Untergeschobene Verträge: Immer noch nerven Werbeanrufe die Verbraucher

Ich hatte hier im Blog sogar schon einmal über untergeschobene Verträge berichtet: Damals war Vodafone auffällig geworden. Nun kritisiert der Verbraucherzentrale Bundesverband, dass das immer noch ein allgemeines Problem sei. Zuletzt seien der Nahrungsergänzungsmittel Hirschberger NaturRat, vertrieben durch Bonafair, und diverse Anbieter von Energieverträgen negativ ins Blickfeld gerückt.

Die Masche ist ähnlich: Es kommt ein ungefragter Anruf, der vorgibt, eine Umfrage durchführen zu wollen – z. B. dazu, ob es im Umkreis ausreichend Apotheken gebe. Oder es wird nach der Zufriedenheit mit dem Stromanbieter und dessen Preisen nachgehakt. So oder so ist das aber nur ein Einstieg, um dem Angerufenen einen Vertrag unterzujubeln. Es werden unter Vorwänden persönliche Daten abgefragt. Anschließend findet sich dann Post im Briefkasten, die auf einen angeblich abgeschlossenen Energievertrag oder aber kommende Lieferungen von Nahrungsergänzungsmittel in einem teuren Abonnement verweist.

2020 wurden in den Themenfeldern Energie und Digitales bei den Verbraucherzentralen fast 3.000 Beschwerden über unerwünschte Werbung am Telefon und telefonisch untergeschobene Verträge erfasst. Die Verbraucherzentralen fordern da immer noch Handlungen durch die Politik. Es brauche die Einführung einer verbindlichen Bestätigungslösung für alle telefonisch abgeschlossenen Verträge. Ohne so eine Bestätigung dürfe es keinen Vertragsabschluss geben.

Hirschberger NaturRat gehe dabei gewieft vor: Man liefere den Angerufenen eine kostenlose Probe, welche jedoch der Anfang eines kostenpflichtigen Abonnements sei. Da sind wohl vor allem ältere Menschen das Ziel. Allein 700 Beschwerden habe man 2020 zu Hirschberger NaturRat bzw. Bonafair erhalten. Dabei werde mit großem Druck auf den Zahlungen bestanden, was wohl Senioren oftmals eingeschüchtert habe.

Auch bei Energieanbietern sei jedoch Vorsicht geboten: Schon mit der Stromzählernummer und wenigen Daten sei es möglich bestehende Verträge zu kündigen und zu übernehmen. Das kann in viel Ärger für Kunden münden, die dann eventuell den alten Vertrag schwer zurückerhalten. Die Verbraucherzentralen raten daher bei nicht abgesprochenen Anrufen möglichst keine persönlichen Daten herauszugeben.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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17 Kommentare

  1. Das Problem ließe sich so leicht lösen. Pro nachgewiesenem Betrugsfall 10% des Unternehmensumsatzes als Strafe. Und das Thema wäre sehr schnell erledigt

    • 10% ist zu wenig. Am besten sofortige Liquidierung der Firma und mindestens 3 Jahre Haft für den Firmeninhaber bzw. für den Vorstand. Spätestens nach den ersten Verurteilungen ist Ruhe.

      • Eine Strafe pro Fall von 10% vom Umsatz (Umsatz, nicht Gewinn) eines Unternehmens sind eine sehr heftige Strafe. Da reichen bereits wenige Verstöße um den Laden schließen zu müssen.

        Aktuell ist es ja leider so, dass die Strafen derart lächerlich niedrig sind, dass es selbst bei einem klaren Gesetzesbruch und den Strafzahlungen unterm Strich immer noch ein deutliches Plusgeschäft für die Firmen ist, daher wird es auch gemacht.

  2. Seit vielen Jahren (über 10 mindestens) schon keine unerwünschten Anrufer mehr bekommen, weder auf dem Festnetz oder im Mobilfunk.

    Dachte der Spuk ist längst zu Ende, naja bei mir ist er das jedenfalls, Lucky me 🙂

    • Geht mir auch so, 5 Jahre sind es mindestens vermutlich eher 7 bis 8.
      Hier gehen keine Anrufe ein, hatte vor kurzem nur die Telekom Kundenrückgewinnung dran, trotz des äußerst atraktiven Angebots habe ich nicht verlängert. Am Telefon wird gar nichts gemacht!

