„The Last of Us Part I“ im Test

Da ist es also: das PS5-Remake von „The Last of Us“. Nun mit dem Zusatz „Part I“ versehen, der deutlicher die Brücke zum Nachfolger schlägt. Dabei handelt es sich schon um die zweite Neuauflage. Denn das ursprünglich 2013 zum Lebensabend der PlayStation 3 erschienene Game kam 2014 auch als Remastered-Version für die PS4 auf den Markt. Im Gegensatz zu der PS4-Variante stellt „The Last of Us Part I“ jetzt aber eben ein vollwertiges Remake dar. Im Test verrate ich euch, warum Naughty Dog hier aber dennoch viele Altlasten mitschleppt.

Als Disclaimer: Mir gefiel „The Last of Us“ an der PS3 damals „ganz gut“, ich war aber nie der riesige Fan und konnte auch den damaligen Hype um die Geschichte nie recht nachvollziehen. So empfand ich die Geschichte als solide gemachten Zombie-Plot mit eher vom Reißbrett stammenden Figuren: Joel als klassisches Raubein mit harter Schale aber weichem Kern und Ellie als stereotyper Smartass. Technisch war das Game damals jedoch brillant und die Atmosphäre extrem einnehmend. Tolles Spiel also, das mich persönlich aber nie so begeisterte wie etwa die „Uncharted“-Reihe.

„The Last of Us: Part II“ fand ich in seiner Geschichte eher unfreiwillig komisch, zu sehr an den Haaren herbeigezogen war manche Wendung, zu strunzdoof viele Entscheidungen etablierter und neuer Charaktere. Abermals begeisterten mich jedoch die Technik und Atmosphäre neben dem stringenten Gameplay. „The Last of Us Part I“ übernimmt nun naturgemäß sowohl Stärken als auch Schwächen aus beiden Spielen. Denn die Technik erinnert jetzt mehr an Teil 2, kommt aber in einigen Aspekten nicht ganz heran.

So wirken die Charaktermodelle und Animationen in Teil 2 auf mich, bei dem ich ein deutlich höheres Budget vermute, eine Ecke detailverliebter. Auch die Spielumgebungen, insbesondere zu Beginn in der Stadt, sind in „The Last of Us Part II“ in ihrem offeneren Aufbau überlegen. Remake hin oder her, „The Last of Us Part I“ schickt den Spieler in der Regel durch eng abgesteckte Schlauchlevels, wie sie 2013 noch weitgehend üblich gewesen sind, Daran ändert auch diese neue Auflage nichts.

Doch Halt, für Neulinge eine kleine Rekapitulation der Story: Die Welt wird durch sich rasant verbreitende Pilzsporen ins Unheil gestürzt. Wer die Sporen einatmet, wird von einem Parasiten infiziert und je nach Dauer der Infektion zu einer Art Zombie, dessen einziges Ziel es ist, die Sporen weiterzuverbreiten. Persönlich wird diese weltweite Katastrophe durch Joel, dessen Tochter auf der Flucht aus seiner Heimatstadt ums Leben kommt. Desillusioniert durch diese Tragödie verdingt er sich Jahre später als verbitterter Schmuggler. Als er schließlich angeheuert wird, um das Mädchen Ellie, die immun gegen die Sporen zu sein scheint, zu transportieren, wird sein moralischer Kompass auf die Probe gestellt.

Grundlegend hält sich das Remake zu „The Last of Us Part I“ sehr eng an die Vorlage. Enthalten ist im Übrigen nicht nur die Hauptgeschichte, sondern auch der damalige DLC „Left Behind“. Wer die Geschichte damals also geliebt hat, findet sie hier in aufgehübschter Form auf dem neuesten technischen Stand vor. So bietet euch Naughty Dog zwei Grafikmodi: einen mit Schwerpunkt auf der 4K-Auflösung und einen mit Schwerpunkt auf der Framerate. Zusätzlich habt ihr die Chance, die Darstellung zu beeinflussen, indem ihr etwa das Filmkorn als Stilmittel deaktiviert.

Was mir besonders positiv aufgefallen ist: Die Surround-Kulisse ist extrem lebendig und präzise, das erlebt man selten bei einem Spiel in dieser hochwertigen Form. Im Originalton sind auch die Synchronsprecher Troy Baker und Ashley Johnson erneut als Joel und Ellie zu hören. Die Dialoge sind im Wortlaut identisch geblieben, wurden aber im Timing ab und an angepasst. Die Atmosphäre ist weiterhin sehr dicht.

Wird VRR-Freunde freuen: Habt ihr ein kompatibles Display, könnt ihr „The Last of Us Part I“ mit 40 fps zocken, ähnlich wie es ja schon bei „Ratchet & Clank: Rift Apart“ durch einen Patch nachgereicht worden ist. So habe ich „The Last of Us Part I“ dann auch an meinem LG OLED C9 getestet. Das Spiel liefert dann offene 40 fps bei 4K.  Die Framerate schwankt also, was aber durch VRR ausgeglichen wird, sodass dennoch alles meistens sehr flüssig wirkt. Das Filmkorn ließ ich beispielsweise aktiviert, da es für mich zum rauen Look dazugehört.

Das wichtigste: Macht „The Last of Us Part I“ Spaß? Ich habe ehrlicherweise das PS4-Remaster ausgelassen und schaue somit das erste Mal seit der PS3-Fassung wieder in das Spiel. Ich muss mich hier sehr positiv äußern: „The Last of Us Part I“ ist quasi so, wie ich „The Last of Us“ mit nostalgischer Brille in Erinnerung habe. Also so, wie man manche Serie oder manchen Film aus der Kindheit im Kopf hat – auch wenn man dann beim erneuten Ansehen als Erwachsener oft feststellt, dass die subjektive Erinnerung weit besser gewesen ist, als das objektive Werk.

