Telegram: Medienanstalt NRW beäugt den Messenger skeptisch

Jegliche Technik ist im Grunde nicht per se „gut“ oder „schlecht“, es kommt darauf an, was man daraus macht. Plattes Beispiel: Ich kann auch mit einem Bleistift jemandem entweder eine liebe Nachricht hinterlassen oder einer Person ein Auge ausstechen. Die Landesanstalt für Medien NRW beäugt momentan allerdings den Messenger Telegram skeptisch. Demnach beobachte man, dass es dort verstärkt zu „Rechtsverstößen vielfältiger Art“ komme.

Man beschreibt Telegram dabei direkt kritisch als „Messengerdienst mit unklarem Firmensitz und wenig transparenten Organisationsstrukturen“. Der Messenger werde mittlerweile zunehmend „zur Verbreitung von Verschwörungsideologien und alternativen Weltanschauungen“ eingespannt. Wissenschaftler der Universität Greifswald haben im Auftrag der Medienanstalt NRW in den letzten Monaten Kanäle und Gruppen analysiert, in denen sie Rechtsverstöße und die Verbreitung von Desinformation vermuten. Nun liegt die Studie mit ihren Ergebnissen vor.

Ein Urteil lautet, dass Abwanderungsbewegungen zu beobachten seien. Telegram biete einen Raum für Akteure, die sich von Plattformen wie Facebook oder Twitter abwenden. So würden bei den US-Plattformen mittlerweile viele Inhalte entfernt, denen bei Telegram Raum eingeräumt werde. Ich selbst behaupte mal, dass man das gar nicht sinnvoll vergleichen kann: Facebook und Twitter sind soziale Netzwerke. Telegram wiederum ist ein Messenger. Eher wäre hier also der Vergleich mit beispielsweise WhatsApp geboten.

Illegale Aktivitäten seien jedenfalls auf Telegram laut den Forschern keine Einzelfälle. Die meisten Rechtsverstöße, die auf Telegram zu finden seien, traten in den Bereichen Rechtsextremismus, Pornografie, Drogen- und Dokumentenhandel auf. Der Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, Dr. Tobias Schmidt, meint ein Warnsignal zu erkennen: „Wir kommen an der Erkenntnis nicht vorbei, dass sich die Organisationsform von Telegram der Rechtsdurchsetzung strukturell entzieht und dass das systematisch missbraucht wird.“

Ich denke jedoch, dass das nicht speziell auf Telegram zutrifft, sondern beispielsweise auch auf WhatsApp, Threema, Signal und Co. Da sind eben geschlossene Gruppen möglich, in denen dann über allerhand diskutiert wird – im Zweifelsfall leider auch über Illegales. Das finde ich nicht überraschend: Offline treffen sich Kriminelle ja auch an bestimmten Orten, um dort zu kommunizieren. Das passiert eben auch online. Dies heißt aber umgekehrt nicht, dass jede Telegram-Gruppe gleich unter Generalverdacht stehen sollte. Zumal es für Cyberkriminelle da ohnehin unzählige von noch deutlich abgeschotteteren Lösungen gibt.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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65 Kommentare

  1. Es ist schon seltsam.
    Auf der einen Seite wird Telegram von den Medien bejubelt, als Hort der freien Meinungsäußerung gefeiert, man denke nur an die Berichterstattung über Weißrussland, der Ukraine, dem Nahen Osten usw zurück.

    Aber sobald sich dort Menschen über Dinge austauschen, die dem narrativ unserer eigenen Regierung widersprechen, dann wird es umgehend verteufelt. Als ein Ort des unsagbar Bösen dargestellt in dem das Ende der Zivilisation voran getrieben wird.

    Warum nur habe ich das Gefühl, dass die selben Behauptungen von den Regierungen jener Länder aufgestellt werden, deren Opposition ebenfalls dort aktiv ist und bei uns gefeiert wird.

  2. Ragnar Kotzbrock says:

    „Illegale Aktivitäten seien jedenfalls auf Telegram laut den Forschern keine Einzelfälle.“

    Soll das ein Scherz sein?
    In JEDER Stadt Deutschlands (&der Welt) sind illegale Aktivitäten keine Einzelfälle.
    Machen wir die jetzt auch dicht?
    Kriminelle sind für „Illegale Aktivitäten“ verantwortlich, und sonst niemand.

  3. Diese konspirative Kommunikation wird das MfS schon zu verhindern versuchen…

  4. OMG, Verschwörungsideologien, Desinformation und gar alternative Weltanschauungen? Und niemand, der einem sagt, was man nun glauben soll? Das ist schrecklich und könnte womöglich sogar dazu führen, dass Menschen beginnen, selbst zu denken! Und das muss natürlich um jeden Preis verhindert werden!

    • Schwachsinn, kein Schwanz interessiert sich für ein paar „Querdenker“ und sonstige Verschwörungsidioten. Es geht um Kinderpornos und Drogen. Natürlich findet der Staat das nicht dufte.

      • Du hast noch Terroristen und organisierte Kriminalität vergessen.

        Quelle: en.m.wikipedia.org/wiki/Four_Horsemen_of_the_Infocalypse

        Das sind halt so die low-effort Gassenhauer gegen freie Kommunikation. Wenn man die erst Mal jedem ins Hirn gehämmert hat, sind alle in der Zensur glücklich.

        • Impliziert, dass Zensur der einzige Ermittlungsansatz wäre. Komm wieder runter, Ritter in weisser Rüstung.

  5. Diskreditierung, Framing, Desinformation, Panik & Angst schüren sind mittlerweile wohl offensichtlich probate Mittel um Ziele zu erreichen.

  6. Warum ist eigentlich ausgerechnet Telegramm so beliebt bei den Verschwörungsschwurblern? Einer der wenigen Messenger, die nicht standardmäßig End-to-End verschlüsseln sondern nur in „geheimen Chats“, dort eh kaum jemand nutzt.

    • Naja wenn du als Plattform halt nicht zensierst konzentrieren sich deine Gegner beim Druck machen eben vor allem auf diesen Teil deiner Nutzer der gerade als Buhmann durch die Manege gezerrt wird.

      Deine „Verschwörungsschwurbler“, wan auch immer du da genau im Sinn hast, nutzen vermutlich ganz normal, so wie alle anderen Menschen hauptsächlich die nutzerstärksten Messenger. Logo. Netzwerkeffekte und so.

      Sobald Medien & Co. Telegram in die Compliance gebullied haben ebbt das Thema sicher ganz schnell wieder ab.

  7. Bei dem Beispiel mit dem Bleistift musste ich direkt an die Szene mit dem Joke aus The Dark Knight denken. Da gibt es noch ein anderes Beispiel was man mit einem Bleistift so machen kann 😉

    https://youtu.be/cs3zQ9wOI-4

  8. Huch es gibt „Wege“ mit seinen Followern zu kommunizieren fernab der großen linken De**en IT-Konzerne?

  9. Qualitätsiegel Pur !!!! Genau aus dem Grund sollte jeder Telegram nutzen! Was ich schreibe und kommuniziere sollte die Regierung einen fäuchten …. angehen. Das was Telegram macht sollte jedes Unternehmen machen am besten Cyberspezialisieten aus Russland einstellen und in den Untergrund abtauchen. TELGRAM TOP ! REGIERUNG FLOP

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