Spieleindustrie: So viel haben die CEOs der größten Entwickler und Publisher 2020 abgesahnt

Die Spieleindustrie kommuniziert oft, als würde sie im Hungertuch nagen: Sony etwa argumentierte bei der Einführung der PlayStation 5, die Entwicklung großer Blockbuster würde immer teurer, deswegen müsse man die Verkaufspreise zwangsweise erhöhen. DLCs, Mikrotransaktionen, Season Passes und mehr bescheren der Industrie allerdings noch nach dem Verkauf des eigentlichen Hauptspiels langfristig Einnahmen. Damit kann man sich gut über Wasser halten, wie auch die Gehälter der Geschäftsführer großer Entwickler und Publisher zeigen.

Dabei ist bekannt, dass es da in der Industrie, wie in anderen Branchen auch, ein arges Gefälle gibt. Viele Entwickler „an der Basis“ müssen Überstunden schieben und kommen keineswegs überdurchschnittlich weg. Das Geld fließt nach oben und nicht nach unten. Deswegen hat man bei Games One auf Basis der Geschäftsberichte aus dem Jahr 2020 einmal ausgewertet, welche CEOs da am besten dastehen. Im Falle der 40 berücksichtigten Firmen erhalten die CEOs von 27 mehr als 1 Mio. US-Dollar pro Jahr.

In der Regel mischen sich dabei Festgehälter, Aktienoptionen und weitere Boni, die dann die gesamte Kompensation ergeben. Solltet ihr nun denken, dass bestimmt der Geschäftsführer eines bekannten Publishers wie Electronic Arts, Activision Blizzard oder Take-Two auf Platz 1 rangieren würde, dann liegt ihr falsch. Der bestbezahlte CEO ist Robert Antokol des israelischen Mobile-Game-Publishers Playtika. Er sicherte sich 2020 stolze 372.008.176 US-Dollar.

Platz 2 erkennt man dann aber wieder: Es ist Bobby Kotick, der CEO von Activision. Er konnte 2020 exorbitante 154.613.318 US-Dollar mit nach Hause nehmen. Auf Platz 3 folgt dann Andrew Paradise, der Geschäftsführer von Skillz mit 103.321.052 US-Dollar. Aber blickt einfach kurz in einen Auszug aus der Liste:

  • Robert Antokol (Playtika) – $372 Mio.
  • Bobby Kotick (Activision Blizzard) – $154,6 Mio.
  • Andrew Paradise (Skillz) – $103,3 Mio.
  • Andrew Wilson (EA) – $34,7 Mio.
  • Frank Gibeau (Zynga) – $32 Mio.
  • John Riccitiello (Unity) – $22 Mio.
  • Strauss Zelnick (Take-Two) – $18,1 Mio.
  • Taek-Jin Kim (NCsoft) – $15,6 Mio.
  • Min-Liang Tan (Razer) – $10,4 Mio.
  • Debbie Bestwick (Team17) – $10,2 Mio.

Falls ihr euch fragt, warum wir hier nichts von Jim Ryan und Phil Spencer lesen, die jeweils für die PlayStation- und Xbox-Sparten von Sony und Microsoft verantwortlich sind: Die wurden nicht berücksichtigt, da man sich auf reine Spieleentwickler und Publisher fokussierte.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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12 Kommentare

  1. Also mal ganz ehrlich: Bei diesen Summen werde ich Spiele definitiv nicht mehr zum Vollpreis kaufen, denn anscheinend haben die gestiegenen Kosten nichts mit der Entwicklung ansich zu tun, sondern mit der Habgier der Chef-Etage! $372 mil. für eine einzelne Person, was bitte rechtfertigt dies!?!

    • Naja muss man relativieren. Die Vollpreis Titel sind schon lang nicht mehr der große Markt, sondern die In App Käufe auch in GTA Online, Fifa, CoD Warzone etc. oder eben Abos und Kosmetische Gegenstände.

      Vollpreis Spiele wird es immer weniger geben. Hauptsächlich weiterhin bei Singleplayer Titeln.

  2. 372 mio US$??
    Das ist doch totaler Unsinn das Geld einer einzigen Person zu geben?!? Er kann ja gerne sehr gut verdienen, das ist ja ok. Aber 372$?
    Was rechtfertigt 372 mio Dollar? Nichts.

  3. Der Erfolg. Das ist die Rechtfertigung, diese Personen sind für den Erfolg der Firmen verantwortlich und wenn der Erfolg ausbleibt bleibt auch der Lohn. Robert Antokol hat zum Beispiel seine Firma gegründet und zum Erfolg geführt warum soll er sich da nicht für entlohnen…

    • Und was ist bei keinem Erfolg. Muss er dann Geld bezahlen oder kriegt er weiterhin Geld?
      Um falle Blizzards hat der echt viel Geld verbrannt

      • Das spiegelt sich aber nicht in den Umsätzen wieder, dort war das vergangen rollierende Jahr mit einem Umsatz von > 2 Mrd. EUR pro Quartal das erfolgreichste Jahr der Unternehmensgeschichte.

