Rockmelt: die nächste Browser-Totgeburt

Erinnert sich noch jemand an Flock? An den Browser, der auf Firefox basierte, ausgestattet mit einer Vielzahl an Schnittstellen für soziale Netzwerke & Co? Vorgestellt hatte ich Flock damals ja oft genug. Mittlerweile ist man von Firefox weg und basiert auf Chromium. Spannende neue Features? Innovationen? Nö. Nur ein Browser mit ein paar Erweiterungen. Relativ unspannend mittlerweile. Die Dienste kann sich jeder in den Browser holen.

Doch nun wird natürlich wieder eine andere Sau durchs Dorf getrieben, die sich RockMeIt nennt. Zutaten: Chromium, soziale Netzwerke und damit alle super geil auf den neuen heißen Scheiss sind, wird mit Einladungen gearbeitet. Funktioniert ja immer und überall. Spannend ist allerdings, wer sich dahinter versteckt: Marc Andreesen, der quasi Mr. Netscape ist. Netscape ist für mich persönlich damals die Evolution und Revolution gewesen. Die Einladung wird übrigens nicht per Mail geschickt – man muss sich ganz trendy via Gesichtsbuch um einen Invite bemühen.

Mal geschaut, was Freund Falk bei T3N zu RockMeIt schreibt:

Auch wenn viele Anwender die Idee hinter Flock interessant fanden, so machte die schlechte Performance den Browser zu einem Flop. RockMelt könnte nun mit einem ähnlichen Konzept wie Flock, aber mit einer sehr viel besseren Performance durchstarten, denn was in Chromium steckt zeigt ja bereits Google Chrome.

Wie erwähnt: Flock basiert mittlerweile auch auf Chromium. Dadurch wurde es nicht besser. Heutzutage braucht man mehr als ein bis zwei Sidebars für sozialen Kram um eine Evolution zu erschaffen.

Im Vergleich mit Flock besitzt RockMelt noch einen weiteren Vorteil. Facebook, Twitter, YouTube und andere Dienste haben sich mittlerweile mehr als nur etabliert und verhelfen dem Social Media Brower zu einer breiten Basis an potentiellen Nutzern.

War Flock etwa seiner Zeit voraus? Ich behaupte nicht. Der ganze Zinober bremst einfach aus. Nicht als Systemressource. Beim Arbeiten. Beim Surfen. Man wird mit zu vielen Informationen zugemüllt. Die Leute sind überfordert. Ich weiss aus vielen Gesprächen, dass immer mehr Nutzer den Minimalismus suchen. Sie wollen nicht mit News zugeschissen werden, sie holen sich gezielt ihre News ab. Wann und wo sie wollen.

Social Media Junkies, die das Web zum größten Teil für Facebook und Twitter nutzen, könnten mit RockMelt einen Browser bekommen, der genau an ihre Bedürfnisse angepasst ist, beziehungsweise sich anpassen lässt.

Der Junkie verfügt bereits über eine Palette an angepassten Diensten und Werkzeugen.

So gesehen ist der Ansatz von RockMelt zwar recht interessant, die Umsetzung aber doch etwas halbherzig. Wer sich bei seinen Social Media Aktivitäten auf Facebook beschränken mag, ist mit dem neuen Browser gut bedient. Wer aber auch Twitter professionell nutzen möchte, wird auf den zusätzlichen Einsatz eines Clients nicht verzichten können.

Falk, da gebe ich dir Recht. Die Umsetzung ist halbherzig.Mit dem neuen Browser ist der gut bedient, der nur Facebook nutzt? Dafür brauche ich keinen neuen Browser 😉

Spaß beiseite. Ich habe Falks Beitrag nur gewählt, weil er der kompetenteste (der Beitrag, Falk vielleicht auch ;)) im Web ist. Seht ihn als Leseempfehlung und bildet euch eine Meinung. Wenn ich mir so die Feature-Liste durchlese behaupte ich: nö, diesen Browser braucht man eigentlich nicht. Ich will jetzt auch keine Spaßbremse sein: aber das können andere Browser mit Erweiterungen auch.

Das ist doch das Schöne an unseren Browsern: modulars Anpassen an den eigenen Geschmack. Wenn man uns etwas vorsetzt, wie RockMeIt oder Flock, dann endet es letztendlich wie die Firma von Homer Simpsons Halbbruder. Homer bastelt an einem Auto nach seinem Gusto – mit allen Features, die er so benötigt. Wer die Folge kennt, weiss wie das endet.

Lieber Falk: wenn wir beiden uns ernsthaft in einem Jahr noch über RockMeIt unterhalten, dann geht beim nächsten Treffen die große Rutsche Bier auf mich – versprochen!

Und der Rest der Leserschaft darf jetzt auf mich einprügeln, weil ich typisch Deutsch nur immer die Gefahren, aber nicht die Chancen sehe.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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30 Kommentare

  1. GENAU das hab ich mir auch gedacht. Es ist ein Webbrowser. Punkt. Und gerade Seiten wie Facebook und Twitter finde ich sehr gelungen.
    Quasi die Lösung eines Problemes, das es gar nicht gibt.

  2. Sehe ich ganz ähnlich, wäre im Moment eher schwer von meinem schönen Chrome wegzubekommen. Aber zumindest mal selber ausprobieren würde ichs gerne.

