„Star Wars Jedi: Fallen Order “ angezockt: Die Macht ist mit diesem Spiel

Für mich war Star Wars eigentlich gestorben: „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ enttäuschte mich noch mehr als die Prequels und da ich nun einfach zu oft veräppelt wurde, wollte ich mich von der Marke verabschieden. Mir bleiben ja drei exzellente Filme, den Rest wollte ich fortan ignorieren. Dann weckte jedoch schon „The Mandalorian“ mein Interesse und dann kam plötzlich auch noch so ein reinrassiges Singleplayer-Game namens „Star Wars Jedi: Fallen Order“ von Electronic Arts (EA). Und was soll ich sagen: Star Wars is back!

Es ist ein witziger Zufall, dass ich gerade an diesem Wochenende meinen in zwei Artikel aufgeteilten Kommentar „Game Over“ hier im Blog poste, um für mich selbst ein wenig mit dem Status Quo der Spielebranche abzurechnen (hier findet ihr Teil 1, der zweite folgt heute Abend). Denn EA hat getan, was man dem Publisher kaum mehr zugetraut hätte: Man hat ein storylastiges Singleplayer-Spiel im „Star Wars“-Universum veröffentlicht. Es kommt noch dicker: Es fehlen Mikrotransaktionen, bisher gibt es keinen Season oder Battle Pass und auch der Vorbesteller-DLC-Wahn hielt sich halbwegs in Grenzen.

Ich spüre eine Erschütterung der Macht, denn EA hat bewerkstelligt, was wohl keiner mehr dem Vertrieb zutraute: Man hat einfach nur ein fertiges Spiel veröffentlicht. Punkt. Eine schier unglaubliche Leistung im Jahr 2019. Dazu kommt aber nun auch noch, dass „Star Wars Jedi: Fallen Order“ ein gutes Spiel ist. Ja, es ist sogar richtig gut! Das Review-Embargo ließ mich erst zweifeln, denn normalerweise ist es ein schlechtes Zeichen, wenn Tests erst zum Launch-Day erscheinen dürfen. Doch mir gefällt „Star Wars Jedi Fallen: Order“ super. Es erfindet das Rad nicht neu, ist aber ein stimmungsvolles „Star Wars“-Game mit Hand und Fuß. Und damit hätten wohl die wenigsten Fans noch gerechnet.

Okay, die Erwartungshaltung war also niedrig. Nach der Einstellung von „Star Wars 1313“ und dem Debakel um Mikrotransaktionen sowie die fade Singleplayer-Kampagne in „Star Wars: Battlefront 2“ fürchteten wir alle, dass uns in Sachen „Star Wars“-Games nicht viel mehr erwarten würde, als der Inhalt von Sarlaccs Magen – Halbverfaultes. Und man kann „Star Wars Jedi: Fallen Order“ durchaus einiges vorwerfen. So ist die Technik zwar gut, aber nicht überragend. Einige Animationen sehen arg hölzern aus – speziell das Hochklettern von Seilen fällt mir da ein. Auch ist das Gameplay eine zusammengeklaute Mischung aus den Klettereinlagen von „Uncharted“, der Erkundung im „Metroid“-Stil und Kämpfen, wie man sie auch aus zig anderen Actionspielen kennt.

Allerdings hat EA bzw. vielmehr der Entwickler Respawn sich zumindest sinnvoll von der Konkurrenz inspirieren lassen: Die Kämpfe etwa sind anfangs durchaus herausfordernd, da man im Grunde nur Ausweichen, Parieren und Draufhauen kann, viele Gegner einen aber auf höheren Schwierigkeitsgraden mit zwei Treffern ins Nirwana schicken. Da holt man sich dann von „Dark Souls“ etwas Inspiration, denn wer stirbt, muss erst einmal den Gegner suchen, der ihn niederstreckte. Fügt ihr jenem Unhold nun Schaden zu, erhaltet ihr zunächst entzogene Erfahrungspunkte und Lebensenergie zurück bzw. kommt wieder auf den vollen Stand.

