Sitztest: Der Secretlab Titan Evo

Meine Kollegen im Blog und ich, wir sitzen sehr viel. Aus diesem Grunde haben wir schon zahlreiche Schreibtische und Sitzmöbel getestet. Das bietet sich da ja an. In der letzten Zeit habe ich wieder einmal auf einem anderen Stuhl gesessen, dem Secretlab Titan Evo, Baujahr 2022. Der erinnerte mich bautechnisch sehr an den noblechairs Legend, sodass ich fragen musste, ob da in der Fabrik vielleicht eine Firma für zwei Marken fabriziert. Macht man jedoch nicht, so sagte man mir.

Secretlab ist ein Hersteller von Gaming-Stühlen mit Hauptsitz in Singapur. Das Unternehmen wurde im Jahr 2014 gegründet und hat sich schnell zu einem der führenden Anbieter von Gaming-Stühlen entwickelt, was sicherlich auch an den Gründern liegt, die aus der E-Sports-Szene kommen.

Die Stühle von Secretlab zeichnen sich laut Hersteller durch ihre ergonomische Formgebung, ihre hochwertigen Materialien und ihre langlebige Verarbeitung aus. Sie sind speziell für Gamer konzipiert und bieten eine Vielzahl von Funktionen, wie zum Beispiel verstellbare Armlehnen, eine verstellbare Rückenlehne und eine robuste Basis. Irgendwie auch Dinge, die ich am Schreibtisch generell bei einem Stuhl voraussetze.

Secretlab bietet auch eine Vielzahl von Designs und Farben an, die es den Kunden ermöglichen, einen Stuhl zu wählen, der zu ihrem persönlichen Stil und ihrem Gaming-Setup passt. Einige der Designs sind in Zusammenarbeit mit bekannten E-Sport-Teams und Influencern entstanden. In Partnerschaft mit HBO stellte es Gaming-Stühle im „Game of Thrones“-Stil vor.

Da ich im Büro nicht nur einen Arbeitsplatz habe, habe ich mich einmal für die Minecraft-Ausgabe entschieden, denn die dürfte mein Sohn so auch mal probesitzen – obwohl wir natürlich zu unterschiedlichen Sitzgrößen greifen müssten. Das war dann auch gleich ein netter Punkt, denn die Secretlabs-Stühle gibt es in diversen Größen. Small für Leute unter 1,69 m und 90 Kilo, dann eben den Regular bis 1,89 m und rund 100 Kilo und den XL für große Menschen bis 2,05 m und 180 Kilo.

Ich selbst habe die Regular-Variante, die reicht noch ein paar Wachstums-Zentimeter – und beim Gewicht ist auch noch Luft. Secretlabs bietet verschiedene Modelle an und auch jede Menge Überzüge. Von Hybrid-Kunstleder zu Nappaleder – oder eben zu einem Gewebe, welches mein Teststuhl hat. Der Secretlab Titan Evo kommt zerlegt zu euch, ist aber recht flott aufgebaut. Wie das Ganze bei euch ankommt, zeigt am besten der Lieferumfang des Stuhls, der aus einem Stahlrahmen besteht:

  1. Magnetisches Kopfkissen aus Memory-Schaum
  2. Secretlab TITAN Evo Rückenlehne
  3. Secretlab TITAN Evo Sitzbasis
  4. Secretlab Armlehnen-Oberseiten aus PU-Schaum (CloudSwap-kompatibel)
  5. Magnetische Seitenteile
  6. Multifunktionale Wippmechanik
  7. Hydraulikkolben der Klasse 4
  8. Hydraulikummantelung
  9. Kipphebelgriff Höhenverstellung
  10. Griff des Kippverriegelungshebels
  11. ADC12 Aluminium-Radstand
  12. PU-Laufrollen
  13. Montage-Werkzeugsatz
    • Langer Inbusschlüssel
    • 4x M8-Schrauben
    • Magnetischer Schraubendrehergriff
    • Kreuzschlitz- und Sechskant-Wechselbit

Im Paket befindet sich zusätzlich noch eine bebilderte, englischsprachige Anleitung. Alles kein Hexenwerk, da dürfte man in maximal einer halben Stunde durch sein. Nett fand ich da die magnetischen Abdeckungen und Armlehnen, das sorgt bei Bedarf für flotte Wechsel und wenig Frickelei. Doch dazu gleich gesondert noch etwas.

