United Internet: So ist der Stand der Dinge beim eigenen 1&1-5G-Netz

Die Pläne von United Internet sind ambitioniert: Man will als viertes Unternehmen ein eigenes Mobilfunknetz für Deutschland auf die Beine stellen. Mit diesen Bestrebungen sicherte man sich 2019 auch entsprechende 5G-Frequenzen bei der Bundesnetzagentur. Noch im letzten Jahr wollte man endgültig als Ersatz für Festnetzanschlüsse starten, mit 1.000 Basisstationen an den Start gehen. Nach den ursprünglichen Plänen sollten Mitte dieses Jahres auch Mobilfunkkunden ins eigene Netz gebracht werden, statt sich, wie bislang, bei Telefónica und teils auch Vodafone in die Netze einzubuchen.

Der Großteil der Pläne bleibt davon ein ambitionierter Plan. Ralph Dommermuth, Gründer und CEO, hat in den vergangenen Jahren die Mehrheit an seinem Konzern gekauft. Doch United Internet strauchelt und verliert an Glaubwürdigkeit. Dies spiegelt sich auch im Kursverfall sowie beim Personalienwechsel wider. Wie das Handelsblatt berichtet, hält man ein Gros der Wegmarken beim Ausbau des Handynetzes nicht ein, zu denen man sich gegenüber der Bundesnetzagentur verpflichtete. Statt den zugesagten 1.000 5G-Masten, funken zum Jahreswechsel nur fünf (!).

Seit März kontrolliert Dommermuth 55 Prozent der United-Anteile, was es ihm erlaubt, mehr Druck auszuüben. Diverse Posten im Konzern wurden neu besetzt und zusätzlich heuerte man wohl PR- und Lobbyismusprofis an. Vorerst muss man, trotz verpassten Auflagen der 5G-Auktion, noch keine wesentlichen Sanktionen durch die Bundesnetzagentur fürchten. Doch nach wie vor fehlt der nötige Schub, um folgende Ziele zu erreichen. Bis 2025 muss 1&1 mindestens 25 Prozent der deutschen Haushalte mit seinem Mobilfunknetz erreichen, bis 2030 gar 50 Prozent. Man verfügt nach eigenen Angaben immerhin über 94 Standorte – von denen aber nur 14 in Betrieb genommen wurden.

Problem bei den Versäumnissen macht auch die Kooperation mit der Vodafone-Tochter Vantage Towers. Die soll 1&1 ein Gros der Standorte für die Open-Ran-Mobilfunkantennen liefern. Auch bis Ende Juni 2023 sollen die versprochenen 650 Masten aber nicht geliefert werden können. Bis 2025 sollen es nach der Vereinbarung 5.000 Standorte werden, die auch genutzt werden, um das Vodafone-eigene 5G-Netz zu stärken. Das Bundeskartellamt sei eingeschaltet, so Dommermuth gegenüber dem Handelsblatt.

Der aktuelle Stand der Dinge? Bis Ende Dezember 2023 sollen immerhin 1.207 Standorte fertig werden. Der größte Teil des Ausbaus soll erst ab Juli 2023 beginnen und man möchte sich nicht auf die Vantage-Verträge verlassen.

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Baujahr 1995. Technophiler Schwabe & Lehrer. Unterwegs vor allem im Bereich Smart Home und ständig auf der Suche nach neuen Gadgets & Technik-Trends aus Fernost. X; Threads; LinkedIn. PayPal-Kaffeespende an den Autor. Mail: felix@caschys.blog

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17 Kommentare

  1. Ich bin noch gespalten über den Progress von 1&1. Immerhin eine Steigerung des Ausbaus kann man erkennen. Aber 1200 Anlagen Ende 2023 ist schon eine krasse Verfehlung der Auflagen von 1000 zum Ende 2022.

  2. 5g für den privaten 0815 Smartphone User uninteressant mit seinen durchschnittlichen 5gb Datenvolumen im Monat. 4g ist für die privaten Anwendungen und sogar für Laptops vollkommen schnell genug. Für 5g gibt’s privaten Bereich keinen Bedarf. Von 3 extrem streamern und gamer mal abgesehen. Interessant ist 5g für Industrie und autonomen Fahren sowie als Alternative für Glasfaser wo diese nicht ausgebaut werden kann. Fraglich ist mit 5g, ob sowieso noch sinnvoll Glasfaser in jedes Haus, wenn man mit mobilen Router auf der Fensterbank und 5g schneller ist..