So auch bei „The Last of Us“: Schaue ich mir das PS3-Original an, dann erkenne ich die matschigen Texturen, polygonarmen Charaktere und nach heutigen Maßstäben teils hölzerne Mimik und Gestik der Figuren. All das wischt das Remake eben hinfort, sodass meine positiven Erinnerungen an das Gameplay und die Stimmung sich mit aktueller Technik mischen und voll entfalten können. Deswegen sehe ich hier auch keine Geldmacherei, sondern eine tolle Neuauflage.

Zumal es viele Gamer gibt, die 2013 noch zu jung für ein „The Last of Us“ gewesen sind und mit dem Remake die beste Chance erhalten, in das Spiel in würdigem Gewand hineinzuschnuppern. Wie gesagt, manche Schwächen bleiben allerdings: Die Kämpfe mit ihrem simplen Cover-System und meist eng abgesteckten Arealen sind etwa wenig dynamisch. Generell sind die Spielabschnitte nach heutigen Maßstäben sehr schlauchig und bieten wenig Raum zum Experimentieren. Das Crafting-System wurde schon 2013 als rudimentär kritisiert und bleibt es erst recht 2022.

Eingebunden werden übrigens auch das Haptic Feedback und die Adaptive Trigger des DualSense. Dies wurde sehr gelungen gelöst, insbesondere das Feedback in den Nahkämpfen verstärkt hier den recht schonungslosen Gewalteinsatz, der nichts an Härte verloren hat. Die Altersfreigabe „Ab 18 Jahren“ verdient sich „The Last of Us Part I“ also. Im Übrigen finde ich auch die HDR-Umsetzung sehr stilvoll, dies gefiel mir auch schon bei „The Last of Us Part II“ super.

Wer neu bei „The Last of Us Part I“ einsteigt, erlebt hier dennoch quasi eine alternde Diva mit frischem Make-up. Ja, der Titel hat es immer noch drauf, aber es fällt schwer ihn als jünger zu verkaufen, als er es wirklich ist. Die Wurzeln in der PS3-Ära bleiben eben erkennbar. Doch das ist aus meiner Sicht auch völlig in Ordnung. Wer das PS4-Remaster im Gegensatz zu mir ausgiebig gespielt hat und somit „The Last of Us“ schon im dezenter aufgehübschten Gewand erlebten durfte, sollte abwägen, ob er satte 79,99 Euro für das Remake auf den Tisch legt. Da lohnt sich vielleicht das Warten auf einen Deal.

Allen anderen kann ich diese neue und beste Version des Klassikers nur wärmstens empfehlen. Naughty Dog bügelt nicht alle Falten des Originals glatt, doch das gehört irgendwie auch zum Charme dieses Titels. „The Last of Us Part I“ ist ein technisch richtig gelungenes Remake, das als PS5-Exklusivtitel wunderbar den Sommer ausklingen lässt.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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11 Kommentare

  1. Abseits vom Plot war ja Elli ein 13 jähriges lesbisches Mädchen mutig als Hauptdarstellerin zu platzieren, was auch wieder so feige von der Serie ist hier uns eine Twen vorzusetzen, weil man sich es mit den Moral Hütern in den USA nicht verderben will.
    Zum Spiel ich habe das erweiterte PSN+ ich vermute Stark es wird in den nächsten 18 Monaten da auftauchen da ich die Remaster Version auf der PS4 habe, ist da auch nichts was mich zum kauf einer 80 Euro Version bewegen kann.

  2. Reizen würde mich das Game schon mal auf der PS5 nativ zu spielen.
    Aber nachdem ich es auf der PS4 schon angezockt hatte und es nu quasi der dritte Aufguss ist,
    sollte man mal über den Preis nachdenken. 40-45Euro würde ich ausgeben, aber nicht Vollpreis 80Euro.

    Also warten auf einen Sale Ende des Jahres ? Mal schauen.

  3. Nettes Reamke, wird aber mal wieder Zeit für was „neues“. Die ganzen Remakes sind schön und gut aber neue Ideen wären halt auch nicht schlecht.

  4. Sicher für Leute die es noch nicht gespielt haben Interessant, mich hat es nicht so gefesselt, ich habe es nie durch gespielt. Kaufen würde ich es nicht und schon garnicht für den aufgerufenen Preis.

    Wenn man schon nix neues zu bieten hat dann macht man halt Remakes. Total nervig was da für Kapazitäten verballert werden um Remakes zu machen. Neue Ideen sind Mangelware; oder einfach zu viel Risiko für Sony?

    • An Part 3 wird doch gearbeitet. Aber Hauptsache meckern…

    • Naughty Dog hat am TLOU Remake gearbeitet, vermutlich deutlich kürzer als an „etwas Neuem“, weil schlicht elementare Dinge wieder genutzt werden konnten (Generelle Architektur, Animationen (also vermutlich das komplette Motion-und Performance-Capture), etc.), arbeitet weiterhin am angeblich äußerst umfangreichen TLOU-Factions-MP-Nachfolger und, so heißt es, an einer komplett neuen IP.
      Naughty Dog sind groß!

  5. Folgt dann ein Remake von „The Last of Us: Part II“ auch noch?
    Wie sieht die Grafik im Vergleich zu „The Last of Us: Part II“ aus?

  6. Super, danke!
    Ich spiele aber erstmals die Uncharted-Reihe durch, danach Ratchet & Clank RA und dann hoffentlich gibt es die beiden neuen „The Last of Us“-Teile als Bundle günstig zu haben.

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