Umweltbundesamt: Ein Tempolimit auf Autobahnen schützt das Klima mehr als bislang angenommen

Erst in den vergangenen Tagen hat das Bundesverfassungsgericht eine Verfassungsbeschwerde für ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen als unzulässig abgewiesen. Der Vorwurf gegenüber dem Gesetzgeber lautete, man verstoße gegen Klimaschutzgebot sowie Freiheitsrechte, indem kein Tempolimit eingeführt wird. Das Verfassungsgericht sieht eine Notwendigkeit für den Klimaschutz als „nicht ausreichend belegt“. So urteilten die Verfassungsrichter, dass nicht klar wird, warum weitergehende Einsparungen gerade durch ein Tempolimit erbracht werden müssen.

Einige Tage später geht aus einer Studie des Umweltbundesamtes nun hervor, dass ein Tempolimit das Klima zumindest stärker schützt, als man das bislang angenommen hatte. So würde eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß stärker mindern, als man das vonseiten der Behörde bisher veranschlagte. So beziffert man die Einsparungen einer Maximalgeschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde auf 6,7 Millionen Tonnen CO2 im Jahr. Zum Vergleich: Zuvor ging man mit 2,6 Millionen Tonnen von weit weniger als der Hälfte an Co2-Einsparungen im Straßenverkehr durch ein Tempolimit aus. Diese Co2-Einsparungen modellierte eine Studie, ebenfalls im Auftrag des Umweltbundesamtes, aus dem Jahr 2020.

Geforscht hatten im Auftrag des Umweltbundesamtes unter anderem Mitarbeiter der Universitäten Stuttgart sowie Graz zum Thema „Flüssiger Verkehr für Klimaschutz und Luftreinhaltung“. Auf über 360 Seiten führt man die Resultate detailliert im Abschlussbericht in deutscher sowie englischer Sprache auf. Ein Grund dafür sei eine geänderte Methodik, denn ein Tempolimit würde auch die Routenführung der Autofahrer beeinflussen. So gehen die Forscher davon aus, dass durch die sinkende Attraktivität der Autobahn durch ein Tempolimit im Vergleich zur Landstraße oftmals die Landstraße genutzt wird, anstatt den Umweg zur Autobahn in Kauf zu nehmen. Im Rahmen der Studie geht man von einer Abnahme von 1,1 Prozent der Autobahnnutzung beim PKW aus, während diese auf andere Straßen ausweichen. Dies habe abermals Auswirkungen auf einen stärker sinkenden CO?-Ausstoß. Andere könnten wiederum das Auto stehen lassen und aufgrund des Tempolimits zu alternativen Verkehrsmitteln greifen.

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74 Kommentare

  1. So lange Deutschland von VW und Mercedes regiert wird, wird es kein Tempolimit geben.

  2. Ich fahre seit fast 7 Jahren einen Toyota Yaris Hybrid. Ich habe damals meine Fahrstil umgestellt, da der Toyota im E Modus sehr feinfühlig mit dem Gaspedal ist. Hat einige Zeit gebraucht bis ich das verinnerlicht hatte. Ich fahre viel E Mode, auf Landstraße wenn keine Begrenzung 100 km/h und Autobahn nicht mehr wie 120/130km/h. Früher war ich ohne Hybrid schneller unterwegs. Zu dieser Jahreszeit springt aufgrund der Temperaturen der E Mode natürlich erst später an, wenn der Motor warm ist. Und habe im Winter einen höheren Sprit Verbrauch. Ich bin aber wenig Fahrer glaube nichtmal 3.000km im Jahr. Mein Auto hat in knapp 7 Jahren grade mal 36.000km gelaufen, seitdem ich auf Hybrid umgestiegen bin. Fahrrad und e Scooter ist das Stichwort. Ich tue in Bezug auf Auto und Co2 Ausstoß also viel gutes.

  3. Logarithmisch wäre super. Je schneller man fährt desto langsamer steigt der Spritverbrauch. Tatsächlich ist die Leistung jedoch Kubisch von der Geschwindigkeit abhängig.

  4. Lars Mulder says:

    Deutschland hat seine CO2 Emissionen im Vergleich zu 1990 schon um 40,8% reduziert.
    Der größte Verursacher ist die Energiewirtschaft gefolgt von, Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft.
    PKW in Deutschland 1990 35,5 Mio. in 2020 47,7 Mio.. Trotz zusätzlicher 12,2 Mio., oder 34,3%, PKW hat sich der Ausstoß nicht erhöht und das ohne Tempolimit. Das bedeutet auch dass technischer Fortschritt möglich ist. Man muss nur wollen und können.
    Hier mal was das UBA am 14.9.2022 schreibt:
    https://www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/emissionen-des-verkehrs#pkw-fahren-heute-klima-und-umweltvertraglicher
    2020 war der CO2 Ausstoß im Verkehr 145 Mio. Tonnen, das Jahr zuvor (2019) bei 164 Mio. Tonnen.
    Davon entfallen 62% auf PKW und Motorrad, LKW und Busse 27% und 11% auf leichte Transportfahrzeuge.
    Auf PKW 89,9 Mio. Tonnen von denen dann (abhängig vom verwendeten Berichtsjahr in der Studie) 7,4% eingespart werden können. Dann noch der Effekt das die Bundesstraßen mehr genutzt werden. Der Einspareffekt ist marginal, selbst wenn die leichten Nutzfahrzeuge hinzugerechnet werden. Die Nutzung der Landstraßen wird aber da diese unsicherer sind als Autobahnen zu mehr Unfällen führen und dadurch einen wieder negativere zahlen, in einem anderen Bereich liefern.
    Nochmal eine andere Rechnung. Deutschland verursacht 2020 2% (731 Mio. Tonnen) der globalen CO2 Emissionen. Davon entfallen auf den zu regulierenden Verkehr (PKW, Motorräder, leichte Transportortfahrzeuge) 106 Mio. Tonnen oder 0,29 % (global berechnet) der Emissionen aus. Davon können wir nun im Idealfall und falls die Annahmen stimmen, 6,7 Mio. Tonnen einsparen. Das entspricht dann 0,01943 %. Ein kleiner Vergleich China hat einen CO2 Ausstoß 11,2 Mrd. Tonnen und knapp 30 % des globalen CO2 Ausstoßes.
    Mein Rat hier wäre die ganze Energie die das UBA und die Universitäten aufbringen um so etwas zu berechnen in die Forschung zur CO2 Reduktion der Energiewirtschaft zu stecken.
    Und gleich noch an alle die sagen wir können mit Wind und Sonne alles erreichen. Fangt an zu rechnen. 15.000 Windräder neu plus die zu ersetzenden in den kommenden 7 Jahren zu errichten geht von den Kapazitäten schon nicht. Weder haben wir die LKW Fahrer, die nötigen Schwertransporter, die Kapazität der Betonindustrie noch das Personal um die Windräder zu bauen.

