„Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy“ angespielt: Einspruch hoch drei

Capcom hat diese Woche für PC, PS4, Xbox One und die Nintendo Switch eine HD-Neuauflage der „Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy“ veröffentlicht. Ihr Debüt gab diese Spielereihe in Japan bereits 2001 auf dem Game Boy Advance. In unseren Breitengraden ging es aber erst 2005 mit der Portierung des ersten Spiels für das Nintendo DS los. Sowohl das erste Game der Reihe als auch die beiden Nachfolger „Phoenix Wright: Ace Attorney – Justice for All“ sowie „Phoenix Wright: Ace Attorney – Trials and Tribulations“ sind als Dreier-Pack in diesem Bundle enthalten.

Alle drei Spiele erschienen ursprünglich für den Game Boy Advance, erlebten aber auf dem Nintendo DS eine Wiedergeburt. Mittlerweile sind die Games und ihre Nachfolger für diverse Plattformen zu haben: Von der Nintendo Wii über Apple iOS und Android bis hin zu nun eben modernen Spielekonsolen und PCs. In Japan ist die Capcoms Franchise so beliebt, dass auch eine Manga- und Anime-Serie sowie ein Live-Action-Kinofilm die logische Konsequenz gewesen sind.

In westlichen Gefilden ist die Ace-Attorney-Reihe zwar ebenfalls erfolgreich, aber nicht so sagenumwoben wie im Heimatland des Entwicklers. Neben der Reihe um den Anwalt Phoenix Wright gibt es auch Spin-Offs um den Staatsanwalt Miles Edgeworth sowie Fortsetzungen um Wrights Protegé Apollo. Für Neueinsteiger ist das HD-Remaster der Trilogie aber sicherlich die beste Möglichkeit, um sich mal unbefangen anzuschauen, worum sich alles dreht.

29,99 Euro, also in etwa 10 Euro pro Teil, kostet das Bundle. Einzeln sind die Games nicht zu haben, es gibt nur das Gesamtpaket mit allen drei Kapiteln der Saga. Neue Inhalte? Fehlanzeige! Wer also bereits auf einer anderen Plattform die Spiele gezockt hat, wird hier nichts Neues entdecken – keine neuen Episoden oder Dialoge und auch keine Boni wie Dokumentationen über das Franchise. Das bedeutet eben, dass hier zwar ein idealer Einstiegspunkt für Neulinge geboten wird, langjährige Fans der Serie sich den Kauf aber wohl gründlich überlegen sollten.

Für jene zieht dann nur die grafische Überarbeitung: Die „Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy“ erstrahlt nun in 1080p – nicht aber in 4K, denn leider ist das Spiel weder für die Xbox One X noch für die PS4 Pro überarbeitet worden. Verständlich, denn es handelt sich hier eben nicht um einen neuen Triple-A-Titel sondern das Remaster von einigen Nischen-Titeln. Entsprechend solltet ihr grafisch auch nicht zu viel erwarten. Es handelt sich bei allen drei Games um Visual Novels. Das bedeutet, hier fehlt es an aufwändigen 3D-Grafiken und selbst Animationen sind eher Mangelware bzw. äußerst schlicht gehalten.

So betrachtet man in der Regel statische 2D-Hintergründe vor denen sich eine (selten mehrere) Figuren tummeln und mit abgehackten Animationen wild gestikulieren. Alles ist in einem handgezeichneten, typisch-japanischen Anime-Stil gehalten. Dabei dürften sich einige Fans der originalen Pixelgrafik etwas vor den Kopf gestoßen fühlen, denn der neue Look wirkt doch eine Ecke glatter. Am Ende ist das aber Geschmackssache. Auch das Sound-Design fällt spärlich aus, so dass man durchaus die Handheld-Ursprünge der Games erraten kann. Hier und da gibt es mal einen Soundeffekt und im Hintergrund dudelt gefällige Retro-Spielemusik vor sich hin. Auch Sprachausgabe erschallt in erster Linie für die Oneliner von Phoenix Wright während der Verhör-Sequenzen im Gerichtssaal („Objection!“, „Take that!“).

Nun mag sich der ein oder andere fragen, wovon die Ace-Attorney-Spiele dann zehren. Nun, die Spiele vermischen recht geschickt Krimi-, Mystery- und Detektiv-Elemente zu einem überdrehten Mix. Denn garniert mit viel schrägem, japanischen Humor bekommt man hier größtenteils spannende Geschichten präsentiert, die oftmals überraschende Wendungen offenbaren. Das Gameplay an sich ist recht simpel: Man übernimmt die Rolle des Anwalts Phoenix Wright, wird auf einen Klienten aufmerksam, der unschuldig zu sein scheint, stellt Nachforschungen an und sammelt Indizien, um anschließend mit deren Hilfe Zeugen zu verhören und der Falschaussagen zu überführen. Ziel ist es, den eigenen Mandanten rauszuboxen.

