Langzeitstudie Massenkommunikation 2020: Streaming-Dienste gewinnen weiter an Bedeutung

Die Ergebnisse der ARD/ZDF-Massenkommunikation-Langzeitstudie des Jahres 2020 liegen vor. Demnach bleiben Fernsehen und Radio dominant. Die Nutzung von Streamingdiensten nehme allerdings weiter zu und das Bewegtbild gewinne generell an Bedeutung. Mehr als sieben Stunden am Tag nutzen Menschen in Deutschland laut der Studie Medien. Die Verschiebung der Nutzung von linearen Quellen zum Internet setze sich weiterhin fort.

Bezogen auf die Gesamtbevölkerung erzielen die Fernsehsender und Radio­programme immer noch die höchsten Reichweiten und längsten Nutzungsdauern. Das dürfte in Deutschland sicherlich auch an dem hohen Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung liegen. Die Reichweitenverschiebungen vom linearen Fernsehen zu Video-Streamingdiensten fallen laut ARD und ZDF, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, im Vergleich zum Vorjahr nur leicht aus. Je jünger die Nutzerinnen und Nutzer seien, desto stärker erkenne man jedoch den Trend zur überwiegend unterhaltungs­orientierter Videonutzung im Internet.

An der Spitze der Audio-Angebote liege wiederum aktuell noch insgesamt das lineare Radioprogramm. Musik-Streamingdienste und YouTube haben die Radiosender bei den unter 30-Jährigen bei Reichweite und Nutzungsdauer allerdings bereits hinter sich gelassen. Knapp die Hälfte der gesamten Mediennutzungszeit (424 Minuten) entfalle jedoch auf Bewegtbildinhalte mit netto 213 Minuten (+ 9 Minuten im Vergleich zu 2019), gefolgt von Audio (179 Minuten, – 7 Minuten) und Artikeln (53 Minuten, – 1 Minute).

Die Corona-Krise habe nun dafür gesorgt, dass die Bewegtbildnutzung angestiegen sei, während die Audionutzung gesunken sei. Das führen ARD und ZDF auf den Wegfall des Arbeitsweges zurück, auf dem typischerweise Musik konsumiert werde. Zu 100 % schlüssig klingt das für mich persönlich jedoch nicht, denn dafür können die Menschen ja im Home-Office eigentlich verstärkt Musik lauschen.

Mit 72 Prozent der täglichen Videonutzung entfalle laut der Studie im Gesamtpublikum die meiste Zeit auf lineares TV. 28 Prozent der Nutzung sind Nutzungsformen, wie Sendermediatheken, Video-Streamingdienste, YouTube, DVDs etc. Wichtiger Hinweis: Schaut man speziell zu den 14- bis 29-Jährigen ist das Verhältnis dagegen umgekehrt: 28 Prozent der Videonutzung entfällt hier auf lineares Fernsehen, die restlichen 72 Prozent auf die weiteren Verbreitungswege für Bewegtbild mit Video-Streamingdiensten wie Netflix und Amazon Prime Video (39 Prozent) sowie Videos oder Fernsehsendungen auf YouTube (19 Prozent). Erstmals in der Geschichte der Studie seit 1964 sei Bewegtbild nicht nur in der Gesamtbevölkerung, sondern auch bei den 14- bis 29-Jährigen die Mediennutzungsform, auf die das größte Zeitbudget entfalle. Bislang hatten die Jüngeren die meiste Zeit mit der Rezeption von Audio-Inhalten verbracht.

Musik aus dem Internet gewinne aber dennoch an Bedeutung. Jeder Fünfte ab 14 Jahren werde damit an einem Durchschnittstag erreicht. Bei den intensivsten Audio-Nutzern, den 14- bis 29-Jährigen, habe Musik aus dem Netz das Radio bei Reichweite (58 Prozent gegenüber 51 Prozent) und Nutzungsdauer (102 gegenüber 66 Minuten) überholt. Podcasts bzw. Radiosendungen auf Abruf würden pro Tag von nur etwa drei Prozent der Menschen genutzt. Die Zahl derer, die Podcasts zumindest hin und wieder hören, wachse jedoch: Aktuell hören 20 Prozent mindestens einmal pro Woche Podcasts.

