Kostenlose Rücksendungen: Im Modehandel möglicherweise bald Geschichte

Aktuell ist es noch in vielen Online-Shops möglich, oft ab einem gewissen Warenwert, Fehlkäufe kostenlos zu retournieren. Gerade für Modeartikel wird das gerne in Anspruch genommen, da man die Kleidung ja zwangsweise nicht vor der Bestellung anprobieren kann. Da wird dann auch schon einmal ein Kleidungsstück direkt mehrfach in unterschiedlichen Größen bestellt, wohl wissend, dass man nur die passende Größe behalten wird. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung könnte damit aber bald Schluss sein.

Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH) geht nämlich davon aus, dass zumindest im Modehandel kostenlose Retouren bald der Vergangenheit angehören. Genannt werden primär die gestiegenen Kosten, welche aktuell noch die Händler tragen. So steigen die Preise für Transport und Verpackung. Die Händler werden diese Mehrkosten also stärker an die Kunden weiterreichen. Ketten wie Uniqlo und Zara haben bereits reagiert und Rücksendegebühren von 2,95 bzw. 1,95 Euro pro Rücksendung eingeführt.

Der BEHV nimmt an, dass bald weitere Anbieter nachziehen werden. Zunächst teilten aber zumindest Amazon, Otto und Zalando mit, derzeit keine Pläne für kostenpflichtige Rücksendungen zu haben. Allerdings sollte man sich wohl auch da keine Illusionen machen: Auch wenn die Rücksendungen nicht direkt kostenpflichtig werden, dürften die Händler jene Kosten natürlich bei den Waren einpreisen. Letzten Endes zahlt der Kunde dann also auf anderem / indirektem Wege.

Retouren kosten den Handel jedes Jahr viel Geld und Deutschland ist hier „führend“ in Europa. Je nach Produktsegment gibt es hierzulande Rücksendequoten von bis zu 75 %. Im Bereich Mode geht in Deutschland z. B. im Durchschnitt jedes zweite Paket zurück. Das ist natürlich nicht nur wirtschaftlich für den Handel ein Problem, sondern auch in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit eher unschön. Letzten Endes darf man also gespannt sein, ob der BEVH da mit seiner Prognose recht behält.

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69 Kommentare

  1. Zitat: „Die Händler werden diese Kunden also stärker an die Kunden weiterreichen.“ Und ich dachte Menschenhandel wäre verboten! 😉
    Verwunderlich finde ich es aber, dass noch keiner den Fehler bemerkt hat.

  2. Sehr schön, wird auch Zeit ! Sind wir ehrlich, der überwiegende Teil der Rücksendungen besteht aus Ware die die Leute gar nicht wollten, oder einmal zum Ausgehen angezogen haben dann geht es wieder zurück, da es ja so einfach ist. Natürlich trifft es auch eine „kleine Minderheit“ der „ehrlichen“ Kunden, wie gesagt eine Minderheit.
    Bei Schuhen kann ich viele Kommentare verstehen, geh mal in den Einzelhandel und suche was über 47/48…. Und zum teil fallen die Grössen extrem Unterschiedlich aus. Aber natürlich gibt es auch Einzelhändler, die einem etwas bestellen können und man kann es vor Ort anschauen und anziehen. Bei uns im lokalen Nike Store bin ich einfach auf die Website von Nike verwiesen worden, danke NIKE !

  3. Ich sehe es wie viele andere hier. Wenn die Hersteller beziehungsweise der Onlinehandel es endlich schaffen würde verlässliche Größen bei Kleidung und Schuhen hinzubekommen, könnte man sich Rücksendung eventuell ersparen oder reduzieren. Einkaufen vor Ort ist je nach Lage keine Möglichkeit. Die öffentlichen Verkehrsmittel fahren teilweise nicht oder nur mit sehr langen Anfahrtsweg, mit dem Auto in die Stadt zu fahren ist nicht umweltfreundlicher und teurer als eine Rücksendegebühr. Für mich ganz persönlich kommt noch dazu, dass ich im Regelaall keine Beratung will. Verkäufer die mir irgendetwas aufschwatzen wollen oder mich fünf mal fragen ob ich zurecht komme brauche ich einfach nicht. Außerdem ist online die Auswahl schlichtweg deutlich größer und auch bei schwierigeren Größen findet man etwas im Gegensatz zum stationären Handel.