Die Speicherpunkte sind aber teils etwas nervig, eben gerade, weil man doch relativ schnell draufgeht. „Star Wars Jedi: Fallen Order“ ist erfrischenderweise kein Spaziergang auf Bespin, sondern durchaus anspruchsvoll. Im ersten, sehr linearen Abschnitt kann einem noch nicht viel passieren, sobald man aber den nächsten Planeten besucht, sich erstmals auf einer Karte relativ frei bewegen kann, wartet an jeder Ecke der Tod. Zumindest galt das für mich – ich habe auf dem zweithöchsten Schwierigkeitsgrad „Jedi Meister“ gezockt. Doch die Herausforderung macht Laune, man überlegt sich, welche Wege man beschreitet und wie man vorgeht – Taktik macht den Unterschied.

Auf dem ersten Planeten sucht man etwa, ich versuche hier nicht zu viel zu spoilern, nach einem anderen Jedi. Dabei trifft man auch auf den Droiden BD-1, der einen für den Rest des Games als Helfer begleiten wird. Ich hatte dabei anfangs nicht so recht Lust dessen Hinweisen zu folgen und entschied mich dafür frei die Umgebung zu erkunden. Dabei wagte ich mich auch durch eine Höhle, traf dann allerdings überraschend auf einen recht monströsen Zwischengegner. Rumms, nach zwei Treffern und etwas ungelenkem Lichtschwert-Gefuchtel lag ich am Boden. Der vorsichtige Entdecker gelangt zum Ziel, das wurde mir somit schnell klar.

Besser ist es, den Protagonisten Cal Kestis erst einmal vorsichtig zu verbessern. Wie gesagt, sammelt ihr ja durch Kämpfe Erfahrungspunkte und könnt jene dann in neue Fähigkeiten pumpen. So lernt ihr bessere Angriffe, erhöht Macht und Gesundheit und kommt an neue Skills – etwa um Mauern zum Einsturz zu bringen und so neue Wege freizuschalten. Richtig erkannt, hier regiert das Metroidvania-Prinzip. Ihr entdeckt also auf den Planeten zunächst oft interessante Wege, könnt sie aber noch nicht beschreiten. Stattdessen kehrt ihr später zurück, wenn ihr die passenden Fähigkeiten erhalten habt – einige erhaltet ihr natürlich erst nach gewissen Story-Meilensteinen.

Story! Die Geschichte ist das A und O bei einem „Star Wars“-Spiel. Und die beginnt wirklich vielversprechend: Cal Kestis, ein ehemaliger Jedi-Padawan hat die berüchtigte Order 66, also die Exekution des Jedi Ordens, überlebt. Doch nun verdingt er sich als Schrottsammler und hat seine Verbindung zur Macht weitgehend verloren. Als ihm das Imperium auf die Schliche kommt, muss er sich jedoch seinem Schicksal stellen und tut sich mit einer Gruppe Widerständler zusammen. Gemeinsam will man machtsensitive Menschen aufspüren, um den Jedi vielleicht eine neue Chance zu geben.

Die Geschichte wird dabei nicht zu rasant erzählt und die Action regelmäßig mit Story-Sequenzen unterbrochen. Dabei kommt durchaus das Gefühl auf in einem Film mitzuspielen, denn die Story kann schon in den ersten Stunden locker die jüngsten Kino-Machwerke übertreffen. Keine Kunst, aber soll hier trotzdem betont werden. Gerade die Nebencharaktere sind auch sehr gut inszeniert – die Freundschaft von Cal zu seinen Begleitern nimmt schließlich auch eine zentrale Rolle ein. Und schon die erste Schurkin, auf die man noch beim Entkommen vom Schrottplaneten trifft, wirkt bedrohlicher als die Trottel der First Order in „Star Wars: Die letzten Jedi“.

