Nest iQ Überwachungskamera ausprobiert

Es ist schon eine Weile her als Google die Firma Nest aufkaufte. Die machen ihr Geld mit smarten Kameras, Rauchmeldern und Thermostaten. Recht lange dauerte es, bis die Lösungen auf dem deutschen Markt auch offiziell zu haben waren. Den Rauchmelder habe ich bereits getestet, auch Nest Outdoor und Nest indoor habe ich getestet. Nun hat das Unternehmen vor kurzem eine weitere Lösung auf den Markt gebracht, welche sich Nest iQ nennt. Eine leicht verbesserte Kamera. Auch diese habe ich mir natürlich angeschaut.

Fangen wir einmal mit dem Preis für die Nest iQ an. Sie kostet zum Zeitpunkt dieses Beitrags 349 Euro. Das ist natürlich einiges mehr als die Nest Cam Indoor Überwachungskamera, die man für 149 Euro bekommt. Wie schaut es rein technisch aus? Die Nest Cam IQ verfügt über einen 4K-Bildsensor (8 Megapixel), einen 12-fachen digitalen Zoom mit Optimierung sowie eine HDR-Bildverarbeitung (High Dynamic Range). Durch die beiden 940-nm-Infrarot-LEDs kann die Kamera laut Nest Labs im Nachtsichtmodus den ganzen Raum gleichmäßig ausleuchten, auch in schwärzester Nacht – und ohne roten Schein.

Der 4K-Sensor zeichnet Videos selber nur in 1920 x 1080p auf, die 4K-Funktionalität ist tatsächlich für den Zoom gedacht. Auch in Sachen Audio hat man nachgelegt, so soll der Lautsprecher der Nest Cam IQ-Kamera siebenmal so laut wie der des ursprünglichen Nest Cam-Modells sein.

Wie auch bei den bereits jetzt erhältlichen Lösungen gilt: Sämtliches Videomaterial wird vor dem Streamen und Speichern im Gerät verschlüsselt. Dazu verwendet Nest Cam IQ eine 128-Bit-AES-Verschlüsselung über eine TLS/SSL-Verbindung. Mit der Zwei-Stufen-Authentifizierung kann der Nutzer sein Nest-Konto doppelt sichern.

Standardansicht

Käufer von Kameralösungen müssen sich dieser Tage bei der Anschaffung viele Fragen stellen: Will man sich Gedanken um lokalen oder FTP-Speicher machen? Oder überlasse ich alles der Cloud? Viele Lösungen setzen bereits ausschließlich auf die Cloud und dies ist auch bei Nest der Fall. Nest bietet bei den Kameras eine Grundversion der Cloud-Speicherung an, wer mehr will, der muss zum kostenpflichtigen Nest Aware greifen. Kosten, die also bei Interesse zusätzlich auf den Käufer der Kameralösung zukommen.

Bisschen Zoom

Was bietet der Zusatzdienst Nest Aware? Folgendes ist mit drin: Vollständiges Aufnehmen eines 10-Tages-Videoverlaufes für 100 Euro – oder 30 Tage Vollaufnahme (auf Wunsch) für 300 Euro. Preis versteht sich pro Jahr. Monatspreise sind wie folgt: 10 Euro pro Monat oder 30 Euro pro Monat, monatlich kündbar. Das Jahresabo erspart euch also zwei Monate.

Ferner kann der Nutzer Alarmbereiche festlegen, beispielsweise Türen. Hier kann er dann gesonderte Benachrichtigungen erhalten, wenn Bewegung festgestellt wird. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, Clips und Zeitraffervideo zu erstellen, die man teilen kann. Entschließt man sich zum Abo, dann kann man auch die Personenwarnung scharf schalten, so bekommt man Benachrichtigungen, wenn eine Person gesehen oder gehört wird. Das kostenlose Abo enthält Aufzeichnungen der letzten drei Stunden und schickt auf Wunsch sofort Warnungen per App oder Mail, wenn etwas erkannt wurde.

Bevor ich zur Nest iQ komme möchte ich das Feld von hinten aufrollen und mit der App und dem Dienst beginnen. Schaue ich auf Kameraanbieter mit Cloud-Anbindung, so kann ich Nest nur applaudieren: Es ist die meiner Meinung nach beste App. Die Verbindung geht flott vonstatten, das Interface ist aufgeräumt und die Web-Version ist nützlich. Einige Mitbewerber haben beispielsweise keine Web-Oberfläche.

