Offener Brief: Apple entschuldigt sich und erklärt Performance-Bremse

Die Geschichte mit den Batterien des iPhones hat sicherlich jeder mitbekommen (1, 2). Um Akkulaufzeit hoch zu halten und bei bestimmten Geräten den Shutdown zu vermeiden, wurde in bestimmten Szenarien die Performanceschraube nach unten justiert. Nicht die schlechteste Lösung, ohne transparente Kommunikation allerdings zu Recht sehr streitbar. Nun hat sich Apple in einem offenen Brief erklärt und Lösungen angeboten.

Man stellt klar, dass man nichts unternommen habe, um die Lebensdauer eines Apple-Produkts absichtlich zu verkürzen oder die Benutzererfahrung zu verschlechtern, um Kunden-Upgrades voranzutreiben. Alle wiederaufladbaren Batterien seien Verbrauchsmaterialien, die mit zunehmender chemischer Alterung an Wirksamkeit verlieren und ihre Fähigkeit, eine Ladung zu halten, abnimmt.

Die Zeit und die Anzahl der Ladezyklen einer Batterie sind nicht die einzigen Faktoren in diesem chemischen Alterungsprozess. Eine chemisch gealterte Batterie ist auch weniger in der Lage, Spitzenlasten zu liefern, besonders in einem niedrigen Ladezustand, was dazu führen kann, dass sich ein Gerät in manchen Situationen unerwartet abschaltet.

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Damit Kunden mehr über den Akku des iPhone und die Faktoren, die seine Leistung beeinflussen, erfahren können, hat Apple einen neuen Support-Artikel veröffentlicht: iPhone Batterie und Leistung.

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Vor etwa einem Jahr hat Apple iOS 10.2.1 ein Software-Update veröffentlicht, welches das Energiemanagement bei Spitzenlasten verbessern soll, um unerwartete Abschaltungen beim iPhone 6, iPhone 6 Plus, iPhone 6s, iPhone 6s Plus und iPhone SE zu vermeiden. Mit dem Update verwaltet iOS dynamisch die maximale Leistung einiger Systemkomponenten, sofern nötig, um ein Herunterfahren zu verhindern. Hier kann es aber sein, dass es in manchen Fällen zu längeren Startzeiten für Apps und anderen Leistungseinbußen kommt.

Dennoch, so Apple, sei die Kundenresonanz auf iOS 10.2.1  positiv, da es gelungen sei, das Auftreten unerwarteter Stillstände zu reduzieren. Man habe vor kurzem die gleiche Unterstützung für das iPhone 7 und das iPhone 7 Plus in iOS 11.2 integriert.

Laut Apple glaubte man nach erstem Nutzer-Feedback, dass die Berichte auf zwei Faktoren zurückzuführen sind: eine normale, vorübergehende Leistungseinbuße beim Upgrade des Betriebssystems, wenn das iPhone neue Software installiert und Anwendungen aktualisiert – und kleinere Fehler in der ersten Version, die inzwischen behoben sein sollten. Mittlerweile meint man aber, dass auch die anhaltende chemische Alterung der Batterien in älteren iPhone 6 und iPhone 6s, die noch mit Original-Akkus betrieben werden, der Punkt sind. Hier gab es ja damals ein Austauschprogramm.

Nun gibt es zwei Neuerungen: Zum einen werden die Kosten für einen Akku-Tausch nach der Garantiezeit von 79 Dollar auf 29 Dollar gesenkt – für jeden, der ein iPhone 6 oder höher besitzt, dessen Batterie ersetzt werden muss, beginnend Ende Januar und weltweit verfügbar bis Dezember 2018. Der deutsche Preis liegt hier bei 89 Euro ausserhalb der Garantie, bei Apple Care ist es mit drin. Mal schauen, was der Spaß in Deutschland kostet.

Details wolle man in Kürze bekannt geben. Des Weiteren wolle man bald ein iOS-Software-Update mit neuen Funktionen herausgeben, welches den Benutzern mehr Einblick in die Gesundheit der Batterie des iPhones gibt.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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34 Kommentare

  1. Ich finde das Verhalten inakzeptabel. Warum drosseln sie nicht die Display-Helligkeit?
    Das dürfte vermutlich der größte Energiefresser sein. Aber das würde ja direkt auffallen…

  2. das ist mal eine vorbildliche reaktion. dann kostet der dann halt 39€ mit original akku. Wenn ich an frühere zeiten denke, wo man das noch selbst erledigen konnte. dann hat ein original akku auch nicht viel mehr gekostet. Würde ich ein handy länger als zwei jahre behalten, würde ich nach zwei jahren deifnitiv so einen austausch machen.

  3. Es geht wohl primär nicht um die längere Akkulaufzeit als eher um die Spitzlasten, wo ein alter Akku aber diese benötigte Leistung nicht mehr liefern kann und sich das System/Handy dann abschaltet. Displayhelligkeit würde hier wohl wenig helfen.

    Trotzdem inaktzeptables Verhalten, wie du sagtest.

  4. Wann könnte man früher einen Originalakku selbst tauschen? Kann mich daran nicht erinnern. Aber Weingüter Schritt von Apple ist es, die ganzen Handy-Buden arbeiten mit minderwertiger Ware. Werde bei der Aktion zugreifen.

  5. Wenn man einen beschränkten Apple-Horizont hat vielleicht. Aber z.B. ein originaler S5 Akku hat um die 20€ gekostet.

  6. Habe ein iPad 2 und es ist elend langsam, wurde die schon langsame CPU noch weiter gedrosselt? Müsste es nicht die volle Leistung geben wenn es am Ladekabel hängt?

