Lenovo Smart Display ausprobiert

Das Lenovo Smart Display ist in Deutschland angekommen. Man startet also – von Importgeräten einmal abgesehen – noch vor Google, die ja den Google Home Hub (hier unser Testbericht) und bald den Google Nest Hub Max als Assistant-Display im Feuer haben. Letzten Endes sind diese Geräte ein verlängerter Arm des Google Assistant und bieten einige, auf das Display zugeschnittene, Dienste. In Deutschland haben bereits Medien vor einiger Zeit ihre Apps auf eine Ausgabe auf einem Display angepasst und als einer der deutschen Partner ist auch Chefkoch mit an Bord. Weitere werden sicherlich folgen.

Design und Technik

Das Design meines Testgerätes ist schnell beschrieben. Der Nutzer sieht ein 10,1 Zoll großes Display mit einer Auflösung von 1920 x 1200 Pixeln, links daneben ist ein Lautsprecher und im Rahmen selber befindet sich auf der rechten Seite noch eine 5 Megapixel-Webcam (Videocalls bei 720p), beispielsweise für die Videotelefonie (dazu weiter unten was). Das Gerät ist so aufgebaut, dass das Display etwas nach hinten neigt.

So Braun-typisch es vorne auch von Dieter Rams hätte entworfen sein können, so sieht es hinten ganz anders aus. Erinnert an eine Arbeitsplatte und hat quasi einen Buckel / den Fuß dort, wo Lautsprecher und Netzanschluss sitzen. Der Rest ist ja eigentlich reine Tablet-Technologie. Das Lenovo Smart Display kann per Touchscreen bedient werden, hat aber auch echte Schalter, um die Lautstärke zu regeln. Auch an Bord: Ein Schalter, der das Mikrofon deaktiviert und eine Privacy-Blende für die Webcam.

Nackte Zahlen:

  • Design
    • Width x Height:173.87 mm x 311.37 mm
    • Thickness:12.5 mm — 136.02 mm
    • Weight:1.2 kg
    • Colour:Bamboo
    • I/O Buttons:1 x Microphone-Mute, 1 x Camera Shutter, 1 x Volume +/-
  • Display
    • Size:10.1”
    • Type:IPS
    • Resolution:FHD (1920 x 1200)
    • Screen:Direct Bonding
    • Rotating View:86° Wide Angle
  • Performance
    • Processor:Qualcomm® Home Hub Platform (Snapdragon™ 624, Octa-Core A53 1.8 GHz, 14 nm)
    • Audio:2″ 10W Full Range Speaker 2 x Passive Tweeters
    • Microphone:2 x 2 Dual Microphone Arrays
    • RAM:Up to 2 GB
    • Flash (eMMC):Up to 4 GB
  • Multimedia
    • Front Camera:5 MP Wide Angle
    • Video Call:720p
  • Connectivity
    • WLAN:2 x 2 WiFi 802.11 ac, 2.4G/5G, MIMO
    • Bluetooth®:Bluetooth® BLE
  • What’s In The Box
    • Lenovo Smart Display (10), Cable, Adapter, Quick Start Guide, Warranty Card

Lenovo Smart Display im Einsatz

Wie eingangs erwähnt: Letzten Endes hat man einen Google Assistant mit großem Bildschirm. Wobei der Assistant natürlich deutlich mehr im Mittelpunkt steht bei einem Gerät mit Display. Eingerichtet wird per Google-Home-App, man macht das Gerät quasi mit seinem Account vertraut und bindet ihn ins WLAN ein. Zurückgegriffen wird dabei auf die Informationen des einrichtenden Smartphones, Spotify und Co werden automatisch erkannt, andere Musikdienste können übernommen werden. YouTube ist selbstverständlich auch dabei, ich hätte sogar maxdome einbinden können.

Unterstützte Video- und Musikdienste werden auf Zuruf unterstützt, des Weiteren unterstützt das Smart Display von Lenovo auch das Google-Cast-Protokoll. Warum das wichtig ist? So kann man vom Display nicht direkt unterstützte Dienste auf das Display beamen. Film schauen? Einfach vom Android-Smartphone aus im VLC Media Player starten und auf das Display bringen. Klappt sogar, um Inhalte von Netzwerkspeichern auf das Display zu bringen.

Musikdienste sind natürlich auch spielend einfach möglich. „OK Google, spiele das Album Herzeleid von Rammstein“ und so etwas eben. Spotify-Nutzer können auch direkt Spotify-Connect nutzen, um die Musik vom Smartphone aus auf dem Display zu steuern.

Ansonsten klappt natürlich „das Übliche“, was ich Kennern des Google Assistant und Lesern unseres Blogs nicht separat erklären muss. Kalendereinträge abfragen oder einrichten, ebenso Dinge wie Einkaufslisten, Erinnerungen, Wetter oder Wissen. Fragt man Wikipedia ab, dann wird ein Anriss gelesen, ein Klick auf einen Link bringt einem zum Beitrag auf Wikipedia. Der Mehrwert? Der fehlt mir hier. Ich kann natürlich ein Smartphone in die Hand nehmen und das identische machen. Ich kann auch ohne Hände mit meinem Smartphone sprechen, ihm Aufgaben erteilen – beim Display bekomme ich eben ein visuelles Feedback.

