„Pavilion“ an der Nvidia Shield angespielt: Und er ging ins Licht

pavilonIch hatte bereits vor einiger Zeit einen kurzen Post zum Spiel „Pavilion“ gebracht. Mittlerweile habe ich das Spiel an der Nvidia Shield ausgiebiger gezockt und möchte euch meine Eindrücke schildern. „Pavilion“ ist dabei in gewisser Weise oldschool: Ihr werdet nicht mit einer langatmigen Geschichte zugeballert, stattdessen beginnt das Spiel fast schon abrupt: Melancholische Musik wabert nach dem Start im Hintergrund und die Spielfigur tappt bereits durch die dunkel-mythische Spielwelt. Steuern kann man den Charakter nicht direkt. Vielmehr weist man dem Protagonisten quasi durch die eigenen Aktionen den Weg durch die Spielwelt.

Positiv ist übrigens, dass sich das Game aufgrund seiner recht einfachen Steuerung sogar mit der Fernbedienung statt des Controllers bedienen lässt. Erst in späteren Abschnitten, wenn die Rätsel etwas hakeliger werden, kommt man mit der Präzision des Controllers dann doch deutlich besser voran. Benötigt werden im Spiel nämlich nur der linke Analogstick plus einer der Buttons – sucht euch aus, welchen ihr benutzt. Am Ende machen nämlich alle Tasten das gleiche: Funktionen von Objekten in der Umgebung aktivieren.

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Gameplay

Und was treibt man als Spieler in „Pavilion“? Ihr geleitet einen namen- und eigenschaftslosen Menschen durch kurze Abschnitte, die meist einen Bildschirm umfassen. Dabei steuert ihr die Spielfigur aber nicht selbst, sondern übernehmt ein kleines Lichtlein / Pünktlein. Mit dem Cursor aktiviert ihr Objekte in der Spielwelt, welche den Charakter beeinflussen. Damit die namenlose Hauptfigur den richtigen Weg zum nächsten Abschnitt nimmt, läutet ihr beispielsweise Glocken, welche den Mann anziehen wie das Licht die Motten.

Klickt ihr auf bestimmte Bereiche in der Spielwelt könnt ihr außerdem für Licht oder Dunkelheit sorgen. So schreitet die Spielfigur dann blindlings auf das Licht zu, meidet dunkle Bereiche aber hingegen und kehrt so nicht versehentlich in bereits abgefrühstückte Areale zurück. Im Verlauf des Spieles findet ihr ab und zu auch Items wie Schlüssel, welche, ihr ahnt es, benötigt werden um Türen zu öffnen. Außerdem gibt es hin und wieder auch andere Gegenstände wie einen Damenschuh oder anderweitiges Brimborium, das ihr einsammelt und an die Vergangenheit der Hauptfigur geknüpft zu sein scheint. Das Gameplay erinnert dabei, ich habe es bereits angedeutet, an eine Mischung aus dem Klassiker „Lemmings“, Denkspiel und Grafik-Adventure.

Leider wird das Gameplay etwas zu schnell monoton: Zwar werden die Rätsel komplexer, bleiben aber, auch aufgrund der sehr einfachen Steuerung, stets entweder fix mit Trial-and-Error oder minimalem Gehirnschmalz lösbar. Dadurch klickt man sich fix von Bildschirm zu Bildschirm und stößt nur selten auf Hindernisse, welche wirklich den Kopf zum Rauchen bringen. Immerhin haben sich die Entwickler der Nvidia LightSpeed Studios aber Mühe gegeben regelmäßig neue Elemente zu integrieren. Während ihr anfangs nur Glocken läutet und Lichter ein- bzw. ausschaltet, könnt ihr später z. B. auch Steinklötze verschieben um z. B. Leitern freizulegen oder Wege zu ebnen.

