Smart TVs: Bundeskartellamt kritisiert die Fernseher als undurchsichtige Datenkraken

Smart TVs sind mittlerweile durchaus brauchbar im Bezug auf ihre Features: Vor einigen Jahren waren die Oberflächen meistens langsam, die Apps nicht sehr performant bzw. fehleranfällig und auch mit Updates war das so eine Sache. Ich ziehe zwar immer noch externe Zuspieler vor, etwa die Nvidia Shield TV, aber mittlerweile geht es eben auch ganz gut ohne. Das Bundeskartellamt hat allerdings Mängel an anderen Punkten gefunden: So fordert man eine bessere Informierung der Verbraucher über die Datensammelwut der Fernseher.

Der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, kritisiert: „Bei vielen Smartfunktionen hinterlassen Verbraucher jedoch digitale Spuren. Die Empfänger der Daten nutzen diese geschäftlich und zwar meistens, ohne die Verbraucher vorab ordnungsgemäß über die Datenverarbeitung zu informieren.“ Smart TVs können das generelle Fernsehverhalten einer Person, ihre App-Nutzung, ihr Surf- und Klickverhalten oder auch biometrische Daten wie Stimme oder Cursorbewegungen sowie die im Einzelnen über den Fernseher abgespielten Inhalte erfassen und zur Auswertung an die Hersteller weiterleiten.

Meistens lassen sich diese umfangreichen Maßnahmen in den Einstellungen der Geräte verhindern. Sich über die einschlägigen Datenschutzbestimmungen allerdings bereits vor dem Kauf zu informieren, sei für den Verbraucher entweder gar nicht oder nur mit sehr großem Aufwand möglich, so das Bundeskartellamt.

Steht das Gerät dann erst einmal daheim, fügen sich die Nutzer den Bestimmungen, da sie keine Alternative sehen. Das Bundeskartellamt hat nun festgestellt, dass die Datenschutzbestimmungen der in Deutschland aktiven Smart-TV-Hersteller fast durchgehend schwerwiegende Transparenzmängel aufweisen und damit gegen Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstoßen. Das liegt auch daran, dass die Datenschutzhinweise für viele Dienste und Nutzungsprozesse gelten sollen und dadurch undurchsichtig sind. Etwa wird gar nicht zuverlässig vermittelt, welche Daten an Dritte gehen.

Auch kritisiert das Bundeskartellamt, dass bei vielen Herstellern leider nicht gesichert sei, dass die TVs in einigen Jahren noch sicher verwendet werden könnten. Denn der Update-Support sei ungewiss. Verbindliche Aussagen zur Länge der Unterstützung mache nämlich kein einziger Hersteller. Aus Verbrauchersicht sei diese Information aber sehr wichtig, um über die langfristige, sichere Verwendung entscheiden zu können. Man empfiehlt dem Gesetzgeber an dieser Stelle zu reagieren.

Das Bundeskartellamt erinnert allerdings, dass man im Sinne des Verbraucherschutzes Untersuchungen wie eben diese durchführen könnte, aber etwaige Rechtsverstöße leider nicht per behördlicher Verfügung abstellen könne. Also müssten nun andere Stellen aktiv werden. Falls ihr einmal den kompletten Bericht ansehen mögt – ihr findet ihn hier kostenlos als PDF zum Download.

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31 Kommentare

  1. Meinen TV-Anbieter sowie andere Datenkraken halte ich zum größten Teil mit einem Rasperry Pi Hole aus meinem Netz fern. Trotzdem funktioniert der Fernseher über Netz noch :-).

    • Das ist in meinem Fall ebenso. Leider funktionieren weder die Updates noch kann ich Bilder für den The Frame downloaden.

  2. Pustekuchen says:

    Nr1 aller Anfragen, die von meinem Pi hole geblockt werden, stammen von meinem Samsung Q80 TV. Schickt sogar Anfragen raus, wenn das Gerät aus ist.

    • Samsung scheint ohnehin die meisten Daten zu sammeln.
      Es gibt extra eine s.g. Sparte gebannt Samsung Ads, hier können Werbetreibende anzeigen auf den Samsung TVs einbuchen. Natürlich auch mit entsprechendem Targeting, da Sehverhalten & App Nutzung protokolliert wird.

      • therealThomas says:

        Hast du Amazon Geräte daheim? Ich hab einen Fire TV und einen Stick und beide zusammen sorgen im Pi-hole für über 40.000 (größtenteils geblockte) Anfragen am Tag! Mein Samsung Smart TV ist auch ziemlich schlimm, aber noch ein gutes Stück davon entfernt.

        • Kann ich bestätigen!
          Ich habe insgesamt 3 Fire-TV Boxen (Box,Dongle und Stick) bei mir im Einsatz. Die machen den Großteil der Abgelehnten Anfragen aus!

