Samsung Gear Fit2 Pro im Test

Am Handgelenk begleitet mich schon seit langer Zeit ein sehr kostengünstiges Wearable, das mir neben der Uhrzeit unter anderem auch die Anzahl bisher gelaufener Schritte, zurückgelegte Distanz und unter Verwendung der Mi Tools für Android auch empfangene Nachrichten auf’s Display zaubert. Die Rede ist natürlich vom Mi Band 2 von Xiaomi. Selbiges sorgte seitdem auch dafür, dass für mich noch kein wirklicher Bedarf an einer “echten” Smartwatch aufgekommen ist.

Weil ich aber auch einmal über den “Tellerrand hinaus” blicken möchte, habe ich mir nun einmal über zwei Wochen Samsungs aktuellstes Fitnessarmband Gear Fit2 Pro für einen Test zukommen lassen. Schließlich könnte sich hier für mich die Lücke zwischen zu kleinem Display und zu teurer Smartwatch schließen, kostet die Fit2 Pro im Vergleich doch “nur” 229 €.

Das Wearable kommt in zwei unterschiedlichen Größen – S (125-165 mm) und L (158-205 mm). Mich hat glücklicherweise die größere Version erreicht, anscheinend ist bekannt, dass ich nicht unbedingt zu den Menschen mit zierlichen Handgelenken zähle 😉

Folgende Spezifikationen weiß die Gear Fit2 Pro vorzuweisen:

Specs Gear Fit2 Pro
  • Display: 1,5 Zoll Curved Super AMOLED mit 216 x 432 Pixeln (310 ppi), Corning Gorilla Glass 3
  • 16 Millionen Farben
  • Betriebssystem: Tizen 3
  • Verbindung: WLAN 802.11 b/g/n 2,4 GHz, sowie Bluetooth 4.2
  • Dual Core-Prozessor mit 1 GHz Taktung
  • Arbeitsspeicher: 512 MB
  • interner Speicher: 4 GB (frei verfügbar: 2 GB)
  • Sensoren: Beschleunigungssensor, Barometer, Lagesensor, Pulssensor
  • Abmessungen/Gewicht: 51,3 x 25,0 mm / 33 g
  • GPS, GLONASS
  • Akku: 200 mAh (laut Hersteller bis zu 3-4 Tage Laufzeit bei typischer Nutzung, bei geringer Nutzung bis zu 5 Tage), GPS Battery Time bis zu 9 Stunden
  • in Verbindung mit Spotify Premium lässt sich Musik offline speichern und unterwegs abspielen
  • fortlaufende Pulsmessung 24/7 möglich
  • recht umfangreiches Schlaf-Tracking
  • Farbvarianten: Schwarz oder Rot
  • Wasserdicht bis zu 5 ATM nach ISO Standard 22810 (“Nicht geeignet für Aktivitäten wie Springen in das Becken, Sporttauchen, Wasserski oder ähnliche Wasseraktivitäten mit hoher Geschwindigkeit und/oder Aktivitäten in tiefem Wasser”)
  • kompatibel mit Android-Geräten ab Version 4.4 und iPhones ab iOS 9.0

Besitzer des Vorgängermodells Gear Fit2 dürften beim Blick auf das Wearable als auch auf die Spezifikationen nur gelangweilt mit den Augen rollen. Denn das Pro-Modell unterscheidet sich nur minimal in beiden Bereichen. Der Umstieg lohnt hier meiner Meinung nach in keinem Fall.

Beim ersten Anlegen des Geräts fällt umgehend auf, dass sich die Gear Fit2 Pro durch das leicht gebogene Display perfekt an den Arm anpasst und dadurch nirgends drückt oder ähnliches. Das Silikon-Armband sitzt gut, mir wäre allerdings für den Alltag ein anderes Material lieber. Da das Gerät aber nun einmal für Sportler ausgelegt ist, ergibt Silikon als schnell zu reinigendes Material durchaus Sinn. Immerhin sammelt sich ja mit der Zeit dann doch flott Schweiß darunter. Ansonsten ist das Gerät Samsung-typisch top verarbeitet und sieht mit dem leicht gebogenen Display auch sehr gut aus.