    • Hab da auch keine Probleme mehr, aber aus dem einzigen Grund, dass ich nicht mehr rangehe. Anrufbeantworter ist am laufen, und wer bei unbekannten Rufnummern nicht qua(r)kt, wird eben nicht zurückgequa(r)kt. Zeitweise war es tatsächlich diese Umfragemasche (meist bezüglich Stromversorger ect.), neben den üblichen Microsoft-Betrügern. Was soll ich mich da noch aufregen (siehe Symbolbild 😉 ) PS: Mir wurde mal in meiner Studienzeit ein solcher Job angeboten, das war Ende der 90er , ging da um eine Art Rentenzusatzversicherung, natürlich getarnt als Umfrage. Nach einem Tag war dann Schluss, hätte aber mal den diesbezüglichen Fragebogen nicht zu voreilig entsorgen, sondern eher für die Nachwelt erhalten sollen… 🙁

      • Bei unterdrückter Nummer gehe ich privat generell nicht ran. Wenns wirklich was wichtiges wäre, würde der Anrufer eine Nachricht im Anschluss auf der Mailbox hinterlassen.

        • Peter Brülls says:

          Leider nicht immer Banken und Versicherungen und auch manche Ärzte machen es nicht, weil sie nicht sicher sein können, ob ein Unbefugter etwas abhören kann.

  3. Die Politik ist nicht gewillt, dass zu verhindern. Dabei wäre die Sache ganz einfach. Telefonisch angeschlossene Verkäufe und Verträge insbesondere Abos mit laufzeit und wiederkehrenden Zahlungen bedürfen der Schriftform.
    Und bevor jetzt wieder jemand schreit. Nein, für den Pizzalieferdienst gilt das nicht.
    Denn einmal führen die keine Coldcalls durch und zweitens liegt das Risiko immer beim Lieferanten. Er muss sicherstellen, dass der Besteller auch wirklich der ist, der bestellt hat.
    Wenn sich da jemand eine „Spaß“ erlaubt hat, bin ich nicht verpflichtet die Lieferung anzunehmen oder gar zu bezahlen.

    Ganz abgesehen davon sollten Coldcalls um etwas zu verkaufen sowieso verboten werden.

    • Matthias___ says:

      Sehe in „der Politik“ schon einige Parteien, die entsprechende Korrekturen vornehmen wollen. Fragt sich nur, ob der Bürger auch (diese) Veränderung und Fortschritt wünscht und diese Parteien mit entsprechenden Mehrheiten ausstattet oder man am Ende doch Lobbyparteien oder ganz assozial wählt…

  4. Schade das in diesem Bericht der Querverweis auf die hoffentlich bald kommende EECC Richtlinie fehlt. Denn damit ist zumindest in der Telkobranche kein „unterschieben“ von Verträgen mehr möglich.

  5. Frau Lambrecht wollte durchsetzen, das Verträge nochmal bestätigt werden müssen. Leider hat das der Altmaier verhindert. Tja

    • Die meisten Leute geben übrigens eine E-Mail an. So hätte man ein Bestätigungs-Button einfügen können. Aber im Ernst: In DE werden millionenfach solcher Verträge verkauft. Als ob der Wirtschaftsminister sich um Verrbaucherrechte schert

  6. Hinterlasse kaum Digitale Spuren, bin nicht bei Facebook angemeldet, nutze kein WhatsApp oder Facebook. Habe seit Ende 2008 oder war es 2009 ? eine All Net Flat bei dato Telekom.de. Ein kurzes Telefonat bringt oft mehr als x Nachrichten. Geld spielt bei mir auch eine untergeordnete Rolle. Dessen ungeachtet ist es ruhig geworden was Werbeanrufe angeht. Bin der Meinung was dies angeht hat man vieles selbst in der Hand, dessen ungeachtet könnte der Staat mehr machen.

  7. Ich hatte schon hier und da mal anrufe von der Telekom und Meinungsforschung. Per FRITZ!Box gesperrt und gut war es. Was mich nach wie vor aufregt ist die E-Mail Spamflut. Das ist seit Jahrzehnten ein Problem, aber niemand scheint es zu jucken. Als ich noch bei 1 und 1 war hatte ich riesen Probleme mit Telefonspam, erst als ich die Nummer gewechselt habe hatte ich Ruhe. Dass das Problem mit den Werbeanrufen immer noch besteht ist echt armselig.

  8. Anrufe mit unterdrückter Nummer werden nicht angenommen, mir unbekannte Nummern werden erstmal gegoogelt. Stellt sich heraus, dass es eine Spamnummer ist, kommt die gleich auf die Blacklist. Ist ja nun wirklich fix erledigt, sowohl am Smarty als auch in der Fritzbox. Immer wieder amüsant zu sehen, wie oft es dann noch probiert wird 🙂
    Aber in der Regel sieht man die Nummer dann nach mehreren Anläufen nie wieder.
    Ansonsten habe ich alle Nummern, mit denen ich eventuell nicht so häufig zu tun habe und daher nicht unbedingt auswendig zuordnen kann, in den Kontakten gespeichert. Könnte ja sein dass z.B. der Arzt mal anruft.

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