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Das finde ich sehr unpraktisch. Des Weiteren kann ich jedermann öffentlich oder per Passwort geschützt einen Link geben, sodass via Web auf die Kamera zugegriffen werden kann. In der App habe ich die Funktionen wie im Web. Das heißt: Sämtliche Einstellungsmöglichkeiten in Bezug auf Qualität und Auflösung sowie der schnelle Überblick über sämtliche im System eingebundene Kameras. Da dürfen sich einige Anbieter eine Scheibe abschneiden.

Die App erlaubt einige Komfortfunktionen, so greift auch Nest zum mittlerweile üblichen Geofense-Mechanismus. Dabei wird das Haupt-Smartphone erkannt und je nach Ort des Besitzers wird die Überwachung dann scharfgeschaltet. Verlasse ich das Haus, so wird automatisch überwacht, bin ich daheim, sind die Kameras aus. Natürlich kann man auch alles per Hand schalten oder einen Zeitplan einrichten.

Die Einrichtung einer neuen Kamera ist simpel. Man muss natürlich ein Nest-Konto haben und kann dann mit der App einen QR-Code auf der Kamera scannen. Ist diese erkannt, so übergibt man mittels Smartphone die Zugangsdaten zum WLAN. Im Falle der Nest iQ ist dies unter Umständen noch eine Ecke leichter: Sie erkennt einen Rauchmelder und kann sich mit diesem verbinden, um die entsprechenden Daten übernehmen.

Danach legt man zur Identifizierung der Kamera einen Namen (oder Bereich) fest und dann kann es direkt losgehen. Wie ihr die Kamera letzten Endes nutzt, bleibt euch überlassen. Ihr könnt sie dauerhaft aktivieren (Geräusch- und Bewegungsmeldungen dann besser nur schicken lassen, wenn man außer Haus ist), oder ihr schaltet die Kameras bei Bedarf. Letzteres ist auch angenehmer für das Datenvolumen – so eine Kamera kann 300 GB im Monat an Volumen verbrauchen – die Nest iQ sogar bis 400 GB im Monat.

Nachtsicht

Letzten Endes gibt es also zwei Modelle für den Indoor-Einsatz, wobei die Nest Cam iQ mit besser Nachtsicht und dem Zoom sowie der Funktion Supersight beworben wird. Mit der Funktion „Supersight“ kann Nest Cam IQ automatisch an Personen heranzoomen und deren Bewegung im Raum nachverfolgen, sodass dir die Identifikation leichter fällt. In der Nest-App siehst du dann gleich zwei Kamerabilder: die 130-Grad-Standardansicht sowie ein kleines Bild mit einer Nahaufnahme der jeweiligen Person.

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Supersight ist standardmäßig aktiviert und wird eingeschaltet, sobald deine Kamera eine Person entdeckt hat. Die Kamera nutzt dann den digitalen Zoom für Nahaufnahmen von dieser Person, damit du sie besser erkennen kannst. Bewegungen der Person werden von der Kamera automatisch nachverfolgt. Das funktioniert in der Praxis tatsächlich ganz gut.

Dennoch muss man sich als Käufer einer der Lösungen überlegen, ob dies das Killer-Feature ist. Letzten Endes wird der aufgenommene Bereich nicht größer und wenn ich ehrlich bin, ist es mir persönlich egal, ob das Zooming 4K beherrscht. Ich glaube nicht, dass das Mehr an Qualität zwingend den Aufpreis alleine rechtfertigt – bekommt man doch für das Geld bereits zwei der normalen Nest Indoor Cams. Wer sich für die Funktion begeistern kann: Sie funktioniert. Also nicht wundern, wenn bei mobiler Betrachtung eines Videos herangezoomt und einer Person gefolgt wird.

Fazit: Wenn man mit dem Preis für die Anschaffung und eventuell der Abo-Gebühr von Nest Aware leben kann, dann bekommt man in Sachen App und Hardware momentan wohl kaum etwas besseres. Die App ist logisch aufgebaut und er Zugriff erfolgt schnell. Das Teilen des Livestreams ist eine tolle Sache. Die Nest iQ macht vieles richtig, die Funktionen wie Nachverfolgung und Zoom funktionieren einfach. Auch das Mikrofon nebst Lautsprecher macht eine gute Figur und konnte mich überzeugen – wie auch der wirklich gute Nachtsichtmodus. Dennoch noch einmal als Wiederholung: Ich persönlich würde zur normalen Variante greifen, für den Anschaffungspreis kann ich nämlich zwei Geräte kaufen. Eine Nachverfolgung von Personen muss ich persönlich nicht nutzen.

