Netatmo Smart Video Doorbell: Smarte Videotürklingel im Test

Netatmo, eine Marke von Legrand, hat einige Smart-Home-Produkte im Angebot, darunter die Ende 2020 auf den Markt gebrachte Netatmo Smart Video Doorbell – Kostenpunkt 299 Euro. Diese kommt laut Leistungsbeschreibung mit vielen interessanten Sachen daher, sodass ich mir diese einmal angeschaut habe. Wir haben hier für unser Blog schon zahlreiche Video-Türklingeln getestet und kennen auch das Feedback unser Leser, wissen also, was diese von einer smarten Türklingel erwarten.

Ich versuche das Ganze nicht zu sehr ausufern zu lassen, denn die Installation einer smarten Klingel ist in den meisten Fällen identisch: Man überprüft, ob das Modell kompatibel ist und bringt es eben an – mit zusätzlichem Gong oder ohne. In fast allen Fällen ersetzt das smarte Modell die alte Klingel. Das entsprechende Zubehör hat bisher noch immer jeder Hersteller mitgeliefert, auch Netatmo. Im Gegensatz zu Ring oder eufy bringt man zur Netatmo Smart Video Doorbell aber ein separates Gong-Modul mit. Vor dem Kauf kann man die Kompatibilität hier checken.

Eine smarte Türklingel deckt (für mich) mindestens folgende Bereiche ab: Benachrichtigung auf mehrere Geräte, eine App mit der Übersicht der aufgenommenen Ereignisse und natürlich die Gegensprechanlage mit Video-Funktion, bestenfalls ohne Zusatzkosten. Das alles bringt die Netatmo Smart Video Doorbell mit. Aufnahmen werden nämlich auf der internen und mitgelieferten microSD-Karte gespeichert. Alternativ sind Dropbox oder ein FTP konfigurierbar. Vermutlich für die iPhone-Nutzer interessant: Die Netatmo Smart Video Doorbell unterstützt Apple HomeKit, ein HomePod kann somit als Gong fungieren. Alternativ: Es gibt natürlich eine Android-App und einen Alexa-Skill, der dann auf Zuruf das Bild zeigt oder Alexa-angebundene Lautsprecher als Klingel nutzt.

Benachrichtigungen auf das Smartphone erhält man nicht nur beim Klingeln an der Haustür. Wird eine Person erkannt oder eine Sabotage an der Videotürklingel erkannt, so wird umgehend über eine Push-Benachrichtigung mit einem Video des Ereignisses informiert. Hier habt ihr selbst die Einstellungsmöglichkeiten, ob ihr nur benachrichtigt werden wollt und/oder eine Video-Aufzeichnung erfolgen soll. Zudem lässt sich der Bereich der Personenerkennung durch Einrichtung von Alert-Zonen auf einen Teilbereich einschränken. Ferner kann man durch den eingebauten Lautsprecher und das Mikrofon in der Türklingel den Eindringling auf sich aufmerksam machen und ihn dadurch möglicherweise verschrecken und somit „in die Flucht schlagen“.

Die Videotürklingel verfügt über Full-HD-Auflösung mit einem Sichtwinkel von 140 Grad. Gegenüber ruckartigen Beleuchtungsänderungen will Netatmo mit einer HDR-Funktion gefeit sein. Im Dunklen setzt man auf eine Infrarot-Nachtsicht. Die Verbindung zwischen Videotürklingel und heimischem Netzwerk wird über WLAN aufgebaut, hier wird nur 2,4 GHz unterstützt – checkt vorher, ob ihr an der Tür WLAN habt! Die „Netatmo Security App“ steht zur Einrichtung und Fernsteuerung für Smartphones und Tablets unter Android und iOS zur Verfügung.

Optik und Verarbeitung der Netatmo Smart Video Doorbell:

Sämtliche Bauteile wirken auf mich hochwertig verarbeitet. Die Klingeloptik ist vermutlich Geschmacksache, ich selbst mag es. Unten haben wir den Klingeltaster, darüber Lautsprecher und Mikro, oben dann das Kameramodul mit dem Infrarotsensor.

Erwähnenswerte Spezifikationen der Netatmo Smart Video Doorbell:

Das Unternehmen setzt auf ein Kameraobjektiv mit 140°, da gibt es schon mehr auf dem Markt, allerdings behaupte ich mal, dass auch die 140° für die meisten Belange reichen. Das Modell ist nach IP44 gegen allseitiges Spritzwasser und feste Fremdkörper mit einem Durchmesser von 1 mm oder mehr geschützt. Gespannt bin ich mal, wie es im Sommer oder tiefen Winter aussieht – bei den Betriebstemperaturen gibt Netatmo -10 bis +40 °C an. Ansonsten: 1080p Aufnahmequalität und 2-Wege-Audio.

