UniFi Protect: G4 Pro – Überwachungskamera mit optischem Zoom im Test

In den letzten Monaten konnte ich das Überwachungssystem UniFi Protect des Netzwerkspezialisten Ubiquiti etwas genauer unter die Lupe nehmen. Als NVR (Network Video Recorder) diente mir im Test der Cloud Key Gen2+. Dieser legt die Überwachungsvideos lokal auf einer Festplatte in den heimischen vier Wänden ab, kann aber mittels Fernzugriff auch von unterwegs erreicht werden. Habe ich an dieser Stelle bereits zur Genüge ausgeführt – ebenso die Vor- und Nachteile, welche die UniFi-Protect-Software in puncto Oberfläche und Apps im Praxiseinsatz so mit sich bringt:

Neben der günstigsten UniFi-Protect-Kamera, der G3 Flex, welche für ihren Preis auf jeden Fall überzeugen konnte, werfe ich in diesem Testbericht einen Blick auf das Flaggschiff-Gegenstück: die UniFi Protect G4 Pro. Die G4 Pro protzt mit einer Auflösung von 4K (3840 x 2160 Pixel) bei maximal 30 Bildern in der Sekunde. Sie ist für den Außenbereich gedacht und kann mit einem integrierten Zoomobjektiv bis zu dreifach optisch vergrößern.

UVC-G4-PRO
Abmessungen Ø 86 x 153 mm (Ø 3,39 x 6,02″)
(Ohne Montageplatte)
Gewicht 700 g (1,54 lb) (ohne Montageplatte)
Gehäuse PC/TPE/Aluminiumlegierung
(ADC-12 + Flüssiglackierung)
Netzwerkschnittstelle (1) 10/100/1000-Ethernet-Port
Sensor OS08A10, 1/2″
Linse F 4,1 mm – 12,3 mm; f/1,53 -f/3,3
LED LED-Ring
Sichtfeld
  • Weit:  108° (H), 58° (V), 125° (D)
  • Tele: 37° (H), 20° (V), 43° (D)
Nachtmodus IR-LEDs mit mechanischem Infrarot-Sperrfilter
Videokomprimierung H.264
Auflösung 4K2K (3840 x 2160)
Maximale Bildfrequenz 30 Bilder pro Sekunde
Bildeinstellungen Rotieren, Helligkeit, Kontrast, WDR (Wide Dynamic Range), Farbton, Infrarot, Schärfe, Sättigung, Rauschunterdrückung,
50/60 Hz Flimmerreduzierung
Managementoberfläche
Verwalteter Modus UniFi Protect
Eigenständiger Modus Kamerainterne Web-Benutzeroberfläche
Mikrofon Ja
Maximale Leistungsaufnahme 12,5W
Leistungsverfahren IEEE 802.3af/at
Stromversorgung 802.3af/802.3at oder
UniFi PoE-Switch
Tasten Taste zur Wiederherstellung der Werkseinstellungen
Montage Wand, Decke, Pfosten (Montagesätze im Lieferumfang enthalten)
Betriebstemperatur -20 bis 50° C (-4 bis 122° F)
Luftfeuchtigkeit bei Betrieb 0 bis 90%, nicht kondensierend
Wetterfestigkeit IP67

Einrichtung und Ersteindruck: Die G4 Pro macht einen massiven Eindruck

Auch die G4 Pro wird – wie der Großteil der Protect-Kameras – über PoE (Power over Ethernet IEEE 802.3af/at) betrieben. In meinem Fall kein Problem: Im Keller steht ein entsprechender PoE-Switch und ein Ethernet-Kabel ist bis nach draußen verlegt. Auch hier lässt sich wahlweise zu einem entsprechenden PoE-Injector greifen, jedoch ist die Kabelverbindung Pflicht. Ist wie – bereits einige Male im Bezug auf UniFi Protect erwähnt – eher die Lösung für Immobilien-Eigentümer.

Das Gehäuse, welches neben Polycarbonat auch aus einer Aluminiumlegierung besteht, macht einen sehr massiven Eindruck. Super wertig fühlt sich die Kamera an und das bringt auch satte 700 Gramm auf die Waage und klein ist die G4 Pro auch nicht gerade.

Zum Öffnen muss ich mit dem beigelegten Spannwerkzeug das Gehäuse lockern und innen kommt ein gut abgedichteter Ethernet-Port zum Vorschein.

Die Montage gestaltete sich sehr angenehm: Die notwendige Platte zur Wand- oder Deckenmontage konnte einfach an die Hauswand geschraubt werden. Das Ethernet-Kabel wird dort durchgeführt, dann durch die Dichtung gezwängt und kann dann an das Vorderteil der Kamera gesteckt werden. Eine IP-67-Zertifizierung bietet man hier seitens Ubiquiti – und da mache ich mir bei der Gehäusequalität und den Dichtungsvorkehrungen keinerlei Gedanken, dass da Wind und Wetter irgendetwas anhaben könnten.

