Twitter und die Dritt-Clients: Das dicke Ende kommt noch

Twitter schnitt alte Zöpfe ab. Man behauptete, alte Schnittstellen zu kappen, die eh keiner nutzte. Man hat es allerdings auch nie auf die Reihe bekommen wollen, den Entwicklern von Dritt-Client wie Tweetbot, Twitterrific und Co Alternativen zu bieten. Das Ende vom Lied: Seit ein paar Tagen gibt es Updates für zahlreiche Clients. Keine Einsichten in Activity mehr, kein Streaming und und und. Ich fragte mal in meiner Twitter-Blase herum und ja, es gibt Leute, die die Neuerungen „hart“ treffen, viele können aber auch mit dem leben, was Twitter da machte. Hauptsache, man muss nicht den schlimmen Client nutzen, den Twitter am Start hat. Ich meine – was soll man auch in den Jahren schaffen? Man hat ja nur zig Clients aufgekauft und komplett erfolgreich gegen die Wand gefahren.

Und obwohl es ruhig ist – das dicke Ende könnte erst noch kommen für zahlreiche Dritt-Clients.

Schon vor langem wurden Änderungen von Twitter kommuniziert – und die nächste Stufe der Einschränkungen wird am 10. September gezündet:

  • On September 10th, 2018, we will be adding new default app-level rate limits that will apply to all requests to create Tweets, Retweets, likes, follows, or Direct Messages. This change represents a significant decrease in the existing rate of POST activity allowed from a single app by default. Any policy-compliant developer can maintain existing levels of access or gain elevated access through a new request process.
  • The new default limits for each endpoint are outlined below and will apply in addition to existing user-level rate limits for these actions. By default, an app (across all of its users) will be limited to:- Tweets & Retweets (combined): 300 per 3 hours
    – Likes: 1000 per 24 hours
    – Follows: 1000 per 24 hours
    – Direct Messages: 15,000 per 24 hours

Clients werden also extrem in ihren Fähigkeiten beschnitten. Muss man sich nur mal anschauen: Die Limits sind bezogen auf ALLE Nutzer, die ein Client hat. Was bedeutet das? Clients, die nicht durch den Überprüfungsprozess kommen, oder diesen nicht nutzen, werden ab diesem Termin extrem in ihren Fähigkeiten beschnitten. Jeder Client mit mehr als einer Handvoll Nutzer wäre quasi platt auf Basis der neuen Regeln.

Bedeutet: Entwickler sollten den Prozess nutzen, um alte Limits aufrechtzuerhalten oder um die Limits hochsetzen zu lassen. Twitter hat also einen Trumpf im Ärmel und könnte so Dinge abschütteln, die man nicht will. Persönlich denke ich nicht, dass man Tweetbot und weitere bekannte Clients absägen möchte, man will es aber vielleicht auch kommenden Clients vielleicht schwerer machen, bzw. unattraktiver. Denn Nutzer sollen ja Twitters App nutzen, keine andere. Das einzige, was gut am Prozess ist: Irgendwelche Bots andere Störenfriede werden vielleicht besser ausgefiltert.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram. PayPal-Kaffeespende.

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20 Kommentare

  1. KassallaOnline says:

    Eventuell sollte man sich dann auch mal fragen, ob Twitter so überlebenswichtig ist, daß man jeden Scheiß von denen mitmacht. Ich persönlich finde Twitter super-praktisch, aber ich kann auch ohne leben.

  2. Ich bin mal ein wenig ketzerisch und behaupte, das für die meisten 0815-Nutzer der offizielle Twitter-Client ausreicht. Die alternativen Clients sind ja eher was für Power-User und für die hat Twitter tatsächlich nichts im Angebot, seit man Tweetdeck vor die Wand gefahren und die Smartphone-Apps eingestampft hat.

    • Kann ich zumindest widerlegen. Ich war 0815 User und habe trotzdem ein Drittanbieter Client genutzt. Die Originale App ist einfach total unübersichtlich und es macht keinen Spaß diese zu nutzen.

