Star-Regisseur Martin Scorsese sieht im Streaming ein Für und Wider

Martin Scorsese ist ein Regisseur, vor dem wohl die meisten Respekt haben. Egal, ob man seine Filme nun mag oder auch nicht: Seine Handwerkskunst lässt sich kaum bestreiten. Er ist verantwortlich für Klassiker wie „The Departed“, „Goodfellas“ oder auch „Raging Bull“. Scorsese hat bereits mit Streaming-Anbietern kooperiert: „The Irishman“ wanderte etwa direkt zu Netflix, während das kommende „Killers of the Flower Moon“ bei Apple TV+ zu sehen sein wird. Doch der Regisseur sieht Streaming laut eigenen Aussagen in einem Essay weder als Fluch noch als Segen.

Eigentlich dreht sich das Essay in erster Linie um Federico Fellini, bezieht sich aber später auch auf den Einfluss des Streamings auf den Konsum von Filmen und Serien. Vor allem kritisiert Scorsese dabei die Bezeichnung von Kunst als „Content“, was er als Degradierung versteht. Früher habe man Kino und Filme als Kunst diskutiert und durch das Wort „Content“ (im Sinne von Inhalt) eine Abgrenzung zur Form vorgenommen. Heute meine Content jegliche Bewegtbildinhalte. Es sei vor allem ein wirtschaftlich geprägter Begriff, der von Katzenvideos über Super-Bow-Spots bis eben hin zu Kinofilmen alles bezeichnen könne. Das sei zu hinterfragen.

Ebenfalls sei es so eine Sache mit den Algorithmen. Sie würden sture Vorschläge machen, die auf den bisher Gesehenen des Zuschauers basieren und sich an Genres orientieren. Wo bleibe da aber die Kunst, fragt Scorsese. Könnte ein Filmemacher wie Stanley Kubrick heute noch durch die Algorithmen durchdringen, könnte man sich also fragen. Laut Scorsese sei es gut, dass die Streaming-Plattformen neue Wege böten, um möglichst viele Leute zu erreichen. Dagegen habe er auch nichts. Es sei aber für die Filmemacher wichtig, die Verantwortlichen daran zu erinnern, dass es nicht nur um das Geschäft, sondern eben auch um eine Kunstform gehe.

Wie sich diese entwickle, könne immer wieder neu definiert werden und das sei auch in der Vergangenheit schon geschehen. Es bleibe aber zu hoffen, dass Kino und Filme ihren Kunstcharakter nicht verlieren und nur noch für „Business“ stünden.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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14 Kommentare

  1. Recht hat er, aber es ist leider Tatsache das Kunst in der Medienindustrie nur noch da gefragt ist, wo es Profit verspricht.
    Content ist genau was der derzeitige Standard ist, Kunst gibt es meist nur noch in Sparten mit begrenzter Zielgruppe zu finden.
    Wer heute mit einem Drehbuch zu Full Metal Jacket ankäme, würde wohl abgewiesen werden.
    Zu wenig Frauen (und die eine sogar als Böse), zu wenig Divers, zu diskriminierende Darstellungen, keine Heldentaten usw…
    Kubrick hätte es heute sehr schwer.

    • Stanley Kubrick wäre sehr wohl in der Lage heutige PC entsprechend umzusetzen. Seine Filme sind gespickt mit versteckten Botschaften. Das Publikum ist größtenteils nur nicht fähig seine Werke zu verstehen.

      • André Westphal says:

        In der Lage wäre der sowieso, ob er sich dafür interessieren würde, wäre eine andere Frage, die aber niemand beantworten kann, leider lebt er ja nicht mehr. Immerhin soll dieses Jahr aber wohl noch eine 4K-Version von „A Clockwork Orange“ erscheinen, das wäre ein Traum. Meiner Ansicht nach einer der besten Filme überhaupt.

    • In einer Zeit, in der ein schwarzer Hauptdarsteller empörte Weiße auf die Strassen getrieben hätte, in der ein „Komitee“ für die geistige Reinheit sorgte oder Blasphemiegesetze noch todernst genommen wurden ,
      es in Hollywood buchstäblich eine „schwarze Liste“ nicht genehmer Schauspieler gab, hätte ein Kubrick
      sich natürlich eher wohl gefühlt als heute, sicher.
      Und damals hat man ihm natürlich keine Beschränkungen auferlegt – gut, er musste natürlich erstmal
      Filme machen, die dem Zeitgeist entsprachen und hatte erst nach weiteren Erfolgen wirklich frei Hand,
      aber wir wollen ja mal nicht kleinlich sein., nicht nach so einer Argumentation…

  2. Das mit den Algorithmen sehe ich ähnlich, es wäre schön, wenn man die mal deaktivieren könnte.

  3. Kunst ist keine Kunst, wenn sie niemand mag.

    So, wie es zurzeit läuft, ist es richtig – auch wenn das der Regie-Legende vielleicht nicht gefällt.

    • „Niemand“ ist hier nicht der Maßstab. Es gibt genügend Leute, die gerne anspruchsvollere Filme sehen, in denen es nicht um Superhelden oder den x. Teil einer kommerziell erfolgreichen Filmreihe geht. Und dafür muss auch Platz im Kino oder den Streaming-Diensten sein. Diese Filme müssen produziert, angeboten und gesehen werden können. Ein Filmstudio sollte nicht nur ein Geschäft sein. Ein Blockbuster ist in der Lage auch einige Filme mitzufinanzieren, die es schwerer an der Kinokasse haben.

    • André Westphal says:

      Kunst kann auch Kunst sein, wenn niemand damit etwas anfangen kann. Kunst ist erst einmal weder für die Masse noch für die Nische. Sie existiert für sich selbst und in unterschiedlichsten Formen. Das ist ja auch oft das spannende.