Danach Kamera in die gewünschte Position bringen – was sich dank Kugelgelenk doch sehr flexibel und einfach gestaltete. Zum Schluss reichte abermals das Festziehen mit dem beigelegten Tool.

Schrauben und Dübel sind dem Lieferumfang enthalten, ebenso gibt es auch eine beigelegte Pfostenhalterung. Eng könnte es hier werden, wenn am Ethernet-Kabel der Stecker zum Schutz zusätzlich gummiert ist.

Da die Kamera über Ethernet wieder im selben Netzwerk hing wie auch der UniFi Cloud Key Gen2 Plus, wurde die G4 Pro in dessen Weboberfläche problemlos erkannt und konnte adaptiert werden – wie man es auch von den UniFi-Netzwerkgeräten kennt. Jenen Prozess hab ich im Büro der Montage mal vorgezogen:

Auch hier ist die Einrichtung also spielend einfach und reduziert sich nahezu auf die Montage. Anders als die G3 Flex bringt man im Übrigen einen Gigabit-Uplink mit – da ist trotz 4K-Auflösung und hoher Bitrate ordentlich Luft nach oben.

Bildqualität: Durchweg positiv bei Tag & Nacht

Trotz 4K-Auflösung konnte ich im Alltag für mich keinen nennenswerten Vorteil gegenüber der HD-Auflösung der G3 Flex gewinnen. Falls man mal in eine Aufnahme nachträglich reincroppen möchte, dann macht sich die erhöhte Auflösung aber vielleicht bezahlt. Auch hier lässt sich nichts Negatives sagen: Hervorragende Bildqualität und Schärfe, die man da abliefert. Ebenso mit der Möglichkeit Einstellungen in Bezug aufs Bild in der App oder der Weboberfläche vorzunehmen – wie einem HDR-Modus. Mit 30 Bildern in der Sekunde ist das Bild auch flüssig genug, die vollständige Bitrate muss man da für ordentliche Resultate keineswegs ausschöpfen.

So habe ich die Bitraten bei meinen Testaufnahmen auch so belassen, wie ich die Kameras im Alltag nutzte:

Etwas schade, für die Live-Ansicht kann ich nur zwischen 4K und 720p wechseln – 1080p als wählbare Zwischenstufe wäre hier noch ein netter Kompromiss gewesen. Mit meinem Upload von 40 Mbit/s war aber auch ein 4K Livestream – mit beachtlich geringer Verzögerung – bei entsprechendem Durchsatz im Download problemlos möglich. Super flüssig war auch das Durchscrollen durch die 24/7-Aufnahmen – auch im Fernzugriff.

Das Wechseln in den Nachtmodus funktioniert problemlos und der kann sich wirklich sehen lassen: Auf mehrere Meter Entfernung lassen sich problemlos – bei Bekannten jedenfalls – einzelne Personen identifizieren: Die herausragende Qualität dürfte sich sicherlich auf den mechanischen Infrarot-Sperrfilter zurückführen lassen.

Bei der Synology Surveillance Station hatte ich da oftmals einen Fehlalarm beim Wechsel zwischen Tag und Nacht – sowie umgekehrt. Hier löst da nichts aus.

Während man bei der Katze im Testvideo noch nicht das volle Potenzial des Nachtmodus zu sehen bekommt, sieht man bei Personen schon ganz gut was die Kamera auf dem Kasten hat: Einzelne Details lassen sich problemlos ausmachen.

Lediglich einzelne Insekten, welche sich im Infrarot-Modus reflektierten, lösten, teilweise noch Fehlalarme aus. Besonders viel Zeit ins Finetuning der Einstellungen zur Bewegungserkennung habe ich bis dato aber auch noch nicht investiert. Hier lässt sich neben der Bewegungszeit auch die Sensitivität für einzelne Bereiche festlegen. Mal schauen, ob ich damit auch die Alarme durch die Nachbarskatze in den Griff bekomme, die scheinbar ein- bis zweimal in der Nacht da gezielt durchmarschiert.

Schade, dass man in diesem Preisspektrum alleine auf Algorithmen zur Bilderkennung setzt. Ein Wärmesensor oder dergleichen wäre zu einem Preis von fast 500 Euro – zumindest als zusätzliche Redundanz – wünschenswert gewesen.