    • Von welchem Schwurbler hast du denn diese Weisheiten kopiert?

      • @Homer
        Das ist Quatsch. Selbst wenn 5G(NSA) nicht mehr Bandbreite liefert als 4G, was noch oft der Fall ist, so flutscht es deutlich besser als mit 4G. Diese Erfahrung mache ich im Alltag ständig. Und wenn man dann mal einen 5G-SA Funkmast nutzen kann, dürfte sich Mobilfunk endlich so anfühlen, wie man es von zuhause kennt. Bandbreite ist nur ein Faktor von mehreren, der das Nutzungserlebnis beeinflusst.

        • sagichdoch says:

          Es stimmt aber im weitestgehend: 5G ist eine Innovation, die ihren Mehrwert fast ausschließlich im B2B-Bereich und für die Telkos direkt hat (4G war auch für consumer sehr interessant).

          An einzelnen Standorten kommt es zu wahrnehmbaren Verbesserungen durch Frequenzwechsel oder verbesserter Anbindung über 5G kommen. Auch bei Geräten die 4G nicht vollständig unterstützen, aber 5G-Funktionalität haben (ja, das gibt es), nimmst du u.U. Verbesserungen war.

          Ansonsten ist es Placebo…

    • Dann bauen wird am Besten neu ein UMTS Netz auf. Die Mobilfunktechnik kann man relativ günstig bei anderen Mobilfunkbetreibern aufkaufen und mehr Bandbreite braucht eh keiner aka ich…

      Es macht heute keinen Sinn mehr, Standorte auf LTE only auszubauen. Wenn neue Standorte errichtet werden, nimmt man immer die aktuell verfügbare Technik und verbaut nicht Technik von 2008, welche man in drei Jahren dann wieder austauschen darf ^_°‘

    • Hallo Homer, Du bringst Technologie und Datenvolumen/-geschwindigkeit durcheinander . Du hast vielleicht recht daß man am mobilen Endgerät, namentlich Smartphone als Endnutzer keine 500 MBit /s braucht. Da reichen 50 bequem – aber warum deshalb auf alte Netzstandards setzen? Grade 5G läßt sogar netzwerkslicing zu um mit gleicher Technologie an verschiedene Bedarfe angepaßte Teilnetze auszurollen.Über die Glasfaser muß ich ja auch nicht zwingend als Single-Haushalt einen gigabit-Tarif nehmen sondern kann 100 MBit/s buchen und mich über eine zuverlässige Versorgung mit aktueller Technologie freuen. Ja, auch ich bin dafür seine Bedarfe kritisch zu überprüfen und nicht immer das Maximum zu fordern. Aber das heißt nicht sich auf veralteter Technologie auszuruhen. Die Skalierbarkeit neuer netze ist gerade auch für kundenangepaßte Angebote ein echter Mehrwert.

  3. „Man verfügt nach eigenen Angaben immerhin über 94 Standorte – von denen aber nur 14 in Betrieb genommen wurden.“ – wau, das ist ja mal ein Ansage, reicht locker um die Auflagen zu erfüllen.

    Als wir damals bei meinem ehemaligen Arbeitgeber das Netz aufgebaut hatte, sind rund 50 Station pro Woche in Betrieb gegangen – und wir waren nur eine von mehreren Regionen in Deutschland.

    Solange die BundesNetzAG keinen Druck mit Saftgen Stafzahlungen ausübt, wie United Internet weiterhin die Lachnummer der Branche bleiben und das Netz in 10 Jahre nicht mal ansatzweise 50% der Bevölkerung versorgen.Ich würde als BundesNetzAG mal langsam drüber nachdenken, denen die Lizense zu entziehen und die Freuqenzen den anderen 3 Netzbetreibern zuzuordnen – kostenlos.
    Der Markt in Deutschland ist eh aufgeteilt und es haben schon andere versucht, als (damals) 5. und 6. Netzbetreiber Fuß zu fassen und sind klaglos gescheitert mit dem Erfolg, das am Ende der 4. den 3. übernommen hat.

  4. Die Kooperationspartner der 1&1, arbeiten dran vorwärts zu kommen und auch die Zahlen zu erreichen.
    Wenn das nicht alle im vereinbarten Maße tun (VT) und dann noch sinnlose Klagen des Platzhirsches kommen, dann bündelt das Kräfte die man anderweitig braucht.
    Der Ausbau von 0 an ist und bleibt ein wahnsinniger Kraftakt.