  7. Als ob es in Deutschland zu dem Preis angeboten werden würde. Wer’s glaubt … Hier darf weiter brav der volle Preis bezahlt werden.

  8. Schönes Beispiel für den Nutzen von Sammelklagen.

  9. BTW, Apple war der Hersteller, der den Markt mit der die durchschnittliche Nutzungsdauer von Mobile Devices vorsätzlich verkürzenden Innovation des nicht vorgesehenen userseitigen Akkuwechsels beglückte und den Userinnen den Floh mit den superdünnen Devices ins Ohr setzte. Samsung perfektionierte die vorsätzliche Verkürzung der durchschnittlichen Nutzungsdauer mit verklebten Gehäusen zur Erschwerung des DIY Akkuwechsels und zeitlich sehr begrenzten Updates. Ausreichend dünne Devices sind auch mit userseitig wechselbarem Akku möglich, dafür existieren genug Beispiele.

  10. @Ramona
    Meinst du die Akkus, die bei Amazon gekauft und sich dann als Fälschung herausgestellt haben, zu 100% (12 von 12 bei einem Testkauf).

  11. Warum integriert Apple das nicht einfach in den Energiesparmodus, der automatisch aktiviert und angezeigt wird und vom Nutzer deaktiviert werden kann?

    Und warum ist das iPhone nur auf 500 Ladezyklen ausgelegt, während das seltener aufzuladende iPad und sogar die Apple Watch auf 1000 Ladezyklen ausgelegt sind? Warum benötigt man für den Akkutausch Spezialwerkzeug? Warum kann man den Akku bei Apple direkt nicht käuflich erwerben? Warum gibt es Smartphones, die solche Probleme nicht in diesem Maße haben? Warum nimmt man in Kauf, dass ein unbedarfter Käufer ohne weitere Informationen annimmt, dass für Leistungseinbußen nicht unbedingt ein altes Smartphone, sondern der Akku verantwortlich sein könnte? Was kauft der eher? Den Akkutausch für 89€ (bzw. vielleicht 29€) oder ein neues Smartphone für zumeist über 700€ bis hin zum iPhone X für mindestens 1150€?

    Vielleicht könnte mir jemand diese Fragen beantworten. Ich fühle mich als iPhone-Nutzer leider immer noch etwas über den Tisch gezogen.

  12. In den Berichten wird doch die gedrosselte CPU Leistung bemängelt und hier entschuldigt sich Apple für eine verminderte Akkuleistung.Also entweder übersehe ich was oder Apple geht verkauft die Kunden mal wieder für Dumm und geht gar nicht auf die Anschuldigung ein.
    Und dann wird hier in den Comments auch noch von vorbildlich gesprochen?!

  13. Ah, hatte einen Absatz überlesen 😀

  14. Bei Apple ist die Drosselung der Leistung natürlich wieder eine Innovation

  15. @René: auch andere haben das selbe Problem. Da macht der hersteller gar nichts. Da geht das 1,5 Jahre alte Gerät mit 40% beim starten von Spotify einfach mal aus. Bsp s6 von Samsung

  16. Was ich aus dem Artikel nicht ersehen konnte, wer entscheidet, ob der Akku getauscht werden muss? Apple oder der Kunde?

  17. @Timido: Das ist das Zubehörteil, welches direkt auf der Samsungseite vermerkt ist.
    Die Fälschungen gab es beim dubiosen Onlinehändlern (inkl. die Lager von Marketplace und sich vermischt haben), z.B. beim normalen Elektromarkt hat man auch ein originales Zubehörteil bekommen.

  18. @Ramona

    So ist es. In normalen Elektromärkten und in seriösen Internetshops habe ich in der Vergangenheit immer einwandfreie Originalakkus erhalten.

  19. @Rene
    Das ist eben Marktwirtschaft: Der Markt bekommt, was der Markt will. Und der will dünne Geräte mit großen Displays. Dünn ist edel, dick ist globig. Dünn und stabil schließen sich aber auch aus, wenn der Preis eine Rolle spielt. Also wird getrickst: der Akku wird verklebt, das Gerät wird auch verklebt und trägt so zur mechanischen Stabilität des Gerätes bei. Das machen die Autohersteller mit den verklebten Frontscheiben seit Jahren so mit dem Ergebnis, dass ein Steinschlag eben doch zeitnah zum Riss der Scheibe führt.

  20. Was halt wirklich wieder mal schlimm ist wie aufgrund von Halbwissen diese ganze Diskussion geführt wird.

    Warum diese Drosselung auf Hinblick einer längere Nutzbarkeit der Handys Sinn macht wird hier ganz gut erklärt:
    https://www.reddit.com/r/apple/comments/7lorpo/battery_scientist_weighing_in_on_this_issue_of/

    Apple eine geplanten Verschleiß zu unterstellen um die Nutzer zu einem Neukauf zu drängen ist so gesehen ziemlich haltlos.

    Die absolut mangelhafte Informationspolitik seitens Apple ist allerdings zu recht zu kritisieren.
    Schon traurig wie man an diesem Beispiel sehen kann wie große Konzerne (nicht nur Apple) uns Kunden quasi für dumm halten.

    Zumindest hat der Druck eine Reduzierung der Wechselkosten für Akkus ergeben. Warum diese aber zeitlich begrenzt ist… absolut unverständlich. Als wenn das Problem bis Ende 2018 verschwunden wäre.

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