Plantronics Backbeat GO 810: Leichtes Over-Ear-Headset mit ANC angehört

Kopfhörer gibt es heute in allen erdenklichen Erscheinungsformen und in allen Preisklassen. Ich bin schon länger auf der Suche nach Over-Ear-Kopfhörern, die sich per Bluetooth verbinden lassen, ANC bieten, aber nicht direkt 300 Euro kosten. Etwas, das ich mir von dem günstigen TaoTronics-Modell erhofft hatte, aber enttäuscht wurde. Eine Stufe teurer, aber immer noch in für mich vertretbarem Rahmen, ist der Plantronics Backbeat GO 810 angesiedelt, den ich mir einmal genauer angehört habe.

Überrascht war ich bereits von der sehr schlank wirkenden Verpackung, kenne ich von Over-Ear-Modellen eher wuchtiger. Also direkt mal reingeschaut, wie das möglich ist. Zum Vorschein kam ein eher filigran wirkender Kopfhörer. Außerdem in der Packung: Eine Täschchen für die Kopfhörer sowie ein Ladekabel und ein 3,5 mm Klinkenkabel, um die Backbeat GO 810 auch auf diese Weise mit Musikquellen verbinden zu können. Natürlich gibt es auch diversen Zettelkram, den sich wohl die wenigsten durchlesen werden.

Bei einem Over-Ear-Kopfhörer ist nicht nur wichtig, dass er einen guten Klang hat, er muss außerdem angenehm zu tragen sein. Zusätzliche Herausforderung in meinem Fall: Brillenträger. Es kann sehr unangenehm sein, wenn der Kopfhörer im Zusammenspiel mit der Brille drückt. On-Ears fallen so quasi schon komplett raus und leider ist auch nicht alles, was Hersteller als Over-Ear bezeichnen, wirklich Over-Ear-Größe.

Der Plantronics Backbeat GO 810 ist hart an der Grenze, aber tatsächlich ein Over-Ear, das Ohr verschwindet also komplett in den Hörmuscheln des Headsets. Der ganze Kopfhörer fühlt sich schon in der Hand sehr leicht an, das setzt sich auf dem Kopf dann fort. Einmal richtig positioniert, drückt der Kopfhörer an keiner Stelle. Hier muss man allerdings dazu sagen, dass dies natürlich von Kopf zu Kopf unterschiedlich sein kann.

Die Schaumpolster der Hörmuscheln sind nicht übertrieben dick, polstern aber trotzdem sehr gut. Ein etwas festerer Memoryschaum kommt hier zum Einsatz. Gefällt mir sehr gut, vor allem, weil der gesamte Kopfhörer dadurch auch nicht so sehr aufträgt. Der Bügel und die schmalen Verlängerungen tragen ihren Teil zum kompakten Erscheinungsbild bei. Erwähnen muss ich allerdings das Knarzen des Bügels, wenn man mit dem Kopfhörer hantiert, aber das macht man ja nicht, wenn er auf dem Kopf sitzt.

Die Kopfhörer sitzen dennoch fest auf dem Kopf, selbst schnellere, ruckartige Bewegungen belassen sie an ihrer Position. Super, hatte ich in der Form lange nicht auf dem Kopf, liegt sicher viel an den leichten 290 Gramm.

Der Sitz passt also schon einmal, aber wie sieht es mit dem Rest aus? Am Kopfhörer selbst befinden sich Schaltflächen und Buttons, über jene lässt sich alles steuern. Beim Einschalten erzählt einem eine freundliche Stimme, wie es aktuell um den Akku bestellt ist. An der linken Hörmuschel befinden sich auf der großen Fläche Tasten für Play/Pause, Vor und Zurück. Diese sind leicht zu erfühlen und reagieren auch ohne allzu großen Druck.

Die Play/Pause-Taste dient außerdem dazu, Siri oder den Google Assistant heraufzubeschwören. An der Seite der linken Hörmuschel befindet sich die Lautstärke-Wippe, ist man beim Maximum angekommen, gibt es ebenfalls Sprachfeedback. Drückt man beide Tasten für Lautstärke gleichzeitig, aktiviert und deaktiviert man ANC. Hier wird komischerweise nur die Deaktivierung per Sprache bestätigt.