  3. Unter Windows 10 hat man ja noch einigermaßen Glück. Ich hab in der PWA die Push Notifications aktiviert und das Wochenende ansonsten damit zugebracht, meine Listen gründlich zu überholen, damit zumindest TweetDeck/Tweeten das teilweise abfangen können. Außerdem bin ich mal gespannt, ob sich die Twitter-Integration in Trillian noch verabschieden wird. Der Multimessenger verwendet ja schon länger die Methode, die TweetBot jetzt anscheinend auch gewählt hat, und bisher läuft er unvermindert weiter, während Thunderbird sichtbar Schluckauf bekommt.

    Momentan isses halt schwer einzuschätzen. Einerseits spielt Twitter ziemlich mit dem Feuer, mit ihren 335 Mio. Nutzer stagnieren sie immer noch mehr als dass sie wachsen. Andererseits ist die Abwanderungswelle zu Mastodon für mich auch nur mehr ein Sturm im Wasserglas. Für ungefilterte Unterhaltung mit Privatleuten mag das funktionieren, aber so lange sich die großen Projekte, Organisationen, Unternehmen nicht bewegen, endet das im Großen als Rohrkrepierer.

  4. @caschy Bei deiner Abonnentenanzahl könntest du doch vielleicht ein paar freie Alternativen nennen wie z.b. Mastodon. So werden eingestaubte Monopole aufgebrochen.

  5. #joinmastodon
    Twitter wird es nicht lernen,bevor alle Nutzer weg sind und so wie es aussieht versuchen sie auch,genau das zu erreichen.
    Ich war noch nie bei Twitter und bin immer gluecklicher darueber,mich davon ferngehalten zu haben.
    Seit ungefaehr einem Jahr bin ich aber bei Mastodon und das ist ein soziales Netzwerk,wie man es sich wuenscht.
    Keine Werbung,kein Tracking,chronologische Timelines,sogar mit oeffentlichen Timelines und die Leute dort sind alle sehr nett.
    Ich weiss nicht,warum dann irgendjemand noch Twitter vermissen sollte.
    Ich bin wirklich gluecklich darueber,dass Twitter mal wieder scheisse gebaut hat,denn in genau diesen Momenten erregt die offene Alternative Mastodon viel mehr Aufsehen.

  6. Dann wird’s demnächst halt einfach https://m.twitter.com im Browser auf dem Handy.
    Der offizielle Twitterclient ist ja der letzte Mist.

  7. Bin auch zu Mastodon gewechselt. Twitter kann mich mal.

    • Was will ich bei Mastodon, (die es ohne Einkünfte auch nicht schaffen werden) wenn alle Welt bei Twitter postet. Und bei Twitter habe ich ein paar Interessierte an meinen Posts, bei Mastodon vermutlich gar keinen. Da muss es schon einen echten Hype um Mastodon geben, sonst ist es auch nur wieder eine neu durchs Dorf getriebene Kuh.

      • > Was will ich bei Mastodon, (die es ohne Einkünfte auch nicht schaffen werden)
        Das ist nicht wie Mastodon funktioniert.

        Mastdon ist ein System, kein Dienst. Du hast inzwischen hunderte von Instanzen mit verschiedenen Betreibern und Finanzierungsmodellen (bisher meist Idealisten, Spenden, Hobby des Betreibers). Macht einer dicht weil es sich für ihn nicht rechnet bleiben alle anderen erhalten und du hast die Möglichkeit problemfrei umzuziehen. Das ist quasi nicht tot zu kriegen, weder wenn jemand es kaputt machen will noch wegen mangelnden Interesse eines Betreibers.