Während der Nachforschungen wechselt man dabei zwischen verschiedenen Umgebungen und klickt mit einer Lupe auf mögliche Hinweise im Bild. Außerdem redet man mit verschiedenen Charakteren, die auch mögliche Tatverdächtige sein können. Fast alle Nebenfiguren bleiben dabei durch ihre schrullige Art im Gedächtnis. Unterstützung erhält Wright dabei von seiner Assistentin Maya, die zugleich ein Medium ist und ab und an zu ihrer verstorbenen Schwester Mia Kontakt aufnehmen kann. Mia ist Wrights ehemalige Chefin und unterstützt den jungen Anwalt tatkräftig.

Hat man genug Hinweise gesammelt und mit Verdächtigen bzw. Zeugen zu dem jeweiligen Fall gesprochen, geht es in den Gerichtssaal. Dort hört man die Aussagen der Beteiligten und muss an den richtigen Stellen per Knopfdruck genauer nachhaken oder aus dem eigenen Beweisfundus ein Objekt vorlegen, das einen Widerspruch in der Aussage offenlegt. Faselt ein Zeuge etwa, er sei zu einer bestimmten Uhrzeit an einem spezifischen Ort gewesen, das ist aber nicht möglich, weil man Unterlagen hat, die zeigen, dass ein Weg zu diesem Zeitpunkt komplett blockiert war, zückt man jene und führt den Zeugen verbal vor. So geht man der Wahrheit immer wieder auf den Grund.

Sowohl die Nachforschungen als auch die Verhöre laufen dabei strikt linear ab: Es gibt also weder mehrere Lösungswege noch unterschiedliche Ausgänge. Wer einen Fehler macht, verliert etwas von seinem Lebensbalken und kann neue Versuche starten, bis er entweder richtig liegt oder der Balken aufgebraucht ist – dann beendet der Richter die Farce und es heißt Spielstand laden. Hin und wieder ist das dabei nicht so ganz fair: Etwa hat man das Gefühl durchaus den richtigen Beweis vorzulegen, der wird aber nur an einer ganz bestimmten Dialogstelle anerkannt, auch wenn er an anderen gefühlt genau so gut passen würde. Manchmal muss man als nach dem Trial-and-Error-Prinzip vorgehen.

Dabei glaube ich, dass „Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy“ am besten in kleinen Häppchen funktioniert. Die einzelnen Fälle sind in der Handlung größtenteils für sich stehend und jeweils in 2-3 Stunden abgeschlossen. Dabei variiert die Spielzeit natürlich, denn wer schneller durch alle Texte klickt ist fixer durch als jemand, der allen Dialogen lauscht und alles im Blickfeld untersucht – selbst wenn es vielleicht nichts zur Lösung des Falles beiträgt. Trotzdem ist das durchaus entscheidend für den Spielspaß: Der Name Visual Novel kommt eben nicht von ungefähr. Deswegen sind es oft diese kleinen Kommentare am Rande, welche die Charaktere weiter ausformen und zur Story beitragen.

Ich vermute dabei, dass die Version für die Nintendo Switch der beste Kauftipp ist: Die einzelnen Fälle sind ideale Unterhaltung für Zwischendurch und in klare Passagen aufgegliedert, da die Nachforschungen und die Sessions im Gerichtssaal klar voneinander abgegrenzt sind. Dazu kommt eben die Unterteilung in einzelne Episoden, so dass man der Handlung immer gut folgen kann, selbst wenn man eine Pause einlegt – ein wenig wie bei einer TV-Serie. Dadurch eignet sich „Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy“ super für eine kleine Einlage auf der Bahnfahrt oder mal eben vorm Schlafengehen.

Zockt man zu lange am Stück, stellt sich hingegen eine gewisse Monotonie ein, da große Teile des Gameplays eben auf dem Lesen von Texten und dem Bemessen des richtigen Zeitpunkts bestehen, zu dem man vor Gericht einschreitet. Viel Variation gibt es dabei nicht. Das wurde erst mit späteren Games eingeführt, die noch mehr ins Absurde abdrifteten und die Mystery-Aspekte stärker ins Zentrum rückten. Dabei sind 29,99 Euro für die drei Spiele eventuell etwas hoch gegriffen, bedenkt man das Alter der Games – der Umfang dürfte aber insgesamt durchaus bei 30-40 Stunden liegen, so dass man wiederum auch nicht zu sehr klagen kann.

Trotz des recht simplen Gameplays hat mir das Anspielen auf der Xbox One X jedenfalls Spaß gemacht – ich habe allerdings auch ein Faible für Anime, das sicherlich eine große Rolle für das Vergnügen spielt, welches man an „Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy“ haben wird. Wie sieht es denn bei euch aus? Habt ihr am HD-Remaster Interesse oder seid ihr vielleicht ohnehin schon Fans der japanischen Spielereihe?

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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6 Kommentare

  1. Hast du mitbekommen, ob auch eine Android Version in der Mache ist?

  2. Gibts die Teile mittlerweile auf deutsch?

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