An der rechten Ohrmuschel befindet sich der Power-Button, der auch das Bluetooth-Pairing aktivieren kann. Unten gibt es noch einen Button, der ebenfalls mit zwei Funktionen belegt ist. Man kann mit ihm den Equalizer direkt im Kopfhörer ändern, da kann man easy durchprobieren, was einem am besten gefällt. Zur Verfügung steht Balanced und Bright, man hört auch einen deutlichen Unterschied. Außerdem ist es über den Button möglich, das Mikrofon stummzuschalten.

Nutzt man den Kopfhörer zum ersten Mal, muss man ihn natürlich mit einem Gerät verbinden. Dazu zieht man den Powerschalter ganz nach oben, bis die freundliche Stimme den Pairing-Modus bestätigt. Unterstützt wird Bluetooth 5.0 und BLE, hier ist man also auf aktuellem Stand.

Der Kopfhörer taucht dann in der Bluetooth-Suche auf und muss nur noch bestätigt werden. Einmal gekoppelte Geräte verbinden sich dann automatisch, wenn sie in Reichweite sind. Auch mehrere gleichzeitig – was unter Umständen durchaus nervig sein kann.

Folgendes Szenario: Ich habe die Kopfhörer mit meinem MacBook und meinem iPhone gekoppelt. Musik höre ich gerade über das iPhone. Bekomme ich nun auf dem Mac eine Benachrichtigung mit Ton, stoppt die Musikwiedergabe und der Ton vom Mac wird abgespielt. Die Kopfhörer springen aber nicht wieder zurück zur Musikwiedergabe vom iPhone, dazu muss man auf dem iPhone dann noch einmal Play drücken. Die Kopfhörer bleiben also immer mit dem Gerät verbunden, welche das neueste Audiosignal ausgegeben hat.

Das automatische Verbinden klappt super und geht auch flott vonstatten, die bereits erwähnte Stimme benennt jede Verbindung auch, macht aber keinen Unterschied zwischen Geräten, genannt werden Phone 1 und Phone 2, man weiß ja aber in der Regel, welche Geräte man damit verbindet.

In Sachen Verbindung bin ich ebenfalls sehr zufrieden. Verbunden habe ich den Kopfhörer mit: MacBook Air, iPhone XS, Apple Watch, Huawei P30 Pro und Samsung Galaxy S10e – bei keinem der Geräte gab es Probleme. So soll das sein.

Für den Backbeat GO 810 gibt es auch eine Smartphone-App, ich habe sie nur für iOS ausprobiert. Begrüßt wurde ich erst einmal mit einem Firmware-Update für die Kopfhörer. Dauert rund vier Minuten. Noch einmal ein Update benötigt man, wenn man die Sprachausgabe des Kopfhörers auf Deutsch umstellen möchte.

In der App kann man auch „Find My Headset“ aktiveren. Neigt man dazu, seine Kopfhörer gerne zu verlegen, kann man über die App – bei aktiver Bluetooth-Verbindung – einen Hinweiston losschicken. Besteht keine Verbindung, bekommt man auf einer Karte angezeigt, wo die Kopfhörer zuletzt aktiv waren.

Über die App lässt sich auch die Intensität der Geräuschunterdrückung festlegen. Gibt es einmal für eher ruhigere Umgebungen und einmal eben für Situationen, in denen man mehr abschotten möchte. Auch der Equalizer lässt sich via App festlegen, aber nicht anpassen. Kann man also genauso gut einfach den Button am Headset drücken.

Kommen wir zum Sound, bei Geräten, die einem Musik auf die Ohren bringen wollen, der wohl wichtigste Aspekt. Übrigens, falls Ihr einmal ein Lied sucht, dass so viele Klänge wie möglich vereint, empfehle ich Cream on Chrome von Ratatat. Sonos hatte das vor Jahren einmal für eine Lautsprecherpräsentation verwendet – es hat alles. Für eine schnelle Einschätzung perfekt. Aber ich habe den Sound natürlich nicht nur mit dem einen Lied begutachtet, sondern mich einmal quer durch alle Genres gehört.

Der Sound kommt sehr ausgewogen rüber, egal ob man es leise vor sich hintüdeln oder es richtig krachen lässt. Selbst auf höchster Lautstärke, die zugegebenermaßen ruhig einen Ticken lauter sein dürfte, kommt es nicht zu Verzerrungen oder einer unsauberen Wiedergabe. Wer auf extremen Bass steht, wird eventuell etwas vermissen, den gesamten Sound ordne ich als sehr ausgewogen ein. Da spielt es auch keine Rolle, mit welchem Gerät der Backbeat GO 810 verbunden ist oder ob man das mitgelieferte Kabel nutzt.