        Activison-Blizzard besteht halt nicht nur aus Blizzard (King macht übrigens mehr Umsatz als Blizzard – beide gehören zu Activison-Blizzard: Quelle: THIRD QUARTER 2021 RESULTS)

  4. André Westphal says:

    Letzten Endes kann ein privatwirtschaftliches Unternehmen immer selbst entscheiden, ob ein Mitarbeiter einen bestimmten Lohn wert ist – sei es nun ein CEO oder auch ein Entwickler. Schlimmer finde ich persönlich es, wenn in der Politik oder viel mehr im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Summen fließen, die der tatsächlichen Tätigkeit aus meiner Sicht nicht angemessen sind und vom Steuerzahler stammen. Zumal es da ja dann immer noch lukrative Nebentätigkeiten gibt.

    Moralisch ist aber natürlich fragwürdig, wenn ein CEO zwei oder gar dreistellige Millionenbeträge einstreicht, Entwickler aber unterdurchschnittlich verdienen und 80-Stunden-Wochen leisten müssen. Das ist in der Spieleindustrie ja bekanntermaßen ein echtes Problem.

    • Du verkennst leider, dass die CEOs die Gehälter selber bestimmen können. Es gibt auf dem C Level einfach keine regulierenden Funktionen, die dem Einhalt bieten könnten.

      • Achso wusste nicht das es den Aufsichtsrat nicht mehr gibt – man lernt nie aus. Im falle einer AG wird der Vorstand auch berufen… Der Aufsichtsrat ist auch an der Festlegung der Gehälter beteiligt.

        AktG

        § 84. Bestellung und Abberufung des Vorstands. (1) 1Vorstandsmitglieder bestellt der Aufsichtsrat auf höchstens fünf Jahre. 2Eine wiederholte Bestellung oder Verlängerung der Amtszeit, jeweils für höchstens fünf Jahre, ist zulässig.

  5. Tim Cook alleine hat 100 Millionen Weihnachtsgeld kassiert… Gerecht? Wohl kaum.

    Gehälter jenseits der 100 Millionen sind völlig Sinnfrei
    und nur mit Gier zu erklären. Wo sollte man hier eine Grenze ziehen? 1 Lebensgehalt einen durchschnittlichen Arbeitnehmers? 2 oder 3? 15 Millionen wäre schon 6 mal so viel wie ein Durchschnittsverdiener in Deutschland in seinem ganzen Leben verdient.

    Man sollte sich auch Fragen was Bezos mit 170 Milliarden anstellen will? Oder Bill Gates ist auch so ein Kandidat. Warum hortet ein einzelner Mensch so viel Geld? Die Menschen unterstützen das leider auch noch, dagegen kann man auch nichts machen. Ich nutze auch gerne Amazon, das heißt nicht das ich deren Chef sein Vermögen gut finde.

    Kapitalismus ist nicht schön, aber was will man machen.

    • Ohne jetzt zu tief auf ersten Absatz einzugehen, haben Bezos und Gates das Geld nicht auf dem Konto und können das auch niemals erhalten. Der größte Teil der Vermögens sind Aktien und Anteile am eigenen Unternehmen. Sollte Bezos, Gates, Musk usw. alle Aktien abstoßen würde a) die Börsenaufsicht das unterbinden b) die ganze Geschichte extrem an Wert verlieren.

  6. Christopher says:

    Solche Gehälter sind ja nicht so, dass man das einfach im Gehaltscheck überwiesen bekommt.

    Die werden einen Vertrag haben wo die bei steigendem Umsatz Aktienpakete oder Optionen bekommen.

    Und jetzt schaut Mal um welches Jahr es geht: Stimmt 2020. Das haben die meisten Games dieses neue Payfeature namens „Pandemie“ rausgebracht was wie ne Bombe eingeschlagen hat und sich in all-time highs von Umsatz und Nutzerzahlen für Computer Spiele niedergeschlagen hat.

    Da konnte man schnell sein Weihnachtsgeld aufbessern wenn man im März 2020 Aktien von Spieleunternehmen gekauft hätte.

    Ich will nicht behaupten dass Gier hier keine Rolle spielt aber ich würde mich auch nicht wundern wenn die einfach Glück hatten bzw halt gute Verträge die sie am Wachstum teilhaben lassen.

    Wenn ein CEO es hinbekommt dass sein eh schon großer Laden seinen Aktienwert in einem Jahr verdoppelt, dann stehen die Investoren Schlange ihm dafür auch eine entsprechende Upside zu garantieren.

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