, jünger, größere Auge – eine richtige Kacke ist das mit diesen Filtern. Mag in manchen Kreisen gut ankommen, gibt aber vielleicht manchen Menschen ein falsches Bild von sich selbst. Nun kommt Google ums Eck und erklärt, was viele bereits selbst festgestellt haben.

Man habe sich vorgenommen, den Effekt besser zu verstehen, den gefilterte Selfies auf das Wohlbefinden der Menschen haben können – insbesondere, wenn Filter standardmäßig eingeschaltet sind. Man führte mehrere Studien durch und sprach mit Experten für Kinder- und psychische Gesundheit aus der ganzen Welt. So stellte man fest, dass sich die Fotos negativ auf das psychische Wohlbefinden auswirken können, wenn man nicht weiß, dass eine Kamera oder Fotoanwendung einen Filter angewendet hat. Diese Standardfilter können im Stillen einen Schönheitsstandard setzen, mit dem sich manche Menschen vergleichen.

Der langen Rede kurzer Sinn: Man hat sich selbst nun Richtlinien auferlegt. Diese Richtlinien schlagen vor, dass die Einstellungen für die Gesichtsretusche standardmäßig ausgeschaltet sein sollten, sodass Nutzer selbst entscheiden können, wann sie diese einschalten möchten. Wenn Gesichtsretusche-Filter eingeschaltet sind, sollte dies in der Produkterfahrung deutlich angegeben werden. Und wenn er ausgeschaltet ist, sollte er ausgeschaltet bleiben. Man habe von Verweisen auf „Schönheit“ Abstand genommen, indem man eine Ikonographie und Sprache verwendet hat, die wertneutral ist, sodass Anwender entscheiden können, was Retuschieren für sie bedeutet.

Mit Pixel-Smartphones habe man begonnen, diese Designprinzipien direkt in der Kamera-App anzuwenden. Beginnend mit dem Pixel 4a, dem neuen Pixel 4a (5G) und dem Pixel 5 sind die Gesichtsretusche-Optionen in der Kamera-App verfügbar, aber standardmäßig ausgeschaltet.

In einem kommenden Update werden Nutzer wertfreie, beschreibende Symbole und Beschriftungen für Gesichtsretusche-Optionen sehen. Und wenn Anwender sich für die Verwendung von Gesichtsretuscheffekten entscheiden, werden sie weitere Informationen darüber sehen, wie die einzelnen Einstellungen angewendet werden und welche Änderungen sie an dem Bild vornehmen.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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16 Kommentare

  1. Finde ich gut. Merke: Es geht hier nicht um den technikaffinen User, der vor dem ersten Foto alle Einstellungen der Kamera-App durchgeht, sondern um Otto-Normalverbraucher, ggf. sogar einen sehr jungen Menschen, der ein schnelles Selfie macht und sich hinterher freut, wie „schön“ er/sie doch darauf aussieht.

  2. Finde ich auch gut. Aber das hindert natürlich niemand daran die Foros noch zu bearbeiten, was ja zum Teil schon Standart ist. Manche lassen sich wirklich Tage Zeit um das Bild nachträglich zu bearbeiten………

  3. Finde der Filter sollte „Pack Schminke drauf“ heißen. Damit ist komplett verständlich welcher Effekt damit erreicht wird und was man in der realen Welt tun muss um so auszusehen.

  4. Ich bin aber hässlich und kann mir keine Schminke leisten. 🙁

  5. Thorsten G. says:

    Wer Mal getindert hat, der weiß wie übel da teilweise gefaked wird. Der Übergang zwischen Gesicht und Hintergrund ist kaum noch zu erkennen, Alien-Köpfe mit Glubschaugen und Porträts, die 30 Kilo verbergen. Das Problem ist nur: beim ersten Treffen sieht man trotzdem scheiße aus. Ich flirten nur noch analog, da tritt der Effekt erst nach zehn Bier ein.

  6. Was ist denn das für eine Wortwahl im Artikel? Den pubertierenden Praktikanten mal schreiben lassen?

  7. Sehr schwierige Entscheidung für einen Hersteller. Wenn dank der Ehrlichkeit der Kamera das Smartphone bei den Käufern abstinkt, weil es so “hässliche Selfies” macht, dann kann das den Absatz der Geräte gefährden – besonders in asiatischen Ländern, die von der Jugend besessen sind, etwa in Japan.

    • Ich finde Google sollte dies sogar in die Lizenzbedingungen von Android/den Google-Services aufnehmen, so das alle Handy-Hersteller so handeln müssen, dann gibt es auch keinen Wettbewerbsnachteil mehr.

  8. In welchen Kack-Kreisen bin ich denn, wenn mir die Bilder gefallen? Würde mich schon interessieren in welcher Schublade ich dabei lande.

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