Snap Friendship Report: Corona-Krise wirkt sich auf Freundschaften aus

Snapchat hat diese Woche seinen zweiten globalen Friendship Report veröffentlicht. Dabei fragte man vor allem nach, wie sich die aktuelle Pandemie auf Freundschaften auswirkt. 30.000 Menschen aus 16 Ländern sowie ausgewählte Experten wurden zu diesem Thema befragt. Die Ergebnisse sind dabei recht vielfältig.

So sind einige Menschen durch die Corona-Krise auseinander gedriftet. Andere kamen sich näher. Das erscheint mir logisch: Durch COVID-19 fallen ja für viele Menschen gemeinsame Aktivitäten weg, die vielleicht in erster Linie für Bindungen gesorgt haben – sei es der gemeinsame Besuch des Fitnessstudios oder die täglichen Begegnungen am Arbeitsplatz. So kann auch sozialer Abstand entstehen.

Die engsten Freundschaften ergeben sich schon in der Kindheit und halten dann oft Jahrzehnte. Sie überstehen dann wohl auch mit hoher Wahrscheinlichkeit die Pandemie, denn man kann gemeinsam über die ungewöhnliche Lage sprechen – auch durch digitale Kommunikation. Zwei Drittel der Befragten (66 %) sagen, dass sie aktuell Online-Kanäle nutzen, um mehr mit Freunden zu kommunizieren als sie es vor der COVID-19-Pandemie getan haben.

Dennoch gaben zwei Drittel der Studienteilnehmer weltweit (66 %) an, dass sie sich seit Beginn der Pandemie einsam fühlen. Traf das in Deutschland vor der Pandemie noch auf jeden Fünften (19 %) zu, fühlt sich seit Corona bereits jeder Vierte (26 %) hierzulande einsam. Das ist zwar deutlich weniger als im weltweiten Vergleich, steht aber dennoch für einen drastischen Anstieg. Mehr als jeder Vierte (27 %) war international der Meinung, dass Social Distancing die Beziehungen zu Freunden geschwächt habe.

Gleichzeitig konzentrieren sich viele Menschen nun laut der Studie nicht mehr auf einen ausufernden Bekanntenkreis, sondern auf engere Freundschaften: „Der Lockdown hat oder hatte eine Art Trichtereffekt. Man verstärkt bestimmte Bindungen und lässt andere außen vor. Es hat also einige Beziehungen in dieser Zeit wirklich gestärkt“, erklärt Guillaume Favre, Soziologe aus Frankreich. Dabei hätten aber auch viele Menschen ehemalige Freunde, zu denen sie gerne wieder Kontakt hätten. Meistens führte räumliche Distanz zum Einschlafen des Kontakts.

Über zwei Drittel der Befragten (67 %) würden es laut Snapchats Friendship Report vorziehen, sich wieder digital zu verbinden. Wenig überraschend, ist ja im eigenen Interesse, weist Snapchat darauf hin, dass da auch visuelle Kommunikation wichtig sei. Meine Frage ist da eher: Wie ist es euch denn ergangen? Sind euch Freundschaften in der Pandemie abhandengekommen? Oder habt ihr eher das Gefühl, euer soziales Netzwerk ist stärker als zuvor?

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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9 Kommentare

  1. Herr Hauser says:

    Man sieht da wahrscheinlich erst wer echte Freunde sind, z.B. man hat sich infiziert ist, erkrankt und wird nach überstandender Infektion nicht ausgekrenzt oder gilt nicht als Gefahr.

    • Wenn man Leute ausgrenzt, bloß weil sie covid-19 haben oder hatten ist man einfach bloß kreuzdämlich, nicht etwa ein guter oder schlechter Freund.

      …und gerade die Demographie, auf die Snapchat vermutlich anspielt, hat persönlich vor covid-19 so wie es aussieht wohl eh nicht groß was zu befürchten.

      • Gerade bei der Truppe spielt dann aber der Umgang mit der Pandemie ne Rolle. „Wie, du kommst nicht? Wir sind doch nur 35 und es ist im Wintergarten!“ Mir ist das egal – wer nicht akzeptiert, dass ich an größeren Menschenansammlungen oder Treffen in Innenräumen wenig Interesse habe hat halt Pech. Aber der 15-jährige, der eigentlich gern seine Eltern schützen würde, hat eventuell Probleme, wenn sein Freundeskreis der Krise nicht so viel zurechnet…

        • Da würde ich zwar grundsätzlich so mitgehen, aber die meisten dieser 35 aus deinem Beispiel sehen sie sicher auch in der Schule. Zumindest hab ich mit 15 meine Freunde hauptsächlich dort gefunden. Bei denen wäre es wieder weit weniger kritisch.

  2. würde es nichtmal groß merken, vorher schon nur fast nur digital unterwegs gewesen. wollte eigentlich mal ein digital gap machen, aber hat sich dann erledigt gehabt.

  3. Eine echte Freundschaft braucht keine Feiern und Partys und ein normales zusammensitzen mit einem Freund ist ja nicht verboten.
    Ist das gleiche Theater wie mit den Kindern, wer hat denen während der Pandemie verboten mit ihrer besten Freundin oder bestem Freund zu spielen.

    Ich glaube wir reden hier eher von einem urbanen Problem, das ohne Pandemie nur kaschiert wird.
    Auf den Land rede ich tatsächlich noch mit dem Nachbarn, den ich seit der Kindheit kenne und die Kinder spielen zusammen. Auch ohne hoch subventionierte Kindergärten.

  4. Thomas Höllriegl says:

    Der Begriff wird viel zu leichtfertig eingesetzt. Jemand mit dem ich ein gemeinsames Interesse Teile ist deswegen noch länger kein Freund. Personen, die ich regelmäßig in Fitnessstudio sehe nenne ich Bekannte oder Trainingspartner. Ein Freund ist für mich jemand, den ich bedingungslos wiedersehen möchte. Ein Freund ergänzt mein Leben, er füllt keine Leerzeit aus. Für Bekannte bin ich da, für Freunde nehme ich mir Zeit.

    • Schön geschrieben.

      Mit vielleicht 1 bis 2 Ausnahmen respektiert sowohl mein bzw der Freundeskreis meiner Frau die Ansicht sich in nicht allzu großen Gruppen zu treffen (also seit Monaten etwa nur maximal 10 Leute und seit steigender Infektionsrate gerade in Berlin 3 bis 4 Personen, wenn überhaupt).

      Freunde sind die mit denen du wochenlang nicht reden musst, aber immer wenn man Kontakt hat sofort auf Augenhöhe ist und es sich so anfühlt als hätte man sich lange nicht gehört oder gesehen. Die ohne großes drumherum an deiner Seite stehen. Hilfe geben wenn man danach fragt. Lieber 1 bis 2 gute Freunde als zig Bekannte

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