Wichtige Ergebnisse des Tests der Netatmo Smart Video Doorbell

Die Kamera erlaubt jederzeit den Zugriff von außerhalb des eigenen Netzwerkes über Apple HomeKit oder über die App. Hier habe ich mit mehreren Clients und nach mehrmaliger Neueinrichtung immer das identische Problem feststellen können: Der Zugriff im WLAN ist immer möglich, das klappt richtig flott – sowohl über die Netatmo-App also auch über HomeKit. Beim Mobilfunk war es dann so, dass HomeKit-Zugriff immer funktionierte, die Netatmo-App wollte aber in über 50 Prozent aller Fälle nicht verbinden und meldete einen Fehler (rechts im Bild):

Ganz ehrlich? Das ist für mich der aller-aller-aller-größte Knackpunkt an der ganzen Sache. Die Cam ist seit langem in der Entwicklung, Hardware-technisch auch echt gut. Aber dass die Software so unrühmlich bei mir agierte, ist schlecht. Und nein, nicht nur ich habe das beschriebene Problem, auch andere Besitzer kennen das. Einfach mal in das Netatmo-Forum schauen.

Bei Gegenlicht durch die Sonne ist das Bild von Menschen vor der Kamera kaum zu erkennen. Ansonsten sind die Aufnahmen gut, siehe Bild über diesem Absatz. Aber: Aufnahmen können nicht manuell gestartet werden. Es gibt keine kritischen Benachrichtigungen, wenn das Smartphone im Nachtmodus ist. Manchmal sind Videos in der App abgebrochen oder lassen sich nicht herunterladen (Fehler 10).

Man kann die Kamera dazu bringen, nur auf Personen zu achten. Bei anderen Netatmo-Kameras kann man das feiner einstellen, z. B. auch Autos einschließen. Immerhin: Bei Fehlerkennung kann man die Kamera trainieren, sodass z. B. eine Pflanze vor der Tür nicht dauernd als Mensch erkannt wird:

Ansonsten: Alert-Zonen kann man auch definieren, allerdings nicht frei, man muss das Sichtfeld in Quadrate aufteilen. Denn wir immer gilt: Nur auf eigenem, allein bewohnten Grundstücken darf alles gefilmt und aufgezeichnet werden. Angrenzende Bereiche sind tabu. Klingeln dürfen außerhalb nichts aufzeichnen, müssen quasi anlassbezogen beim Klingeln aktiv werden und auch keine Bilder über das Netz übertragen. Aber, ich mache hier keine Rechtsberatung, das muss halt immer der Kunde sicherstellen, dass er das auch für sich richtig handhabt. Ich weise aber dennoch darauf hin (meine Kamera ist nur bei Tests so angebracht).

Die App von Netatmo weist in den Einstellungen für das Speichern von Inhalten auf FTP, Dropbox und HomeKit Secure Video hin. Hier wird beschrieben, wie das Ganze aktiviert werden muss. Aber: Die Kamera unterstützt derzeit kein HomeKit Secure Video, die Beschreibung wird für eine Netatmo-Indoor-Cam angezeigt. Das ist verwirrend und ärgerlich. Immerhin: Das Update soll bald kommen.

Positiv empfinde ich es wirklich, vorhandene HomePods / an Alexa angebundene Lautsprecher als Klingel nutzen zu können. Auch das Einblenden über den Zuruf an Siri finde ich praktisch. Nutzer einer Apple Watch bekommen auch ein Vorschaubild:

Laut Beschreibung bekommt man einen Alarm, wenn die Klingel sabotiert wird. Das funktionierte nicht im Test, ich bekam lediglich nach einiger Zeit eine Offline-Meldung. Die 1080p-Video- und Sprachqualität (in beide Richtungen) würde ich als gut bewerten. Die Videos wirken etwas „fisheye“, aber bei dem Einsatzzweck ist das ok. Weitere Feststellungen: Aufnahmen lassen sich abspielen, löschen und herunterladen. Die Kamera hat keinen Akku und wird über euren Klingeldraht versorgt.

Am Ende bleibt: Es hätte so schön sein können. Auf dem Papier ist es die ideale Kamera für viele. Die Netatmo-Software und der selten funktionierende Zugriff über das Mobilfunknetz haben es echt bei mir zerstört. Keine Empfehlung, obwohl man ohne Abo unterwegs ist. Ansonsten funktionierte alles wie beschrieben. Aber das ist mir nicht die 300 Euro wert. Schaue ich von HomeKit weg, dann gibt’s da noch die eufy Doorbell für wesentlich weniger Euros, inklusive lokaler Speicherung. Und, na klar: Ring. Die haben zwar kein HomeKit und sind erst mit Abo so richtig brauchbar, aber das Amazon-Unternehmen bekommt echt gut funktionierende Lösungen hin.

