Lootboxen: Ahndung von Transparenzverstößen ist aktuell lachhaft

Lootboxen sind in der Spieleindustrie in Varianten leider lange Zeit sehr populär gewesen und werden teilweise immer noch eingesetzt. Dabei kauft ihr einen „Booster“, „Pack“, „Crate“ oder wie auch immer der jeweilige Entwickler es blumig umschreibt. Gegen euer Echtgeld erhaltet ihr zufällig ausgewählten In-Game-Content. Besonders begehrte und mächtige Inhalte sind dabei natürlich selten vorzufinden. Diese Praxis stieß auf viel Kritik und wurde mit Glücksspiel vergleichen. Jetzt hat das europäische Alterseinstufungssystem PEGI (Pan European Game Information) eine Strafe wegen Verstößen beim Umgang mit Lootbox gegen Activision Blizzard und Plaion verhängt. Doch das Ergebnis ermuntert zu wahlweise lautem Lachen oder Kopfschütteln.

Was haben die Publisher konkret falsch gemacht? Die Vertriebe haben beim Einreichen ihrer Spiele „Diablo Immortal“ und „Hunt: Showdon“ (Limited Edition) zur Alterseinstufung bei der PEGI unterschlagen, dass die beiden Titel Lootboxen bzw. In-Game-Käufe einsetzten. Klingt nach einem harten Versäumnis, insbesondere, wenn man die politischen und rechtlichen Auseinandersetzungen um diese „Surprise Mechanics“, wie sie Electronic Arts gerne nannte, bedenkt. Dabei hatten Sprecher von Branchenverbänden und Publishern stets betont, wie ernst sie das Thema nehmen würden.

Auch die PEGI und das in Nordamerika zuständige Pendant ESRB betonten, sie würden mit Labels darauf hinweisen, wenn Spiele den In-Game-Verkauf forcieren. Schon 2020 kündigte man das an. Auch hohe Strafen von bis zu 1 Mio. US-Dollar bei Verstößen gegen die Transparenz durch die Publisher wurden in Aussicht gestellt. Doch was sollen Activision Blizzard und Plaion zahlen, weil sie bei den eingangs genannten Titeln gegenüber der PEGI die In-Game-Lootboxen verschwiegen haben?

Nun, es fallen je Publisher sagenhafte 5.000 Euro an. Das ist natürlich speziell bei „Diablo Immortal“, dessen In-Game-Käufe Millionen gescheffelt haben, wie ein schlechter Witz und ermutigt fast schon zur Intransparenz. 5.000 Euro ist dabei die Minimalstrafe, welche die PEGI für derlei Verstöße verhängt. Zugeben kann man, dass Activision Blizzard die PEGI mit ziemlicher Sicherheit nicht absichtlich in die Irre führen wollte, sondern einfach nachlässig gewesen ist. Denn: Die ESRB wies man korrekt auf die Lootboxen hin. Zudem durfte das Spiel deswegen nicht in den Niederlanden und Belgien erscheinen, wo es Gesetze gegen diese Art von In-Game-Käufen gibt.

Es wäre also naiv gewesen, anzunehmen, man könnte die PEGI hinters Licht führen. Gleichzeitig zeigt das Beispiel, wie lustlos offenbar mit dem Thema umgegangen worden ist – da man sich um potenzielle Strafen bei Schluder wohl eh keine ernsthaften Sorgen machte. Laut GamesIndustry sei das ein größeres Problem: Insbesondere viele Mobile Games würden Lootboxen enthalten, es sei aber schwer vor dem Herunterladen nachzuvollziehen. Viel Motivation, das zu ändern, gibt es nicht.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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2 Kommentare

  1. Ist ja bei der DSGVO noch viel schlimmer. Da werden tatsächlich hohe Strafen verhängt … nur werden die nie bezahlt! 1&1 zum Beispiel zog gegen die Millionenstrafe vor Gericht und musste am Ende nur Peanutzs zahlen.

    Die Strafen sind doch nur Blendgranaten fürs dumme Volk, nach dem Motto seht her wir tun was.

  2. Ein Spiel mit Loot-mechanik kommt mir nicht auf die Platte. It’s that easy.

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