Galt beim Vorgänger noch die IP68-Zertifizierung, hat Samsung hier nun eine Schippe draufgelegt was die Wasserdichte angeht. Bis zu 5 ATM soll die Uhr nun aushalten und wird damit schwimmtauglich. Konnte ich in der Form im Testzeitraum auch wegen des herbstlichen Wetters leider nicht mehr testen, sowohl Dusche als auch das Waschbecken hat die Fit2 Pro dann aber wenigstens schon einmal unbeschadet überstanden.  

Im Inneren des Wearables arbeitet das Betriebssystem Tizen in Version 3, angetrieben von einem halben Gigabyte Arbeitsspeicher und einem Dual Core-Prozessor mit einer 1 GHz-Taktung. Liest sich lahm, sorgt aber in Wirklichkeit immer noch für eine sehr flüssige Bedienung des Displays und seiner Funktionen.

Nach dem ersten Aktivieren des Fitness-Bands hat sich dieses umgehend mit dem Note 8 verbunden, was nur wenige Augenblicke in Anspruch nahm und niemanden mit der Einrichtung überfordern sollte.

Ein Wisch nach rechts listet alle eingegangenen Benachrichtigungen auf, wischt man nach links, werden nach und nach alle möglichen Widgets durchgescrollt. So beispielsweise die gelaufenen Schritte, erklommene Stockwerke oder auch die Option einzugeben, wie viele Tassen Kaffee oder Wasser man zu sich genommen hat. Grundsätzlich warten über 3.000 “Apps” im Store auf den Gear-Nutzer, davon sind allerdings die meisten nur Watchfaces, im Rest sucht man fast vergeblich nach wirklich nützlichen Apps. Spotify (bereits vorinstalliert) bildet hier jedoch eine große Ausnahme, denn mit der Fit2 Pro lässt sich in Verbindung mit einem Premium-Account bei Spotify die geliebte Musik sogar offline speichern und später beim Joggen wiedergeben. Das ist zwar kein Novum, allerdings unterstützen diese Möglichkeit derzeit nur ganz wenige Wearables.

Die Bedienung geht nach relativ kurzer Zeit in “Hand und Fuß” über, zwei Buttons an der rechten Gehäuseseite bilden die einzige Ausnahme im sonst durch Touch-Gesten gesteuerten System. Der obere Button dient der Zurück-Funktion, unten befindet sich der Home-Button. Wer das Display der Uhr umgehend ausschalten will, der bedeckt dieses für einen ganz kurzen Moment mit der Hand.

Bedingt durch das derzeit vorherrschende Wetter hier oben im Norden habe ich mich in den letzten Wochen nicht wirklich für sportliche Aktivitäten nach draußen gewagt. Um dennoch herauszufinden, wie gut die automatische Erkennung von Aktivitäten funktioniert, legte ich diverse Sprints über verschiedene Distanzen hin. Diese wurden von der Uhr durchweg als Laufen erkannt. Das funktionierte des weiteren genauso beim Radfahren, außerdem soll das System sogenannte “dynamische Sportarten” wie Basketball als solche erkennen können.

Das integrierte GPS funktionierte fast immer zuverlässig. Nur ganz selten passierte es, dass die Position falsch gemessen wurde. Wo wir gerade noch bei den Sensoren sind, auch der Pulssensor macht eine wirklich gute Arbeit. Dieser kann nun auch durchgängig euren Puls prüfen und bei diversen Aktivitäten darauf hinweisen, wenn die Pumpe unruhig läuft und man vielleicht eine Pause einlegen sollte. Apropos Hinweise: Wer sich abends dann mal auf die Couch wirft, um abzuschalten, wird nach spätestens einer halben Stunde daran erinnert, sich eventuell ja doch nochmal wieder zu bewegen und seien es auch nur ein paar Dehnübungen. In Verbindung mit einem Smartphone kann man außerdem Benachrichtigungen diverser Apps empfangen und teils sogar mit kurzen vordefinierten Antworten reagieren. Hier kommt echtes Smartwatch-Feeling auf. Informationen zum Wetter oder Kalendereinträge kann das Band auch ohne per BT gekoppeltes Smartphone per WLAN abrufen.

