Qwant wettert gegen Auktionsverfahren von Google für Suchmaschinenanbieter unter Android


Neulich gab Google bekannt, dass man ab 2020 unter Android in der EU den Auswahlbildschirm für die Standardsuchmaschine ändern werde. Denn während die schon jetzt verwendeten Auswahlbildschirme zufällig mit Alternativ-Apps zu Googles Angebot bestückt werden, können sich Anbieter die Anzeige bei Auswahl der Searchbox künftig erkaufen. Realisiert wird dies über eine Auktion, die nun jährlich stattfinden soll.

Die Details zu diese Auktion hat Google nun genannt und es ist wieder einmal nicht so, dass man als Anbieter gezwungen wäre, hier Zahlungen zu leisten. Geboten wird ein Betrag, den ein Unternehmen anschließend Google zahlt, wenn der Nutzer sich für das Angebot dieses Unternehmens entscheidet. Finden sich nicht genügend Unternehmen, die ein Gebot abgeben, werden die Slots der Auswahl zufällig bestückt. Ebenso muss für jedes Land einzeln ein Gebot abgegeben werden.

Das ist also ein völlig anderes Vorgehen als bei der Auswahl jetzt, die einfach zufällig angezeigt wird. Logisch, dass dies nicht jedem Anbieter schmeckt, Qwant macht nun zum Beispiel Stimmung dagegen und begründet das so, ich zitiere hier einfach einmal die komplette Pressemitteilung:

Paris, 02.08.2019 – Qwant verurteilt die Ankündigung von Google, die darauf abzielt, die freie Wahl der europäischen Verbraucher für die Nutzung einer anderen Suchmaschine als Google Search zu versteigern.

Qwant erinnert daran, dass Google am 18. Juli 2018 von der Europäischen Kommission zu einer Geldstrafe von 4,34 Milliarden Euro verurteilt wurde, weil es seine marktbeherrschende Stellung im Android-System missbraucht hat, indem es Google Search als Standard-Suchmaschine für fast alle Handyhersteller und deren Kunden eingeführt hat. Es kann nicht sein, dass Google seinen Wettbewerbern jetzt sein eigenes fehlerhaftes Verhalten und die Höhe der Geldbuße mit einem Auktionssystem in Rechnung stellt, das weder den europäischen Verbrauchern noch dem freien Wettbewerb zugute kommt, der durch ein solches Verfahren nicht verzerrt werden sollte.

Qwant weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das vorgeschlagene Ausschreibungsverfahren Suchmaschinen offen stehen würde, die ihre Ergebnisse und Einnahmen von Google ableiten, wodurch eine inakzeptable Verzerrung und ein hohes Risiko der Manipulation, Ungleichheit und Untreue der Auktion entsteht.

Die Entscheidung der Europäischen Kommission muss den europäischen Verbrauchern zugutekommen. Sie muss sicherstellen, dass die freie Wahl auf der Grundlage der zugrundeliegenden Vorzüge jeder Engine und der Erwartungen der Bürger, insbesondere in Bezug auf den Schutz ihrer personenbezogenen Daten, beruht und nicht auf der Fähigkeit, Google zu finanzieren oder von Google finanziert zu werden.

Google hat Berufung gegen das Urteil vom 18. Juli 2018 eingelegt und Qwant ist eine Partei in diesem Prozess. Qwant kann nicht akzeptieren, dass das Auktionsverfahren einer von Google auferlegten Geheimhaltungsvereinbarung unterliegt, während dieser Prozess noch verhandelt wird. Eine solche Vertraulichkeitsvereinbarung lässt sich nur mit dem Wunsch rechtfertigen, den Wettbewerbern die Unstimmigkeiten, die sie sehen würden, zu verheimlichen. Dies ist ein weiterer inakzeptabler Missbrauch der beherrschenden Stellung Googles.

Qwant fordert daher die europäischen Institutionen und Interessengruppen auf, diesen Fall so schnell wie möglich zu klären, um die Entscheidung der Kommission vom 18. Juli 2018 vollständig durchzusetzen.

Nun ist es im mobilen Bereich völlig normal, dass Anbieter dafür bezahlen, um auf den Homescreens der verschiedenen Smartphones zu landen. Im Fall von Google ist das natürlich anders gelagert, da Google hier das komplette System stellt und an dem System auch verdient. Google verdient logischerweise mehr, wenn Google-Produkte genutzt werden. Dass man diesen Platz nicht verschenken möchte, ist wirtschaftlich sicher nachvollziehbar.