Meine Angst war auch, dass EA uns hier ein Game mit 6 Stunden Spielzeit hinrotzen würde und deshalb vielleicht Tests bis auf das letzte hinauszögern wollte. Ich habe das Spiel leider noch nicht durchgespielt, da ich genau wie ihr erst Freitag loslegen konnte – in meinem Falle an der Xbox One X. Aber laut den ersten Reviews könnt ihr mit ca. 20 Stunden Spielzeit rechnen. Das kann natürlich nach unten und nach oben abweichen, je nachdem welchen Schwierigkeitsgrad ihr wählt und wie stark euer Erkundungsdrang ist. Denn auch das Sammeln von optionalen Objekten, die jeweils kleine Geschichten erzählen, ist etwa möglich. Zudem könnt ihr neue kosmetische Items ergattern, um eure Kleidung, BD-1 oder euer Lichtschwert visuell aufzupeppen.

Der einzige, große Minuspunkt ist für mich das bereits angedeutete Speichersystem: Sterbt ihr, werdet ihr zum letzten Save Point versetzt, was manchmal schon recht nervig sein kann, gerade wenn ihr es bereits mit einem Zwischen- oder Endgegner zu tun hattet. Ansonsten ist „Star Wars Jedi: The Fallen Order“ ein wirklich stimmungsvolles Singleplayer-Game geworden, das Fans von „Star Wars“ wieder mit EA versöhnen könnte. Innovation hat man sich dabei zwar nicht auf die Fahnen geschrieben, aber für den Moment reicht zumindest mir ein einfach nur rundum gutes und unterhaltsames „Star Wars“-Spiel, das eine interessante Geschichte erzählt, eine gute Mischung aus Kämpfen und Entdecken bietet und  mich mit einem orchestralen Soundtrack mit vielen ikonischen Melodien und Querverweisen auf das größere Universum wieder ein wenig in meine Kindheit versetzt.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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11 Kommentare

  1. ElkeAusBerlin says:

    Epic, nicht EA.

  2. Stefan aus Kiel says:

    Na das sieht doch wirklich nach einem tollen Spiel aus … ich fand den ersten Teil deines Kommentars zur Situation im Gaming Bereich sehr gelungen und bin schon auf den zweiten gespannt.

  3. Das Game ist wirklich der Hammer! Hab das ganze Wochenende gesuchtet und bin nich nicht durch.
    Unbedingt kaufen! Viel Spaß 😉

  4. Jan Buchholz says:

    Mir ist der „Lara Croft Anteil“ zu groß. Ansonsten sehr schönes Spiel, die Rätsel haben es teilweise in sich, stecke auf dem 2. Planeten fest (Kugel Rätsel, sehe die 3. Kugel, habe aber noch nicht herausgefunden, wie man rankommt).

  5. Habe es am Wochenende durchgespielt und es ist durchwachsen. Story ist naja, sagen wir O.K.. Level design und die Holokarte stammen aus der Hölle, genau wie die Lianen und Rutschpartien

    • André Westphal says:

      Die Holokarte finde ich auch eher unübersichtlich, da wäre mir eine klassische 2D-Karte lieber gewesen. Die Story gefällt mir hingegen sehr gut und auch das Gameplay mag ich, weil es nicht zu leicht ist und man für taktisches Kämpfen belohnt wird.

  6. Die Technikanalysen sind aktuell leider ziemlich desaströs und spielbar scheint das Ganze wohl nur auf der X oder Pro zu sein, solange man nicht mitten in Animationen für mehrere Sekunden eingefroren sein möchte oder man nach Durchschreiten eines Durchgangs vor einer weißen Fläche stehen möchte, bis Zeug geladen und dargestellt wurde. Das ist mehrere Jahre nach Uncharted 4 schon eher schwach.

    Ich werde lieber noch einige Monate die Fixes abwarten und mich dann über ein rundes Erlebnis freuen .

  7. Ich bereu an dem Spiel nur eines…nicht die PC Version geholt zu haben ^^
    Die Kamera führung is teils so grottig, das ich mitten im Fight nichts mehr sehe…

    Aber sonst Hammer!

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