Die Zeit, die im Internet mit medialen Angeboten verbracht wird, steigt immer mehr an. In der Gesamtbevölkerung sind es inzwischen 126 Minuten medialer Internetnutzung, denen 114 Minuten nicht-medialer Internetnutzung – also Kommunikation, Gaming, Shopping etc. – gegenüberstehen. Bei den 14- bis 29-Jährigen übersteigt die Nutzung medialer Inhalte mit 275 Minuten die Mediennutzung über klassische Ausspielwege mit 145 Minuten inzwischen sogar. Diese Tendenz dürfte sich innerhalb der nächsten Jahre dann wohl in allen Altersgruppen ausbreiten.

Die Daten der ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie 2020 basieren auf einer Dual-Frame-Stichprobe von insgesamt 3.003 deutschsprachigen Personen ab 14 Jahren in Deutschland. Die Studie wurde vom Institut GIM durchgeführt und dauerte von Ende Januar bis Ende April 2020.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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12 Kommentare

  1. Bei mir stellen sich in Sachen Streaming-Dienste leichte Ermüdungserscheinungen ein, da alles extra kostet und man auch die Zeit haben muss die so zu nutzen, das die Kosten sich halbwegs lohnen!
    Im Moment sind die Streaming Dienste meiner Wahl: Amazon Prime (preisliche unschlagbar als häufiger Amazon Besteller), Netflix (noch! Da ich mir die Preispolitik nicht so gefällt und auch die neuen Sachen dort mich nicht immer interessieren), Disney+ (habe ich nur mal wegen dem Einführungsangebot mitgenommen. Nachdem ich alle Starwars- und Marvel-Filme durch habe ist es uninteressant geworden und wurde gekündigt).
    Evtl. käme mal Apple TV+ in betracht, da ist mir aber noch zu wenig Content vorhanden.
    Wenn ich lese, wer noch alles einen Streaming-Dienst aufmachen will, kommen bei mir doch leichte Zweifel auf, ob die sich in Zukunft für den Anbieter rechnen, zumal die TV-Mediatheken sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.

  2. Wow, schon wieder 9 Minuten Plus. Ist es nicht toll, dass wir Institute haben, die das so genau ausrechnen können?
    Schade eigentlich, dass es nicht auf die Sekunde genau ist. Aber das kommt sicher noch, sonst bin ich traurig.

    Mmm, da hat doch Thomas Knüwer schon drüber geschrieben: https://www.indiskretionehrensache.de/2019/10/ard-zdf-onlinestudie/ Lesenswert für ale, die „Dual-Frame“ für einen gewichtigen Fachbegriff halten.

    Und wieder darf ich fragen, warum hier eine Pressemitteilung mit all ihren verschwiegenen Schwächen und Buzzwörtern nachgeplappert wird, statt die kritischen Fragen zu stellen, die Thomas Knüwer letztes Jahr in seinem Blog(!) durch den Kopf gingen.

    Für den Fall, dass hier nach Wörtern bezahlt wird: Eine kritische Auseinandersetzung hätte mehr Geld gebracht.

    • Der Artikel geht auch noch nicht weit genug. Schon die Rufnummern. Außer meiner Oma ist niemand in der ganzen Familie noch im Telefonbuch verzeichnet, seit zig Jahren.
      Und wir machen auch nicht bei Preisausschreiben zu Kaffeefahrten für Datensammler mit. Woher sollen die überhaupt Rufnummer und demografische Daten haben?
      Das gilt für die Teenager schon dreimal.

      Eigentlich ist es ja so: Fernseh“anstalten“ die ihre beste Zeit hinter sich haben beauftragen Umfragemethoden die ihre beste Zeit hinter sich haben um Minuten an Werbeagenturen, die ihre beste Zeit hinter sich haben, zu verkaufen. Die Interessen dürften bei diesem Kollektiv klar sein.

      Nein, das Fernsehen verliert doch nicht an Bedeutung, niemals, klassische Werbung auch nicht und Telefonumfragen () beweisen es!!