Spannend wird es sein, ob Google hier überhaupt eine Angriffsfläche bietet. Denn, wie oben schon erwähnt, es fallen nur dann Kosten an, wenn sich die Anbieter dazu entschließen. Macht das keiner, muss auch keiner bezahlen. Dass da nun vielleicht einige Kandidaten dabei sind, die Unterstützung von Google erhalten, mag durchaus sein, ich würde mal forsch behaupten, dass QWANT nicht dazu gehört.

Letztendlich kann es dem Nutzer egal sein, er wird künftig das nutzen können, was er möchte und Google wird aller Voraussicht nach daran verdienen, ob über das eigene Angebot oder eben die Versteigerung. Vielleicht schafft QWANT es ja, die anderen eventuell benachteiligten Anbieter mit ins Boot zu holen und einfach nicht auf die Auktion zu bieten. Konsequent wäre dies zumindest. Und es würde auch nicht so weinerlich klingen wie die zitierte Pressemitteilung, die auch gleich ein paar entscheidende Fakten unter den Teppich kehrt.

Was ist denn eure Meinung zu dem Thema? Sollten nur Samsung und andere bei Anbietern für Präsenz auf dem Smartphone abkassieren dürfen oder auch derjenige, der das System entwickelt und den Herstellern zur Verfügung stellt?

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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27 Kommentare

  1. Da hat wohl Axel Springer Angst zu kurz zu kommen!

    • Qwant ≠ Axel Springer

      Nice try.

      • totalabgeneigt says:

        Axel Springer hält 20%. Das sind 20% zu viel.

        Nice try.

        • Ach Gottchen, ich mag Springer, seine Presse und das Geschäftsgebahren auch nicht. Aber 20% Beteiligung heißt eben auch nicht, dass Springer da schaltet und waltet, wie es möchte.

          Übrigens ist Springer verteufeln und Google lobpreisen ziemlich scheinheilig, beide sind sich nicht so unähnlich, wie viele hier gern hätten.

        • Ach Gottchen, ich mag Springer, seine Presse und das Geschäftsgebahren auch nicht. Aber 20% Beteiligung heißt eben auch nicht, dass Springer da schaltet und waltet, wie es wahrscheinlich nicht einmal möchte.

          Übrigens ist Springer verteufeln und Google lobpreisen ziemlich scheinheilig, beide sind sich nicht so unähnlich, wie viele hier gern hätten.

        • genausoabgeneigt says:

          So seh eich es auch!

  2. Als Endnutzer verwende ich die Suchmaschine mit den besten Resultaten. Alles andere ist Nerd-Kram. Von Qwant habe ich noch nie gehört. Interessiert mich nun wirklich nicht, was die wollen.

    • Relativ, was ist gut, was gut genug für dich? Das muss nicht für alle gelten. Dazu wie mir den Daten die daraus resultieren die Betreiber umgehen, das ist eben das Problem was zu diesem Pukt geführt hat. Die Begründung ist gar nicht mal so schlecht.

  3. Eine ganze Industrie stützt sich darauf / verlangt, dass Google immer alles gratis anbietet. Da fehlt mir jedes Verständnis. Ich bin klar auf der Seite von Google. Wer mehr Leistung und mehr Privilegien will, soll bezahlen. So läuft das seit Jahrtausenden.

  4. Qwant sollte sich darauf konzentrieren, gute Suchergebnisse zu liefern. Der Rest kommt von alleine.
    Eine gute Suchmaschine wird auch gewählt werden, wenn sie in der Übersicht weiter unten steht. Google ist auch nicht dadurch groß geworden, dass man Lycos gezwungen hat, Werbung für sie zu machen.

  5. Christian Koch says:

    Was würde Google denn daran hindern einfach jede Suchmaschine ab einer Nutzerzahl von x Millionen ohne Kosten zur Auswahl anzubieten? So viele halbwegs etablierte Websuchmaschinen gibt es nun auch nicht, dass die Liste zu lang wäre und wie man sieht ist noch genug Platz für weitere Anbieter.
    Google legt das Urteil einfach so aus, dass sie sich noch eine goldene Nase dran verdienen. Dass das die konkurrierenden Suchmaschinen nicht hinnehmen, finde ich nachvollziehbar.

    • Und was hindert Dich daran, einfach eine andere Suchmaschine als Google zu nutzen?
      Richtig, gar nichts………
      Wozu brauche ich, wenn ich Google als Suchmaschine nicht möchte, unbedingt eine Liste mit Alternativen?