    Man darf auch nicht vergessen, dass es auch immer um Mietverträge mit privaten ET, wie auch mit Verbänden, Vereinen, Kommunen oder großen Wohnungsbauunternehmen geht, welche erstmal verhandelt werden wollen. Und die Standorte müssen auch passen. 🙂

    Die generelle Technik der RAKUTEN (OpenRan 5G), ist in Japan bereits längere Zeit in Betrieb und gut erprobt.

    Wir sind dran!

    • Naja, gut erprobt ist übertrieben. Bei Rakuten in Japan laufen die Kosten trotz Steuervorteile seitens Japan immer mehr aus dem Ruder. Die Kostenvorteile, die OpenRAN kurzfristig bringen sollte, eliminieren sich TCO auf die Laufzeit.
      Ich würde ja ein viertes Netz als Preiskorrektiv begrüßen, aber glaube, das sich Herr Dommermuth, auch wenn ich ihn sonst sehr schätze, mit den Versprechungen von OpenRAN und darauf ausgerichtet seinem Engagemant übernommen hat

  5. Von den 14 aktiven Standorten sind bereits 13 von der Cellmapper Community aufgespürt worden.

    bisher bekannte Standorte: drei in München, zwei in Frankfurt Main und jeweils einer in Ratingen, Düsseldorf, Wiesbaden, Mainz, Leipzig, Karlsruhe, Montabaur & Freiburg im Breisgau.

    Der fehlende Standort sollte in Essen oder Hamburg sein. ( da waren im Januar laut 1&1 bereits fertig gebaute Standorte.)

    Am 10. Mai veröffentlicht 1&1 die Zahlen zum 1. Quartal 2023 und wird sicherlich einen neuen Status mitteilen.

  6. Schuld an den Verzögerungen ist 1&1 da man erst Ende 2021 einen Vertrag mit Vantage Towers abgeschlossen hat. Die ersten zwei Jahre nach der Versteigerung hat man mit Verhandlungen über ein Roaming-Abkommen vergeudet und sich nicht um Standorte und Technik gekümmert.

    1&1 hatte mehr als 40 Monate Zeit die geforderten 1000 Standorte zu bauen und hat nur fünf Standorte gebaut. o2 hat inzwischen 2691 Standorte mit n78.

    Der Vorwurf das Vodafone aktiv behindert ist Unsinn, die Wahrheit ist das Vantage/Vodafone unfähig sind. In Aachen-Rumpen hat Vodafone weiterhin 3G/UMTS! am laufen, obwohl bereits Glasfaser gelegt wurde. An der A544 wurde vor 17 Monaten ein Standort gebaut der noch inaktiv ist.

  7. 1&1 hatte es verdient pleite zu gehen. 1&1 verarscht doch nur alle und die Bundesnetzagentur hat wieder keine Eier Strafen auszusprechen. Wie immer pro Unternehmen. Die sollen lieber den Mobilfunk-Anbieter die Bandbreite zurück geben, so dass diese genutzt werden kann.

  8. Hochmut kommt vor dem Fall ☝

  9. Was ist eigentlich mit 1&1 los? Hat 1&1 ein finanzielles Problem? Seit 15 Jahren habe ich einen DSL-Anschluss bei 1&1 und war immer zufrieden. Vor ca. 10 Monaten verlängerten ich meinen DSL Vertrag bei 1&1 um 24 Monate mit garantierten Preisen bis Ende Mai 2024. Begründet wurde dies mit gestiegenen Energiepreisen. Einer Firma mit einem derartigen Geschäftsgebaren kann ich nicht mehr trauen. Ein Wechsel auf Glasfaser im Herbst steht bevor und wer weiß, ob 1&1 auch da wieder sein Wort bricht. Deshalb nutzte ich mein Sonderkündigungsrecht und wechselte den Anbieter.

  10. @Walter: irgendwas fehlt inhaltlich in Deinem Kommentar 😉

    Apropo DSL: ich gehe next Month von VF DSL zu 1&1DSL; weil VF – natürlich- auch mehr von mir an next Month wollte.
    Ich fahre mit 1&1DSL besser als bei VF;
    wahrscheinlich das übliche Neukundengewinnungsprogramm.
    Passte mir persönlich gerade gut ins Timing; für die nächsten 24 Monate

    • Bin seit etwa 12 Jahren bei 1%1, noch nie Probleme gehabt. Hoffentlich schaffen sie es mit dem Mobilfunknetz.

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