    • Ich genieße eine gute Beratung. Ich habe inzwischen vorort zwei Läden, da weiß ich schon, wann meine lieblings Fachverkäufer:innen arbeiten, und nur dann komme ich. Der Vorteil: ich sage, was ich brauche, dann dauert es 5 Minuten und dann habe ich das genau passende in der Umkleide. Das kostet 30 % mehr als bei Amazon, dazu noch ein Trinkgeld, das ist es mir aber wert.

      Ich fahre da mit den Rad hin, da kann ich kostenlos direkt vor dem Haupteingang parken. Das kostet mich leider oben drauf noch 30 Minuten, denn sonst komme ich kaum in die Stadt, aber auch das ist es mir wert. Ganz gelegentlich bestelle ich meine besten Stücke dann noch einmal im Internet. Aber die kenne ich dann ja auch schon und die passen dann.

      Blind im Internet bestellen finde ich bei Mode bekloppt.

  4. Ich frage mich ja warum man nicht endlich mal etwas an den veralteten Kleidergröße ändert. Es gab ja schon so Ansätze wie presize.ai, aber oftmals würde es ja schon genügen wenn pro Kleidungsstück Umfangreiche Maßangaben existieren würden. Selbst so essentielle Dinge wie Ämellängen findet man nur sehr selten.

    Ist die Modebranche noch nicht in der digitalen Zeit angekommen oder was ist da los? In der heutigen Zeit sollte es doch für jedes Stück digitale Schnittmuster mit entsprechend umfangreichen Maßangaben geben. Warum stellt man diese nicht, ähnlcih den Datenblättern in der Technikwelt, zur Verfügung?

  5. >>Das ist natürlich nicht nur wirtschaftlich für den Handel ein Problem, sondern auch in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit eher unschön.

    Laut statistischem Bundesamt ist der Anteil verkaufter weiblicher Mode etwa doppelt so hoch wie der männliche Anteil. Gleichzeitig finden deutlich mehr Frauen Umweltschutz (für die Jüngeren: Klimaschutz, das nannte man früher mal Umweltschutz) wichtiger als Männer.

    Wenn das eigene Handeln und die eigene Überzeugung divergent auseinanderläuft…

  6. Ich hatte vor ca. 15 Jahren auch mal ein Loophole entdeckt bei einem Versender:
    Ab Warenwert 50€ versandkostenfrei. Ware für 50€ bestellt und dann Überschuss zurück geschickt… habe ich aber nicht oft verwendet ^^
    OT/FYA:
    Es gibt eine King of Queens Episode S05E21 wo es um Klamotten Umtausch geht
    https://www.fernsehserien.de/king-of-queens/folgen/5×21-kaufrausch-34403

  7. Die Argumentation mit gestiegenen Kosten ist natürlich immer ein Totschlagargument. Nur vergisst der Lobbyverband BEVH zu erwähnen, daß reine Online-Händler wie Zalando oder amazon keine teuren Immobilienmieten in bester Lage wie z.B. H&M oder Zara zu tragen haben. Daß diese stationären Filialisten wie eben H&M oder Zara anders kalkulieren müssen als die online-only Händler sollte auf der Hand liegen. Daher mal wieder viel heiße Luft.

  8. Gerade im Modebereich ist es ganz einfach, keine (nahezu) kostenlose Rücksendung – kein Kauf.
    Aufgrund der bei vielen Herstellern schlicht frei erfundenen Größenangaben bleibt einem faktisch nichts anderes übrig als mindestens zwei Größen pro Artikel zu bestellen.

    Und selbst damit kann man noch daneben greifen. Hatte es schon öfter, dass selbst ein T-Shirt in Größe S an mir wie ein Kartoffelsack hing, und das obwohl M normalerweise wunderbar passt.

  9. Ich sehe hier auch eher die Vorbereitung einer Gewinnmaximierung als irgendwas ökologisches.

    Wenn bei uns in der Familie online Klamotten bestellt werden, dann meist mehrere Artikel von einem Händler.
    Wenn es da wirklich um Versandkosten oder Klimaschutz beim Paketversand ginge, würden die eine Bestellung nicht auf 5 Pakete verteilen.

    Katastrophal war die Zeit, als meine Söhne mit Schuhgröße 38 bis 40 Jungenschuhe brauchten. Kindergrößen gab es nicht mehr, Herrengrößen noch nicht. Damenschuhe mit rosa Glitzer wollte man nicht tragen. Nach einem ganzen Vormittag in der Stadt und einem statt benötigten 6 Paar Schuhen, haben wir online bestellt und es nicht bereut.

    Kann man nicht zur Kundenbindung z.B. alle 100 Euro gekaufte Artikel eine Gratisrücksendung anbieten?

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