Rechenbeispiel: Die Ring Video Doorbell 3 kostet 179 Euro, war im Angebot aber schon für 130 Euro zu haben. 30 Euro pro Jahr kostet das Ring-Abo. Man kann also gut und gerne 5 Jahre die Ring Video Doorbell 3 vollumfänglich nutzen, um auf den Preis der Netatmo zu kommen. Klar, kann man sich das noch schöner rechnen, wenn man das Ring-Modell für 99 Euro schnappt, aber ich will hier nicht alle Möglichkeiten nennen. Das darf dann jeder für sich entscheiden.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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11 Kommentare

  1. Tja, diese Klingel hatte ich letztes Jahr auch im Visier und hab gewartet und gewartet.
    Im Gegensatz zu Ring fand ich die lokale Geschichte ohne Abo wichtig. Störend fand ich hingegen das zusätzliche Modul für den Gong.
    Und dann kam Eufy, Klingeldrahtkompatibel ohne Abo und allen Funktionen die Netatmo bietet und der Möglichkeit den Gong einfach so zu nutzen für 100€ weniger.

    Nachteilig von beiden Geräten war halt das nur Ring direkt die Kamera auf den Echo Show anzeigte.
    Das lässt sich jetzt immerhin mit einem benutzerdefinierten Befehl „Wenn Klingel gedrückt -> zeige Eingang“ in einer Alexa Routine lösen.

    Netatmo kommt für mich zu spät, hat noch zuviele Kinderkrankheiten und kostet noch deutlich mehr als Eufy.
    Zu HomeKit kann ich nichts sagen, da ich auf Alexa und WLAN setze.

    Ich sage mal Danke für den Test und der Bestätigung für meine Entscheidung zu Eufy.

  2. Ich habe die Netatmo Doorbell auch im Einsatz seit ca. 4 Wochen, habe exakt die gleichen Probleme.
    Zusätzlich kommt andauernd der Fehler Kamera nicht verbunden, aber kann über die Home App von Apple das Bild einsehen.
    Alles in allem ist die trotzdem für mich Hilfreich und warte sehnsüchtig auf das kommende Update.

  3. Um aber doch mal auf die rechtlichen Aspekte zu sprechen zu kommen: wenn eine Haustür direkt zur Straße gerichtet ist, also zum öffentlichen Raum, bewegt man sich mit smarten Türklingeln doch vermutlich auf sehr dünnem Eis. Oder kann man den Teilen beibringen, einen Teil des Sichtfeldes zu „schwärzen“? Vermutlich hat man dann aber auch keine Köpfe mehr im Bild und das ganze ist witzlos.

  4. Hi Caschy,
    danke für den Test. Ich hatte schon überlegt, von Eufy zu Netatmo zu wechseln, wenn Homekit Secure Video kommt, aber das lasse ich dann lieber…

    Zu den Verbindungsproblemen: ich vermute, das ist irgendwie ein Routing und/oder IPv4/IPv6 Thema. Denn: bei mir ist es mit Netatmo Wetter und Außenkamera genau andersrum: im WLAN (Ex-Unitymedia mit IPv4 only) habe ich oft das von Dir beschriebene Problem. Switche ich dann zu Mobilfunk (Vodafone mit Dual Stack) klappt es sofort! Soweit ich weiß, hattest Du mal Telefonica? Sind die nicht auch noch IPv4 only?

    Vielleicht könntest Du das mit anderer SIM mal testen, wäre interessant…

  5. Öffentlicher Raum interessiert doch niemanden. Solange das Video nicht als Beweis herhalten muss

  6. Vielen Dank für den Test Cashy.
    Habe z.Zt die Classe 300X von Bticino (auch von Legrand) im Einsatz. Was mir hier fehlt ist die Homekit Anbindung und eine App für die Watch, ansonsten aber sehr zuverlässig per App verbunden.
    Ich vermisse sonst bei allen Smartklingeln die Videogegenstellenfür den Innenbereich. Ist für mich einfacher als immer das Iphone aus der Tasche zu kramen.

    • Moin,
      wie ist die Auflösung der Kamera bzw. wie gut ist das Bild von der Innenstation? ( HD oder besser)
      Bin auch auf der suche nach einer neue Video-Tür-Klingel.
      Ich habe schon so einiges gesehen, die meisten sind totaler Müll von der Bildqualität.
      Scharfe klare Bilder wären gut.

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