Auf der Fit2 Pro sind bereits neben Spotify ein paar wenige Apps vorinstalliert. Dazu gehören solche von Partnern wie MyFitnessPal, Under Armour (hier sind sogar die Premium-Features für ein Jahr freigeschaltet) oder auch Speedo. Gerade die Speedo-App Speed On dürfte Viel-Schwimmer erfreuen, kann sie doch dazu genutzt werden, geschwommene Bahnen, etc. aufzuzeichnen. Der aktivierbare Water Lock-Modus sorgt zudem dafür, dass durch das Wasser auf dem Display nicht eventuell unbeabsichtigte Eingaben getätigt werden.

Bei der Akkulaufzeit spricht Samsung bei “typischer Nutzung” von rund drei bis vier Tagen, bei geringer Nutzung sogar von bis zu fünf Tagen Laufzeit. Mal ganz außen vor gelassen, dass typische und geringe Nutzung weit dehnbare Begriffe sind, muss ich hier leider berichten, dass ich mit Glück zwei Tage Laufzeit erreicht habe und das, obwohl ich das integrierte WLAN fast durchgehend deaktiviert hatte. Meine Nutzung beschränkte sich in den ersten Tagen noch auf das Anzeigen der Uhrzeit, Abrufen meiner gelaufenen Schritte und natürlich das Herumfriemeln in den Einstellungen und das Anpassen des Designs. Alles nichts, was den Akku wirklich hart belasten dürfte. Dennoch: Nach spätestens anderthalb Tagen fühlte ich mich aufgrund knapp 25 Prozent Restladung schon dazu genötigt, das Gerät wieder an der Ladeschale anzudocken. Von komplett leer bis voller Akku benötigte die Fit2 Pro dann aber auch nur knapp 45 Minuten. Das kann man aushalten.

Beim Testen der automatischen Aktivitäten-Erkennung und so weiter war dann bei spätestens 1,5 Tagen Feierabend mit der Batterie. Auf drei bis vier Tage Laufzeit kam ich zu keiner Zeit. Dennoch gibt es einen Stromsparmodus, der dann natürlich auf Kosten zahlreicher Funktionen deutlich mehr Laufzeit rausholt. Viel-Sportler, die dann auch noch Musik dabei hören wollen, dürften vermutlich nach einigen Stunden Einsatz bereits zur Ladestation hechten.

[color-box color=“green“ rounded=“1″]Pros:

  • stylisches Design
  • hübsches Display mit guter Auflösung
  • angenehmer Tragekomfort
  • flüssige Bedienung trotz schmaler Hardware
  • Spotify offline nutzbar
  • schwimmtauglich dank Wasserdichtigkeit bis 5 ATM
  • schnell wieder aufgeladen
  • beinhaltet Smartwatch-Features wie App-Benachrichtigungen
  • 24/7 Pulsmessung möglich
  • starke Partner-Apps (UA, MyFitnessPal, Endomondo, Speedo)
[/color-box] [color-box color=“red“ rounded=“1″]Cons:

  • Display dürfte bei direkter Sonneneinstrahlung noch heller sein
  • Akku mit 200 mAh reicht maximal für zwei Tage Laufzeit bei “normaler Nutzung”
  • die vermeintlichen “über 3.000 Apps” im Store beschränken sich vorrangig auf teils kostenpflichtige Watchfaces, sonst kaum sinnvolle Apps enthalten
[/color-box]

Die Gear Fit2 Pro dürfte aus genannten Gründen vor allem für Schwimmer interessant sein, doch auch sonst handelt es sich um ein durchaus empfehlenswertes Fitness-Band für nicht ganz günstige 229 €. Und das nicht zuletzt aufgrund der integrierten Smartwatch-Features. Auch die Möglichkeit, seine Spotify-Musik offline sichern und per Bluetooth beim Laufen o.ä. an seine Kopfhörer streamen zu können, ist klasse.

Samsung hat die bereits beliebte Gear Fit2 nicht neu erfunden, dafür aber mehr als sinnvoll erweitert und verbessert. Lediglich die Laufzeit-Angaben vom Hersteller decken sich so gar nicht mit meinen Erfahrungen während des Tests.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: PayPal-Kaffeespende an den Autor. Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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17 Kommentare

  1. Wolfgang D. says:

    Danke für die Review. Ich vermute, du bleibst beim MB2. Die Benutzungszeit ist ja noch schlechter als bei der Gear S3.

  2. nicht mal näherungsweise ein Konkurrenzprodukt zum MBzwo – vom lachhaften Preis mal ganz abgesehen.