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Kritikpunkte während der Nutzung: Man sollte bei der aktivierten Personenüberwachung (Nest iQ kann Gesichter erkennen und erlernen) darauf achten, dass kein Raum mit TV überwacht wird. Sieht die Nest Gesichter am TV, so kann es Warnmeldungen geben. Des Weiteren gibt es mit meinem iPhone derzeit wohl ein paar Probleme. Obwohl die Nest-App alle Rechte auf meinen Ort hat, meldet sie, dass sie seit Tagen nicht das Gerät orten könnte. Dieses Orten ist aber notwendig, um automatisch auf anwesend oder abwesend zu schalten. Hier muss ich mal noch genauer schauen, wo der Fehler liegt.

Abschließend: Denkt bitte vor einer eventuellen Anschaffung an Nest Aware. Meines Erachtens kann die Kamera zu Überwachung nur mit diesem ernsthaft genutzt werden. Dadurch fallen Kosten an, die sich zur Ausgabe der Kamera addieren.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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6 Kommentare

  1. Nennt mich ruhig altmodisch, aber ich werde mir ganz sicher keine Kamera ins Haus und in meine Wohnräume stellen. Ganz sicher nicht.

  2. Mir fällt da kein Einsatzzweck ein. Nutzt mir im Urlaub auf den Kanaren sowieso nix, wenn ich mitbekomme, daß jemand zu Hause die Wohnung leer räumt. Da ist das Geld in sichere Türen und Fenster sinnvoller angelegt.

  3. Hallo. Hat vll. Jemand ein Vorschlag für eine „dumme“ camera ohne cloud, China Servern und den üblichen Backdoors dadurch? Ich suche einfach eine wlan camera die ein h264, rtsp, mjpeg rausgibt.
    Mfg

  4. Hallo. Vielen Dank für die interessanten Einblicke. – Bezüglich der Verwendung der verschiedenen Nest Cams als Sicherheitskamera / Überwachungskamera / Surveillance Cam hätte ich da mal eine Frage, da ich noch keine Gelegenheit hatte, die Nest Cam indoor / outdoor oder auch die IQ Cam zu testen. Stimmt es, dass die Kameras, wenn es ein Alarmereignis (sei es Bewegung oder Geräusch) mit einer Pushmitteilung und / oder Mail gegeben hat, erst frühestens nach 30 Minuten wieder den nächsten Alarm in Form von Pushmitteilungen und / oder Mails absetzen können, auch wenn in der Zwischenzeit meine Wohnung ausgeräumt würde? Ist es korrekt, dass ich als User keine Einstellungsmöglichkeit habe, bezüglich dieses Zeitintervalles, in der die Kameras zwar Bilder in die Cloud schieben (falls diese nicht zwischenzeitlich abmontiert wurden) aber mir keine Mitteilungen senden kann? – Wenn dies so wäre, so wäre die Nest Cam als Sicherheitskamera meiner Meinung nach völlig ungeeignet.
    Um Rückmeldung bezüglich der Frage wird gebeten. Vielen Dank.

  5. Ich will das Szenario noch kurz präzisieren. Auch Einbrüche beginnen oft mit lauten Geräuschen, wie sie häufig für Fehlalarme (falsch positive Meldungen) typisch sind. Eine Kamera, die mir dann eine Pushmitteilung schickt, hernach aber für 30 Minuten keinerlei Lebenszeichen in Form weitere Meldungen an mich sendet, um mich nicht mit zu vielen Alarmen zu belästigen, sendet mir dann bei einem Einbruch die gleichen Zeichen, wie bei einem Fehlalarm, eine Meldung und dann mindestens 30 Minuten Ruhe… Solch ein Alarm würde sich also (sollte ich nicht jedesmal den live view bemühen) genauso bemerkbar machen, wie ein Fehlalarm. Derzeit nutze ich eine Arlo, die mich, wenn eine Person (und sei es meine Partnerin) die Wohnung betritt, mit Alarmmeldungen geradezu überschüttet. In diesem Fall ist es dann leicht solch eine grosse Anzahl an Meldungen von sporadischen Fehlalarmen zu unterscheiden und das finde ich gut so. So soll es sein, zumindestens optional.

  6. Mahmut Kursun says:

    Hat schon einen Nutzen in Firmen. Sobald da mal etwas mit dem Wert >1000 Euro wegkommt, machen sich die Leute gedanken um so eine Kamera.

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