Videoanrufe mit Google Duo? Klappten in meinem Test trotz erfolgter Verknüpfung in der App gar nicht. Weder annehmen noch initiieren. Kommt wohl noch. Hoffentlich. Denn sonst hätte man den Hauptgrund für die Kamera ganz klar verrissen. Ich bin alle Hilfethemen durchgegangen, auf meiner Seite ist zumindest alles richtig eingerichtet. Dicker Punktabzug.

Auf der Startseite des Lenovo Smart Display geht es ab und an mal ab – ihr habt hier die Auswahl zwischen diversen „Bildschirmschonern“, beispielsweise Kunst, Weltall – oder ihr nutzt Google Fotos. Die kann man übrigens auch auf bekannte Gesichter beschränken, dann wird auf ein smartes Album zugegriffen. Weil mich persönlich das Wechseln immer störte, habe ich die klassische Uhrzeit anzeigen lassen. Auch da gibt es unterschiedliche Designs. Ansonsten: Vorschläge. Man sieht das Wetter und den Verlauf sowie Vorschläge. Spotify, YouTube und die Empfehlungen, was der Assistant so kann.

Lenovo Smart Display im Smart Home

Wie auch der Google Assistant oder Google Home beherrscht das Lenovo Smart Display Smart Home. Lampen und eingebundene andere Smart-Home-Geräte lassen sich auf Zuruf steuern. Ihr habt kompatible Kameras – beispielsweise die von Nest? Dann könnt ihr direkt einen Livestream anzapfen und die Kamera im Blick behalten.

Direktes Aufrufen klappte in 4 von 5 Fällen. Lichter schalten: Die Smart-Home-Steuerung wird dabei via Sprache initiiert, alternativ die Bedienleiste via Wischen von oben nach unten hervorgeholt.

 

Wie auch bei Google Home oder dem Assistant erfolgt der Befehl im Stil von: „OK, Google, schalte die Lampen im Wohnzimmer an“. Oder so. Funktioniert, ist kein Hexenwerk – aber auch dafür brauche ich eigentlich kein Display.

Was war da mit dieser Chefkoch-Sache noch oben? Mal davon ab, dass ich mir so ein Display nicht in die Küche stellen würde: Ja, es klappt. Ich kann Google nach einem Rezept für Erbsensuppe fragen und bekomme mehrere Ergebnisse angezeigt – auch abseits von Chefkoch. Ich kann dann mit dem kochen anfangen oder das Rezept zum Kochbuch hinzufügen – zum schnelleren Aufrufen später. Startet man den Kochvorgang – also am Display – so kann man sich die Zutaten vorlesen lassen oder direkt die Anleitung. Die werden dann der Reihe nach vorgelesen, jedes Mal müsst ihr den nächsten Schritt per Touch oder Sprache anfordern.

Der direkte Start von Chefkoch? Der öffnet die Chefkoch-App selbst und bietet den Zugriff auf zunächst 300 kuratierte und für den Sprach-Zugriff über Smart Display bearbeitete Rezepte, weitere 500 sind in Arbeit. Die Rezepte sind in acht Kategorien unterteilt (z. B. Ostern, Grillen, Vegetarisch, Italienisch, etc.), sämtliche Zutaten, benötigte Utensilien sowie die einzelnen Zubereitung-Schritte werden vom Assistant vorgelesen und auf dem Display angezeigt.

Ganz ehrlich: Die Idee ist nett, mehr aber auch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich viele Leute davon inspirieren lassen. Das Sprechen mit dem Display fand ich überaus nervig und langatmig und ich persönlich würde jedes schmierige Handy- oder Tablet-Display dem sprachgeführten Assistenten vorziehen.

Lenovo Smart Display (oder generell Smart Displays mit Google Assistant) im ersten Fazit

Der Lautsprecher geht für die Größe in Ordnung. Klingt zwar nicht besonders ausgewogen, aber es ist eben ein Smart Display und keine Stereoanlage. Für ein paar Songs, irgendwann mal funktionierende Videotelefonie und Medien reicht es. Das Display ist ausreichend hell und schön anzusehen, auch aus schlechtem Winkel.

Alles andere finde ich fast überflüssig – und das liegt nicht mal an Lenovo. Ganz ehrlich: Für die reine Smart-Home-Steuerung – wenn ich denn auf den Google Assistant setze – nehme ich einen Google Home oder einen Google Home Mini. „Ja, aber du kannst den Livestream einer Kamera sehen“. Ja, nett. Mehr aber auch nicht. Nische. Bilder anschauen? Gähn! Rezepte? Ja, ne – lass mal. Musik hören? Siehe Smart-Home-Steuerung. Für mich persönlich so überflüssig wie ein Echo mit Display. Und der Preisverfall in den USA zeigt bereits wenige Monate nach Marktstart, dass es wohl Menschen gibt, die dies ähnlich sehen. Aber hey: Nicht falsch verstehen – WENN ihr einen Anwendungszweck dafür habt, dann ist das Lenovo Smart Display wirklich toll. Würde ich sogar einem Alexa-Smart-Display wie dem Echo Show sogar vorziehen, da ich viel mit den Google-Diensten arbeite.