  8. Ich weiß gar nicht was ihr habt (?). Bin seit Mai 2007 dabei und kam über Gravity & Co. irgendwann unter iOS auf den hauseigenen Client und fahre damit (mit mehreren Konten parallel) wunderbar zufrieden. Aber vielleicht bin ich auch nur ein Normalnutzer, der nicht ständig irgendwas muten/blocken muss und dann genervt ist, wenn diese Filterlisten nicht synchronisiert werden. Oder was ist es, dass Euch so an den externen Clients erfreut? Etwa die geringere Werbung oder die Twitter-eigene Sortierung? Ganz ehrlich: Daran gewöhnt man sich schnell, so wie an den anderen Shice im Netz.

    • Also ich nutze auf dem iPhone Tweetbot (und bin sehr glücklich) und am Computer ganz normal twitter.com im Browser und ich kann mich nach Jahren immer noch nicht daran gewöhnen:
      Tweets nicht Chronologisch zu lesen.
      Tweets doppelt zu lesen dank der „super tollen“ Funktion „Falls du es verpasst hast“.
      Oder die Vorschläge Leuten zu folgen mitten in der Timeline nervt auch nur.
      Und die nervige 1 bei Mitteilungen um mir dann zu zeigen das Leute aus meiner Timeline irgendwas geliked haben, was mich null interessiert…

      Ich bin gerne bereit Twitter 5€ im Monat zu zahlen für eine chronologische Timeline ohne irgendwelche Vörschläge. (Ich hätte auch nichts gegen Tweets mit Werbung die in der Timeline auftauchen)
      Aber auf diese einfache Idee kommt Twitter ja leider nicht. 🙁

  9. Vor einigen Jahren konnte ich nach einer Neuinstallation meinen gekauften Drittclient nicht mehr benutzen, weil Twitter da ein Limit für Drittclient-User eingeführt hatte. Seitdem können die mich mal.

  10. Sind nicht auch Browser Firefox, Brave etc auch nur Clients ? da werden die Limits aber durch die Decke gehen.
    ohne Adblocker mache ich Twitter nicht auf.

  11. Björn Winkler says:

    … kommt jetzt nicht wirklich überraschend, oder? Dass Twitter die externen Apps alle loswerden will, ist doch seit dem Token-Limit ausgemachte Sache und jedem klar. Oder wie sonst wäre zu begründen, dass man mal eben den externen Clients jede Existenzgrundlage entzogen hat? Ich denke sehrwohl, „dass man Tweetbot und weitere bekannte Clients absägen möchte“ — gewöhnt Euch alle schon mal an den originalen Twitter-Client: in spätestens 18 – 36 Monaten ist Schluss mit lustig!

    Dass durch die neuen Limits …

    „Irgendwelche Bots andere Störenfriede werden vielleicht besser ausgefiltert.“

    … irgendwelche positiven Resultate zu erwarten sind, ist — fürchte ich — auch eine Fehleinschätzung: mit 300 Tweets in drei Stunden kommen Bots locker über die Runden — jeder Bot hat ja sein eigenes Limit.

    Sorry fürs Schwarzmalen … aber jener kleine, feine Dienst, der mit seiner genialen API, durch seine Community und durch die externen Client-Entwickler einer der wichtigsten „Nachrichtdienste“ der Welt geworden ist, ist Twitter lange nicht mehr. Und wird es auch nie wieder werden. Ja, das ist traurig.

  12. Dirk Spannaus says:

    Das hirnrissige am aktuellen Aktionismus ist doch, dass Bots und andere halbseidene Anwendungen eh nicht die offiziellen APIs von Instagram, Twitter und co. verwenden. Geschnitten werden Entwickler, die sich an die TOS und öffentlichen Schnittstellen der Anbieter halten. Im Resultat haben wir ein monopolistisches Netz mit „Walled Gardens“.

    Deswegen find ich es bemerkenswert und wichtig, dass sich unsere Bundesjustizministerin Karatina Barley dafür einsetzen möchte, Messenger Protokolle zu öffnen: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-06/bundesjustizministerin-katarina-barley-whats-app-messenger-oeffnung

    Es funktioniert leider nicht über Selbstregulierung. Mehr Regulierung sorgt in dem Fall für mehr Innovation, Wettbewerb und Wahlfreiheit.

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