    Robert Scoble hat übrigens selber einen lesenswerten Artikel zu dem Ding verfasst + ein Videointerview mit den Machern. Er zieht insgesamt auch eher ein negatives Fazit.

    http://scobleizer.com/2010/11/07/does-rockmelt-a-new-social-browser-coming-tomorrow-have-the-right-startup-philosophy/

  3. Wen wundert es: Andreessen ist Mitglied des Vorstandes (Board Member) von Facebook…

  4. Ich denke auch, mehr als ein Special Interest Browser wird RockMelt nicht werden – dafür ist die Umsetzung einfach zu halbgar. Dennoch finde ich die Idee gar nicht mal so übel. Wenn Twitter ähnlich integriert wäre wie Facebook und es ein vernünftiges Tool zum Monitoring geben würde, dann würde ich dem RockMelt wohl noch eine Chance geben. Ich würde mich darüber freuen und die große Rutsche Bier genießen. Sollte RockMelt – was momentan leider wahrscheinlicher ist – ein Rohrkrepierer werden, geht das Bier natürlich auf mich Caschy 😉

  5. Welchen Job muß man eigentlich haben, um Zeit für so viel Social-Media-Gedöns aufbringen zu können?

    Und der Browser? Ein Chrome-Fork mit netten Seitenleisten, mehr ja wohl nicht. Einige davon als Erweiterung in Google Chrome und der Nutzen ist auch realisiert.

    Kann doch jeder nachahmen. Beispiel: Eine portable OpenOffice-Version basteln, mit bspw. frei schwebenden, abgespeckten Menüleisten und das als „OfficeFloat“ durchs Internet hauen. Wo ist der Trick?

  6. @Wissenssucher: Quasi Win-Win für uns beide 🙂

  7. Mal ne blöde Frage:
    Ist der vorletzte Buchstabe des Namens ein kleines L oder ein großes i?

  8. Du bist typisch Deutsch und siehst nur immer die Gefahren, aber nicht die Chancen.

    😉

    Ich sehs aber ähnlich, Firefox ist so bekannt geworden, weil man ihn nach seinem eigenen Gutdünken einrichten konnte. Und für Facebook und Konsorten gibt es mittlerweile schon zig Erweiterungen und Apps zusätzlich zu den funktionellen und schnellen Seiten, was auch etwas ist, was man mit so einem Browser nicht schafft: Schnellen Zugriff auf das Internet.

  9. @caschy So sieht das aus 😀

  10. phantomaniac says:

    Naja, welche Chancen sollte es denn geben ?

    Dafür, dass es z.B. Addons (je nach Addon mehr oder weniger brauchbar) für Facebook schon für alle „wichtigen“ Browser als Ergänzung gibt ?

    Persönlich bin ich noch jemand mit nem alten 19″…. Da will ich so Kram gar nicht beim Browsen offen haben. Kostet nur unötig Platz 🙂 Ok, eigentlich sinds ja 2x 19″… Aber wenn dann käme es als eigenes Fenster auf den 2. Bildschirm und da kann man dann besser die Original-Seite verwenden….

  11. „Einladung“ gelesen. Aufgehört zu lesen.
    Weisst ja, was ich davon halte…

  12. Hi,
    ist zwar Off-Topic und vielleicht kennst du es schon, aber ich wollte es dir als alten BVB-Fan nicht vorenthalten:
    http://www.einslive.de/medien/html/1live/2010/11/07/zeigler-fussball-borussia-dortmund-bvb-juergen-klopp.xml

    mfg Tobi

  13. Für micht ist das eh schon ne Todgeburt, weil momentan nix an Opera für mich vorbeiführt. Ich bin mittlerweile seit nem Jahr wieder bei Opera (war schonmal bei Opera als es nur dort Tabs gab) und kann mich immernoch über manche Features freuen die es so, oder so liebevoll bei anderen Browsern nicht gibt.

    Sicher
    Schnell
    Schick
    Minimalistisch
    Alleskönner

    Was will man mehr.

  14. Objektivkraft says:

    @caschy genau das ist ja bei Chrome über Erweiterungen nicht möglich! Die Sidebar vermisse ich bei Chrome sehr, deswegen bin ich ja noch beim Firefox! Flock bring leider seit langen keine Updates ;(

  15. Also ich bleibe meinem Feuerfuchs treu.

    Dieser ganze Social-Network-Sch*** intressiert mich nicht die Bohne.
    Ich gugg mich lieber auf intressanten Blogs um. 😀

  16. Netscape war der erste halbwegs massentaugliche Browser. Heute gibt es ihn nicht mal mehr.
    RockMeIt/Rockmelt/wasauchimmer indes ist nichts anderes als Firefox mit Yoono, nur ohne Firefox, stattdessen mit diesem unsäglichen Chrome-Hirnschiss.

    Na dann.

  17. Sehe ich genauso. Anwender sind meist schwer von ihrer gewohnten Software weg zu bekommen und da müssen die Anreize schon größer sein, als ein paar zusätzliche Buttons im Fenster zu haben.

    Grüße
    Tobi

  18. Nachtrag @ Zeiram:
    Wer hat dir den Floh ins Ohr gesetzt, dass es mal eine Zeit gab, in der Opera der einzige Browser mit Tabs war? Erstaunlich, wie hartnäckig sich das Gerücht hält.

  19. Performace, Stabilität und Übersichtlichkeit sind meine drei entscheidenden Kriterien Soziale Netzwerke wenn möglich nicht im Browser sondern über Apps (früher Anwendungen, noch früher Programme) laufen zu lassen.

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