Erhältlich ist das Lenovo Smart Display in zwei Ausführungen: zum einen mit 10-Zoll-Display und Bambus-Verkleidung auf der Rückseite (239 Euro) und mit etwas kleinerem 8-Zoll-Display und grauer Rückseite (179 Euro).

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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18 Kommentare

  1. Zusammenfassend: so überflüssig wie ein Doppelbett für den Papst. Wer unbedingt ein Tablet braucht, kriegt für 239 € was viel besseres.

  2. Kann man damit Sonos bedienen?

    • Noch nicht. Sonos hat Google Assistant Kompatibilität angekündigt, ist aber noch nicht verfügbar (wohl derzeit in geschlossener Beta).

  3. joshuabeny1999 says:

    Also der Google Home Hub tut sich auf meinem Nachtisch als Bilderrahmen ganz gut. Immer die neusten Fotos. Ich finde ihn echt nett.

  4. KraftKlotz says:

    Also ein relativ schlechtes Tablet mit eingeschränkten Funktionen und einer Mono Box.
    Ich denke das der Markt dafür überschaubar groß sein wird.

  5. Sascha Pallenberg says:

    Habs seit 3 Monaten im Einsatz und zwar in der Kueche… wenn ich es nicht nutze werden Bilder angezeigt. Wie Caschy schon sagt, das Display nutze ich auch faktisch kaum und vor allen Dingen wirklich dann nur sehr eingeschraenkt.

  6. Florian P. says:

    Mein Einsatzzweck wäre auch für die Küche. Sieht man da die Restzeit von Timern, die man gestellt hat? Wenn ich das jetzt beim Kochen mit meinem Google Home mache, muss ich immer nachfragen, wie lange der Timer noch läuft. Eine Anzeige wäre da super. Und kann man auswählen, was im Idle-Modus angezeigt wird? Bilder, Wetter, etc.?

  7. Wenn ich überlege, was man in China (wo sitzt Lenovo? ) für ein einfaches Android Tablet bezahlt, dann ist der Preis schon deutlich überzogen.

  8. sprichwort: jeden tag steht ein dummer auf

  9. Meine Güte! Liebe Motzer, dann kauft euch das Ding halt nicht.
    Wir haben den Google Home Hub in der Küche. Zeigt unsere Urlaubsbilder, die Zeit, das Wetter und Termine. Vor allem siehst du auch was der Home versteht und kannst reagieren. Youtube Videos und anderen Kram streamen während des Abwasches. Nur Sky Ticket ging irgendwie nicht.
    Bin mit dem Teil absolut zufrieden und würde mir keinen „normalen“ Home mehr kaufen.

  10. Kann man mit den Dingern denn – ggf. per App – lineares TV empfangen , insbesondere ARD/ZDF ? Dann wäres einfach ein kleiner Fernseher mit Sprachsteuerung für überall da wo 15 oder 20 oder mehr Zoll völlig überkandidelt wären. Also eben Küche , Bad , Nachtisch. Früher gab es sowas u. a. von Quelle -Universum mit einer 13-cm (ca 5,2 Zoll) Schwarzweiß_Röhre!!!_, hatte MW-und UKW -Radioteil, VHF/UHF -analog-TV, Eingang für 12 V Autobatterie und wog ich weiß nicht mehr wieviel … Für Camper oder Vielreisende oder eben auf dem Nachttischchen … damals als Jugendlicher mein „feuchter Traum“ – und nicht erreichbar !

  11. Hat das Ding eigentlich einen Webkit-fähigen Browser an Bord (z.B. Chrome)? Frage deshalb, weil ich es ggf. zur Visualisierung (läuft im Browser) meines Smarthomes nutzen würde.

  12. Mich würde der Stromverbrauch interessieren. Als „Immerangerät“ für mich ein nicht unwichtiges Argument. Habe jetzt auf die Schnelle nichts dazu gefunden.

    • die Blumenvase verbraucht bei mir und meiner Nutzung im Jahr ca 15€ pro Gerät. Das Lenovo-Teil dürfte aber wesentlich mehr Strom haben wollen (ich gehe mal vom Doppelten aus) –> gemessen über einen KNX-Schaltaktor mit Strommmessung.

  13. ich finde das Ding hässlich. Habe ein Moto sphre und nen Mediapad M5pro.. Macht dasselbe und mehr weils ja ein richtiges Tablett ist.. und der Sound vom Sphre wird von dem Ding sich nicht eingeholt..

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