  6. Kai Festersen says:

    Qwant kann ein Betriebssystem auf den Markt bringen und dort Qwant als Suchmaschine installieren. Das wird von niemandem behindert.

  7. Die Geschichte erinnert an den offenen Brief, in dem Spotify gegen Apple jammerte und wehklagte. Ich glaube nicht, dass Spotify auch nur im geringsten davon profitiert hat. Wird hier auch nicht passieren.

  8. Quant mahnt ein Verfahren an, das den europäischen Verbrauchern zu Gute kommt. Nicht ohne Ironie ist festzustellen, dass genau das gegeben wäre, wenn auch weiterhin Google als Standard-Suchmaschine vorgegeben wäre. Wohl niemand glaubt ernsthaft, dass sich Nutzer in nennenswerter Zahl für eine andere Suchmaschine entscheiden.

  9. Ich probiere öfter mal andere Suchmaschinen aus, bin aber spätestens am nächsten Tag wieder bei Google. Hilft ja nichts, wenn die anderen einfach nichts finden oder jedenfalls deutlich weniger, als das, was ich mit Google finden kann.

  10. Ich habe diesen Quatsch schon damals nicht verstanden, als man Microsoft gezwungen hat, bei der Installation eine Browserauswahl anzeigen.
    Das, was da jetzt passiert, ist noch ne Nummer schwachsinnigen:
    Warum um Himmels Willen sollte ich eine Suchmaschine nutzen, die mir kaum oder gar keine Treffer liefert?
    Google ist nicht umsonst die Nummer 1 unter den Suchmaschinen……

    • Naja, warum wohl. startpage schreibt dazu:
      „Du kannst Google nicht schlagen, wenn es um die Websuche geht. Also bezahlen wir dafür, dass wir die tollen Suchergebnisse verwenden dürfen.“

  11. Jeve Stobs says:

    Qwant sollte eine API zur Verfügung stellen oder meinetwegen einen freien Maptiles Server anbieten, um Entwickler anzulocken, die irgendwas damit bauen. Damit verbreitet sich der Name im Netz und dann schauen Leute vielleicht auch mal Proactiv auf deren Seite.

  12. Kann Qwant hier nur zustimmen. Eine Sauerei, wie Google hier eine EU-Entscheidung umgehen will. Verstehe auch die anderen Kommentatoren nicht, wie man ernsthaft auf Googles Seite sein kann. Ihr wisst hoffentlich schon, dass Google keine Steuern zahlt und eure Daten missbraucht!? Google ist nicht euer Freund.

    • Natürlich zählt Google Steuern, nur eben überwiegend nicht bei uns. Das ist aber völlig legitim, solange die Rechtslage das zulässt. Und das würdest Du auch nicht anders machen.
      Und die Daten der Nutzer werde zwar von Google verwendet, auch, um damit Geld zu verdienen, dabei aber von Missbrauch zu sprechen, ist schon ziemlich weit hergeholt. Insbesondere, weil Google daraus nie ein Geheimnis gemacht hat.

  13. Google ist extremst erfolgreich mit dem liberalen Geschäftsmodell werbefinanzierter Umsonstdienstleistungen für alle, und diese europäischen Bezahlschranken-Fetischisten, die sich daran stören, treffen irgendwie nie berechtigte Kritikpunkte.

    Donald Trump hat beklagt, daß wenn er seinen Namen googled, kämen nur „fake news“, also liberale Medien mit kritischer Berichterstattung – großartig, aber einer Suchmaschine mit Axel-Springer-Beteiligung könnte ich hingegen nie vertrauen.

  14. Google ist leider die beste Suchmaschine, sobald es um Suchbegriffe mit mehr als ein, maximal zwei Suchbegriffen geht. Der Vorsprung an Know How und Technik ist wahrscheinlich nur mit gewaltigen Ressourcen einholbar, die aber natürlich kaum ein Unternehmen besitzt. Aber Google hat mit der Suchmaschine, Android und weiteren Systemen wie Maps eine Quasi-Monopol-Stellung und da spielt es keine Rolle, wo das Unternehmen sitzt oder Stuern zahlt, es muss reguliert und ungünstige Entwicklungen müssen verhindert werden. Dass das den normalen Nutzer nicht interessiert, ist legitim, spielt aber auch keine Rolle.

    • Aber nun erklär doch dem Laien bitte mal, wo in diesem Kontext eine ungünstige Entwicklung zu erwarten ist.

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