„Life Is Strange 2 – Episode 3: Wastelands“ angespielt

In dieser Woche ist die dritte Episode der zweiten Staffel zu „Life Is Strange“ erschienen. Die Folge „Wastelands“ ist deutlich kürzer in der Spielzeit als die vorangegangenen Kapitel und bindet auch deutlich weniger spielbare Umgebungen ein. Leider schwächelt die Folge auch erzählerisch, so dass ich auf hohem Niveau enttäuscht gewesen bin.

So will ich keinen Hehl daraus machen, dass sowohl „Life Is Strange“ als auch „Life Is Strange: Before the Storm“ zu meinen Lieblings-Games zählen. Das liegt an den tollen Stories und Charakteren sowie dem herausragenden Soundtrack. Durch keine anderen Spiele habe ich je in meinem Leben so viele tolle Künstler entdeckt: Angus & Julia Stone, Daughter, Syd Matters – ganz großes Kino einfach.

Auch Episode 3 zu „Life Is Strange 2“ weiß mit seinem Soundtrack zu punkten und liefert mir tatsächlich auch eine neue Band, mit der ich mich bisher nie auseinandergesetzt hatte: Milk & Bone. Feiner Electropop aus Kanada, den ich direkt weiterempfehlen würde. Ansonsten ist „Wastelands“ für mich bisher aber im gesamten Franchise die wohl schwächste Episode – mit ca. anderthalb Stunden Spielzeit ist sie außerdem schnell verstrichen. Einige von euch dürften sogar in womöglich nur 45 – 60 Minuten durch sein. Denn ich habe mir noch im Verhältnis viel Zeit genommen, um viele optionale Dialoge zu führen.

Doch wäre die Spielzeit gut genutzt, hätte ich nicht viel zu meckern. Spoiler will ich euch hier nicht liefern, aber die Brüder Sean und Daniel drehen sich in dieser Folge im Wesentlichen im Kreis und der ganze Verlauf ähnelt der Episode 2 zu stark. Im Grunde gibt es keine wirkliche Entwicklung, vielmehr stehen die Diaz-Brüder einfach nach der Episode im Wesentlichen wieder da, wo sie angefangen haben. Dabei gab es Potential: Die beiden Brüder versuchen sich in eine neue Gemeinschaft zu integrieren.

Sean fühlt sich zu der etwas reiferen Cassidy hingezogen, während sein kleiner Bruder Daniel sich vom übercoolen Finn beeindrucken lässt. Das bietet Möglichkeiten für Konflikte mit Tiefe. Doch die Autoren wissen mit der Ausgangslage nicht so recht etwas anzufangen und verzetteln sich. So beschwert sich Daniel bei Sean darüber, dass letzterer zu viel mit dem Rest der Gemeinschaft, speziell natürlich Cassidy, herumhänge. Sean wiederum ist mehr oder minder unterschwellig auf Finn eifersüchtig. Gleichzeitig erklärt Sean aber in Dialogen mit anderen Charakteren, dass Daniel aktuell Freiraum wolle und lieber alleine sei, um sein Ding zu machen.

Ja, was denn nun? Die Autoren könnten hier natürlich Ambivalenzen zeigen: Einerseits will Daniel seine Selbstständigkeit finden, andererseits wünscht er sich Aufmerksamkeit von seinem Bruder. Doch es entsteht eher ein Widerspruch, weil vieles in hohem Tempo am Rande abgefrühstückt wird. So keifen sich die beiden Brüder an wie beleidigte Leberwürste – in der Regel wegen Kleinigkeiten. Keiner unterhält sich vernünftig mit dem anderen und auch als Spieler kann man da wenig Einfluss nehmen – ärgerlich.

So hat es „Wastelands“ tatsächlich geschafft, dass mir die zuvor lieb gewonnen Diaz-Brüder in dieser Episode beide auf die Nerven gehen – weil sich beide schlichtweg nur dusselig anstellen. Daniel spiegelt die Entwicklungen der letzten Episoden plötzlich nicht mehr wider und ist nur noch auf Krawall gebürstet. Sean wiederum jammert nur noch mit gebrochener Stimme vor sich hin oder schreit wild um sich. Kein Wunder, dass die Episode entsprechend „unglücklich“ endet.

„Life Is Strange 2“ erzählt dennoch immer noch eine schöne Geschichte, doch „Wastelands“ wirkt nun leider eher wie eine Pflichtübung oder eine Filler-Episode. Das Ende macht Hoffnung auf mehr Dramatik und Entwicklung für Episode 4. Und ja: So richtig schlecht ist auch die dritte Episode der zweiten Staffel nicht. Die Atmosphäre passt weiterhin und einige kleinere Nebendialoge geben dann doch mehr her, als der zentrale Konflikt, der plötzlich so hölzern wirkt.

Ich freue mich immer noch auf Episode 4, die leider erst am 22. August 2019 erscheinen soll. Allerdings hoffe ich, dass die Entwickler von DotNod für die nächste Folge zu alter Stärke zurückfinden. Habt ihr „Life Is Strange 2 – Episode 3: Wastelands“ auch schon durchgezockt? Wie sind eure Eindrücke?

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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5 Kommentare

  1. Spezialstrahl says:

    Ich stoppte mir die Zeit und war in etwa 2 1/2 Stunden durch. Schon komisch dass Du so schnell durch warst.
    Finde den Miitelteil durchweg solide. Bei LIS war auch der Mittelteil von der Story her durchwachsen.

  2. Alexander says:

    Sorry, aber ich verstehe diese Meinung nicht. Erstens hatte diese Episode wesentlich mehrere Gameplay Elemente und mehrere Outcomes zu Entscheidungen als die anderen Episoden. Zudem zu behaupten, dass die Episode zu kurz war, ist einfach nur Schwachsinn. Wenn man einfach durchrennt, ist es klar, dass man schnell fertig ist. Ich habe mir ALLES angeschaut und war erst nach 3 1/2 Stunden fertig. Und selbst wenn man sich nicht alles anschaut, ist man noch längst nicht in 1 Stunde fertig.

  3. André Westphal says:

    Ich kann ja nur angeben wie mein Eindruck war -ich finde die Reihe nach wie vor super, allerdings war ich durch die Episode einfach entsprechend fix durch und fand sie erzählerisch leider recht schwach. Dass ihr eine andere Meinung / positivere Erfahrungen hattet, ist doch super. Episode 4 wird bestimmt wieder für alle klasse :-).

  4. 90 Minuten? Und 45-60 Minuten sollen auch möglich sein?
    Keine Ahnung wie die Spielzeit gemessen wurde, aber das ist Unsinn sofern man nicht bewusst einen auf Speedrun macht.

    Der „Mover Edit“ auf YouTube geht über 2 Stunden und die anderen „Full Episode“ Videos dauern durchschnittlich so 3 Stunden.

  5. Jackharrier82 says:

    Vielleicht hätte das Lesen des Tagebuchs ihre Sichtweise geändert.

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