Löst der Bewegungsalarm aus, signalisiert die G4 Pro dies durch einen rotierenden Leuchtring in Blau:

Könnte auf eine unerwünschte Person auch entsprechend abschreckend wirken – da fehlen die Erfahrungswerte. Solltet ihr euch daran stören, lässt sich die entsprechende Option auch deaktivieren.

Wie auch die G3 Flex bietet die G4 Pro ein verbautes Mikrofon – Gespräche in einigen Metern Abstand konnten problemlos und völlig ausreichend „abgehört“ werden.

Kommen wir noch etwas auf die Eigenheiten und auch Vorteile der G4 Pro zu sprechen: Diese bietet im Unterschied zu den meisten Überwachungskameras einen Autofokus (deaktivierbar) sowie einen dreifachen optischen Zoom an. Während man ohne Zoom mit etwa 110 Grad Sichtwinkel recht weitwinklig ist, kommt man bei voller Zoom-Stufe auf ca. 40 Grad. Dies sorgt für entsprechende Flexibilität bei der Anbringung: So lässt sich die Kamera Vandalismus-gesichert auch problemlos höher anbringen – ohne Qualitätseinbußen wie bei einem Digital-Zoom.

Vom optischen Zoom profitiert man leider nur, wenn man diesen fest eingestellt hat. Beim manuellen Reinzoomen in die Live-Ansicht kommt er  wohl – leider – nicht zum Tragen.

Fazit

Ganz großes Kino, was Ubiquiti mit der G4 Pro in Sachen Bildqualität sowohl am Tag als auch bei Nacht abliefert. Das lässt man sich mit einem Kostenpunkt von rund 463 Euro aber auch entsprechend bezahlen. Da sollte man sich zweimal überlegen, ob die erhöhte Auflösung, der Autofokus sowie der optische Zoom benötigt werden. Für den Preis hätte ich mir höchstens noch zusätzliche Sensorik – wie einen Wärmesensor – zur einfachen Minimierung von Fehlalarmen gewünscht.

Die Zuverlässigkeit und Skalierbarkeit von UniFi Protect hatte ich an dieser Stelle ja bereits ausführlich gelobt, allerdings im Gegenzug die Ausbaufähigkeit der Software – vor allem in Sachen Features für Endkonsumenten und Vernetzbarkeit – kritisiert. Insbesondere Nutzer von Netzwerkkomponenten aus dem Hause Ubiquiti sollten hier einen Blick riskieren – genügend Alternativauswahl in Sachen Kamera in verschiedenen Preisstufen bietet man ja auch. Für viele dürfte im Gebrauch am Eigenheim an vielen Stellen auch die G3 Flex (hier zum Testbericht) ausreichen.

 

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Baujahr 1995. Technophiler Schwabe & Lehrer. Unterwegs vor allem im Bereich Smart Home und ständig auf der Suche nach neuen Gadgets & Technik-Trends aus Fernost. X; Threads; LinkedIn. Mail: felix@caschys.blog

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8 Kommentare

  1. Gibt es bei UniFi Protect auch die Privacy Masks wie bei UniFi Video?

    • Felix Frank says:

      Jau, legt dann dauerhaft eine schwarze Maskierung drüber. Habe ich hier nicht doppeln wollen solche Details, da findest du mehr zu Protect im Cloud Key Gen 2 Beitrag 😉

  2. „Wie auch die G3 Flex bietet die G4 Pro ein verbautes Mikrofon – Gespräche in einigen Metern Abstand konnten problemlos und völlig ausreichend „abgehört“ werden.“

    Hierzu sei noch anzumerken, dass das Abhören / Aufzeichnen von Gesprächen ohne vorherige Einwilligung der aufzuzeichnenden Personen illegal ist (§ 201 StGB Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes).

  3. „verbautes Mikrofon – Gespräche in einigen Metern Abstand konnten problemlos und völlig ausreichend „abgehört“ werden.“
    Ist ein Straftatbestand!

  4. Naja dann schon doch lieber eine Kamera von Dahua, z.B. die IPC-HDW5442T-ZE.
    Deutlich günstiger und vor allem Full-Color bei Nacht, selbst wenn nur eine schwache Lichtquelle vorhanden ist.

  5. Ich hätte noch eine Frage zu der Befestigung bzw. Anschluss der Kamera. Bei dir ist die Kamera direkt an der Wand befestigt. Hattest du einfach ein Loch durch die Außenwand gebohrt und an der Stelle das Kabel durchgezogen? Muss das Loch eventuell abgedichtet werden?

    • Felix Frank says:

      Kann ich dir leider nicht genau beantworten, denn das Kabel wurde da bereits beim Bau für diese Position vorgesehen und eingezogen. Ich tippe mal stark darauf, dass das auch entsprechend abgedichtet ist. 🙂 Alles, was ich noch machte, war umklemmen auf den PoE-Port.

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