  3. Ah ja….. Radio und Fernsehen sind dominant……..
    Was sollte bei dem Auftraggeber ARD/ZDF auch anderes raus kommen. Irgendwie muss man die Fortführung der Zwangsfinanzierung ja rechtfertigen.
    Jeder, der ernsthaft ein anderes Ergebnis erwartet, dem ist eh nicht mehr zu helfen.

    • Ich glaube ernsthaft nicht, dass denen das Ergebnis dabei wichtig ist. Die leiten ihr Existenzrecht ja aus dem Grundgesetz ab und werden deshalb noch lange nach dem Ende des linearen Fernsehens den Menschen Geld aus der Tasche ziehen.

      • Steht nirgends im Grundgesetz.
        Es wurde lediglich geurteilt, dass der Staat ÖR errichten und Zwangsgebühren dafür einführen darf. Aber es gibt keine staatliche Pflicht das zu tun.
        Wenn die Boomer mal gänzlich aus der Politik verschwunden sind kann sich das Blatt schnell wenden. Es muss nur ein Bundesland ausscheren und das System fällt auseinander.

    • Wenn du so eine Studie in Auftrag geben würdest, dann müsste da wohl ein anderes Ergebnis herauskommen, oder?!

    • Virlleicht ganz lesen? Sie sind gesamt dominant, aber bis 29 Jahre ganz schwach. Also bei denen, die damit aufgewachsen sind und Rentnern dominiert ist. Und letztere schauen sicher mehr als Partygänger.

    • Der ÖRRundfunk braucht sich nicht zu rechtfertigen. Solange er berichtet was die Regierung verlangt, besorgt sie ihm die Gelder. Von wegen unabhängig. Und obwohl einige dem ÖRRundfunk entsagt haben müssen sie trotzdem dafür zahlen. Eine Rundfunkreform ist überfällig. Der ÖRR muss neutraler, kleiner, informativer und billiger werden.

  4. Immer wieder das gleiche. Alle Umfragen sehen das wir alle GEZ brauchen. Wenn man deren Gehälter sieht wird einem schwindelig, da würde ich auch drum kämpfen. Ein paar hunderttausend Euro Einkommen ist keine Problem, im öffentlich rechtlichen TV.

    Ich schaue eigentlich nur noch Streaming, Bestenfalls nebenbei normales TV, dass mir mittlerweile auch auf den Sack geht mit der vielen Hirnwäsche Werbung, das geht sogar kaum noch nebenbei. Das einzige was ich noch von den alten Medien permanent nutze ist Radio im Auto, da sind mir allerdings die Streaminganbieter auch zu teuer. 10€ für ein bisschen Musik jeden Tag ist mir zu viel, zuhause höre ich keine Musik.

    Ich bin dafür das Programme Angebot in Deutschland, öffentlich rechtlich finanziert, DEUTLICH zu reduzieren. Braucht tatsächlich jedes Bundesland ein eigeneres drittes Programm? Auf jeden Fall gehören deren Gehälter und Pensionskassen überprüft. Die leben wie die Maden im Speck. Alle müssen sparen nur die öffentlich rechtlichen nicht? Kann nicht sein!

  5. Woran das wohl liegt?
    Wenn man sich den Müll im TV anschaut, lohnt es sich ja nicht diesen zu nutzen.
    Daher bin ich (Ü40) auch immer mehr bei Netflix.
    Aber muss für ARD/ZDF zahlen, obwohl ich diese Sender nicht mal nutze, weil deren Programm noch schlimmer ist als bei den Privaten, die ja nur noch aufgewärmte Rankingshows, Starsendungen, oder langweilige Liveshows bieten.

  6. Hallo legomio, an pensionen kannst du aber nur in die zukunft gerichtet was ändern. Bereits erworbene pesnionsansprüche sind eigentum daß du nicht enteignen darfst es sei denn die person hätte sich was zuschulden kommen lassen. änderungen der Versorgungsansprüche der ÖR-MitarbeiterInnen kann man also nur für die zukunft neu gestalten , genau wie für alle anderen Bediensteten. natürlich kann man Aufwachsraten schon heute gezahlter Pensionen kappen , aber der Anspruch der heute auf bereits geleistete Dienstjahre da ist ist da .

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