  3. Weiß jemand ob die Pebble-Uhren noch zuverlässig funktionieren? Interessiere mich für eine Pebble Time (Steel).

  4. Wolfgang D. says:

    @Chip
    Natürlich funktioniert meine Pebble Time noch zuverlässig. Seit dem Kickstarter Projekt von vor zwei Jahren. Und sie hat bei mir schon über zehn Konkurrenten kommen und gehen sehen.

  5. @Wolfgang
    Meine Frage war auf die Anbindung gerichtet, aber dass sie auch so noch läuft ist natürlich auch wichtig. Kannst du etwas zur softwareseitigen Anbindung sagen?

  6. Wolfgang D. says:

    @Chip
    Dieses Jahr nimmt man noch die Pebble App, die funktioniert künftig auch offline nach Abschaltung der Server. Die alternative Android App von Gadgetbridge funktioniert auch schon. Bei IOS gibt es spätestens dann Probleme, wenn Apple irgendwas ändert.

  7. Unter Spotify haben die Songs alle 10 Sekunden Aussetzer trotz Premium.
    Ist dir nicht aufgefallen? Bei der App- Beurteilung seit einem Monat nur negative Beurteilungen, und Spotify oder Samsung haben offenbar kein Interesse an einer Verbesserung.

  8. Tut mir leid @Gerald, aber das muss ich tatsächlich verneinen. Wenngleich ich die App nun auch nicht stundenrund getestet habe, während gut einer halben Stunde Laufzeit konnte ich keinerlei Aussetzer feststellen :/ Handelt sich ja aber scheinbar definitiv um einen Einzelfall deiner Aussage nach

  9. Was ist denn eine mbzwo? 😉

  10. @Be
    Eine „Mi Band 2“ von Xiaomi.

    Für mich sind alle Fitnesstracker rausgeschmissenes Geld, es ist ein reinstes Hipster Spielzeug das kein Mensch braucht.

  11. Hinsichtlich der „Schön-Wetter-Eignung“ kann ich nach 10 Tagen Portugal-Urlaub ergänzen, dass die Uhr Schwimmen im Meer gut gemeistert hat. Das Display kann man bei sommerlichen Wetter noch immer gut lesen und die Akkuleistung lässt bei „normaler“ Nutzung (Schritte, Sport (im Urlaub jeden Tag) und Schlaftracking) wirklich sehr schnell nach – auch ohne Wlan-Aktivierung. Nach etwa 1,5 Tagen gab es die erste Warnung.

  12. Hans Günther says:

    Ich bin ja immer noch Feuer und Flamme für meine Garmin Forerunner 35.
    Im Gegensatz zur Gear Fit 2 Pro hält der Akku hier locker 5 Tage, wenn man 2 Stunden pro Woche läuft!
    Und das Gerät bemerkt man im Alltag fast nicht. Normalerweise mag ich keine Uhren tragen, aber die Garmin nimmt man kaum wahr.

    Alles in Allem bin ich sehr zufrieden!

  13. 230€ finde ich ziemlich teuer für so ein Fitness-Bändchen. Für 50€ mehr bekommt man schon eine richtige Smartwatch in Gestalt einer Gear S3, die man zu jedem Anlass tragen kann, ohne dass es peinlich aussieht.

  14. Wolfgang D. says:

    Die Smartphone Hersteller haben es einfach nicht drauf und bauen einem denselben Mode-Müll wie bei den Telefonen zusammen.

    Oder warum muss ich zu „Multisport-Athleten Abenteurer Outdoor Ironman“ Geräten greifen, um Standardfunktionen wie lange Akkulaufzeit, dauerhaft ablesbares Display, und per Knopf bedienbare Benutzeroberfläche, in Verbindung mit Benachrichtigungen vom Smartphone und einem 24h Tracking, zu bekommen?

    Aber egal, Leute, kauft ruhig weiter modischen Müll.

  15. Hans Günther says:

    @Wolfgang D.: Sieh‘ dir mal die Garmin Forerunner 35 an! Die kann alles, was du willst und kostet 160 EUR.

  16. Mich würde mal ein Vergleich der Fitbit Ionic mit der Garmin VivoAcitve 3 interessieren, wenn Ihr davon Testgeräte erhalten könntet.

  17. Teste dich mal die Amazfit Bip 😉

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