Telegram strengt in der EU kartellrechtliche Beschwerde gegen Apple an

Telegram reiht sich nun bei einigen anderen Anbietern ein, welche den Apple App Store auf dem Kieker haben. So haben die Betreiber des Messengers eine Beschwerde bei den EU-Wettbewerbshütern eingereicht. Spotify hatte sich bei der EU ja bereits 2019 beschwert. Apple weist bisher allerdings, wie zu erwarten gewesen sein sollte, jegliche Vorwürfe von sich.

Aktuell laufen da ja auch in den USA Gespräche, bei denen der Apple-CEO Tim Cook ebenfalls bei seiner Meinung blieb, dass Apple den Entwicklern in erster Linie viele Möglichkeiten böte. Anbieter wie Telegram stören sich allerdings an der Provision von 30 %, die Apple sich als Anteil an App-Verkäufen und Abonnementabschlüssen über den App Store genehmigt.

Die Kritik lautet nicht nur, dass jener Anteil zu hoch gegriffen sei, sondern auch, dass Apple unter iOS keine alternativen Möglichkeiten zur App-Installation anbiete. Denn zwar erhält auch Google unter Android für Verkäufe über den Play Store eine Provision, dennoch ist es aber unter Android möglich, Apps einfach per Sideload zu installieren oder andere App-Stores wie etwa Huaweis AppGallery zu verwenden.

Der Telegram-CEO Pavel Durov wirft Apple vor seine Marktmacht zu missbrauchen und sehr wohl eine marktbestimmende Position innezuhaben. Denn Entwickler könnten nicht einfach dazu übergehen Apps nur noch für Android zu veröffentlichen – mit den iOS-Nutzern würde ein zu großer Teil der Nutzerschaft wegbrechen. Und wer unter iOS Apps anbieten wolle, der sei auf den App Store angewiesen.

Wie die EU-Wettbewerbshüter nun reagieren werden, ist offen. Es müsste nachgewiesen werden, dass Apple dem Wettbewerb schadet und die Kunden darunter leiden.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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19 Kommentare

  1. Selbst wenn Apple diesen Rechtsstreit verlieren würde und sich dafür entscheiden würde alternative Installationen zuzulassen, glaube ich kaum, dass das für Apple ein großer finanzieller Verlust wäre. Selbst auf Android installiere ich kaum Apps außerhalb des PlayStores und kenne auch sonst niemanden der das im großem Maße macht.

    Interessant wird es allemal 🙂

    • Ich würde mal behaupten dass es auch vermehrt um Länder geht wo der offizielle Store unter Umständen problematisch werden könnte – sei es durch US Sanktionen (vor allem in Zeiten von Trump) oder andere Gründe. Insbesondere für die davon betroffenen Nutzer wären Alternativen schon gut.
      Derzeit Geistern ja auch Gerüchte durch die News dass Google versucht Samsung dazu zu drängen seine eigenen Apps und Stores fallen zu lassen. Genau aus dem gleichen Grund hoffe ich mal dass Samsung dem nicht nachgeht. Spätestens Huawei sollte vielen gezeigt haben dass es gut ist wenn der Nutzer Alternativen zur Verfügung hat, selbst wenn man die nur im Worst Case verwenden würde.

    • Ich glaube viele wollen einfach nur die Möglichkeit haben etwas Sitezuloaden und werden es in 99% der Fälle nicht brauchen. Man sieht es ja bei der Mehrheit der Android Nutzer die es meistens auch nur zu 99% brauchen.

    • Auf dem Mac ist es aber Gang und Gebe, Apps von GitHub und Co zu installieren und eben nicht nur den AppStore zu verwenden. Von daher… weiß nicht, ob das so unwahrscheinlich ist, wenn es Normalität wird. Zumal alle großen Anbieter (Netflix, Prime, Facebook) das sofort für sich nutzen würden. Sei es, um die App Store Richtlinien zu umgehen (die nicht unwichtig für Privatsphäre, Sicherheit etc. sind) oder nur deshalb, um keine Einnahmen mehr abgeben zu müssen.

  2. Hier wird endlich mal das Kernproblem angesprochen. Die Geräte sind schlicht komplett unfrei im Zugang. Und das geht einfach nicht. Jeder Nutzer hat das recht, sich gegen einen alternativen Appstore zu entscheiden, aber der Hersteller darf das nicht haben.