Einstellmöglichkeiten gibt es klassisch für Höhe, Tiefe, Winkel und Abstand. Großes Plus, das viele Stühle nicht haben: eine integrierte Lordosenstütze (vertikal und horizontal) für den Lendenwirbelbereich, die ebenfalls flexibel einstellbar ist. Erster Eindruck also nach dem Aufbau: Hochwertig verarbeitet und stabil wirkend.

Das erste Sitzen war überraschend. Die Sitzfläche ist angenehm groß und der Stuhl ist auch keiner von diesen weichen Wabbeldingern – man sitzt richtig gut auf ihm, was natürlich voraussetzt, dass man ihn optimal auf seinen Körper eingestellt hat. Große Überraschung für mich: Die Formung der Rückenlehne sorgt dafür, dass der Secretlab Titan Evo der erste Stuhl ist, an dem mich das (magnetisch zu befestigende) Kissen im Kopfbereich nicht stört. Das ist tatsächlich mal echt bequem. Die Lordosenstütze arbeitet so, dass man sie über 2 Drehregler steuern kann – in Höhe und Tiefe. Keine Ahnung, was ich da für einen krummen Rücken habe. Denn während ich bei allen Stühlen die Tiefe gut justieren und im Rücken auch spüren kann, sieht es bei der Höhenverstellbarkeit irgendwie anders aus, da merke ich persönlich nicht viel von. Secretlab nennt das ganze übrigens 4-way L-ADAPTTM Lumbar System.

Wie ich oben schrieb: Der Secretlab Titan Evo erinnerte mich zumindest vom Fußkreuz und den anderen Steuerelementen sehr an den noblechair. Selbst die Kipphebelgriffe sind identisch. Die sitzen unter der Sitzfläche und sorgen dafür, dass ihr den Stuhl in der Höhe verstellen könnt – und auch das Kippen nach hinten ist möglich (bis zu 165°). Da sollte man übrigens beim Verlagern nach hinten nicht das komplette Gewicht im Rücken haben, denn sonst gehts flott nach hinten. Nein, ihr kippt nicht um, es wäre aber eher ruckartig. Geschmeidiger ist es, wenn man langsam in die Rückenlage geht. Falls ihr merkt, dass ihr Probleme beim Verlagern nach hinten habt, dann dreht unten am Winkelanpassungsknopf herum.

Was bisher bleibt: Die Verarbeitung und das Material sind gut. Mich stört nicht, dass die Armlehnen minimal Spiel haben. Ich sitze jeden Tag auf einem Stuhl, der auch auf 4D-Armlehnen setzt. So viel wird man sich nicht bewegen, als dass das stören würde. Dass man so viele Optionen hat, sich bequem zu positionieren, finde ich gut. Auch die Tatsache, dass die Sitzfläche des Stuhls recht groß und fest ist, empfinde ich als Vorteil, selbst bei 12-Stunden-Tagen.

Das zweistufige System zum Stützen der Lendenwirbel erschließt sich mir noch nicht ganz. Ich erkenne derzeit nur die übliche Tiefe, nicht aber wirklich die Höhe. Grundsätzlich macht der Secretlab Titan Evo einen sehr guten Job, ich habe extrem gut gesessen. So ein Test kann aber leider nicht sagen, wie es mit dem Material in x Jahren aussieht. Auch preislich muss man das für sich entscheiden. Oft finde ich viele Bürostühle und Gaming-Stühle zu teuer für das Gebotene. Solche Stühle sind mittlerweile auch Prestigeobjekt für einige Menschen, so wie es früher halt vielleicht Turnschuhe oder andere Klamotten waren. Man bezahlt für den Namen oder bestimmte Zusätze.