Der Kopfhörer unterstützt auch Active Noise Cancelling (ANC). Hier habe ich die Leistung etwas gemischt wahrgenommen. Umgebungsgeräusche sollen so ja unterbunden werden. Gerade in rauschenden Umgebungen funktioniert das super, da muss auch nicht mal unbedingt Musik laufen. Was mir aber aufgefallen ist: Im gleichen Raum bei gleichem Setup, wird ein Fingerschnippen in der Nähe des Kopfhörers einmal nahezu komplett rausgefiltert, kommt aber dann auch manchmal nahezu komplett durch. Das ist für mich nicht nachvollziehbar – aber, allgemein funktioniert ANC mit dem Kopfhörer so, dass man schon sehr gut abgeschottet ist, wenn man dies möchte.

Ebenso erfreulich: Nach außen zeigt sich der Kopfhörer eher still. Klar, man hört bei hoher Lautstärke, dass da Musik spielt, aber es ist eben nicht so, dass man Leute in der Nähe großartig mit der eigenen Musik belästigt.

Bleibt noch der Akku. Bis zu 22 Stunden gibt Plantronics mit aktiviertem ANC an. Das hängt natürlich auch von der Lautstärke ab, die man nutzt. Gibt man die ganze Zeit Vollgas, wird man die 22 Stunden nicht erreichen. Das Gute ist eben, dass man bei jedem Einschalten darauf hingewiesen wird, wie es um den Akku bestellt ist. Selbst am Ende ist nicht sofort Schluss, sodass ich hier keine Probleme sehe, plötzlich mit leerem Kopfhörer-Akku dazustehen.

Verzichtet man auf das Active Noise Cancelling, hält der Kopfhörer bis zu 28 Stunden durch. Geladen wird der Backbeat GO 810 (leider) über Micro-USB. Hier hätte auch gut ein USB-C-Anschluss hingepasst.

Der Kopfhörer kann auch für Telefonie genutzt werden. Die Annahme oder das Ablehnen eines Anrufs kann dabei sogar per Sprache erfolgen. Beim Telefonieren selbst ist die Qualität sehr gut, auf beiden Seiten.

Die technischen Daten des Backbeat GO 810 laut Hersteller:

Bluetooth 5.0, BLE, HSP 1.2, HFP 1.7, A2DP 1.3, AVRCP 1.5
Wiedergabezeit mit ANC + Bluetooth Bis zu 22 Stunden mit ANC, bis zu 28 Stunden ohne ANC
Firmware-Updates Ja, mit der BackBeat-App
Zwei EQ-Modi Balanced und Bright
Dualmodus ANC Aus, Niedrig, Hoch
Lautsprecherdurchmesser 40 mm mit Bassreflexrohr
DeepSleep Bis zu 6 Monate
Frequenzbereich 50 – 20.000 Hz
Empfindlichkeit 92 dBPL
Impedanz 32 Ohm
Harmonische Verzerrung <3%
Passive Geräuschreduzierung Kopfbügel mit Memory-Foam-Polsterung
Gewicht 189 g
Reichweite 50 m
Audio Codec Benutzerdefinierter SBC-Codec
Ladezeit 2 Stunden
Schnellladefunktion Bis zu 3 Stunden Hörzeit mit 10 Minuten Akkuladung
Anzahl Mikrofone Ein breitbandfähiges Mikrofon
MultiPoint-Technologie Verbindung mit 2 Geräten gleichzeitig und Streaming von einem Gerät
Sprachbefehle („Annehmen“/„Ignorieren“) 17 Sprachen

Fazit

Wer es aus dem Text noch nicht mitbekommen hat, ich bin ziemlich angetan vom Plantronics Backbeat GO 810. Super leicht, super bequem und meiner Meinung nach auch nicht hässlich. Zudem die problemlose Verbindung via Bluetooth mit zahlreichen Geräten. Der Sound passt ebenfalls.