    Unter Android habe ich zwei andere Stores installiert, und hier droht eine ähnliche Entwicklung.

    1. Beim Download im Browser geht ein Riesenalarm los.
    2. Die Installation wird verweigert, wenn man nicht mehrere „gefährlich“-Dialoge abnickt.
    3. Hat man Installation über Browser oder den Alternativen Store erlaubt, geht die Installation trotzdem nur über einzelnes Abnicken und Wegwischen von Bestätigungen und Warnmeldungen.

    Nach der Installation geht es dann weiter mit dem Angstmachen. Beispiel: Ich nutze zwei Location Tracker im Hintergrund — einmal den von Google, und ausserdem den einer Wander-App.
    – Das Google mich tracken darf, muss nur einmalig abgenickt werden
    – Vor dem Tracking der Wander-App wird immer und immer wieder gewarnt, bis man irgendwann mal „Nein“ drückt.

    Generell habe ich hier schon Probleme mit der „Denke“, die Google&Co weitgehend durchgesetzt haben:
    – Der Riesen-Konzern mit dem Tracking-Imperium ist „vertrauenswürdig“.
    – Vor Freier Software aus dem Internet muss ich „geschützt“ werden.

    Man mag über freie Software denken, was man will — aber eine Sache kann man nicht ernsthaft vertreten: Dass ein Konzern, der sein Geld mit Big Data verdient, „vertrauenswürdig“ sei. Ne, Leute, keine chinesische Backdoor kann soviele Daten absaugen wie Google ganz legal (oder Apple oder Facebook oder Amazon oder…)

    Ich bin immer wieder erschüttert darüber, wie weit sich schon die Idee durchgesetzt hat, eingezäunte Ökosysteme ohne root-Rechte seien „sicher“. Wo wird man wohl mehr private Daten „streuen“: In der gerooteten Alternativ-Firmware mit F-Droid, oder mit normalen Apps aus dem Store von Google?

    • Jeder kann sich Apps installieren, sofern er die Quellen hat. Hier ist ne netter Liste:
      https://github.com/dkhamsing/open-source-ios-apps

      Manche automatisieren das sogar:
      https://altstore.io

      Davon abgesehen, bei einem mobilen Gerät, auf dem sich so ziemlich alles ansammelt, was im Leben so stattfindet (Kommunikation, Fotos, Finanzen, usw), steht Sicherheit an erster Stelle.

    • Smartphones sind für den Massenmarkt und da ist es absolut sinnvoll das 99% der User keine Root Rechte haben, gilt übrigens für jede EDV Umgebung.
      Nichts ist nerviger als der Spruch „du kennst dich doch mit Computer aus, ich habe da ein Problem…“
      Die Geräte haben immer noch genug Lücken, da müssen nicht noch alternative Pforten geöffnet werden.

  3. Mit einem Anteil von 20% IOS gegenüber 80% Android hat Apple keine Marktbeherrschende Stellung.

  4. Black Mac says:

    Anzahl der iPhone-Apps, die ich von ausserhalb installieren würde: null. Und zwar ganz genau null.

  5. Apple ist und bleibt ein „goldener teuer Käfig“

    • Klar doch, da ramm ich mir doch lieber zwei Kanülen in den Arm und lass mir das Blut ähh die Daten von Google absaugen weil das so schön frei ist. Mann oh Mann ihr habt den Schuss auch noch nicht gehört.

      • Wolfgang D. says:

        @3Daniel “ ihr habt den Schuss auch noch nicht gehört“
        Neben Knastliebhaber zu sein, muss man als Fangirl offenbar auch das Gehirn an der Garderobe abgeben.

        Jedenfalls wird es Zeit, dass auch Apple nicht mehr den chinesischen Machthabern hinten rein kriecht und unliebsame Apps aus dem chinesischen App Store schmeisst. Doch das liebe Geld… Alternativ muss es also die (einfache) Möglichkeit zur Installation von Apps außerhalb des offiziellen Apple App Store geben.

        Aber Wahlfreiheit ist ja nicht so deren Ding, und wird sogar noch von euch beklatscht.

  6. Telegram ist kostenlos. Witzig ist auch, dass der Link zum APK-Download in den Play Store führt.

    Wird wohl endlich Zeit für Telegram, Geld zu machen. Dafür will man dann kostenlosen Zugang zu einem lukrativen Marktplatz, den andere aufgebaut und finanziert haben.

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