Der Secretlab Titan Evo liegt in seiner Grundausstattung bei 524 Euro (sehr schade, das hat man von 449 Euro Einstiegspreis beim Erscheinen ordentlich angehoben). Preislich liegt man da mit der Lordosenstütze (es gibt keine Sitzautomatik) im Mittelfeld. Das Zubehör schlägt natürlich zu Buche, so kosten auswechselbare Armstützen 79 Euro – und je nach Polsterung ist auch ein Aufpreis mit drin. Da muss man natürlich schauen, was man möchte.

Unabhängig vom Preis: In der Testzeit sehr bequem und knarzfrei. Das Material wirkt gut verarbeitet. 3 Jahre Garantie gibt es, 5 bei Registrierung. Der Komfort ist hoch, auch an scheinbar ewig dauernden Arbeitstagen. Preislich gibts einiges darunter – und logischerweise auch darüber. Der Markt ist hart umkämpft – alternativ kann man in vielen Fällen auch gute Alternativen im (guten) Bürostuhlsegment finden, wenn es nicht nur um Optik gehen soll, Interstuhl hat da einiges in petto.

 

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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9 Kommentare

  1. Schöner Artikel. Noblechair und Secretlab sind tatsächlich quasi identisch. Ein Kumpel hat einen Secretlab und ich einen Noblechair.

    Was mich persönlich „stört“ ist, dass man beide Marken quasi fast nirgendwo Probesitzen kann. Das sieht bei den „normalen“ Bürostühlen ganz anders aus. Und Mal eben mehrere bestellen und die riesen Pakete zurück schicken macht wahrscheinlich auch nicht wirklich Spaß.

  2. Nokiezilla says:

    Sobald mein DXRACER seinen Geist aufgibt, wird es wohl so ein Stuhl werden. Noch bin ich mit meinem sehr zufrieden, ist nun 7j alt und wie neu.

  3. Danke für den Test. Haben den Titan seit ca. 9 Monaten und bin auch angetan. Die „klapprigen“ Oberteile der Armlehnen haben mich anfangs auch irritiert.

    Nicht so gut finde ich, dass sie der Stuhl nicht weiter als „horizontal gerade“ nach vorn verstellen läßt. Wünschte mir, dass ich ab und zu mal Druck auf die Oberschenkel geben könnte. Nach hinten geht natürlich ausreichend.

  4. Sorry, aber die Optik ist zum fremdschämen. Was aber auch auf 99% der „Gaming“-Stühle zutrifft.

    • Falls du das Muster / Farbe meinst, bin ich bei dir, aber den gibt es auch in neutralen Farben

  5. Als bester Stuhl für mich hat sich ein gepolsteter HÅG Capisco (ohne Kopfstütze) herausgestellt. Aber Vorsicht – die Dinger sind nicht nur hochpreisig, man sitzt auch ganz anders darauf (Stichwort Sattelsitz). Ist sicher nicht für jeden, aber bei mir haben sich Rückenprobleme und dgl. seit der Anschaffung vor ein paar Jahren verflüchtigt (nutze 2 Stück, einen davon im Büro).

  6. Es wäre schöner (und passendere zum Blog), wenn man statt diesen Chinakrachern Qualitätsprodukte made in Germany hier mal vorstellen würde. Mit Gamechanger und Backforce gibt es zwei wirklich gute Alternativen, die qualitativ und ergonomisch *erheblich* besser sind.

    Secretlabs und Noble Chairs werden übrigens in den gleichen Hallen verbaut. Anderer Bezug, fertig. Der Rest ist Marketing…

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