Ein angenehm dezenter Over-Ear-Kopfhörer, der technisch zu überzeugen weiß. Dann ist da der Preis. 150 Euro werden für den Backbeat GO 810 aufgerufen. Die Tage gab es das im Test zu sehende Modell bei Amazon sogar für knapp 115 Euro. Ein fairer Preis für das Gebotene. Zu bemängeln habe ich an diesem Modell ja nichts.

Wer vielleicht nicht die fettesten Kopfhörer durch die Gegend tragen möchte, aber dennoch nicht auf Over-Ear verzichten will, der dürfte hier einen sehr passenden Kandidaten finden. Nun muss sich natürlich nur zeigen, ob die nicht ganz so robust wirkenden Kopfhörer auch auf Dauer stabil bleiben. Vom ersten Eindruck her sollte das aber der Fall sein.

Bei der dazugehörigen App bin ich zwiegespalten. Find My Headset ist nett, erfordert aber auch permanenten Zugriff auf den Standort. Der Rest lässt sich auch am Headset regeln, insgesamt also eher wenig Mehrwert – für mich zumindest. Ich kann insgesamt nichts Negatives über den Backbeat GO 810 sagen – im Gegenteil. Meine eingangs erwähnte Suche hat sich mit dem Kopfhörer erst einmal erledigt.

Update: Nun gibt es doch noch einen Minuspunkt, den ich nicht unerwähnt lassen darf (Danke Florian in den Comments). Betrachtet man Videos, ist der Ton nicht synchron zum Video. Dabei spielt es keine Rolle, auf welchem Gerät oder über welche Plattform Videos geschaut werden. Wer unterwegs also Videos mit Headset schauen möchte, darf da entweder nicht allzu empfindlich sein (ich könnte es nicht) oder muss sich nach einer anderen Lösung umschauen. Aber für Musik bleibt es auch damit ein Top-Headset, das ich übrigens auch gerade beim Tippen des Updates wieder nutze.

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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9 Kommentare

  1. Schöner Test. Gibt es in dem Preissegment keine Kopfhörer mit AAC bzw AptX? Das wäre für mich auf jeden Fall ein KO Kriterium.

  2. Der „fehlende“ vernünftige Codec ist tatsächlich ein NoGo in 2019. Erstrecht bei dem Preis.
    Sonst klingt der Test vielversprechend

  3. Den Preis finde ich günstig, aber der Frequenzbereich ab 50 Hz ist für mich ein K.O. Ab 20 – 25 Hz sollten es schon sein.

  4. Zu Hotti: 25 Hz sind völliger Unsinn als Untergrenze, braucht kein Mensch. Insgesamt : Die Go 810 sind okay, klingen aber bei komplexerer Musik etwas matschig. Für wenig Geld mehr bekommt man die Backbeat Pro 2, die deutlich besser klingen: kompakter, präsenter, voller und konturierter, mit knackigerem Bass. Und haben mehr Funktionen, auch das Material ist hochwertiger.

    • Danke für die Info. Aber ich habe für mich festgestellt, dass genau, wenn die Tiefen Frequenzen fehlen, eben das typisch als matschig Empfinden der Musik eintritt. Deshalb achte ich für mich darauf.
      Genau das Gegenteil bei den Höhen. Wenn der Frequenzgang über 20000 Hz geht, ‚klingelt‘ es mir so in den Ohren, das es schon fast weh tut. Müsste ich immer rausfiltern. So kaufe ich so etwas nicht mehr. Einmal und nie wieder. Habe den Kopfhörer mit 22000 Hz verschenkt an jemanden, der diese Frequenzen nicht mehr hört.

  5. Hallo Sascha,
    wie siehts bei den Plantronics mit dem Delay/Latenz beim Video schauen aus? Ist das Lip-Sync? Wie ist es bei unterschiedlichen Geräten?

    • Sascha Ostermaier says:

      Sehr gute Frage, das habe ich nun intensiv ausprobiert. Wie das so ist, kam mir das beim Testen gar nicht in den Sinn. Ich habe das nun auf mehreren Geräten ausprobiert, sowohl über Apps als auch über Browser und lokal vorliegende Videos. Da kommt es tatsächlich zu einer Verzögerung, das ist nicht synchron. Das ist natürlich ein dicker Minuspunkt. Danke für den Hinweis auf die Videothematik!

  6. Sehe ich es richtig, dass die dort einen Micro USB-Port verbaut haben?

  7. Hallo,
    ist es möglich synchron einzustellen?

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