      Andersherum wäre es auch traurig: Dann wären die Top 10 der Charts automatisch Kunst, obwohl da der wirtschaftliche Gedanke viel stärker ist und der Produktcharakter sehr ausgeprägt ist.

      Kunst hat aber viele Facetten – David Bowie und Queen sind eben genau so Kunst wie ein Justin Bieber. Ob das dem persönlichen Geschmack entspricht, ist halt eine andere Frage.

  4. Also ich muss ihm schon irgendwie recht geben. Gerade Netflix drückt so viel belanglosen Müll raus, Hauptsache Content ist da.

    Wobei ich ihm aber widersprechen möchte. Schon die letzten 10 oder 20 Jahre hat das Popcorn Kino auch extrem nachgelassen.
    Ständig nur irgendwelche Remakes und dieses ganz Marvel Zeug mit irgendwelchen GCI Schlachten. Versteht mich nicht falsch, ich schaue es auch mal gerne. Aber es war zu viel des guten.
    Herr Scorsese hat jedoch weiterhin top Filme abgeliefert.

    • André Westphal says:

      Ich denke Scorsese ist da noch „einer der alten Schule“. Es gibt ja solche Filmemacher, bei denen ich selbst z. B. nicht jeden Film mag, aber ihr Stil ist generell stets erkennbar. Stanley Kubrick war z. B. so jemand. Meine erste Begenung mit „Barry Lyndon“ war anno dazumal nachts beim Zappen durchs Programm. Ich stieß im letzte Viertel auf den Film und dachte ziemlich schnell anhand der Machart: „Das ist richtig geil gemacht – das wirkt wie von Kubrick“ – gebannt schaute ich dann bis zum Ende und na ja – er wars ;-).

      Später hab ich „Barry Lyndon“ natürlich mehrfach von vorne bis hinten gesehen und er ist für mich ein unterschätztes Meisterwerk in seinem Werk.

      Aber es gibt nur wenige Filmemacher, bei denen der Stil so prägnant ist. Christopher Nolan, Wes Anderson, Quentin Tarantino, Steven Spielberg, Tim Burton, Edgar Wright wären so einige die mir da einfielen. Bei vielen Regisseuren vermisst man aber diesen Wiedererkennungswert. Wobei das heute vermutlich nur etwas mehr auffällt, da es generell viel mehr Filmproduktionen gibt und die Übersättigung viel größer ist.

      • Zu wahr. Wobei ich sagen muss, dass es es auch heute wenige aber immer noch interessante Filmemacher gibt wie zB Yorgos Lanthimos mit Filmen wie The Lobster, Dogtooth oder The Killing of a Sacred Deer, wo man am anfang erst nichts checkt und im nachhinein die Sozialkritik erkennt. Ich sage nicht , dass es Meisterwerke ala Kubrik sind aber er traut sich mal Sozialkritik auf seine absurde weise aufzuzeigen und dafür verdient er mMn Respekt.

        • André Westphal says:

          Ich denke heute ist es auch viel schwerer noch echte Innovationen zu bieten, da das Medium „Film“ viel höher entwickelt ist und sich technisch viel mehr machen lässt. Ein Kubrick musste sein „2001“ eben noch völlig ohne Computeranimationen produzieren. Allerdings macht das viele alte Filme „zeitloser“. Beispielsweise finde ich die Effekte von „2001“ (oder „Blade Runner“ als anderes Beispiel für einen Titel, der visuell sehr gut gealtert ist) immer noch klasse.

          Wenn man da etwa an die ersten Filme mit CGI zurückdenkt, dann sehen die größtenteils heute sehr in ihrer Zeit verankert aus. Insbesondere weil CGI oft aus Selbstzweck verwendet wurde, weniger weil es notwendig war, sondern mehr, weil man dachte „Das wollen die Zuschauer sehen.“

          • Der eine WoW-Film war „eigentlich“ auch ganz ok, jedenfalls fällt er nicht negativ auf, wenn man ihn neben anderen durchschnittlichen Fantasyschinken stellt.
            Man darf nur nicht daran denken, welchen Stoff die Bücher eigentlich hergeben…

  5. Es gab in der Filmindustrie mal eine Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Kunst. Der Raum den die Kunst eingenommen hat gibt es so nicht mehr. Die X-ten schlecht gemachten Remakes, Tonnen von Marvel-Filmen (mit einer Reizüberflutung um das ADHS-Publikum ruhig zu halten) und Schauspieler, die man nach zwei Wochen wieder vergessen hat. Über Jahrzehnte bin ich mindestens 2 mal im Monat, mit Freunden oder Familienmitglieder, ins Kino gegangen. Die letzten fünf Jahre vielleicht noch 3-5 Mal im Jahr, der produzierte “Content“ gibt leider nicht mehr her. Heute muss ein Film das vier bis fünffache einspielen um als Erfolg zu gelten, da pack ich mir an den Kopf. Heute wird günstig und schnell produziert um hohen Profit einzufahren und da hat die Kunst keinen Platz mehr. So wie die Filmindustrie sich verändert hat gefällt es mir nicht mehr. Schaue mittlerweile sehr oft Arthouse-Filme, da gibt es wirklich sehr gute Perlen. Letztens noch den Film “Palmer“ auf Apple-TV geschaut, für mich ein klasse Film und den Timberlake nimmt man seine Rolle absolut ab.
    Ich hoffe das es mal zu einer Wende in der Filmindustrie kommt, bei den Streaming-Anbieter zählt nur die Größe ihres Content und dieser Algorithmus ist ein Witz, über die Vorschläge kann ich nur müde lächeln…..

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