    • Herr Hauser says:

      „Schickt sogar Anfragen raus, wenn das Gerät aus ist.“

      Das heißt, wenn er nicht am Strom ist? Wow?!

  3. SWS und smart TV´s das passt nun mal gar nicht zusammen.

  4. Wer ist überhaupt so pervers masochistisch und nutzt die Software der TV-Hersteller? ATV Box oder Stick dran und gut ist.

    • Amazon macht ne gute Box, aber datentechnisch sind die auch nicht besser als die Fernsehhersteller.

    • chilibrenntzweimal says:

      Es gibt ne Menge unbedarfte Nutzer. In welchen Lebensbereichen sollen die sich denn noch fit machen. Man kann nicht in allen Punkten Profi sein.

      • > Es gibt ne Menge unbedarfte Nutzer.

        Meine Mutter zum Beispiel. Hat zum Geburtstag einen ATV bekommen und hat seitdem weit weniger Kopfschmerzen.

    • Ich habe einen LG-TV mit WebOS. Super performant, wird laufend gepflegt und funktional erweitert und dank der LG Magic Remote ist die Bedienung ein Traum. Warum sollte ich da einen Stick anschließen?

      • Warte mal noch etwas ab, wenn es LG auch bei Deinem Gerät geschafft hat die integrierten Funktionen schnarchlangsam mit ein paar Updates zu bekommen, schließt und freiwillig einen Stick an :).

      • Lt meinem PiHole liegt die Anzahl der abgelehnten Anfragen bei meinem LG-TV im unteren Mittelfeld. Zumindest fällt dann auch die nervige Werbeeinblendung bei den privaten Senderm (wenn ich mich denn mal dahin verirre) weg. Dafür gint es schöne PiHole Listen für die Blacklist.

    • Android TV-Boxen haben fast nie Dolby Vision oder ähnliches. Und wenn ich schon mehr Geld in einen teureren OLED TV investiere möchte ich schon die Features nuten.
      Die Apps in meinem 3 Jahre alten LG sind immer noch schnell genug und unterstützen UHD / Dolby etc. Und es kommen sogar neue Apps wie Disney+ noch dazu.
      Ausserdem werden die China-Boxen auch sehr oft nach Hause telefonieren!

  5. Nachdem dies nun endlich festgestellt wurde – wie hoch sind die Forderungen an Strafgeldern gegen diese Unternehmen? Diese Zahl würde mich mehr interessieren. Und: Fließen die Zahlungen schon?

  6. Tja, wer hätts gedacht?
    Ähm…. JEDER
    Wer glaubt das Smarte TVs so samrt sind glaubt auch das Facebook ein Soziales Medium ist und das Zitronenfalter Zitronen falten…
    Aber die Dummheit geht so oder so weiter, man lernt nicht aus, macht die gleichen Fehler oder gar noch schlimmere obwohl man es besser weiß.

    • Natürlich sollte man nicht allzu blauäugig sein. Aber ich setze mir auch keinen Aluhut auf.
      Man kann aber mit relativ bescheidenen Mitteln den Grossteil der Tracker etc. blocken (PiHole), ohne die smarte Funktionalität des TV zu verlieren.

  7. Kurt Hectic says:

    Pi Hole ist da schon eine Segen. Auch hier der Samsung TV unangefochten an 1. Stelle.
    Wer wie ich, keine Lust auf eine externe Streaming-Box hat, und gleichzeitig alle relevanten Apps haben möchte, der kommt allerdings um einen Samsung ab Mittelklasse nicht vorbei. Tizen ist super performant, zumal bildtechnisch auch vorne mit dabei. Mein „alter“ Samsung bekam noch 4 Jahre nach Kauf Updates und neue Apps. Das man hier 10 Jahre und mehr mit Updates versorgt wird, ist doch in der heutigen Zeit völlig unrealistisch. Teils teurere Smartphones wechseln die Leute wie ihre Unterhose, aber bei einem Fernseher ist es dann ein Problem? Beides ist Mist und unnötiger Abfall, keine Frage! Die Zeiten sind einfach andere als früher, die Entwicklung geht schneller voran, es kann billiger produziert (deutlich zu spüren an der minderwertigen Fertigungsqualität heutiger Geräte) und konsumiert werden.

  8. @André:
    Nach dem ersten Absatz zu urteilen, hast du diese Entwicklung begeistert mitgemacht.
    Kannst Du auch erklären, worin Du den Vorteil gesehen hast als, die Oberflächen noch unbrauchbar waren und wieso Du trotz fehlendem Support dabei geblieben bist?