    • „2020 war der CO2 Ausstoß im Verkehr 145 Mio. Tonnen, das Jahr zuvor (2019) bei 164 Mio. Tonnen.“

      Das hat nichts mit technischem Fortschritt zutun. 2020 kam was, was uns alle gezwungen hat zu Hause zu bleiben, Homeoffice zu machen, Geschäftsreisen abzusagen etc. Kurz gesagt…Corona. Dafür ist der Rückgang eher erschreckend niedrig.

  5. Wenn bei einer Studie zum allgemeinen Tempolimit auf deutschen Autobahnen das Ergebnis nicht passt, dann wird die Methodik geändert, bis ein passendes Ergebnis rauskommt. Wie glaubwürdig sind solche Forscher eigentlich? Auch ohne allgemeines Tempolimit ist die auf deutschen Autobahnen geltende Richtgeschwindigkeit von 130 km/h doch höchst selten dauerhaft zu halten. Die Verkehrsdichte in DE ist relativ hoch und das Fahrverhalten der Autofahrer sehr unterschiedlich. Meist sind es Autos mit ausländischen Kennzeichen, deren Fahrer sich nicht an die schon vorhandenen Geschwindigkeitsbeschränkungen halten. Die müssen auch seltener als wir deutschen Autofahrer mit einer Verfolgung ihrer Verkehrsverstöße rechnen. Da wird man genötigt und bedrängt, wenn man sich an die in DE geltenden Verkehrsregeln hält. Ich denke, eine allgemeine Geschwindigkeitsbeschränkung sollte nicht das Mittel der Wahl sein, um Klima und Umwelt zu schützen. Da gibt es bessere Alternativen.

  6. Ich bin grundsätzlich für ein Limit, gerne auch 130 kmh. Aber warum wird eigentlich krampfhaft an den 130 kmh festgehalten? Warum legt man das Limit nicht auf 150 oder 160? Dann würde sich die Akzeptanz unter den Autofahrern deutlich vergrößern. „Früher“ wurde das Thema auch ausschließlich mit Verkehrstoten und Unfällen in Relation gebracht. Dieser Aspekt ist „heute“ nahezu vollständig von der Klimabilanz verdrängt worden. Auch das macht es für die pro Limit Fraktion nicht unbedingt einfacher.
    Ich prophezeie jetzt schon, dass irgendwann das Thema autonome Fahren auch noch in den Topf geworfen wird und ein Limit damit begründet wird.

  7. Die vorangegangene Studie war schon Glaskugelleserei, jetzt haben sie noch eine Schippe drauf gepackt…
    In der alten Studie wurde zB angenommen, dass sich die Autofahrer Autos mit weniger PS kaufen, wenn es ein Tempolimit gibt, jetzt wird noch zusätzlich angenommen, dass man nicht mehr auf der Autobahn fährt oder am besten gar nicht mehr mit dem Auto…
    Das Ganze berechnen Sie dann auch noch mit Daten aus den Jahren 2018/2019.

    Da pack ich doch mal selber eine Annahme dazu:
    Seit der Ukraine-Krise hat der Anteil an Autofahrern, die mit reduzierter Geschwindigkeit oder mit anderen Verkehrsmitteln fahren zugenommen – die beschriebene CO2-Einsparung also eher abgenommen…

  8. Ein Tempolimit finde ich doof. Die hohen Benzinpreise kann ich bezahlen. Soll ich mit meinem „bayerischen Brunzomaten“ Tempo 120 km/h auf der Autobahn fahren ? Dann hätte ich mir vor einem Jahr auch ein „rollenden Eierkarton“ kaufen können. Volkswagen up zum Beispiel. Es soll einem auch sämtlicher Spaß genommen werden. Ich brauche meine „rollende Penisstütze“ und werde auch zu Zeiten eines Tempolimits schneller als die erlaubte Geschwindigkeit fahren.

  9. Ganz einfach: Autohersteller verklagen … weil die Autos zu schnell sind. DUH kann es vormachen.

  10. Wenn ich in Österreich, Schweiz oder Italien unterwegs bin, merke ich immer wieder, wie entspannt Autofahren sein kann. Sobald ich aber wieder die Grenze nach Deutschland hinter mir habe, geht der Stress los. Dann macht es bei den meisten wieder *klick* und schon geht das Gedrängel und das Rasen wieder los. Und das nur, weil man vielleicht 5 Minuten früher am Ziel ankommt. Mit der FDP ist ein Tempo-Limit leider noch nicht umzusetzen. Hoffentlich ergibt sich in den nächsten Monaten noch eine Situation, in der sie dieses Faustpfand einlöst.

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