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Manchmal ist es auch nötig auf Zeit mehrere Schalter schnell nacheinander umzulegen. Dann müsst ihr z. B. in einer bestimmten Abfolge mehrere Glocken jeweils zum perfekten Zeitpunkt nacheinander läuten. Oder ihr müsst Stromquellen so aktivieren, dass ein Schalter korrekt mit Energie versorgt wird. Nur wenn alles stimmt, latscht die Spielfigur in bestimmten Arealen auf die nötigen Schalter, um eine Tür zu öffnen und anschließend auch rechtzeitig hindurchzugehen, bevor sie sich wieder schließt.

Grafik

„Pavilion“ bietet eine recht gelungene Mischung aus Alt und Neu. Generell erinnert die Grafik an alte, PC-Spiele mit isometerischer Perspektive wie z. B. „Baldur’s Gate“. Es sind aber moderne Partikeleffekte, sehr flüssige Animationen und z. B. Unschärfe-Effekte eingebunden, welche die Optik aufpeppen. Zudem wirkt die Spielwelt sehr belebt und steht niemals still: Da tummeln sich Glühwürmchen im Hintergrund, es flimmert eine Flamme vor sich hin oder ein grüner, toxisch anmutendes Gewässer glüht so ätherisch wie bedrohlich.

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Es gibt also in der Spielwelt viele, liebevolle Details zu entdecken, die einem auf den ersten Blick leicht entgehen. Ein Technikwunder ist „Pavilion“ sicherlich nicht. Doch das Art Design des Spiels wirkt durchdacht und zeigt eine manchmal triste, manchmal dagegen fast einladende Welt zwischen Ruinen menschlicher Zivilisation und sanfter Natur, die es zu entdecken lohnt.

Sound

Akustisch hat mich „Pavilion“ eigentlich noch mehr überzeugt als grafisch. Zum einen sind die Umgebungsgeräusche wirklich perfekt auf den Punkt gebracht. In einigen Arealen hört man im Hintergrund leise Wasser plätschern, es rascheln Blätter vor sich hin oder Stein reibt sich an Stein. Zum anderen trifft der Soundtrack genau die richtige Mischung aus stimmungsvoll und unaufdringlich. Die Musik ist dabei allerdings alles andere als peppig beschwingt, sondern schwankt zwischen mystischem Wabern mit elektronischen Einsprengseln und melancholischem, nachdenklichen Piano.

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Tatsächlich könnt ihr den Soundtrack z. B. bei Steam auch als DLC zum Spiel kaufen – für 4,99 Euro. Ob die Musik aber auch außerhalb des Gameplays funktioniert, finde ich schwer zu sagen. In „Pavilion“ jedenfalls spielt die Musik für die nachdenkliche Atmosphäre des Spiels eine wichtige Rolle.

Mein Fazit:

„Pavilion“ kostet für die Nvidia Shield, auf welcher ich das Spiel getestet habe, 10,99 Euro. Meiner Ansicht nach kann man diesen Preis für das Game durchaus hinlegen, denn es sind einige Stunden an Spielspaß drin. Ich empfehle euch aber das Spiel eher immer mal wieder in kurzen Sessions zu zocken. Sonst kehr bei langen Sitzungen doch eine gewisse Monotonie ein, welche der ansonsten wirklich tollen Atmosphäre sehr abträglich ist. Wehmütig macht nur, dass „Pavilion“ noch nicht komplett ist. Der aktuelle Release steht nur für das erste Kapitel. Kapitel 2 soll Anfang 2017 folgen.

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Falls ihr auf Denkspiele mit Atmosphäre steht, seid ihr bei „Pavilion“ der Nvidia LightSpeed Studios jedenfalls an der richtigen Adresse. Die Mischung aus retro und modern hat bei mir persönlich gezündet. Dank der teilweise fast schon esoterischen Musik habe ich manchmal fast wie in einem medidativen Zustand gefühlt, wenn ich nach und nach Glocken geläutet und Lichter in der Umgebung an- und ausgeknipst habe. Zwischendurch ist „Pavilion“ daher eine nette Abwechslung zu hektischem Geknalle wie „Uncharted 4: A Thief’s End“, das sonst meinen Gaming-Alltag prägt.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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