    @Alle:
    Philips hat vor kurzem den Momentum 558M1RY vorgestellt. Ein 55″-Gamingbildschirm mit VA-Panel und Ambilight/Ambiglow. Aus meiner Sicht also ein Fernseher, der ein besseres Schwarz bietet als die IPS-Panels, das von mir gewünschte Ambilight, technisch auf dem neuesten Stand ist (USB3!), aber kein eigenes Betriebssystem hat.
    Spricht irgendwas gegen diesen Fernseher? Und würdet ihr für einen gemeinen Nutzer eher die Xbox, die Playstation oder den RasperryPi mit DVD-Laufwerk als Media Center empfehlen?

    • Bei VA Bildschirmen kann die Blickwinkelstabilität problematisch werden. Das hat sich zwar verbessert, aber ich würde mir das genau anschauen, denn wenn man dann ein paar Meter weit weg nen Film guckt und dabei nicht direkt mittig davor sitzt, kanns dann schon nervig sein, gerade, wenn man zu mehreren guckt oder bspw der Fernsehsessel zu tief ist.

      IPS hat nicht das beste Schwarz, dafür kann es aber alles andere, was bei einem Fernseher wichtig ist. Besser kann das nur OLED. VA würde ich eher nicht ausprobieren, wenn es um Filmegucken geht.

      Als Mediencenter auf keinen Fall eine Konsole. Die verballern schon im Leerlauf zwischen 60-70 Watt und wenn der Film läuft sogar mehr. PlayStation ist wegen ihrem lauten Lüfter ohnehin nur eine Notlösung für Medienkonsum. Da würde ich den Rasperry vorschlagen oder einen FireStick oder einen MiniPC, die brauchen alle unter 20 Watt und im Leerlauf unter 5 Watt.

      Wenn es so sein sollte, dass die meisten Filme von BluRay oder DVD kommen, dann würde ich mir eher kein Mediencenter hinstellen, sondern einen echten BluRay Player kaufen.

      • Ich habe viele DVDs und eine große Festplatte. Finde aber keinen Player, der USB3 bietet und auf SmartTV möchte ich weitestgehend verzichten. Daher kam ich auf Konsolen. FireStick auf gar keinen Fall. Was die SmartTVs im Geheimen tun, macht Amazon doch ganz offen.

        Gut, ich schaue mir die Fernseher von Philips noch mal an. Danke sehr!

        • Dann kannst du aber im Prinzip jeden Fernseher nehmen. Wenn du nur die Datenübermittlung sicher verhindern willst, brauchst du bloß bei der Installation kein WiFi Passwort vergeben und kein LAN Kabel anstecken, dann hat der Fernseher keine Möglichkeit, ins Internet zu kommen.

    • André Westphal says:

      Ich hab die internen Apps der TVs nie intensiv genutzt und immer was externes drangehängt – auch heute ist es bei mir die aktuelle Nvidia Shield TV. Allerdings muss ich zugeben, dass der LG C9 der erste TV ist, den ich Zuhause habe, bei dem ich die Performance der internen Apps flott genug finde. Allerdings würde ich mich da ungern auf die Update-Sicherheit verlassen – daher ist es bei mir die Shield geblieben.

      Aber für die Arbeit schaue ich damals wie heute natürlich in die Systeme, Oberflächen und Apps der TV-Hersteller rein. Und es hat sich eben viel getan – vor ein paar Jahren fand ich die internen Apps der Smart TVs noch völlig unbrauchbar (für mich persönlich). Speziell von Android TV an den Sony TVs kann ich ein Liedchen singen ;-).

      • Danke für die Antwort. Der erste Absatz hat wirklich irritiert

        Ich persönlich halte von SmartTV gar nichts. Abgesehen von der integrierten Werbung kommt alle halbe Jahre eine Nachricht, dass wieder irgendeine Funktion drei Jahre nach Vorstellung eingestellt wurde. Verbindungen zu YouTube und Amazon sind häufig dabei, weil die API sich ändert und die Hersteller keine Lust habe ihre Geräte zu aktualisieren.

        Werde mir das Shield mal ansehen. Danke

  9. NanoPolymer says:

    Leider bekommt man fast keine Geräten mit gutem Display die kein Softwaremüll an Board haben. Muss man alles nicht nutzen, ja, aber stören tut es im Zweifel trotzdem.

    Als Zuspieler hab ich mittlerweile nur noch einen PC. Das läuft flüssig und ich kann einfach alles abbilden. Sicher geht über den einen oder anderen Stick etwas besser dafür Dutzend andere Sachen schlechter oder gar nicht. Guter Nebeneffekt dank Adblocker im Browser gibt es auch keine Werbung bei einigen Streaming Plattformen. Am FireTV Stick zb hingegen schon.

  10. Trotz Pi-hole hat bei LG TV noch nie Internet bekommen micht hat bei Kauf nur die Bild Qualität interessiert der rest wird extern erledigt.

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